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Rezension zu
Eine Liebe, in Gedanken

Liebe, Leben in sanftem Erzählton

Von: Lovely Mix
20.06.2018

Von Kristine Bilkau hatte ich bereits „Die Glücklichen“ gelesen. Ein Buch, das mich tief berührt und absolut begeistert hat und von mir immer wieder gerne empfohlen wird. Natürlich wollte ich daher unbedingt wissen, ob „Eine Liebe, in Gedanken“ da auch mithalten kann. So viel vor ab – nicht ganz, aber fast. Wir haben hier im Grunde zwei Erzählstränge, wobei der eine eher nebensächlicher ist. Hauptsächlich geht es um Antonia und Edgar. Wir befinden uns in Hamburg im Jahr 1964. Beide sind wie füreinander gemacht und teilen sich den Traum einer Zukunft weit ab von ihrer Herkunft. Sie sind im Krieg geboren und damit gewohnt, von Härte und Verdrängung umgeben zu sein. Ein harte, spannende, rasante Zeit, in der es plötzlich möglich war, bis nach Hongkong in kurzer Zeit zu fliegen oder bis dorthin zu telefonieren. Toni und Edgar – sie wollen die Welt kennenlernen und anders leben und lieben als ihre Eltern. Und so ergreift Edgar die Chance, als ihm seine Außenhandelsfirma anbietet, in Hongkong ein Büro aufzubauen. Er verspricht fest, dass Toni folgen soll, sobald er dort Fuß fasst. Doch er vertröstet sie immer und immer wieder, hat vielleicht Angst davor, dass das Abenteuer dann zu etwas Schlechtem wird, weil sie scheitern könnten. Bis Toni schließlich nicht mehr kann und die Verlobung nach rund einem Jahr löst, denn sie kann es nicht mehr, immer nur warten, bangen, hoffen. Es wird Zeit, wieder zu leben. Doch ob ihr das gelingt? Wie ihr Leben weitergeht, nachdem sie sich auseinanderlebten? Wie lange sie vom Trennungsschmerz noch verfolgt wird? Das zieht sich wie ein Faden durch das ganze Buch. Eine Geschichte, die Tonis Konflikt zwischen Freiheit, Unabhängigkeit aber auch dem Wunsch nach Geborgenheit und fester Bindung authentisch und berührend verbindet. Wir entdecken die Geschichte von Toni und wie es ihr in den Jahren danach erging gemeinsam mit ihrer Tochter rund 50 Jahre später. Denn nach dem Tod ihrer Mutter frag sie sich, ob Toni je über Edgar hinweg kam, ob sie gescheitert ist oder doch ein gutes Leben lebte. Ob sie, wie sie immer wünschte, selbstbestimmt und frei bis zum Lebensende war? Trotz dieses jahrelangen Schmerzes, der sie bis ans Ende an Edgar band. Vieles erfährt sie dabei aus alten Briefen, die sich Edgar und Toni gegenseitig sendeten. Ich mochte den Charakter von Toni sehr. Es fühlte sich sehr authentisch an. Man merkte den kleinen Zwiespalt zwischen dem Wunsch, doch irgendwie an Idealen festzuhalten. Der Erziehung und Tradition, die noch tief verwurzelt war und dem Wunsch eine unabhängig, eigenständige, selbstbestimmte Frau zu sein und sich eine Karriere und ein freies Leben aufzubauen. Wir erleben, wie Toni anfängt, auf eigenen Beinen zu stehen und das Leben für sich entdeckt und ich mochte ihre freche, leicht wilde Art und die Art, wie sie das Leben einfach am Schopf packt und sich nicht zu viele Gedanken über das morgen macht. Edgar hingegen ging mir sowas von auf die Nerven. Zwar mochte ich einige Momente der beiden sehr. Aber Edgar war so ein ständiger Schwarzseher und Nörgler. Er konnte sich nie einfach mal frei machen, die positiven Dinge sehen und einfach Mal darauf vertrauen, dass Toni und er eine Chance verdient haben und das man auch gemeinsam die schlimmsten Hürden meistern könnte. Dennoch mochte ich die Geschichte und wie man gemeinsam mit der Tochter entdeckt, wer Toni war und wie sie wohl weiterlebte. Der Moment, in dem man merkt, dass man niemals die ganze Facette begreifen und wissen kann. All das verpackte Kristine Bilkau auch wieder in dem so sanften, angenehmen und klaren Schreibstil. Sie schweift nie aus, schmückt nicht viel aus, schreibt fast etwas kühl und dennoch geht der Stil unter die Haut. Doch finde ich kratzt sie hier etwas an der Oberfläche. Sie geht in beiden Beziehungen nicht so richtig in die Tiefe und nervte mich mit Edgar einfach sehr, weshalb mir das Buch, insbesondere der Schreibstil, zwar gut gefiel, es aber nicht an diesen Zauber, den „Die Glücklichen“ ausstrahlte, und diesen Tiefgang herankommt. Dennoch ein empfehlenswertes Buch, für alle, die es ruhiger und sanfter mögen und Geschichten lesen möchten, bei denen jeder Satz wohlüberlegt gesetzt ist ohne viel Schnickschnack.

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