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Rezension zu
Star Wars™ Thrawn

Vom Aufstieg eines ungewöhnlichen Admirals

Von: Nerd-Gedanken.de
22.06.2018

Eigentlich war der Karriereweg für den imperialen Kadetten Eli Vanto vorgezeichnet: Abschluss seiner Ausbildung auf der Myomar-Akademie, Versetzung zu irgendeiner relativ überschaubaren Versorgungstätigkeit und danach ein langsamer, aber stetiger Aufstieg innerhalb der für einen vom Rand des Unbekannten Raumes stammenden Mann möglichen Ränge. Doch als die Mannschaft des imperialen Kreuzers Strikefast auf einem unbedeutenden Planeten von einem einzigen Mann gnadenlos vorgeführt wird, verändert sich die Zukunft des Kadetten entscheidend – denn der Mann ist der Chiss-Exilant Mitth‘raw‘nuruodo und außer Eli Vanto beherrscht an Bord des Schiffs niemand die Handelssprache Sy Bisti, mit welcher sich Thrawn hauptsächlich verständigt... Auf Lothal hingegen muss sich die junge Arihnda Pryce mit einer Bedrohung auseinandersetzen, die ihre Familie den Lebensunterhalt kosten könnte: als ihr Vater bei Minengrabungen auf eine Ader des seltenen Metalls Doonium stößt, richten sich plötzlich eine Menge begehrliche Blicke auf das Unternehmen - nicht zuletzt die der imperialen Verwaltung des Planeten, welche sich eine dicke Scheibe vom zu erwartenden riesigen Kuchen abschneiden möchte ... Als der Roman »Thrawn« aus der Feder von Timothy Zahn angekündigt wurde, war meine Vorfreude als doppelter Thrawn-und-Zahn-Fan riesengroß, war doch klar, dass ein guter Teil der Vorgeschichte des genialen Großadmirals beleuchtet werden würde. Wer aber viele Einblicke in die Gefühlswelt des Chiss oder aber mehr Hintergrundwissen über seine Spezies erhofft hat, wird ziemlich enttäuscht, da Thrawn zwar eine der Hauptpersonen des Buches und sein Werdegang der rote Faden der Erzählung insgesamt ist, jedoch maximal über sein Handeln und seine Beobachtungen anderer genauer beleuchtet wird. Gegenüber dem Storyanteil von Eli Vantos Handlungen und dem Werdegang der Arihnda Pryce treten die Beobachtungen aus Thrawns Blickwinkel sogar ein gutes Stück zurück und erinnern an die Erzählstruktur der Sherlock-Holmes-Romane, welche stets aus dem Blickwinkel seines treuen Begleiters Dr. Watson geschrieben sind. Sie beleuchten die Genialität des Detektivs zwar, lassen ihm aber den Nimbus des Geheimnisvollen, da man nie in seine Gedankenwelt eintauchen kann und man als Leser immer wieder durch dessen Schlussfolgerungen und Lösungswege überrascht wird. Vermutlich ist das auch die einzige sinnvolle Möglichkeit, mit einem so überragenden Taktiker wie Thrawn umzugehen – so kommt der Autor nicht in Zugzwang, Thrawns Genialität allzu genau erklären zu müssen. Dennoch sind die Abschnitte, in denen er anhand von Mimik, Stimm-Klangfarbe und allgemeinem Verhalten Rückschlüsse auf den emotionalen Zustand des jeweiligen Gegenübers zieht, interessant geschrieben und beleuchten nicht nur Eli Vanto immer wieder neu, sondern zeigen auch die wachsende Erfahrung Thrawns im Umgang mit einem menschlichen Gegenüber. Vanto indes entwickelt sich im Lauf der Erzählung vom unsicheren, von seiner Herkunft und den geringen Aufstiegsaussichten geprägten jungen Mann unter Thrawns Anleitung zu einer ganz anderen Persönlichkeit, ohne sich selbst zu verraten. Inmitten karrieregeiler, opportunistischer imperialer Karrieristen bleibt Eli Vanto