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Rezension zu
13 Stufen

Starkes Plädoyer, schwache Handlung

Von: Ponine T.
30.05.2018

Dieser Roman ist eigentlich Takanos Debutroman und wurd nun noch einmal neu aufgelegt. Dementsprechen muss man das Werk auch ein wenig als erstling betrachten, dessen Autor noch Welpenschutz genießen darf. Warum ich das direkt am Anfang sage, wird vielleicht klarer, wenn ich jetzt ein bisschen merh Zeit darauf verwende, zu begründen, warum ich seit Tage unsicher bin, welche Bewertung ich dem Buch denn jetzt geben soll. Ist es wirklich großartig oder überwiegen die schriftstellerischen Schwächen? Letztere sind bei dem Buch wirklich sehr offensichtlich geraten. Wenn die zum Teil sehr spröde Erzählweise, die sich in Höflichkeiten verliert, noch vor allem der japanischen Kultur geschuldet ist, leidet das Buch für mich vor allem an den mangelhaft entwickelten Charakteren. Trotz aller Gefühlsdarstellungen wirken sie auf mich wie Roboter, die auf der Suche nach der Erkenntnis durch die Welt stapfen und unter Umständen Glück genug haben, etwas zu finden, mit dem sie arbeiten können. Vor allem Nangō war für mich einfach nicht greifbar, ich habe keinerlei Zugang zu ihn und seinen Motiven gefunden. Sein Gehilfe wird noch ein wenig in seinen Interaktionen mit seiner Familie charakterisiert, aber auch hier bleibe ich als leser hilflos distanziert, was vermutlih daran liegt, dass der Autor eine bestimmte Information bis zum Ende zurückhalten muss. Diese beiden hölzernen Marionetten bewegen sich durch einen Fall, dessen Entwicklung von Seite zu Seite hanebüchener erscheint. Vor allem die Auflösung am Ende und der dramatische Showdown waren für mich deutlich zuviel des Guten, aber bereits ab dem Auffinden des Tempels hatte ich Schwierigkeiten, diese Geschichte noch ernst zu nehmen. Warum habe ich dann aber dieses Buch nicht zur Seite gelegt, sondern wirklich fasziniert weitergelesen?Das liegt daran, dass Takano hier nicht eigentlich einen Krimi schreiben will, sondern ein anderes Anliegen hat. Er diskutiert die Todessrafe wie sie in Japan praktiziert wird, aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Der Leser bekommt einerseits sachlich präsentierte Informationen zu ihrem Ablauf und dem Alltag in einem japansichen Todestrakt. Andererseits erfährt er durch Perspektivwechsel, was diese trafe mit den darin involvierten Personen macht. Seien es die Verurteilten, die in Japan ihren Todestag nicht kennen und täglich der Angst ausgesetzt sind, dass genau vor ihrer Zelle die Schritte anhalten, die jemanden abholen sollen. Oder die Hinrichter, die für sich einen Weg finden müssen, mit dem Wissen zu leben, im staatlichen Auftrag andere Menschen zu töten. Oder alle diese 13 Menschen, die jeweils einzeln als Instanz das Todesurteil bestätigen müssen, bevor die Hinrichtugn erfolgt. Diese sehrachlichen Schilderungen, bei denen der Autor auf jede Stellungnahme verzichtet, sind es, die den Roman so stark machen. Der Leser muss selbst versuchen, ein Urteil zu fällen, hinterfragt dabei immer wieder die eben getroffene Entscheidung, nimmt Argumente für beide Seiten auf und kann irgendwann zu einem eigenen Entschluss kommen. Und genau diese Gedankengänge halten mich auf den Seiten fest, ich will mehr erfahren, statt ein schnelles Urteil zu treffen. Das ist bei diesem Buch vermutlich hundertmal wichtiger als der Handlungsverlauf.

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