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Rezension zu
Gleis 4

3 Generationen - eine Geschichte mit Tiefgang & erzählerischem Können

Von: Ramona | El Tragalibros
04.03.2015

Inhalt: Isabelle Rast hat eigentlich nur ein Ziel: Urlaub, Meer und Strand. Doch als ein älterer Herr um die 70 ihr beim Tragen ihres Koffers behilflich ist, denn Isabelle hat eine Operation hinter sich, und dieser Minuten später tot umfällt, entscheidet sie sich dagegen, um der Polizei bei ihren Ermittlungen zu helfen. Der Name des Mannes ist schnell geklärt und seine Witwe aus Kanada auf dem Weg nach Zürich. Doch wieso hat Martin Blancpain ein zweites Handy, das zufällig in Isabelles Hände gerät und was wollte er ihr mit seinem letzten Atemzug und dem gehauchten „Bitte…“ sagen? Meinung: Alles scheint vom Zufall abhängig, als Isabelle Rast sich beim Tragen ihres Koffers helfen lässt, der ältere Herr plötzlich tot umfällt und sie in seinem letzten Atemzug um etwas bitten will, das er nicht mehr aussprechen kann. Aufgelöst und schockiert beschließt Isabelle ihren geplanten Urlaub abzubrechen, denn die Polizei möchte von ihr so viele Informationen von ihr wie möglich. Als sie entdeckt, dass die Mappe des Toten samt seinem Handy mit ihr nach Hause gelangt ist, ist sie unentschlossen, ob es der Polizei übergeben soll. Als dieses plötzlich klingelt und der anonyme Anrufer kein Wort sagt, ist Isabelles Neugierde geweckt. Denn Martin Blancpains Handy wurde in seinem Hotelzimmer gefunden. Also wieso hat der Fremde dann zwei? Als Isabelle die Witwe von Martin, Véronique, aus Kanada kennenlernt, werden immer mehr mysteriöse Informationen bekannt. Denn Tatsache ist, dass Martin ihr nie etwas von seiner Jugendzeit in der Schweiz erzählt hat. Kann es also sein, dass er vor so vielen Jahren ein Verbrechen begangen hat, weshalb ihn auch seine Familie nicht sehen will? Franz Hohlers Figuren sind nicht nur interessant, sondern stur und unnachgiebig. Sie ähneln sich auf der einen Seite und sind doch durch Kultur, Herkunftsland, Vergangenheit, Sprache und ihrem Altersunterschied ganz unterschiedlich. Aus drei Frauenperspektiven erzählt der Autor nicht nur die Geschichte von Martin Blancpain, der mit 17 Jahren aus der Erziehungsanstalt geflohen und nach Kanada emigriert ist. Er erzählt die Geschichte von Isabelles Tochter Sarah, deren Vater ein afrikanischer Arzt ist, der nach der Affäre mit ihrer Mutter in sein Heimatland und zu seiner anderen Familie zurückgekehrt ist. Er erzählt aber auch Véroniques Geschichte, die Martin erst mit 40 kennenlernte und nichts über seine Jugendzeit weiß und letztendlich erzählt Gleis 4 Isabelles Geschichte, die in einem Altenheim arbeitet und deren Neugierde sie dazu treibt mehr und mehr über den Fremden, dessen letzte Minuten sie miterlebt hat, herauszufinden. Isabelle lernt dadurch nicht nur eine neue Freundin aus einem fernen Land kennen, sondern findet in der Vergangenheit eine Geschichte, die nie ans Tageslicht gekommen ist, ein Familiendrama, das nicht nur ein Leben dauerhaft verändert hat und, dass der Zufall manchmal gar nicht so zufällig ist, wie es im ersten Moment scheint. In der Geschichte von Gleis 4 begibt sich Isabelle in detektivischer Manier auf die Suche nach der Wahrheit und lernt dabei auch etwas über die Vergangenheit ihres Landes kennen. Franz Hohler weiß dabei, wie er um die eigentliche Story noch Erzählstränge ausweitet, die am Ende wieder zusammenlaufen, womit er nicht nur einen Überraschungseffekt einbaut, sondern sich über den Zufall, der die Geschichte ins Rollen bringt, hinwegsetzt. Fazit: Gleis 4 ist ein wunderschön erzählter Roman mit leichten Krimielementen, der nicht nur die mysteriöse Geschichte des toten Martin Blancpain erzählt, sondern auch von einer Begegnung berichtet, die gar nicht so zufällig war, wie es auf den ersten Moment erscheint. Franz Hohler lässt drei Frauenperspektiven sprechen, die nicht unterschiedlicher sein könnten über ihre Generation bis hin zu ihren kulturellen Ursprüngen und ihrer Sprache und gibt dem Buch damit über die Handlung hinaus Tiefgang und eine weitverflochtene Struktur.

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