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Rezension zu
Traumwelten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Umfassende und persönlich kommentierte Werkschau- und Lebensschau

Von: Michael Lehmann-Pape
11.07.2018

Die Idee hinter dieser Biographie und den zugleich persönlichen Erinnerungen um David Lynch herum ist durchaus besonders und gut. Nicht nur verfasst Kristine McKenna eine detaillierte Biographie des Regisseurs und „Traumwelten-Erschaffers“ (der besonderen Art), David Lynch, sondern kongenial ergänzt werden die einzelne Etappen von Geburt und Kindheit bis in die Gegenwart hinein durch ein je sich anschließendes Kapitel von Lynch selbst, in dem er ebenso je seinen Erinnerungen an die entsprechenden Phasen seines Lebens zur Verfügung steht. Wobei vorweggesagt werden muss, dass das Werk zwar immens viele Informationen und „O-Töne“ enthält, sich David Lynch einer konsequenten Einschätzung aber auch nach diesen knapp 750, reichlich bebilderten, Seiten entzieht. Nicht nur das Werk des Mannes also ist versehen mit verstörenden, durchaus gewalttätigen, teils mythischen Elementen, auch die Person selbst weiß es, wesentliche innere Elemente als Geheimnis zu bewahren. Schräg vor allem, bei aller Akribie bei der Arbeit, das verbleibt als Eindruck von David Lynch. Und, gar nicht einmal im unangenehm aufstoßendem Sinne, eher als reiner Fakt, klar wird auch, dass da einer um sich, seine Gedankenwelt und seine Projekte je ausschließlich kreist. So kann der Leser nicht ohne Grund den Eindruck erhalten, dass sich Lynch einerseits vom Moment persönlicher Freiheit getrieben sieht (die hohe Erleichterung der künstlerischen Unabhängigkeit, die irgendwann eintritt, ist den Zeilen dicht anzumerken) und, zum anderen, dass sich der Regisseur intensiv in seine Projekte einlässt, diese atmet und lebt. Davon künden die vielfachen Erinnerungen im Buch von Schauspielern, Schauspielerinnen und Filmcrews, man könnte aber gar meinen, davon künden auch die privaten Beziehungen, Liebeleien, Ehen des Mannes, die interessanterweise mit den konkreten Frauen je während und durch ein Projekt entfachen und dann irgendwann verglühen, wenn das nächste Projekt die Konzentration wieder völlig bannt. Und auch wenn sich am Ende David Lynch gerade durch seine breiten Erinnerungen, die oft doch äußerlich bleiben, immer auch ein Stück entzieht, informativ ist das durchaus, was das Werk mitzuteilen versteht. Dieses oft und oft erkennbare assoziative Angehen, das Lynch eigen ist. Das Finden kongenialer Partner wie Dino de Laurentis oder, ganz wichtig, dass als hoch kreativ im Buch beschriebene Arbeiten mit Mark Frost. Einer kongenialen Gemeinsamkeit, der nicht nur „Twin Peaks“ entsprungen ist. „Dieses eher unkonventionelle Material schaffte es nicht zuletzt deshalb ins Network-Fernsehen, weil Frost sich in dieser Welt auskannte……verstand er Rhythmus und Grenzen dieses Mediums...:“. Wobei dies nur einen kleinen Teil des Schaffens David Lynchs darstellt. Der mit „Blue Velvet“ einen hohen Erfolg vorher bereits verzeichnete (was im Buch ausführlich, bis hin zum überschwänglichen, persönlichen Lob durch Elizabeth Taylor auf einer Oscar-Party minutiös erzählt wird). Lynch selbst verfasst seine Erinnerungen im Buch dabei einfach, klar und direkt, souverän scheint der Mann mit sich, seinem Werk und seinen Haltungen in eins zu sein. Und lässt doch durchklingen, dass die Nähe zwischen „heiler Welt“ und „Unglück durch Gewalt“ jene beiden Seiten der Medaille darstellen, mit der Lynch die Welt sieht und erklärt. So dass weder der Zuschauer seiner Filme noch der Leser dieser Biographie je ganz sicher sein kann, was als nächstes passiert und wie es wirklich innerlich in den Personen aussieht. Ein zunächst eher unspektakulär wirkendes und äußerlich daherkommendes Werk, in dem sich aber im Hintergrund erkennbar die Motive der Selbstwerdung und persönlichen Befreiung (im persönlichen und künstlerischen Sinne) vollziehen. Beides Grundelemente der Person des David Lynch, die sich in und durch seine Arbeit entfaltet haben.

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