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Rezension zu
Die letzte Stunde

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Süffiger Historienschmöker, allerdings mit gewissen Schwächen, der dennoch die Neugierde auf die Fortsetzung wecken kann

Von: Happy-End-Buecher.de-Nicole
07.05.2018

Lady Anne ist nicht zu beneiden. Ihr Mann, Sir Richard, der Herr von Develish, ist ein grausamer, harter und egoistischer Zeitgenosse, der mit Vorliebe wehrlosen Frauen nachstellt; egal ob Kind oder Erwachsene. Und auch ihre Tochter Eleanor ist ganz der Papa. Besonders gerne quält sie ihre Untergebenen und würde den jungen Thaddeus, der, wie man munkelt, ein Bastard ist, zu gerne unterjochen. Doch Thaddeus hat etwas, dass Eleanor und auch ihrem Vater bei Weitem fehlt und das ist Intelligenz. Als Eleanor erfährt, dass sie bald heiraten soll; dazu auch noch einen schmächtigen, aber reichen Burschen vom Nachbargut, ist sie verärgert, glaubt gar, ihre Mutter hätte diese Verbindung in die Wege geleitet. Doch dann wird Sir Richard zugetragen, Eleanors zukünftiger Gemahl habe sich womöglich eine schwere Krankheit zugezogen; schon einmal erkrankte er an den Pocken. Sir Richard macht sich auf, um dem Gerücht auf den Grund zu gehen. Mit im Gefolge befindet sich auch Lady Annes Vertrauter Gyles Startout, der schon bald begreift, dass seinem Herren und dessen Gefolge verheimlicht werden soll, wie gravierend das Ausmaß der Krankheit tatsächlich ist. Denn die Menschen im Ort sterben wie die Fliegen. Ob reich oder arm, keiner scheint immun dagegen zu sein. Gyles ist entsetzt, als er die Wahrheit erfährt, warnt Sir Richard eindringlich und rät ihm umgehend abzureisen, doch Sir Richard begreift mal wieder nicht den Ernst der Lage, bis es zu spät ist. Zwar kann sich der Tross noch auf den Heimweg machen, doch bringt er die Krankheit bis vor die Tore Develishs. In der Zwischenzeit hat Lady Anne aber bereits Kunde über die rätselhafte Seuche erhalten und beschließt, um ihre Gefolgschaft zu schützen, die Zugbrücke zu zerstören und Sir Richard und seine Mannen, einer unfreiwilligen zweiwöchigen Quarantäne zu unterziehen. Sie lässt sich nicht umstimmen, auch nicht vom Verwalter, den sie bald darauf kurzerhand absetzt. An dessen Statt, soll nun Thaddeus die Tätigkeit des Verwalters übernehmen. Eleanor ist wütend auf Lady Anne, will unbedingt, dass ihr Vater behandelt wird, doch Lady Anne bleibt hart. Es dauert nicht lange, da sind Sir Richard und seine Gefolgsleute tot. Nur Gyles hat überlebt und versucht in seiner Quarantänezeit alles, um dem verlassenen Dorf den Anschein von Tot und Krankheit zu geben, damit mögliche plündernde Menschen, die des Weges kommen, glauben, auf Develish wäre nichts mehr zu holen. Währenddessen wird ein Junge ermordet aufgefunden. Thaddeus nimmt sich der Sache an, doch was er herausfindet, bringt ihn in eine knifflige Lage…. Ich kannte bislang nur die Krimis von Minette Walters; da aber historische Romane mein bevorzugtes Genre sind, war ich natürlich sehr neugierig auf Minette Walters Genrewechsel und ob es ihr gelingen würde, für ausreichend historisches Flair zu sorgen. Nun, nach dem Lesen, muss ich sagen, dass ich etwas hin und hergerissen bin, bei meiner Bewertung. Ich tendiere zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, entscheide mich aber doch für vier Punkte, weil die Autorin einen süffigen, sehr eingängigen Schreibstil an den Tag legt und ihr Roman, „Die letzte Stunde“, eine nicht alltägliche Geschichte erzählt. Denn, auch wenn es am Rande um die Pest geht, die Lady Annes Gemahl und seine Mannen dahinrafft, ist es doch in erster Linie ein Buch, das die Geschichte einer cleveren Frau erzählt, die bereits sehr früh lernen musste, sich gegen die Widrigkeiten der Männerwelt zu behaupten und die die ihr auferlegten Probleme nun mit Bravour bewältigt. Zugegeben, Lady Anne wirkt sehr modern in ihrem Verhalten, wenn nicht gar zu modern; weiß zum Beispiel Schlüsse zu ziehen, die Menschen dieser Zeitepoche höchstwahrscheinlich noch nicht einmal in Erwägung gezogen hätten (Stichwort Quarantäne) und erscheint überhaupt so, als ob sie jeden Schritt ihrer Widersacher bereits im Voraus erkennen würde. Genauso gestrickt ist auch Thaddeus, den sie zu ihrem Verwalter ernennt; wohingegen Thaddeus, zwischenzeitlich auch eine rätselhafte, harte Seite zeigt. Lady Anne und Thaddeus sind interessante Romanfiguren, allerdings fehlten mir ein wenig mehr Ecken und Kanten an ihnen. Manche Rezensenten bemängelten, dass sie die Akteure des Romans an sich, durchweg unsympathisch fanden, doch hier möchte ich ein energisches Veto einlegen. ;-) Ich fand Lady Anne und Thaddeus durchaus sympathisch; allerdings hatten sie es auch nicht leicht, sich gegen schwache, nervige Charaktere, wie zum Beispiel Eleanor durchzusetzen, bzw. an deren Vernunft zu appellieren. Einzig die ständigen Wiederholungen bezüglich Eleanors Unzulänglichkeiten, nervten mich nach einer Weile. Nach dem ersten Drittel des Buches, schlichen sich kleine Längen ein, die Handlung trat auf der Stelle und auch die Untersuchung des Kriminalfalles gestaltete sich nicht unbedingt spannend. Dazu fand ich, dass die Ausdrucksweise der Romanfiguren teilweise zu modern wirkte. Aber, ab dem Moment, als sich die Story dann aus zwei Perspektiven weiterentwickelte und diverse Geheimnisse gelüftet wurden, wurde es wieder besser. Enttäuschend fand ich es allerdings, dass die Geschichte praktisch mittendrin endet. Es wäre schön gewesen, wenn man als Leser bereits im Klappentext darauf aufmerksam gemacht worden wäre, dass es sich hier um einen ersten Teil handelt. So hängt man nach dem Lesen leider für eine Weile in der Luft. Einerseits bekommt man hier eine interessante Geschichte geboten, andererseits fand ich die Umsetzung nicht ganz gelungen und habe das typisch historische Flair noch ein wenig vermisst. Fazit: Süffiger Historienschmöker, allerdings mit gewissen Schwächen, der dennoch die Neugierde auf die Fortsetzung wecken kann.

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