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Rezension zu
Die geliehene Schuld

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Deutschalnd nach dem Krieg

Von: Elke Heid-Paulus
29.05.2018

In ihrem dritten Roman „Die geliehene Schuld“ nimmt die Autorin Claire Winter ihre Leserinnen mit auf eine Reise zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Vera Lessing, Kulturredakteurin bei einer Berliner Zeitung, hat sowohl ihre Eltern als auch ihren Mann verloren. Lediglich Jonathan, ein Freund, den sie seit Jugendtagen kennt, ist ihr geblieben. Als dieser unter verdächtigen Umständen ums Leben kommt, und sie daraufhin ein Paket mit seinen Unterlagen erhält, beschleicht sie der Verdacht, dass sein überraschender Tod mit den Recherchen zusammenhängen könnte, die er zum Thema Kriegsverbrecher durchgeführt hat. Sie fühlt sich in seiner Schuld und vertieft sich deshalb in die Materialien, die er bisher gesammelt hat. Viele Ungereimtheiten erfordern Nachfragen an den entsprechenden Stellen, wie in Konrad Adenauers Umfeld und im Wirkungsbereich der Geheimdienste. Soweit der historische Hintergrund, den die Autorin gut recherchiert hat. Mittlerweile dürfte es hinreichend bekannt sein, dass ehemalige Nationalsozialisten, wenn sie sich nicht über die Rattenlinien gen Süden oder per Schiff nach Lateinamerika abgesetzt hatten, mit Persilscheinen ausgestattet wurden und fast umgehend nicht nur Pöstchen in kommunalen Einrichtungen sondern beispielsweise auch in der BND-Vorgängerorganisation erhielten. Alles natürlich mit der Unterstützung durch den amerikanischen Geheimdienst. Die persönliche Komponente des Romans speist sich aus der Beziehung zwischen Jonathan und Marie, die für Adenauer arbeitet und anfangs dem Journalisten als Quelle dient, sich später dann in ihn verliebt. Und darauf hätte man meiner Meinung nach auch verzichten können. Die Thematik ist so brisant, speziell wenn es um die Verflechtungen von Familienmitgliedern in nationalsozialistischen Organisationen geht, dass hier eine Lovestory, die nur als Konzession an die weibliche Leserschaft dienen kann, völlig überflüssig ist. Zwei unterschiedliche Zeitebenen und verschiedene Erzählperspektiven lockern den Roman auf und bringen Abwechslung in die Geschichte, die doch hin und wieder Längen aufweist und stellenweise sehr emotionslos erzählt ist. Und dennoch: vielleicht nimmt die eine oder andere Leserin diesen Roman zum Anlass, sich über die belletristische Schiene hinaus vertiefend mit dieser Thematik zu beschäftigen. Es bleibt zu hoffen!

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