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Rezensionen zu
Alles, was wir geben mussten

Kazuo Ishiguro

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Das Buch hat mich schon eher gefesselt, als ich es angefangen habe zu lesen. Das liegt daran, dass ich Teilnehmer eines Philosophie-Enrichment-Kurses war, in welchem wir auch mehrere Filme nach Moral und Ethik und sonstigen philosophischen Werten analysiert haben. „Alles, was wir geben mussten“ war einer dieser Filme. Diesen Streifen habe ich jedoch nur zur Hälfte gesehen, welche mich aber sehr begeistern konnte, und als ich gesehen habe, dass im Heyne-Verlag eine Neuauflage zu diesem Buch erscheinen würde, habe ich mir natürlich ein Rezensionsexemplar gesichert, um endlich diese Geschichte zu Ende verfolgen zu können. Ob das Buch dem Film gerecht wird und wie es mich überzeugen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Rezension. Was mich vollständig überzeugen kann – sowohl in Buch als auch Film, logischerweise – ist das packende und erschreckend realistische Szenario. Es wirkt jederzeit glaubhaft und man fragt sich tatsächlich die ganze Zeit, ob und wenn ja, wann die Menschheit diesen nächsten schrecklichen Schritt tun wird. Dabei wird das Szenario aus der Sicht der Probanden erzählt, die die Umstände nicht hinterfragen oder sich dagegen wehren, weil sie nach diesem Schema erzogen wurden. Dem muss man sich bewusst sein, denn eine Rebellion, wie es den heutigen Buchtrends entsprechen würde, findet hier in keiner Weise statt. Daher wirkt das Buch zwar kraftvoll, aber auch hoffnungs- und ausweglos. Hier hätte man die Hintergrundgedanken sämtlicher Figuren stärker beleuchten müssen. Das liegt an dem Schreibstil, der mir leider an der Romanvorlage nicht gefallen hat. Er wirkt sehr distanziert, auch indem er die Leser in Höflichkeitsrede ab und an direkt anspricht. Es ist, als würde in einer Metaebene über das Geschehen berichtet werden und man beobachtet alles von oben. Daher bekommt man keinen lebendigen Einblick in die Figuren, was meiner Meinung nach nötig gewesen wäre. Das hat mir am Film, der die Figuren nah und lebensecht darstellt, wesentlich besser gefallen. In diesem Buch ist die große Handlung die Entwicklung der Dreiecksbeziehung zwischen den Protagonisten Kathy, Ruth und Tommy, und natürlich erwartet man keine spannungsgeladenen und unvorhergesehenen Wendungen. Dies bekommt man auch nicht. Man bekommt eine Lebensgeschichte dreier Personen, deren Leben von bestimmten Umständen geprägt ist. Schade dabei ist, dass man sich nicht in die Figuren hineinversetzen kann, sondern auch beim nachträglichen Revuepassieren wie in der Vogelperspektive das Geschehen vor Augen hat. Manch ein Leser wird diesen distanzierten Schreibstil begrüßen, aber mich hat er hier sehr gestört. Dennoch lässt sich sagen, dass die Figuren mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen sind und sie eine unglaubliche, aber glaubhafte Charakterentwicklung durchmachen. „Alles, was wir geben mussten“ ist ein sehr nachdenklich stimmendes Buch mit einem großartigen Szenario und guten Figuren, das jedoch unter einem zu distanzierten Schreibstil zu leiden hat und dem Leser dadurch emotionale Verbundenheit mit den Protagonisten verwehrt bleibt, was ich sehr schade finde. Dennoch kann ich jedem, der sich nach dem Klappentext angesprochen fühlt, eine Leseempfehlung aussprechen.

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