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Rezension zu
Mensch 4.0

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Digitale Freiheit oder digitale Kontrolle? - Der "Mensch 4.0"

Von: Eva Krafczyk
03.08.2018

Nie war so viel Information so schnell, für so viele und so kostengünstig verfügbar. Oder etwa doch nicht? In ihrem Buch „Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt“ geht Alexandra Borchardt den Chancen, aber auch den Risiken der schönen neuen Welt von Internet, Smartphone und künstlicher Intelligenz nach. Dabei kommen Psychologen, Journalisten, Experten aus der Tech-Branche zu Wort. Verteufelt werden Internet und der Gebrauch des Smartphones keineswegs. Borchardt kritisiert aber die Allgegenwart der Smartphone-Nutzung und die Bereitwilligkeit, mit der viele Verbraucher und Nutzer von Apps ihre Daten zur Verfügung stellen, ohne zu hinterfragen, wie viel sie von sich selbst preisgeben und ohne letztlich zu wissen, wer letztlich Zugriff zu diesen teils sehr persönlichen Informationen hat. Eine Welt, die Dauer-Offline ist, das ist nicht der Gegenentwurf dieses Buches, in dem viele Studien und Expertenmeinungen darüber zusammengeführt sind, was der digitale Wandel mit den Menschen macht – gerade mit denjenigen, die als digital natives keine Vergleichsmöglichkeit zu der herkömmlich analogen Welt ihrer Eltern haben. Die 1966 geborene frühere Journalistin kennt beides und plädiert für Ethik für Programmierer, die sich mehr Gedanken machen müssten über die Macht der Algorithmen. Borchardt warnt vor einem naiven Glauben, dass die Nutzung der digitalen Chancen einen Zugewinn an Freiheit, an Freunden, an Zugang zu Mitbestimmung hat. Hinter sozialen Netzwerken und Angeboten stecken schließlich große Unternehmen – und die haben seit jeher Profit im Sinn und handeln nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit. Mitbestimmung heißt ja auch nicht ein Like oder ein Weiterleiten, das Unterzeichnen einer Online-Petition und Debatten im Netz, in denen die Lautesten und die Extremsten die meiste Aufmerksamkeit finden. Die permanente Selbststilisierung auf Instagramm und Co führt nicht nur zur Inszenierungssucht in einer Ich-Gesellschaft, sondern droht diejenigen in Selbstzweifel zu stürzen, die das Gefühl bekommen, nur sie hätten nicht so ein spannendes Leben wie die jungen, schönen Influencer oder jene, die sich dafür halten. Besonders kritisch geht Borchardt mit den zwischenmenschlichen Verschlechterungen angesichts digitaler Reize um: Wenn beim Ausflug mit dem Kleinkind der Blick auf das smartphone, nicht auf das Kind gerichtet ist. Wenn beim Treffen mit Partner oder Freunden das Signal einer neuen Whatsapp-Nachricht sofort die Aufmerksamkeit auf das Smartphone umschlägt und signalisiert: Meine digitalen Kontakte sind mir jetzt wichtiger. Das Internet sei nicht das Freiheitsinstrument, es habe auch autoritären Staaten und Konzernen „das Tor zur totalen Kontrolle und Zentralisierung geöffnet“, mahnt Borchardt. Mensch 4.0 fasst viele Argumente der aktuellen Diskussion über die digitale Gesellschaft zusammen und bietet Denkanstöße zum selbstbestimmten, aber auch bewussten Umgang mit Internet und social Media, bei dem der Einzelne seine Rechte auf Privatsphäre und Einfluss auf seine Daten-Präsenz in Anspruch nimmt.

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