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Rezension zu
Die Nacht gehört den Wölfen

Spannender Thriller, der einem am eigenen Verstand zweifeln lässt

Von: The Owl
12.05.2018

Das Buch beginnt schnell. Nach einem etwas verwirrenden, aber die Spannung anheizenden Prolog werden wir direkt in Simons Welt eingeführt, für jede Szene ein Kapitel – wobei am Ende eine ganze Menge Kapitel zustande kommen (94 bei 456 Seiten). Dadurch wirkt die Handlung sehr eng strukturiert. Das Buch ist die meiste Zeit über sehr spannend. Nur einige Male schreibt der Autor etwas langatmig über die Vergangenheit und Erinnerungen Simons und seinen Bezugspersonen. Ich hatte von Anfang an eine Vermutung, wer dahintersteckt, und ab dem letzten Drittel des Buches war ich mir immer sicherer. Das hat die Spannung etwas herausgenommen, bis zu dem Punkt, an dem sich diese Vermutung als falsch herausstellte. Das Ende ist sehr plötzlich und wirklich – wirklich! – der Inbegriff eines Plot Twists. Mir persönlich gefiel diese Wendung nicht besonders, vor allem da sie die Glaubwürdigkeit des Protagonisten extrem infrage stellt – und, weil einiges mir unlogisch erschien. Das Mystische in „Die Nacht gehört den Wölfen“ – der Wolf – wird die ganze Zeit aufrecht erhalten, was das Buch gruseliger gemacht hat. Leider änderte sich das ebenfalls am Ende. Die Konsequenz: Ich hatte nicht diesen „Nachschauer“, nachdem ich das Buch gelesen hatte – und für mich ist das beinahe essenziell für einen guten Thriller. Aber auch das ist Geschmackssache. Das Buch ist komplett in der dritten Person geschrieben und aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich aus Simons. Er ist die klare Hauptfigur. Simon ist ein eher schüchterner Junge – jedenfalls beschreibt er so sich selbst. Dass er aber Menschen offen und halbwegs freundlich begegnet, steht im Widerspruch dazu. Als Leser habe ich ihn nicht als schüchtern empfunden. Introvertiert vielleicht, aber nicht schüchtern. Er hat oft Albträume und versucht, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, wacht aber trotzdem fast jeden Morgen schweißgebadet auf. Auch sein Trauma plagt ihn, so wird er von Flashbacks und Illusionen geplagt. Da der Leser nicht weiß, on das, was Simon sieht, Realität ist, wirkt das sehr gruselig, macht ihn aber Simons Wahrnehmung gegenüber skeptisch. Generell ist es sehr interessant, so ein Trauma aus der Sicht eines Betroffenen zu lesen. Auch wenn es mit der Zeit etwas ermüdend wird. Simon als Charakter würde ich als entwickelt beschreiben. Er hat ein familiäres Umfeld, eine Vergangenheit und einige Ticks, die ihn sympathischer machen. Dennoch fehlte mir hier irgendwas, Hobbies vielleicht, oder einfach etwas, was ihn etwas realer gemacht hätte. Ich konnte einige Aktionen seinerseits nicht wirklich nachvollziehen – dadurch habe ich mich wahrscheinlich innerlich vom Charakter distanziert. Er wirkt nicht so präsent wie andere Charaktere (z.B. Saphira de Angelis in „Cold Princess“ – Rezension hier). Allerdings muss man hier sagen, dass „die Nacht gehört den Wölfen“ keine charakterbasierte Geschichte ist. Die anderen Figuren hängen alle zusammen und wirken zusammen – dieses Zusammenspiel hat mir besonders gut gefallen. Wie bereits gesagt haben sich einige Vermutungen nicht bestätigt, die sich auf Figuren bezogen – aber aufgeklärt wurden z.B. bestimmte Verhaltensweisen nicht. Sehr schade. Das Fazit „Die Nacht gehört den Wölfen“ ist ein spannender Thriller, der den Leser an seinem eigenen Verstand zweifeln lässt. Die Geschichte ist – um es umgangssprachlich auszudrücken – „brain fuck“ vom Feinsten. Leider ist die Handlung in sich nicht ganz schlüssig und wirkt somit nicht abgeschlossen, bietet also Potenzial für mehr. Auch bei den Motiven der Charaktere haben sich einige Lücken aufgetan. Dennoch ein ziemlich gruseliges Buch mit einer überraschenden Wendung – und es zeigt, zu was die menschliche Psyche fähig ist.

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