Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Wir sagen uns Dunkles

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wir sagen uns Dunkles

Von: Myriade
04.04.2018

Helmut Böttiger „Wir sagen uns Dunkles. Die Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan“ DVA 2017 ISBN:978-3-421-04631-4 Ich wollte dieses Buch lesen, weil ich dachte, es wäre eine Gedichtesammlung und ich sowohl die Gedichte von Paul Celan als auch die von Ingeborg Bachmann sehr schätze. Tatsächlich handelt es sich um eine Doppelbiographie mit dem Fokus auf die Beziehung zwischen den beiden. Eine durchaus interessante, detailreiche Biographie aus der ich eine Menge erfuhr, nicht nur über die beiden Lyriker sondern auch über etliche andere Personen, die in ihren Leben wichtig waren sowie über finstere Seiten des Literaturbetriebs. Die erste Begegnung zwischen Celan und Bachmann fand in Wien statt, was mir das Lesen der biographischen Daten erleichterte, weil ich viele der erwähnten Personen zumindest dem Namen nach kenne. Die Liebesbeziehung zwischen Celan und Bachmann war nicht nur unkonventionell sondern auch äußerst schwierig bis sie völlig unmöglich wurde. Ein ständiges Hin und Her zwischen Anziehung und Ablehnung, kurze gemeinsame Zeiten, dann wieder langes Schweigen und Entfremdung. Bachmann lebte zum Zeitpunkt der ersten intimen Begegnung mit Celan mit Hans Weigel zusammen. Celan heiratete kurz nach einem zweiten gescheiterten Versuch mit Bachmann zusammenzuleben Gisèle de Lestrange. Zwischen den kurzen Episoden des Zusammenlebens gab es manchmal eine sehr intensive Korrespondenz, manchmal lange Phasen des Schweigens. Zum Beispiel schrieb Celan zu einem Zeitpunkt an dem Bachmann den Eindruck hatte, dass es zu einer Annäherung gekommen war: „Lass uns nicht mehr von Dingen sprechen, die unwiederbringlich sind, Inge – sie bewirken nur, dass die Wunde wieder aufbricht, sie beschwören bei mir Zorn und Unmut herauf, sie scheuchen das Vergangene auf – und dieses Vergangene schien mir so oft ein Vergehen. Du weißt es, ich habe es dich fühlen ja wissen lassen – sie tauchen die Dinge in ein Dunkel, über dem man lange hocken muss, um sie wieder hervorzuholen, die Freundschaft weigert sich hartnäckig, rettend auf den Plan zu treten, – du siehst, es geschieht das Gegenteil von dem, was Du wünschst, Du schaffst, mit ein paar Worten, die die Zeit in nicht gerade kleinen Abständen vor dich hinstreut, Undeutlichkeiten, mit denen ich nun wieder ebenso schonungslos ins Gericht gehen muss wie seinerzeit mit Dir selber“ p.88 Sehr interessant fand ich die Analyse von Werken beider Autoren, die die gegenseitige Beeinflussung und das sich aufeinander Beziehen zeigen. Eigentlich unabhängig voneinander aber steuerten ihrer beider Leben auf die Katastrophe zu. „Man kann es nicht ohne Erschütterung lesen, wenn Klaus Demus, der jüngere, langjährige und bewundernde Freund, nach einem Besuch in Paris im März 1962 und einer Abweisung im April einen bewegenden Brief an Celan schrieb: „Mein lieber, mein geliebter Paul! Wenn Du mich lieb gehabt hast in so vielen Jahren, wie ichs ja weiß, wenn du meine Liebe gespürt hast: dann gib diesem Brief dem schwersten meines Lebens, soviel Gehör als Du kannst. Ich habe Dir das Äußerste, das Allerletzte zu sagen. Ich schwöre es Dir, dass es allein aus mir kommt, dass niemand mich beeinflusst hat , dass ich allein von mir zu Dir spreche. Alles hängt davon ab, dass Du mir das glaubst. Was ich zu sagen habe, kannst du mir wohl nicht glauben – es geschähe denn ein Wunder: weil diese winzigste Chance besteht, die letzte und äußerste, die meiner Freundschaft zu dir aufgegeben ist, habe ich es zu sagen. Paul, ich habe den entsetzlichen ganz gewissen Verdacht, dass Du an Paranoia erkrankt bist.“ p.239 Celan fühlte sich immer mehr auch von den wohlwollendsten Freunden angefeindet und verfolgt. Nach tragischen Vorfällen und mehreren Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken, wählte er im April 1970 den Freitod. Bachmann starb 1973 mit 47 Jahren. Sie litt in den letzten Jahre ihres Lebens an einer gravierenden Angstneurose und an Panikattacken und hatte eine ausgeprägte Medikamentensucht.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.