Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Schloss

Surreal - wie ein Albtraum aus dem man nicht aufwachen kann...

Von: ricysreadingcorner
11.08.2018

Ich habe es geschafft: Ich habe mich durch Das Schloss von Franz Kafka gekämpft! Ist es ein schönes Buch? Nein! Lohnt es sich dennoch, es zu lesen? Ja, würde ich schon sagen! Worum geht’s? K. kommt als vom Schloss beauftragter Landvermesser in jenes Dorf, das von eben diesem Schloss beherrscht wird. Dort muss er jedoch feststellen, dass seine Anstellung alles andere als eindeutig ist. Sein Versuch ins Schloss oder auch nur zu irgendeinem höheren Beamten vorzudringen, der ihm nähere Auskünfte über seinen Auftrag geben kann, scheitert kläglich. Immer wieder wird er zu anderen scheinbar wichtigen Personen geschickt, ohne diese jemals zu erreichen oder um letztendlich doch keine wertvollen Informationen zu bekommen und wird dabei zudem nicht selten von seinem eigentlichen Vorhaben abgelenkt. Die Absichten der Dorfbewohner bleiben ebenso unklar wie der Grund seines Hierseins und so bleibt K. ein Fremder, ziellos Suchender in diesem surreal erscheinenden Dorf, das von einer nicht greifbaren Macht beherrscht wird. “Die Straße nämlich, diese Hauptstraße des Dorfes, führte nicht zum Schlossberg, sie führte nur nahe heran, dann aber wie absichtlich bog sie ab….” (S.21) Meine Meinung Wie bereits gesagt, war Das Schloss kein schönes Buch für mich. Weder interessante, schön ausgearbeitete Charaktere noch ein guter Spannungsbogen oder gar ein schöner Schreibstil sind hier zu finden. Viel eher gibt es nicht enden wollende monotone Dialoge oder Monologe, deren Sinn einem zwischendurch wirklich abhanden kommt. Es hat mir keinen Spaß gemacht es zu lesen, es ist unbefriedigend und man möchte den Protagonisten am liebsten wachrütteln, ihn bitten bei seinen Gesprächen und Handlungen endlich auf den Punkt zu kommen, ja ihn an sein eigentliches Anliegen erinnern, um diese zähe Geschichte endlich hinter sich zu bringen…aber gerade diese Wirkung war es wiederum, die das Buch für mich letztendlich so faszinierend gemacht hat. Mein erster Gedanke war der, dass es sich bei dieser Geschichte um einen Albtraum handelt. Jeder kennt sie, diese Träume, in denen man sich bewegen möchte und nicht von der Stelle kommt. In denen man irgendetwas ganz Wichtiges ganz dringend erreichen oder erledigen muss, ohne genau zu wissen, was das eigentlich ist. Dabei immer wieder von irgendwelchen merkwürdig surrealen Ereignissen abgelenkt zu werden, dabei zu vergessen, worum es einem eigentlich ging. Dann tauchen auch noch Personen auf, die einem vollkommen fremd erscheinen und die man doch zu kennen scheint, die zwischendurch sogar ihre Erscheinung ändern. Beziehungen und Ansichten ändern sich plötzlich und leichtfertig. Hinzu kommt noch, dass Das Schloss eines von Kafkas unvollendeten Werken ist. Es endet mitten in einem Satz und dabei scheint gerade dieser endlich wichtige Informationen für K. zu enthalten. Die ganze Geschichte übte so einen nervenzerreißenden oder eher nervtötenden, surrealen Sog auf mich aus, dass ich tatsächlich die Theorie vertreten würde, dass dieses Werk gar nicht unvollendet ist, sondern, dass es so abrupt enden sollte. Wie ein Albtraum, aus dem man zwischendurch die ganze Zeit aufwachen will, nur um dann am Ende das Gefühl zu haben um die Auflösung betrogen worden zu sein… Über den Protagonist K. erfährt man sehr wenig und das, was man erfährt, ist eher widersprüchlich. Auch die anderen Charaktere bleiben undurchschaubar, oberflächlich und in Ihren Absichten eher wechselhaft. Auf die Spitze getrieben wird das natürlich dadurch, dass man nicht einmal den richtigen Namen des Protagonisten erfährt, sondern sich mit der Abkürzung zufrieden geben muss. Anscheinend hat seine Identität ebensowenig Bedeutung wie jegliche Einzelschicksale in dieser vollkommen aber undurchschaubar durchbürokratisierten kleinen Welt. Das titelgebende Schloss, das zu erreichen zunächst K.s Ziel ist, rückt immer weiter in den Hintergrund. So sieht K. es zu Beginn noch über dem Dorf aufragen, nur um dann festzustellen, dass man ihm scheinbar nicht näherkommen kann, oder es von der ungewöhnlich schnell eintretenden Dunkelheit verschluckt wird. Nur die wenigsten Dorfbewohner haben direkten Kontakt zum Schloss oder gehen dort gar regelmäßig ein und aus. Keine Straße scheint wirklich dorthinzuführen und kein Wagen möchte K. dorthinbringen. Und dennoch kontrolliert das Schloss oder eher sein unendlich groß wirkendner Beamtenapparat das Dorf und K. erlebt die Ohnmacht gegenüber einer undurchsichtigen Bürokratie. Eine hier durchaus übertrieben dargestellte und dennoch wahrscheinlich vielen Lesern vertraute Erfahrung… Fazit Dieses Buch kostet Nerven und Durchhaltevermögen, aber es belohnt den Leser mit schier unendlichen Interpretationsmöglichkeiten, die das Buch für mich letztendlich doch sehr spannend und lesenswert gemacht haben. Zur Ausgabe: Die kleine Schmuckausgabe ist handlich und schön anzusehen. Ein echter Hingucker für's Regal!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.