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Rezension zu
Zeckenbiss

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein grandioser Thriller mit Suchtpotenzial

Von: Lenny
25.07.2018

Als ich mitbekommen habe, dass Sabine Thiesler ein neues Buch veröffentlicht, war ich sofort Feuer und Flamme. Denn im letzten Jahr begeisterte mich die Autorin mit “Nachts in meinem Haus” komplett und seitdem warte ich gespannt auf Nachschub. Ja, ich könnte mir die alten Bücher besorgen und diese lesen, allerdings ist dann ein gänzlich neues Werk doch nochmal spannender. Umso toller dann, dass sie schnell nachgelegt hat und mit “Zeckenbiss” ihren nunmehr 10. Roman veröffentlichte. Ob dieser an mein positives Bild vom letzten Roman anknüpfen konnte und warum der Titel Programm ist, das erfahrt ihr jetzt. Im Buch geht es zunächst um völlig verschiedene Personen: Wir lernen ein Ehepaar in Italien kennen, das ihren Sommer sehr oft in der Toskana verbringt und die ein eher unkonventionelles Eheleben leben. Dann geht es um Faruk, der in der JVA sitzt und bereits sein ganzes Leben in schrecklichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit unserem Commissario Neri, der bereits in den vorherigen Geschichten von Sabine Thiesler in den Ereignissen involviert ist. Zuletzt gibt es dann auch noch einen pensionierten Richter, der ein neues Leben mit einer sehr jungen Frau anfängt. All diese Leben scheinen nichts miteinander zu tun zu haben und doch laufen sie irgendwann zusammen – oder? Ich muss sagen, dass ich von Anfang an in der Geschichte drin war und gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Sabine Thiesler schreibt einfach so unglaublich auf den Punkt und könnte nicht spannender beschreiben, was alles passiert. Ihr Schreibstil zeichnet sich durch eine sehr präzise Darstellung aus, kombiniert mit sehr bildhaften und filmischen Ausführungen, die die Geschichte schnell erzählen. Dabei sind die Kapitel so kurz, dass die Seiten nur so verfliegen und ehe man sich versieht, sind schon wieder 100 Seiten vergangen. Diese Organisation der Kapitel ist einfach so charakteristisch, dass man nur Fan werden kann, das die Geschichte wie ein Film an einem vorbeizieht. Damit ist Sabine Thiesler für mich ein absolutes Vorbild für all jene Autoren, die einen spannenden Thriller planen – lest dieses Geschichte und versucht nicht nachzumachen, sondern von ihrem rasanten Aufbau und ihrer sehr präzisen Schreibweise zu lernen. Doch zurück zur Geschichte: Diese steigert sich immer mehr und findet (für ich Thiesler-typisch) gar keinen richtigen Höhepunkt, dennoch steigert sie sich kontinuierlich und endet wirklich erst mit der letzten Seite. Diesmal war die Geschichte sehr viel komplexer als im Vorgänger “Nachts in meinem Haus”, was dazu führte, dass man sehr viel mehr grübeln konnte und die Geschichte wirklich durchsteigen musste. So war sie auch spannender und obwohl mir die Grundidee im Vorgänger besser gefallen hat, überzeugte mich diese Geschichte letztendlich dann doch etwas mehr. Wie völlig planlos man am Anfang war und was dann alles aus dieser Ahnungslosigkeit entstand – das war einfach genial und hatte Suchtpotenzial. Der Plot begeistert von Anfang bis Ende ohne Ausnahme und lässt einen einfach nicht mehr los. Ich habe an einem Tag über 250 Seiten gelesen, einfach, weil ich wissen wollte, wie es denn nun ausgeht. Das habe ich nicht bei vielen Büchern und deshalb gebührt “Zeckenbiss” auch Respekt – besonders, weil ich derzeit eigentlich nicht wirklich in Thriller-Stimmung bin. Umso erstaunlicher also, dass ich den 10. Roman von Sabine Thiesler sogar als Highlight beschreiben würde. Am beeindruckendsten fand ich neben dem Plot und dem Aufbau die Ausführungen zum deutschen Rechtssystem. Denn mit der Geschichte unterhält Frau Thiesler nicht nur, sie übt auch durchaus Kritik am System. So gibt es einige Abläufe in der JVA, die unfassbar sind, sollten sie so in deutschen Gefängnissen ablaufen. Aber auch in Gerichtsverhandlungen lässt die Autorin tief blicken und stellt eine sehr lückenhafte Bearbeitung der Fälle da. Ich möchte gar nicht sagen, dass das bei jedem Fall passiert, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es ebenso genauso viele Fälle gibt, die genau das unterstreichen. Faszinierend, was Thiesler da beschreibt und auf welche Gedanken sie den Leser bringt, ohne darüber zu urteilen oder selbst Position zu beziehen. Ja, sie übt Kritik, aber es wird nicht klar, wie sie selbst dazu steht. Genau das fand ich gut, denn aufgrund der Kritik kommt man ja erst zum Nachdenken. Ein großer Pluspunkt und einer, den ich so gar nicht erwartet hätte. Mein Fazit: Sabine Thiesler kann’s einfach! Ein herausragend konstruierter Plot, der für manche vielleicht zu unrealistisch, für mich aber genau richtig war; Charaktere, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben und dennoch irgendwie zusammenhängen sowie ein Stil und Aufbau, die einfach überzeugen. Ich bin und bleibe Fan einer deutschen Meister-Autorin, die ihr Genre wahnsinnig gut beherrscht und immer wieder neue Seiten ihres Stils zeigt. “Zeckenbiss” ist ein wahnsinnig großer Schritt vom letzten Thriller und für mich eine wahre Steigerung, obwohl bereits der Vorgänger einfach nur Klasse war! Deshalb kann es gar nichts anderes als 5 Sterne geben – wer nach einem Page-Turner sucht, ist hier definitiv richtig.

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