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Rezension zu
Warum Wale Fremdsprachen können

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vom Hineindenken in denkende Tiere

Von: Jasna H.
20.04.2018

Lange Zeit begriff der Mensch sich als das einzig "denkende Tier". Fähigkeiten, wie das Vorausdenken, die Aneignung von Wissen oder die Orientierung mittels kognitiver Karten galten als Beweise dafür, dass der Mensch dem Tier überlegen war. Doch gibt es wirklich keine Tierarten, die über diese "menschlichen" Fähigkeiten verfügen? Wie können wir überhaupt ein Bild davon bekommen, welche Denkleistungen Tiere vollbringen können? Diesen Fragen geht die Wissenschaftsjournalistin Katharina Jakob in "Warum Wale Fremdsprachen können" nach und nimmt ihre Leser mit auf eine Reise um die Welt. In erster Linie begegnet sie dabei Wissenschaftlern, die sich der Erforschung verschiedener Tiere verschrieben haben. Daher ist das Buch auch keine bloße Aneinanderreihung unterhaltsamer oder lehrreicher Fakten aus der Tierwelt, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer interessanten Wissenschaft. Jakobs Schilderungen stehen stets unter dem Eindruck der Wertschätzung dessen, was die Tierforscher, zumeist durch langwierige Arbeit, erreicht haben. Auch wenn der Forschungsarbeit eine große Bedeutung zugemessen wird und auch grundlegende Begriffe der "animal cognition" sowie allgemeine Forschungsgeschichte dargelegt werden, lässt sich "Warum Wale Fremdsprachen können" sehr leicht lesen. Durch die Schilderung der Begegnungen mit den Wissenschaftlern und ihren Tieren bleibt Jakobs Bericht lebendig und unterhaltsam. Die einzelnen Kapitel ermöglichen jeweils einen kleinen Einblick in die Welt einer Tierart und in die Erforschung derselben - den meisten Raum beanspruchen die Kapitel zu Walen, Hunden und Vögeln, aber auch zu Bienen, Kraken, Präriehunden und Menschenaffen legt Jakob viele erstaunliche Fakten vor. Welche das sind, sollte jeder für sich selbst entdecken können - ich hatte auf jeden Fall viele schöne, lustige und augenöffnende Momente mit dem Buch, die sicher noch lange nachklingen werden. Nebenbei sei noch gesagt, dass mir der Titel dieses Sachbuchs irreführend erscheint; insofern, dass die angesprochenen Wale mit Fremdsprachenkenntnissen nur am Rande eine Rolle spielen, nämlich in dem letzten Kapitel, in dem Jakob einen knappen Ausblick über verschiedene aktuelle Forschungsprojekte bietet. Das ist schade für den Leser, der sich durch den Titel locken lässt und anschließend vielleicht enttäuscht ist, keine abschließende Antwort auf diese Frage erhalten zu haben (was im Übrigen auch nicht möglich ist, da die Forschung zu diesem Thema noch im vollem Gange ist). Zu Marketingzwecken eignet sich der Titel natürlich hervorragend, da er eine der steilsten Thesen enthält, die in diesem Buch vorgestellt werden - nicht anders werden in den Medien vielfach Forschungsergebnisse für ein weites Publikum soweit vereinfacht oder dramatisiert, dass die Wissenschaftler ihre eigenen Erkenntnisse nicht wiedererkennen. Für mich untergräbt der Titel leider, was das Sachbuch so besonders und lesenswert macht: Hier werden nicht einfach nur Erkenntnisse dargestellt, die für eine Anekdote à la "Wusstest du schon, dass..." auf der nächsten Feier herhalten - im Gegenteil: Jakob weckt das Bewusstsein dafür, dass hinter jeder Erkenntnis harte wissenschaftliche Arbeit steht, die oftmals ebenso bemerkenswert ist wie das Ergebnis selbst. "Warum Wale Fremdsprachen Können" ist jedem zu empfehlen, der sich für Tiere interessiert und ihre Welten ein wenig besser verstehen möchte. Katharina Jakob ist ein interessanter und anschaulicher Überblick gelungen, der über weite Strecken sogar vergessen lässt, dass es sich hier um ein Sachbuch handelt - stattdessen wird dem Leser auf leichte und unterhaltsame Art nähergebracht, was ein vielschichtiges Thema ist - ohne aus den Augen zu verlieren, dass die Erforschung tierischer Fähigkeiten noch lang nicht abgeschlossen ist.

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