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Rezension zu
Artemis

Diversität um der Diversität willen und immer wieder Längen

Von: Sonne
13.04.2018

Ich stieß die Luke auf und stürzte hinein. Alles verschwamm mir vor den Augen, ich schnappte hektisch nach Luft. Mit einem Tritt verschloss ich die Luke, griff nach dem Notvorrat und riss den Sicherungsstift heraus. Der Verschluss flog weg, und die Luft strömte in die kleine Kammer. Es ging so schnell, dass die Hälfte kondensierte und als Dampf in der Schleuse schwebte, weil die rasche Ausdehnung mit einer starken Abkühlung einherging. Beinahe ohnmächtig sank ich zu Boden. -- INHALT: Jazz Bashara lebt in der einzigen Stadt auf dem Mond, Artemis, und hält sich bei den teuren Lebensbedingungen einigermaßen über Wasser, indem sie kleinere kriminelle Tätigkeiten ausführt. Ihr Ziel ist es, mit den anderen EVA-Meistern Ausflüge auf der Mondoberfläche ausführen zu dürfen, aber dafür braucht sie Geld für einen anständigen Raumanzug. Als ihr für einen Coup eine Million geboten wird, scheinen alle Sorgen vergessen, und sie nimmt das Angebot ohne zu zögern an. Doch der Plan geht nicht auf: Sie wird entdeckt und ihr Auftraggeber ermordet. Und nun sind die Täter hinter ihr her... MEINE MEINUNG: Zuerst im Selbstverlag erschienen, 2014 von einem Verlag gekauft, zum Bestseller geworden und von Ridley Scott verfilmt - das ist die Erfolgsgeschichte von Andy Weirs Debüt "Der Marsianer". Nach langen Jahren des Wartens legt er nun mit "Artemis" einen neuen Science Fiction- Roman vor, der wieder auf einem fremden Planeten spielt, dieses Mal auf dem Mond. Es wird versucht, vieles anders zu machen: Statt einem Überlebenskampf in unwirtlicher Umgebung geht es nun um einen fehlgeschlagenen Coup, statt eines männlichen Protagonisten haben wir eine weibliche Hauptfigur, und wir begleiten eine Riege von diversen Charakteren. Und doch scheint der Autor sein bestimmtes Schema nicht ablegen zu können, was irgendwann sehr anstrengend wird. Jazz Bashara ist Muslimin, sie ist intelligent und gewitzt - und sie ist definitiv eigentlich ein Mann. Es ist schön, dass männliche Autoren einen anderen Blickwinkel einnehmen wollen und dass ein Sci-Fi-Roman aus eben diesem erzählt wird, aber hier tritt wieder der klassische Fall davon ein, dass ein Mann meint, aus der Sicht einer Frau schreiben zu können und gnadenlos daneben liegt.Die pubertären Witze haben bei Mark Watney funktioniert, aber sie tun es nicht bei Jazz, ihre ewige Reduktion auf ihren ach so vielen Sex nervt, und kaum eine Frau würde von sich denken, dass sie im T-Shirt eines Mannes schon "sehr sexy" aussieht. Dementsprechend ist für weibliche Leser eine Identifikation definitivsehr schwierig. Auch der Rest der Figuren ist von Diversität geprägt, aber gefühlt eher um genau dieser Diversität willen - bei Dale zum Beispiel, der offen schwul ist, was man daran merkt, dass er immer und immer wieder darauf hinweist. Charaktere sind Andy Weirs Schwäche, und das wird hier sehr deutlich. Seine Stärke, die technischen und wissenschaftlichen Informationen und Details nämlich, spielt er dafür wieder aus - die Erklärungen sind anschaulich, die sich daraus ergebenden Handlungsstränge größtenteils interessant. Wenn man mal von der recht langatmigen ersten Hälfte absieht, in der beinahe nichts passiert. Erst nach dem Mord wird es spannender, als Jazz um ihr Leben fürchten und daher einen guten neuen Plan aushecken muss. Trotzdem gibt es immer wieder Längen, denn dieser Plan hat sehr viel, und ich meine wirklich sehr viel, mit Schweißen zu tun. Wo im Debüt des Autors jedes Kapitel mit einem fiesen Cliffhanger endete, treibt einen hier nicht so wirklich viel zum Weiterlesen an, und das ändert sich leider auch zu selten. Dafür gibt es einfach zu wenige neue Elemente und zu wenige Charaktere, die man wirklich ins Herz schließt. Es bleibt zu hoffen, dass Weir sich in seinem nächsten Roman wieder an seine Stärken hält. FAZIT: In "Artemis" versucht Bestseller-Autor, löblicherweise mehr Diversität bei seinen Figuren unterzubringen, vergisst darüber aber das Innenleben eben dieser. Zudem hat die Geschichte so einige Längen, wodurch an vielen Stellen kein richtiges Lesevergnügen aufkommen mag. 2,5 Punkte dafür, abgerundet auf 2.

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