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Rezension zu
Memory Wall

Utopie, Apartheid, Demenz – wie passt das zusammen?

Von: Liselotte Wunderlich
10.05.2018

Nicht vergessen, sich selbst nicht vergessen, sich selbst nicht verlieren. Eine Novelle die sich futuristisch mit dem Versuch beschäftigt, demenzielles Vergessen aufzuhalten. Doerr konfrontiert den Leser mit Überbleibseln der Apartheid, mit Vorurteilen die er durch eine der Protagonisten ausdrücken lässt. Und entkräftet diese , widerlegt den rassistischen Gedanken durch verschiedene starke Figuren ohne es direkt zu thematisieren oder direkt Stellung zu beziehen. Die Thematik ist eingebettet in die Geschichte um Alma, die mittels einer Apparatur ihre Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis auf Film-Bänder kopiert, da sie an einer Demenz-Erkrankung leidet. Mit den Bändern versucht sie, die Erinnerungen an ihren bereits verstorbenen Mann und ihre gemeinsamen Erlebnisse zu bewahren. Und es gibt auch eine Erinnerung, die mehr als nur emotionales Gewicht hat. Diese Erinnerung suchen auch zwei weitere Figuren der Erzählung. Einer von ihnen ist Luvo und seine Persönlichkeit und Geschichte sind von einer ganz eigenständigen Tragik. Eine besonders tiefgreifende Figur ist auch Pheko, der Hausdiener Almas, der für eine Frau arbeitet, die voller Vorurteile und Abschätzigkeiten gegenüber People of Color war und sie auch während ihres demenziellen Verfalls pflegt, motiviert durch väterliche Verantwortung. Seine innerlichen Konflikte hat Doerr sehr gut herausgearbeitet. Doerr fragt den Leser was der Mensch ohne seine Erinnerungen wäre und beantwortete die Frage auf mittels der zwei Charaktere Alma und Luvo, die beide ohne eigene Erinnerungen sind und doch beide an völlig verschiedenen Punkten stehen. Die Sprache ist sehr ergreifend, wirkt authentisch und nahe. Die Sätze wirken keinesfalls konstruiert, was sie aber zweifelsohne sind, da sich keine Dopplungen von Wortkombinationen oder Redewendungen finden. Fazit: Eine wirklich sehr schöne Novelle, die in ihrer Kürze eine Tiefe erreicht, die ich als herausragend beschreiben möchte. Das Thema ist sehr interessant gewählt und durch den utopischen Rahmen erübrigen sich umnotwendige Erklärungen und Beschreibungen. Klare Leseempfehlung!

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