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Rezensionen zu
Durch die Nacht

Ernst Peter Fischer

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Die Nacht hatte schon immer etwas Magisches, Faszinierendes, aber auch etws Furchteinflößendes. Wie die Menschen früher und auch heute mit der Nacht und der Dunkelheit zurechtkamen bzw. -kommen und was es mit ihr auf sich hat, beschreibt der Autor Ernst Peter Fischer in seinem naturwissenschaftlichen Werk „Durch die Nacht. Eine Naturgeschichte der Dunkelheit“. Schon das Buchcover des Taschenbuchs gefällt mir sehr gut. Es passt bestens zur Thematik dieses Sachbuchs. Man sieht darauf den Nachthimmel, vor dem eine Eule flattert. Der leicht geriffelte Einband macht das Buch griffig. Es liegt sehr gut in der Hand. In einer sehr gut lesbaren und sachlichen Sprache schildert der Autor am Anfang des Buches naturwissenschaftlich, was Dunkelheit eigentlich ist. Ich fand diesen Einstieg schon sehr interessant und war sofort von diesem Buch gefesselt. Ernst Peter Fischer erzählt auf äußerst interessante und durchaus unterhaltsame Art und Weise, wie die Menschen über Jahrhunderte hinweg bis heute mit der Dunkelheit zurechtkamen, was bei Nacht alles geschah. Er erklärt, was es mit dem Nachtleben auf sich hat, behandelt in einem Kapitel den Schlaf, schreibt in einem anderen über Träume, die Nachtseite der Wissenschaft oder das Böse im Menschen. Man erfährt, wie die Menschen die Angst vor der Nacht überwunden haben und die Dunkelheit für sich nutzten, sei es in der Literatur, der Kunst, im Alltag, beim Erforschen der Tiefsee oder beim Erforschen des Weltalls. Mir hat dieses Sachbuch sehr gut gefallen und ich konnte sehr viel lernen. Sehr gut fand ich auch die Bilder, Tabellen, Zeichnungen und grauen Kästen, die zusätzliche Informationen zum Thema lieferten. Ich kann dieses tolle, sehr informative Buch bestens weiterempfehlen und vergebe deswegen auch volle Punktzahl: fünf Sternchen!

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Ein spannendes Sachbuch

Von: Curin

08.12.2017

Dunkelheit und Nacht sind Phänomene, die sowohl in der Naturwissenschaft als auch in der Kulturgeschichte oftmals thematisiert worden sind. Ernst Peter Fischer hat sich in diesem Buch mit genau diesen Themen befasst und nimmt den Leser mit auf eine interessante und faktenreiche Reise ins Dunkle. Mich hat schon der Titel des Buches neugierig gemacht und auch beim lesen wurde ich nicht enttäuscht. Herr Fischer beginnt gewissermaßen am Anfang der Welt mit der biblischen Schöpfungsgeschichte und zeigt, wie das Licht erstmals von der Finsternis getrennt wird. Auch in den anderen Kapiteln erläutert er deutlich, wie sich das Dunkle physikalisch erklären lässt, wie sich die Nacht auf den Schlaf auswirkt und warum wir gerade in dieser Zeit oft von Ängsten geplagt werden. Der Autor schreibt die ganze Zeit über so, dass man seine Ausführungen gut verstehen und auch nachvollziehen kann. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, dass er vom Wesentlichen abrückt und ein Bisschen zu schwafeln anfängt. Grundsätzlich hat mir seine Idee, ein ganzes Buch der Nacht und der Dunkelheit zu widmen, sehr gefallen. Insgesamt ist ,,Durch die Nacht" ein gut lesbares und zum Teil auch unterhaltsames Sachbuch, indem man viel Neues erfährt. Gerne empfehle ich es hier weiter.

