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Rezension zu
Die Expedition der Space Beagle

Die Spacebeagle auf Darwins Spuren

Von: Thursdaynext
10.09.2018

Ein SciFi Klassiker, den man und besonders Frau nur unter Beachtung des Erscheinungsjahrs und des Autors Geburtsdatum lesen sollte. A. E. Van Vogt wurde 1912 geboren, „Die Expedition der Space Beagle“ erschien erstmals 1950 und so weht auch ein wenig muffig prüde Fünfzigerjahre Brise durch den ansonsten humorvollen Roman. Leicht kafkaesk mutet des Autors Beschreibung der Zustände an Bord des riesigen Forschungsraumschiffs an. Es gibt keine einzige Frau an Bord. Die sozialen Interaktionen sind also sehr eingeschränkt in dieser Männerwelt. Die „Triebe“ werden via Beimengung chemischer Substanzen in der Nahrung unterdrückt und die emotionale Wärme, die der Autor den Frauen zuweist, ist praktisch nicht vorhanden. In dieser reinen Männerwelt prägen Korinthenkackerei und Bürokratie, sowie Machtkämpfe Wissenschaftler versus Militär das Leben an Bord. Der junge Wissenschaftler Elliott Grosvenor, dessen Fachgebiet der Nexialismus ist beobachtet die Situation aufmerksam und sieht sich gezwungen einzugreifen. Die Nexialisten verbinden die einzelnen Wissenschaften und führen sie zusammen um Ergebnisse zu optimieren. Eine Denkweise die den Menschen in A. E. Van Vogts Zeitalter noch neu und daher für die meisten der klassischen Wissenschaftler an Bord des Expeditionsschiffs schwer nachzuvollziehen ist. Das Fehlen der Frauen erschwert das Lesen zu Beginn, da es wirklich extrem rückständig erscheint. So bleibt die Schilderung der Ereignisse an Bord der Spacebeagle unerquicklich eindimensional, einzig die Gedanken und Handlungen des Nexialisten an Bord weichen von diesem wenig vertieften Bild ab und bringen Witz und Charme in die Geschichte. Weshalb der Autor auf Frauen verzichtete, ob aus Unfähigkeit sich in diese hineinzuversetzen, oder aus welchen Beweggründen auch immer, es ist ein Mangel der unangenehm berührt, gerade im Vergleich mit aktuellen SciFi Romanen oder gar Doris Lessings Zukunftsvisionen. Doris Lessing wurde nur sieben Jahre später geboren als der Autor der Spacebeagle, sicher, auch ihre Romane muten aufgrund der Schreibweise leicht altmodisch an, doch an Komplexität und schriftstellerischem Können übertreffen sie Van Vogt bei weitem. Trotz all dieser Beschränkungen ist „Die Expedition der Space Beagle“ dennoch beachtenswert. Van Vogt beschreibt anschaulich den Populismus, den sein sympathischer Protagonist Elliott Grosvenor entlarvt, er bedient sich der Wissenschaften und entwickelt sie weiter und dies auf, für den damalige Wissensstand auf hohem Niveau und mit viel Erfindungsgeist. In seinem Erscheinungsjahr war das Buch sicher sensationell und es ist faszinierend, Van Vogts Ideen mit dem IST- Zustand zu vergleichen, an den er des Öfteren nahe herankommt. Der Populismus hat es ihm angetan, so lässt er den bordeigenen Soziologen Geschichtsvergleiche ziehen und über „Fellachen“ dozieren. So seltsam der Begriff auch erscheinen mag, assoziiert man doch zuerst die ägyptischen Bauern damit, so weitreichend wird er bei Van Vogt ausgedehnt, soziologisch geschichtlich und psychologisch erweitert. „Der Fellachentypus verwarf Neuerungen und Wandel. Die Dürftigkeit seiner Existenz ließ ihn auf individuelles Leid nicht selten teilnahmslos reagieren.“ Pegida, Wutbürger und Afd in der Masse beschrieben. Elliott Grosvenor kennt dank seiner nexialistischen Ausbildung die Erscheinungsformen des Populismus und er nutzt sie als es darum geht Schiff, Besatzung und Menschheit vor außerirdischen Erscheinungsformen zu bewahren. Das liest sich spannend und clever, auch weil der Held des Buches kein Machtmensch ist, sondern gezwungen ist, zu retten und zu schützen und dazu auf neue, ungewöhnliche Methoden zurückgreift, wie die des Nudging. So liest sich dieser Ausflug in die klassische, fast möchte ich es altertümliche Science-Fiction nennen, zwar spannend, vermag streckenweise auch zu faszinieren und durch die kafkaesken Bürokratie- und Bürokratenbeschreibungen einen gewissen Humor zu entwickeln. Das Fehlen sämtlicher Frauen, sei es als Wissenschaftlerinnen oder Militärs, es gab hochkarätige Wissenschaftlerinnen bereits zu Lebenszeiten des Autors, wirft ein schwaches Bild auf den Schrifsteller und seine Zukunftsvision der Menschheit, die sich auf den Weg ins All aufmacht. Interessant bleibt es dennoch, besonders im direkten Vergleich mit heutigen Spaceoperas, wie sie zum Beispiel von der großartigen Becky Chambers erdacht wurden, die ihre extraterrestrischen Lebewesen mit erheblich mehr Hintergrund und Tiefe ausstattet. Für Fans von Ridley Scotts Alien ist Van Vogts Werk quasi Pflichtlektüre, da sich Hollywood Drehbuchautor Dan O’Bannon hier seine Idee für das schwachausgeleuchtete Monster holte und so den unvergesslich ekligen Moment des aus dem Körper hervorbrechenden Mistviechs schuf, der sicher noch viele weitere Jahren durch die Köpfe der Zuschauer geistern wird.

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