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Rezensionen zu
Der Talisman

Stephen King, Peter Straub

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Es war die größte Zusammenarbeit innerhalb der Phantastischen Literatur, die es je gegeben hatte. So groß, dass die Verleger für die Werbung eine halbe Million auf den Tisch legten (was für 1984 eine gewaltige Zahl war). Die beiden besten Horrorautoren schreiben gemeinsam ein Buch. Natürlich dachte man an Bestsellerlisten, Filme, Fortsetzungen und so weiter. Am Ende war der Talisman zwar ein Bestseller, aber mit Filmen war es erst mal nichts. Das mag verwundern, wo doch wirklich jedes von King bekritzelte Taschentuch verfilmt zu werden scheint, aber Steven Spielberg sicherte sich die Filmrechte und gab dann bekannt, dass das Buch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verfilmbar sei. Jetzt aber deuten Gerüchte darauf hin, dass es nach dem Erfolg von ES vielleicht an der Zeit ist, das Projekt aus der Produktionshölle zu holen. Das Buch handelt von Jack Sawyer, einem 12-jährigen Jungen, der erfährt, dass seine Mutter an Krebs erkrankt ist und wahrscheinlich sterben wird. Lily Cavanaugh, die ‚Königin der B-Movies‘, ist auf der Flucht vor dem bösartigen Geschäftspartner ihres Mannes, der in dubiose Geschäfte verwickelt ist und einige fiese Tricks auf Lager hat. Jack freundet sich mit dem alten Hausmeister Speedy Parker an, der ebenfalls in diesem heruntergekommenen Freizeitpark lebt wie Jack und seine Mutter. Speedy führt Jack in die Geheimnisse der „Region“ ein, eine Parallelwelt mit seltsamen physikalischen Regeln: Zeit und Distanz haben unterschiedliche Bedeutungen (wobei die alternative Welt eher einer komprimierten Version der Vereinigten Staaten ähnelt), und jeder aus der einen Welt hat einen Doppelgänger (Twinner) in der anderen. Sie teilen einige der physischen Eigenschaften, Lebensereignisse und Charaktereigenschaften des anderen, aber durchaus nicht alle. Manche von ihnen können von der einen in die andere Welt wechseln (flippen), und wieder andere – wie Jack – müssen einen magischen Wein trinken, um wechseln zu können. Jeder hat einen Twinner, abgesehen von Jack. Sein Gegenpart Jason starb, als er noch ein Baby war. Das wäre Jack fast ebenfalls passiert. Zur Überraschung hat seine sterbende Mutter einen besonderen Twinner: Königin Laura DeLoessian (die von allen geliebt und verehrt wird und in einen tiefen Schlaf gefallen ist, aus dem sie nicht erweckt werden kann). Speedys Zwilling, ein Revolverheld namens Parkus, erzählt Jack alles über einen Talisman, der seine Mutter, und gleichzeitig die Königin, heilen kann, und so beginnt eine klassische Fantasy-Reise. Ende der 1970er Jahre beschlossen die befreundeten Autoren Stephen King und Peter Straub gemeinsam einen Roman zu schreiben. Es dauerte vier Jahre, bis sie damit begannen, und als sie sich daran machten, endlich loszulegen, schrieben sie im Wesentlichen die Kapitel im Wechsel, den Anfang und das Ende aber gemeinsam. Danach wollten sie den Text des jeweils anderen noch einmal überarbeiten. Für beide Autoren war es ein Spiel, das damit begann, den Stil des jeweils anderen zu kopieren, um zu einem neuen und frischen Ergebnis zu kommen, also: einen dritten Autor herauszubilden. Zwei gestandene Horror-Autoren tun sich also zusammen, um einen Roman zu schreiben, der nur in wenigen Szenen mit konventionellem Horror spielt. Zwar gibt es Werwölfe, die im Grunde aber gutartige Kerle sind. Es gibt einen Bösewicht (Morgan Sloat / Morgan of Orris), der nicht per se beängstigend ist. Er bringt Technologie und Gewalt in die Region, damit sie sich selbst vernichtet. Es gibt einen Moment im Roman, in dem sich Jack mit dem Herrn der Ringe auseinandersetzt: kein Zufall. Und es gibt noch ein weiteres großes Motiv, das sich durch die ganze Fantasygeschichte zieht: Freundschaft. Der Einfluss von Huckleberry Finn ist somit auch hier gegenwärtig. Peter Straub selbst hat darauf hingewiesen, indem er sagte: „Twain war uns von Anfang an ein Vorbild.“ Das Thema das Buches ist eine fantasievolle Coming-Of-Age-Geschichte, aber jeder der beiden Autoren hat alleine besseres zu Papier gebracht. Auf den ersten Blick ist gar nicht so schnell zu erklären, woran es dem Buch mangelt, um als Jugendbuch auch die erwachsene Leserschaft anzusprechen. Der Roman ist nicht etwa schlecht geschrieben. Er ist lang und neigt – wie viele Bücher Kings – etwas zur Übertreibung. Es gibt gewiss einige Längen, aber die Geschichte an sich ist gut. Jedoch befinden wir uns in einem anderen Zeitalter. Die Fantasy hat sich weiterentwickelt und entweder hat man in den 80ern etwas Zeitloses geschaffen, oder man fällt heute durch. Das kann man sich bei diesem Buch aussuchen.

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