bodenständig und sympathisch und eignet sich deswegen so hervorragend als menschlicher Begleiter des oft unnahbaren und mit nur wenig politischem Gespür ausgestatteten Thrawn. Beide Männer bilden einen interessanten, sich gegenseitig stützenden Kontrast, den man über den Handlungsbogen hinweg gerne verfolgt und schließlich auch feststellen kann, warum Thrawn den vergleichsweise einfach gestrickten jungen Mann so zu schätzen weiß. Umso mehr Strahlkraft entwickeln Thrawns geniale taktische Manöver, die immer wieder zu überraschen wissen - genau so muss es sein, wenn der beste Stratege der Galaxis am Werk ist. Dagegen ist Arihnda Pryce eine ganz andere Persönlichkeit, die im gesellschaftlich-politischen Sumpf von Coruscant überleben muss und sich bei ihrem Aufstieg auch für einige reichlich unsaubere Manöver nicht zu schade ist. Während sie zunächst noch Skrupel hat, entwickelt sie nach und nach eine sehr radikale Art, die durch ihre Umgebung entstehende Lebensgefahr für sich selbst gering zu halten und trotz aller Hindernisse ihre Ziele zu verfolgen. Ihre Motivation und ihre Wünsche bleiben für den Leser immer klar formuliert, man fiebert bei kritischen Momenten in ihrer Geschichte durchaus mit – sie bleibt als Antiheldin trotz aller fiesen Tricks irgendwie sympathisch. Leider wird relativ lange nicht klar, warum sie in einem Roman über Thrawn so viel Raum erhält, allenfalls Fans der Serie »Rebels« dürften in ihr die spätere Gouverneurin Lothals erkennen, die naturgemäß eine Gegenspielerin der Rebellen-Crew um Hera Syndulla darstellt. Ein inneres Zusammenzucken hat mir indes die Übersetzung des Romans beschert: so sehr ich den flüssigen Stil von Andreas Kasprzak ansonsten schätze, hätte ich mir doch gewünscht, er hätte die imperialen Ränge nicht mit übersetzt, da die deutschen Entsprechungen nicht zur Rangstruktur des imperialen Militärs passen und folglich gerade bei einer größeren Menge an Offizieren in einer Szene zu einer gewissen Verwirrung führen. Da bleibt nur zu hoffen, dass das im Folgeroman nicht mehr passiert… Generell bekommt man als Leser mit »Thrawn« eine abwechslungsreiche Erzählung über drei sich entwickelnde Personen an die Hand, welche ein gutes Maß Action und Intrigen mit sich bringt – Lichtschwertfans gehen hier allerdings leer aus, die Handlung konzentriert sich auf politische und militärische Szenerien und die zu einem solchen Setting passenden Personen. Obwohl jedoch Eli Vanto und Arihnda Prcye interessante Persönlichkeiten darstellen, hätte ich mir mehr Geschehen gewünscht, das direkt mit dem künftigen Großadmiral und den ihn umgebenden Intrigen anderer hochrangiger Persönlichkeiten zu tun hat. Das Volk Thrawns hätte vielleicht in Rückblenden und Erinnerungen genauer beleuchtet werden können, die während der Handlung zwangsweise auftretenden Zeitsprünge hätte der Autor mit allgemeinen galaxisweiten Ereignissen und genaueren Zeitangaben unterfüttern können, damit man als Leser die Entwicklung besser nachvollziehen kann. Trotz dieser Mankos bleibt "Thrawn" ein lesenswerter Roman im Kosmos um die "Rebels" und natürlich als Einblick in die Vorgeschichte eines wirklich einzigartigen Charakters. Fazit: Interessanter Einblick in Thrawns Aufstieg in den Rängen des Imperiums, der allerdings ein paar kleinere Macken mitbringt. Acht von zehn möglichen Punkten.

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