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Rezension zu
Hummeln fliegen auch bei Regen

Gnadenlos und optimistisch

Von: Leselaunen
22.03.2018

Depressionen sind auch in unserer heutigen Gesellschaft häufig immer noch ein Tabuthema. Ich oute mich an dieser Stelle als Betroffene. Ich selbst litt jahrelang an depressiven Episoden und weiß, was es bedeutet, dagegen ankämpfen zu wollen und die Verständnislosigkeit der Mitmenschen ertragen zu müssen, sowie immer wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Die Beine sind schwer wie Blei, die Gedanken kreisen um immer gleiche Dinge, sodass der Kopf zu platzen droht. Für alles hatte ich eine super Ausrede: Ich war schließlich psychisch krank. Irgendwann lernte ich, dass Akzeptanz der Schlüssel ist und vor allem, dass Selbstmitleid keine Option sein darf. Durch „Hummeln fliegen auch bei Regen“ von Andrea Kraft, fühlte ich mich in die schwerste, aber auch wichtigste Zeit meines Lebens zurück versetzt und vor allem verstanden. Andrea Kraft gelingt es, den Leser mitzunehmen in die Welt einer Depressiven. Die Figur der Hannah erschien mir von Beginn an sehr authentisch und erinnerte mich an mich selbst in den schlimmsten Tagen der Depression. Die schweren Glieder, die Spannungskopfschmerzen verursacht durch ein Gedankenkarussell, welches nie stillstehen will und die tiefen Zweifel, welche sich in die eigene Seele gegraben haben. Ich konnte mit Hannah mitfühlen. Von Anfang an empfand ich sie als eine Art Freundin, die das aussprach, was ich damals fühlte. Ich musste fast schmunzeln, wenn sie für jede Verabredung und jede kleine Herausforderung ihre Krankheit als Ausrede nutzte. Freunde und Familie reagieren nur noch entnervt, weil sie hilflos sind und weil Hannah´s Verhalten sie mürbe macht. So ergeht es wohl vielen mit dieser Erkrankung. Kraft schreibt ehrlich, schonungslos und aufrüttelnd. Mir gefiel die Gnadenlosigkeit, mit welcher Hannah´s Freundinnen sie versuchen zurück ins Leben zu holen. Denn nur so kann es gelingen. Sich selbst zu bedauern ist keine Lösung. Und das wird Hannah immer wieder klar. Sie fliegt nach Mallorca, lernt auf dem Flug eine sehr inspirierende ältere Dame kennen, die ihr eigenes Kind verlor und wieder gelernt hat, das Leben zu lieben. Sie verliebt sich in Lukas, den sie noch aus Kindertagen kennt und hat endlich wieder Ziele. Selten hat mich in den letzten Monaten ein Buch so begeistert wie dieses. Natürlich liegt das auch an dem persönlichen Bezug. Aber auch unabhängig davon schafft es Andrea Kraft den Charakteren Leben einzuhauchen, optimistisch und treffend zu formulieren und über Depression zu informieren. Dabei gelingt es ihr, einen lebensbejahenden Umgang zu beschreiben.

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