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Rezension zu
Die Madonna der Berge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bedrückend

Von: Valerie Süßmuth
31.08.2018

Ich hatte bei diesem Roman eine bestimmte Vorstellung vor Augen: Italien, Berge, Einsamkeit, ein altes Haus und eine große Familie, vielleicht ein bißchen düstere, melancholische Stimmung. Zunächst einmal war ich beim Lesen ziemlich überrascht vom Schreibstil- denn der ist bewusst einfach gehalten. Kurze, knappe Sätze ohne blumige Ausschmückungen und recht schnörkellos. Von jemandem der kreatives Schreiben unterrichtet hätte ich auf Anhieb erstmal etwas anderes erwartet. Nach einiger Zeit jedoch fand ich gerade diesen Stil sehr kunstvoll - weil er genau zu der Figur passt, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist. Maria ist eine gläubige Christin, eine gute Tochter und eine brave Ehefrau, die überdies recht einfach gestrickt ist; und genau deshalb passt die knappe Erzählweise so gut. Marias Welt ist in Schubladen eingeteilt und besteht im Groben aus harter Arbeit und ihrer Familie. Es war für mich schwer zu schlucken wie beiläufig sie beispielsweise über häusliche Gewalt berichtet- ist eben so, Frauen müssen diszipliniert werden. Kinder auch. Sie geht darüber hinweg als sei es selbstverständlich, und genau das ist es für Frauen ihrer Generation und ihres Lebensraumes gewesen. Sich das bewusst zu machen ist bedrückend. Solange der Mann christlich und stark und gutaussehend ist, ist doch alles fein. Was macht es da schon, wenn er einen grün und blau schlägt. Das ließ mich mehrfach wirklich schlucken, wie normal das alles für Maria und ihre Kinder ist. So ist es auch völlig normal dass die Faschisten an die Tür klopfen und dass irgendein hoher Diktator verlangt, dass sie noch mehr Kinder bekommt. Sie nimmt einfach alles im Leben hin. Und gerade in diesem Punkt ist der Roman unheimlich authentisch, man ist sehr nahe dran an den Figuren. Gleichzeitig störte mich diese extreme Einfachheit im Gemüt aber auch, ich habe lieber Frauen die sich gegen ihr Los auflehnen. Unterm Strich war es für mich nicht wie ich es erwartet hatte- aber durchaus lesenswert. Richtig für jemanden, der bereit ist sich wirklich in die Zeit fallen zu lassen, falsch für jemanden der zu stark moderne Maßstäbe und Erwartungen an Charaktere hat.

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