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Rezension zu
Der Kult

Marlon James öffnet mit diesem Buch die Augen und sagt dem Fanatismus, der Bestrafung Ungläubiger den Kampf an, ganz nach dem Motto: Auge um Auge.

Von: Tina / Kill Monotony
22.07.2018

Nachdem Marlon James vor einer Weile mit seinem Wälzer „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ etwas im Spotlight war, wurde ich doch irgendwie erst mit seinem neuen Buch, „Der Kult“, aufmerksam. Es geht um ein Dörfchen mitten im Nirgendwo, das eine aktive Kirchengemeinde hat. Eines Tages wird Pastor Bligh, der wegen seines Alkolkonsums nur „Rumpfarrer“ genannt wird, gewaltsam aus der Kirche vertrieben, als der sich selbst als Apostel bezeichnende Pfarrer York ins Dorf kommt. Ganz Gibbeah ist außer sich, aber auch von den andersartigen Predigten vom Apostel in den Bann gezogen. Während Pastor Bligh seine Wunden leckt und in ein tiefes Loch aus Depressionen und noch mehr Alkohol fällt, ruft Apostel York seine Lämmchen zu immer gewaltsameren Taten auf, stiftet sie zu Verbrechen aus Hass an und hetzt im Grunde genommen die gesamte Gemeinde gegeneinander auf. Trotzdem sind die Anwohner Gibbeahs folgsam. Bis sie sich eines Tages an die ruhigen Zeiten unter Leitung des Rumpriesters sehnen. Dafür ist es nun allerdings zu spät. Oder? "Wer ist bereit, für den HERRN Gewalt anzuwenden?" „Der Kult“ ist nicht zu vergleichen mit irgendeinem Buch, das ich bisher gelesen habe. Während ich diese Worte schreibe, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich es mochte oder nicht. Ich konnte den Wahn nicht ganz nachvollziehen. Apostel York ist aber ein sehr starker und auch sehr fanatischer Charakter, der das Dorf von allem „Unreinen“ befreien möchte, und es schafft, das Dorf in seinen Bann zu ziehen. Durch seine „Reinigungen“ werden beispielsweise auch eine Ehefrau und ihr Liebhaber bestraft, die gemeinsam Ehebruch begangen haben. Nach der „angemessenen“ Bestrafung kann die „sündige“ Ehefrau im Dorf nicht einmal mehr Mehl und Butter kaufen, ohne beschimpft zu werden — nicht, dass ihr nach der Sache noch irgendetwas verkauft würde! Der Irrsinn Yorks nimmt also immer schlimmere Ausmaße an und lässt ein Sekten-Gefühl aufkommen. Während York nun mit seinem teilweise kranken Wahn immer weitere Kreise zieht, erholt sich Bligh bei der Witwe Greenfield von den ihm zugefügten Verletzungen (ja, das Buch ist sehr gewalttätig!) und plant im Alkoholentzug seine Rache an York. Alles spitzt sich immer mehr zu und wird nur durch mehrere kleine Stelldicheins zwischen York und Bligh „aufgelockert“, die sich die Seele aus dem Leib prügeln. Marlon James erzählt seine Geschichte aus mehreren Perspektiven: aus der Sicht Pastor Blighs und der Witwe Greenfield, die aufgrund eines angeblichen „Lebens in Sünde“ auch vom Apostel verschrien werden; aus den Augen von Lucinda, die als einziger Charakter nicht mit Nachnamen angesprochen wird, die ein euphorischer Anhänger Yorks ist; und aus der Perspektive der Gemeinde, die allerdings keine Namen haben, sondern mehr die Masse widerspiegeln sollen. "Nachdem der Apostel zu Ende gesprochen hatte, waren wir bereit, den sündigen Mann und die sündige Frau sofort umzubringen, sodass wir erst mal bis zehn zählen mussten und dann gleich noch mal. Der Apostel ist sehr hart zu uns, aber die Wahrheit ist auch hart." Fazit: Dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete! Explizit wird hier beschrieben, wie Apostel York seinen Kult um sich schart und wie seine Methoden aussehen. Auch der Wahnsinn, der York und nach und nach Gibbeah beherrscht, ist nicht leicht „mitanzulesen“. Dennoch (oder gerade deswegen) ist der Kampf um die Kirchengemeinde des kleinen Örtchens spannend und aufgrund der angenehmen Schreibe von Marlon James gut zu lesen. Ein ungewöhnliches Buch. Ich glaub, ich mag’s.

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