Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannend, historisch genau, trotzdem unterhaltsam

Von: Sigismund von Dobschütz/Buchbesprechung aus Bad Kissingen
30.07.2018

Die französische, 13-bändige Krimireihe um den jungen Commissaire Nicolas Le Floch, der im Paris des Jahres 1761 zur Zeit Ludwigs XV. und der beginnenden Aufklärung geheimnisvolle Morde aufzudecken hat, sei „ein literarischer Genuss“, schrieb ich im Herbst 2017 über den mit 20-jähriger Verzögerung erstmals auf Deutsch veröffentlichten Band „Commissaire Le Floch & und das Geheimnis der Weißmäntel“ des im Mai verstorbenen französischen Schriftstellers Jean-François Parot (1946–2018). Mein Fazit damals: „Le Floch macht süchtig!“ Nach Lektüre dieses zweiten Bandes „Commissaire Le Floch & der Brunnen der Toten“, im März wieder im Blessing-Verlag erschienen, kann ich mein damaliges Urteil mit bestem Gewissen bestätigen. Wieder soll der junge Commissaire Nicolas Le Floch im Auftrag des Pariser Polizeipräfekten Sartine einen überaus heiklen Fall klären: Der Sohn des Grafen de Ruissec wurde in seinem Zimmer tot aufgefunden. Offensichtlich war es Selbstmord. Doch Le Floch kommen anhand einiger Indizien erste Zweifel. Während der Graf dennoch vom Selbstmord seines Sohnes ausgeht, scheint die Mutter anderer Meinung zu sein. Sie bittet den Commissaire um ein heimliches Treffen in einem Pariser Kloster. Doch dazu kommt es nicht mehr: Le Floch findet die Gräfin in der Kirche ermordet im „Brunnen der Toten“. Wie schon im ersten Fall „stolpert“ Le Floch geradezu während seiner Ermittlungsarbeit über weitere Leichen. Was mit einem vermeintlichen Selbstmord begonnen hatte, der sich bald tatsächlich als Mord erwies, weitet sich im Laufe der Ermittlungen zu einem komplizierten, mehrmals verwobenen politischen Komplott und Intrigenspiel aus - bis hinein ins Schloss Versailles, wo der bei einigen politischen Gruppen verhasste König Ludwig XV. residiert. Auch des Königs bislang favorisierte Mätresse, die Madame de Pompadour, mischt dabei mit, da sie ihre Position am Hof gefährdet sieht. Das Faszinierende an Jean-François Parots wirklich lesenswerter Krimireihe ist die fast dokumentarische Beschreibung des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Paris: Nicht nur einige seiner handelnden Personen - vom Polizeichef Antoine de Sartine über den Henker Charles Henri Sanson bis zu Madame de Pompadour und König Ludwig XV. - lebten damals wirklich. Auch die Örtlichkeiten im historischen Paris, das Alltagsleben der verschiedenen Gesellschaftsschichten ist dokumentarisch bis in Einzelheiten genau, aber dennoch unaufdringlich, fast beiläufig geschildert. Jean-François Parots Detailkenntnis verwundert nicht, war er doch nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein auf das 18. Jahrhundert spezialisierter Historiker. Nicht nur das gesellschaftliche und politische Umfeld ist auch in diesem zweiten Band wieder so überaus lebendig erzählt, dass man beim Lesen sogar Historisches lernen kann. Auch Parots Formulierungskunst, wie man sie in modernen Romanen kaum noch findet, und die den unterschiedlichen Charakteren vom adligen Höfling bis zur Bordellchefin angepasste Ausdrucksform (ein erneutes Lob dem Übersetzer Michael von Killisch-Horn!) geben uns Lesern das richtige Empfinden für eine längst vergangene Zeit. Nichts in diesen Romanen wirkt ausgedacht, alles scheint so wirklichkeitsecht. Wem diese ersten zwei Bände gefallen haben, darf sich schon bis Ende Oktober auf den dritten Band „Commissaire Le Floch & das Phantom der Rue Royale“ freuen. Allen anderen empfehle ich, bis Oktober diese ersten zwei Bände unbedingt gelesen zu haben.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.