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Rezension zu
Und die Braut schloss die Tür

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schweigen

Von: Frau Lehmann
14.09.2018

An ihrem Hochzeitstag schließt sich die Braut Margi in ihrem Zimmer ein und verweigert damit die Schließung der Ehe. Draußen vor der Tür versuchen ihre Mutter Nadja und ihr Verlobter Matti mit Margi Kontakt aufzunehmen. Doch die Braut schweigt. Aus dieser Situation macht Ronit Matalon eine bittersüße Komödie, seziert auf wenig Seiten und trotzdem präzise eine Familie, stellvertretend für die Gesellschaft. Die Braut schweigt, und jeder geht anders damit um, muss sich allein mit dieser Situation auseinandersetzen, nach Gründen suchen und nach Lösungen. Letztere fallen so unterschiedlich aus wie die Charaktere, die sie ersinnen. Während Matti zwischen Verzweiflung und Aggression schwankt und droht, die Tür gewaltsam zu öffnen, organisiert seine Mutter eine Psychologin, die Margi quasi durch die Tür therapieren soll. Die Brautmutter ist mit der Situation gänzlich überfordert und läßt sich von einer Woge der Verzweiflung, die ihre Wurzeln in einem vergangenen Verlust hat, überrollen. Und dazu kommen der Gesichtsverlust den geladenen Gästen gegenüber und natürlich das in die Hochzeitsfeierlichkeiten investierte Geld. Das alles beschreibt Matalon so böse wie witzig. Und lässt trotzdem auch leise Momente zu, die den Leser trotz aberwitzigster Situationen mit den Figuren fühlen lassen, etwa, wenn Matti sich vor der Tür einrollt, um Margi näher zu sein. "Und die Braut schloss die Tür" ist ein intelligent komponierter Kurzroman, den man sich in seinem Bilderreichtum hervorragend auf der Bühne oder als Film umgesetzt vorstellen kann. Einfühlsamkeit, schwarzer Humor und Gesellschaftskritik halten sich hier wunderbar die Waage. Leider ist dieser Roman der letzte Ronit Matalons, die Ende letzten Jahres verstarb. Ich würde mich freuen, wenn ihre vorhergehenden Werke, die bisher nur teilweise übersetzt wurden, auch dem deutschen Leser zugänglich gemacht würden. Denn eines ist sicher, Ronit Matalon war eine hochinteressante Stimme des modernen Israels und nicht umsonst dort sehr bekannt. Ich danke dem Luchterhand Literaturverlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

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