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Rezension zu
Der Neue

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Geniale Modernisierung von "Othello"

Von: Sarahs Bücherregal
04.06.2018

Es sind die 70er Jahre und Osei, genannt O, ist nicht nur der Neue auf dem Schulhof in Washington, er ist der einzige Schwarze in der gesamten Schule. Nicht nur die Mitschüler reagieren skeptisch, auch die Lehrer schwanken zwischen Toleranz und Vorurteilen. Nur das beliebteste Mädchen der Klasse, Dee, freundet sich sofort mit ihm an. Doch das sorgt in ihrem Umfeld für Misstrauen und Ränkespiele, von denen sie nichts ahnt und die von Intrigant Ian initiiert werden. Innerhalb kürzester Zeit wird die Rollenverteilung auf dem Schulhof auf den Kopf gestellt. Tracey Chevalier hat Shakespeares „Othello“ für das Hogarth Shakespeare Projekt neu überarbeitet und mit „Der Neue“ einen unglaublich spannenden und atmosphärischen Roman über Amerika in den 70er Jahren geschrieben. Geschickt verdichtet sie die Handlung auf einen Schultag, an dem sich zwischen den Unterrichtsstunden das ganze Drama anbahnt, bis es unweigerlich in eine Katastrophe führt. Mit großer Spannung verfolgt man als Leser jede Entwicklung, betont wird dies noch durch Perspektivwechsel, die teilweise die gleichen Begebenheiten von unterschiedlichen Personen erzählen lassen und für den Leser so die gesamte Struktur ausgiebig entwickeln. Schon früh ahnt man, wohin alles führen wird und ist dennoch gefesselt und entsetzt zu gleich, während sich beim Lesen das Netz immer enger im Osei zuzieht und er sich am Ende genauso verhält, wie es alle erwartet haben – allerdings hervorgerufen durch den Druck von außen. „Der Neue“ ist auch ohne Shakespeare-Bezug ein großartiger und psychologisch dichter Roman, der einen als Leser packt und aufzeigt, wie Gesellschaften Menschen in vorgefertigte Rollen pressen und sie manipulieren, bis sie eben diesem Rollenklischee entsprechen. Dies auf den kleinen Bezugsort eines Schulhofes zu reduzieren ist eine großartige Idee und bringt einem den Stoff so nah wie nur möglich. Ein wirklich herausragendes Buch, das perfekt aufzeigt, wie aktuell Shakespeares Stoffe noch immer sind.

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