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Rezension zu
Licht und Zorn

Licht und Zorn

Von: thelostartofkeepingsecrets
07.07.2018

Zwischen ihrer Haut und seiner war nur ein winziges bisschen Raum, kaum genug für den Schweißfilm, der jetzt trocknete. Und doch hatte sich etwas Drittes in diesen hauchdünnen Spalt geschoben, ihre Ehe.“ (S.11) Jede Geschichte hat zwei Seiten. Diese Erkenntnis ist so banal, wie richtig. Lauren Groff baut auf diesem Fundament eine Ehedrama auf, dass es in sich hat. Die beiden Seiten der Ehe von Lotto und Mathilde werden zunächst aus Lottos Sicht geschildert (Licht) und anschließend um die Perspektive von Mathilde (Zorn) ergänzt. So werden im zweiten Teil, Eindrücke von Lotto in ein ganz neues Licht gerückt. Lotto und Mathilde heiraten mit 22, ziemlich überstürzt, nachdem sie sich auf einer Party kennen gelernt haben. Der Roman beginnt mit einer Szene am Strand. Während Lotto verliebt um Mathilde herum turtelt und ihr begeistert erzählt, dass sie jetzt zu ihm gehören würde, besteht sie darauf, dass niemand irgendjemandem gehört, denn „zusammen sind wir etwas Neues“ (S. 11). Lotto glaubt ihr nicht, denn er geht davon aus, dass er alles über seine Frau weiß und immer alles über sie wissen wird. Wie wenig Lotto eigentlich wissen kann, wird im Laufe des Romans immer deutlicher. Lottos Geschichte ist zunächst die Geschichte seiner Eltern. Der Vater erarbeitet sich ein finanzielles Polster, er stirbt, Lotto wird auf ein Internat geschickt, er hat verschiedenste Beziehungen und stürzt sich auf das Schultheater. Hier kann der Junge in verschiedenen Rollen glänzen. Bis er überraschend auf Mathilde trifft. Die unbekannte Schöne fasziniert Lotto, er heiratet sie spontan nach einer Party. Beide sind 22 und das Leben liegt vor ihnen. Lottos Mutter ist empört über die Entscheidung des Sohnes, vermutet, die neue Frau wolle nur an sein Geld. Lotto bricht den Kontakt zu seiner Mutter ab. Aber wer ist Mathilde eigentlich? Wer ist diese Frau, die aus Lottos Leben urplötzlich nicht mehr wegzudenken ist? Mathilde unterstützt Lotto und kümmert sich um das Drumherum, damit Lotto als Schauspieler erfolgreich sein kann. Als für den eingeschlagenen Karriereweg sein Talent nicht reicht, unterstützt Mathilde ihn dabei, ein erfolgreicher Dramaturg zu werden. Sein Durchbruch gelingt ihm mit einem Stück, das auf einem Erlebnis von Mathilde beruht, das Lotto unbekümmert für die Bühne ausschlachtet. Im Zentrum der Ereignisse steht ein Blutegel. Mathilde hatte sich als kleines Mädchen das Vampirwesen auf ihr Bein gesetzt. Dort blieb der Blutegel, tagelang. Vielleicht als Trost für das einsame Mädchen, vielleicht als Form der Bestrafung? Man weiß es nicht genau. Die Blutegelepisode ist nur ein kleiner Hinweis auf alles, was im zweiten Teil noch kommen soll. Warum Mathilde das Leben mit Lotto, der ein ums andere Mal, verbal über die Strenge schlägt, ausgehalten hat, offenbart sich im zweiten Teil. Qualitativ erinnert die Auflösung einiger Szenen, bei denen Mathilde oft die Fäden zog, an Filme wie Fight Club. Ein Grund dafür, warum ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. So ausufernd die Lebensgeschichte von Lotto, dem weißen, reichen Glückskind geschildert wird, so präzise und konkret wird es, wenn es um Mathildes Leben geht. Und es zeigt sich auch, dass Lotto Mathilde geholfen hat, mit den Traumata ihrer Jugend umgehen zu können. Er wusste davon natürlich nichts. Aber ob er ohne Mathilde jemals so erfolgreich gewesen wäre? Lauren Groff spielt gekonnt mit dem lückenhaften Wissen der Leser*innen. Das Ehedrama ist genial geschrieben und Licht und Zorn deshalb ein echter Pageturner, der in jedem Fall Potenzial zum Lieblingsbuch hat.

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