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Rezension zu
Der Neue

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wundervoll!

Von: Jeanyjanez
12.05.2018

Inhalt (in meinen Worten): Ein typisch amerikanischer Schulhof in den 1970ern. Lehrer und Schüler versammeln sich und spielen und reden noch etwas, bevor der Unterricht beginnt. Auf diesem Schulhof hat jeder seinen Platz: die Mädchen springen Seil, die Jungs Kickball oder anderes. Es gibt den Rebellen, der anderen das Leben zur Hölle macht, wenn er gerade Lust darauf hat und die beliebten Kids, die, die immer freundlich sind und nie einen Fehler gemacht haben. Doch plötzlich ändert sich etwas auf diesem Schulhof. Denn ein neuer Schüler betritt das Gelände und wirkt noch etwas unentschlossen. Dieser Junge ist anders. Dieser Junge ist schwarz. Während alle anderen weiß sind. Der schwarze Junge ist es gewohnt 'der Neue' auf einer Schule zu sein und er ist es gewohnt, der einzige farbige zu sein. Denn die Familie zieht oft um, der Vater ist Diplomat. Doch etwas ist anders auf dieser Schule. Etwas, was dieser Junge nicht gedacht hätte. Denn auf dieser Schule gibt es ein Mädchen namens Dee und sie sieht in ihm mehr, als nur die Farbe und Osei erkennt in ihr ebenfalls etwas anderes. Sie schwimmen sofort auf einer Wellenlänge. Doch all das wird von einem anderen Junge kritisch beäugt und in diesem Jungen keimt ein Plan auf, der alles oder nichts bedeutet. Stil  Dieses Buch ist anders als die anderen Bücher dieser Reihe. Anders, weil der Protagonist ebenfalls nicht so ist, wie die meisten. Denn Tracy Chevalier hat Osei zu einem Jungen gemacht, der nicht dem Stereotypus entspricht, obgleich Dee zwar dieses Sunny Girl darstellt und everybodys Darling ist, so gibt es hier diese Spannung, die alles sehr interessant macht. Die Erzählart ist toll. Wir sehen eine Szene auf dem Schulhof aus verschiedenen Perspektiven und das ist sehr schön umgesetzt. Es wirkt nicht gequält oder respektlos. Sondern zeigt einfach, dass alles mehrere Seiten hat. Man sieht nur das, was man sehen will und doch fügt sich am Ende alles zusammen. 'Othello' neu erzählt und das hat funktioniert - für mich. Das Buch ist wirklich super geschrieben. Fazit: Ich war skeptisch, was dieses Buch angeht. Wirklich. Wahnsinnig skeptisch und ich hatte Angst. Angst davor, dass Tracy Chevalier es verunstaltet. Das sie den Kern nicht verstanden hat und eventuell das Thema RASSISMUS zu sehr aufbauschen würde. Oder die Sprachweise abschweift. Doch Chevalier hat William Shakespeares Geist und Gedanke beibehalten und es zu etwas wirklich tollem gemacht. Als ich mit dem Lesen fertig war, habe ich zehn Minuten lang geweint. Ich war so fertig und traurig und doch überwältigt von der Macht dieser Worte. Es ist nicht von irgendwo geholt, oder wirkt zu sehr nach ausgedacht. Es ist das pure und wahre Leben - so hätte es durchaus passieren können, selbst heute. Es ist nichts, was aufgepuscht wirkt oder gar gepresst. Ich hab tatsächlich das Gefühl, dass sich Tracy Chevalier viele Gedanken gemacht hat und sich Othello zu Herzen genommen hatte. Denn Othello ist ein so großartiges und machtvolles Werk von William Shakespeare, dass ich immer wieder davor zurück schrecke, was Wörter alles bewirken können. Was ein Gerücht in jemanden auslösen kann. Denn um nichts anderes geht es: Ein paar Worte, Gesten, etwas flüstern und schon ist der Keim gesetzt. Wird er gepflegt und mit weiteren Worten begossen, geht dieser Keim auf und breitet sich aus. Es ist wie ein Gift, was sich in den Adern verteilt. Bis es irgendwann im Herzen angekommen ist ... Osei ist aus Ghana. Er ist schwarz, er musste schon so viel einstecken und mitmachen und doch hat er ein so warmes Wesen und liebevolles Herz, dass ich diesen Jungen einfach nur bewundert habe. Einen so starken und doch verletzlichen Charakter hat es selten gegeben und dann haben wir noch Dee und sie ist einfach liebevoll und freundlich. Sie mag Osei. 'Der Neue' hat sehr viel in mir ausgelöst. Ob William Shakespeare wusste, welche Wirkung er mit OTHELLO noch immer  haben wird? Ob er einen Othello in seinem Umfeld gekannt oder davon nur gehört hat? William Shakespeare zeigt, das Wörter unsterblich sind und sie einfach nur Macht bedeuten. Wörter können töten. Das Gift breitet sich aus und plötzlich verändert sich alles. Gesamtbewertung: Ich bin mir nicht sicher, ob es angebracht ist. Aber ich versuche es trotzdem: Cover: Sowohl Vorder- als auch die Rückseite ist wundervoll getroffen. Titel: 'Der Neue' oder im englischen 'New Boy' ist gut gewählt. Anders ginge es gar nicht. Inhalt: Ich kann es nur empfehlen. Es ist ein wundervolles und doch tragisches Buch. Mit allen Seiten, die es eben gibt. Es sind die 1970er in Washington und die Vorurteile gegenüber farbigen Menschen ist immer noch viel zu groß und in Fleisch und Blut bei vielen einfach eingebrannt. Doch dann gibt es dieses eine Mädchen, welches alle Regeln bricht und einfach handelt, weil sie es spürt und fühlt. Weil sie nicht nachdenkt und nicht auf das hört, was ihr andere sagen. 'Der Neue' hat sich nicht nur sehr schnell einen Platz auf dem Schulhof verschaffen können, sondern auch in meinem Herzen. Wie damals, als ich Othello zum ersten Mal gelesen habe. Auch damals, saß ich hinterher lange da und wusste nicht, was ich denken oder fühlen soll.

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