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Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer versucht mit dem Werk „Durch die Nacht – Eine Naturgeschichte der Dunkelheit“ durch die Verbindung von Kultur-und Naturwissenschaften die Faszination „Dunkelheit“ den Lesern anschaulich zu vermitteln. Er beantwortet Fragen wie „Was ist Schwarz“, „Warum haben wir im Dunkeln Angst?“, “Wie schlafen wir?“ und „Warum träumen wir?“. Er beantwortet die Fragen mit einer Mischung aus Physik, Biologie, Philosophie, Religion und schmückt das Ganze mit Anekdoten aus der Literatur, beispielsweise mit Zitaten aus „Faust“. Es ist informativ und beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Dunkelheit. Und genau da habe ich meinen Kritikpunkt anzusetzen. Viele Dinge die er anspricht sind sehr interessant, zum Beispiel die Tatsache, dass die Menschen früher in zwei Etappen geschlafen haben oder wie unterschiedlich das Nachtleben sein kann. Auch die physikalischen Aspekte des Lichtes und die biologischen Aspekte des Schlafes haben mich interessiert und waren leicht verständlich dargestellt. Allerdings gab es einige Passagen die für mich zu wirr, uninteressant und unverständlich waren. Die Vermischung der Disziplinen war oftmals zu extrem und unpassend. Manchmal hat es funktioniert, aber teilweise leider auch nicht und man fragt sich, was der Autor sich dabei gedacht hat und wo endlich die Antwort auf eine Frage, die er in den Raum wirft, auftaucht. Wer sich mit den von ihn genannten Werken auskennt, wird vielleicht die Antwort selbst finden können oder wenigstens die Verbindung ziehen können. Ich kannte einige, aber längst nicht alle ,und so hatte ich das Gefühl, mir ging beim Lesen Information verloren. Mir hat die ganzheitliche Sicht gefehlt, es kam mir manchmal vor, wie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Anekdoten, bei denen der Zusammenhang fehlt. Beispielsweise zitiert er zu Beginn des Kapitels über Träume Shakespeare, geht kurze Zeit später auf Max Frisch ein, auf die Traumdeutung von Freud, nennt kurz Marc Aurel und Heraklit um dann wieder auf Shakespeare und Sophokles einzugehen. E.T.A Hoffmann, Mary Shelly und der Bezug zur Bibel dürfen natürlich auch nicht fehlen um danach nochmals auf Freud einzugehen. Mir fehlte hier die Stringenz. An manchen Stellen war die Vorgehensweise des Autors schlüssig, an manch anderen Stellen leider nicht. Mein Fazit ist, dass ich mir einige interessante Fakten rauspicken konnte, die ich so vorher noch nie gehört habe, aber leider umgeben von unzusammenhängendem Geplänkel, dass ich teils nachvollziehen konnte, teils aber total wirr fand.

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Inhalt Auf teils leicht humoristische, aber überwiegend sachliche Art und Weise widmet sich Herr Fischer verschiedenen Aspekten, die mit der Nacht und der Dunkelheit zu tun haben. Dazu beginnt er mit der naturwissenschaftlichen Erläuterung, was Dunkelheit ist. Es schließen sich zwei Kapitel an, in denen aus geschichtlicher Perspektive beleuchtet wird, was in den verschiedenen Jahrhunderten in der Nacht passiert ist, wie die Nacht mehr und mehr zum Leben erweckt wurde, woher der Begriff „Nachtleben“ rührt. Die ausgiebigste Beschäftigung nachts ist wohl das Schlafen, weshalb diesem Punkt ebenfalls ein komplettes Kapitel gewidmet ist, Auch das Träumen nimmt einen breiten Raum ein, sodass sich zwar ein Kapitel mit dem Träumen befasst, aber eher damit zu zeigen, welche kreativen Ideen bekannten Wissenschaftlern nachts im Traum gekommen sind. Die Bezug zu den Wissenschaftlern gibt Herrn Fischer nun die Möglichkeit, sich im folgenden Kapitel mit der Verantwortung bzw. Verantwortungslosigkeit der Wissenschaften auseinander zu setzen. Er breitet das im nächsten und abschließenden Kapitel auf den Menschen an sich aus und befasst sich mit der bösen Seite des Menschen. Am Ende des Buches gibt Herr Fischer kapitelbezogene Literaturhinweise und liefert ein Sach- und Personenregister. Subjektive Eindrücke Grundsätzlich habe ich viele interessante Dinge in diesem Buch erfahren. Es war gut zu lesen und aufschlussreich. Nicht alle behandelten Themen hätte ich unter dem Titel erwartet, aber mit ein wenig Fantasie und metaphorischer Auslegung ist sicher auch das Böse im Menschen als Dunkelheit zu verstehen und passt somit zumindest zum Untertitel. Aber auch diese Teile sind voller interessantem und lesenswertem Wissen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man mehr über die eigentlich themenrelevanten Aspekte hätte sagen oder detaillierter werden können, sodass die „Rand“-Kapitel nicht unbedingt hätten sein müssen. Ich denke da z. B. an ein Mehr zur Bett- und Schlafkultur, zu (Einschlaf-)Ritualen, zur Entwicklung des Verständnisses von Träumen, den wirklichen Gründen dafür, dass wir schlafen und dies überwiegend nachts tun etc. Fazit Wenn man offen dafür ist, über den eigenen Titel hinaus über angrenzende Bereiche Lesenswertes zu erfahren, dann kann man das Buch uneingeschränkt empfehlen. Es macht Spaß es zu lesen und es enthält interessantes Wissen. Ich danke dem Verlag herzlich für dieses Rezensionsexemplar voller Wissen.

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Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer ist meistens eine sichere Bank für mich. Bei seinen Büchern langweile ich mich selten, er ist ein Wissensvermittler alter Schule und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Naturwissenschaften unter kultureller Zuhilfenahme unter Volk zu bringen. Auf den Band „Durch die Nacht – Eine Kulturgeschichte der Dunkelheit“ hatte ich mich besonders gefreut, habe schließlich eine Vorliebe für die dunkleren Seiten des Lebens und durchaus Lust, der Nacht einmal unter den Rock zu gucken. Das für mich interessanteste, von dem ich bislang noch nie gehört hatte, war die Information, dass der Mensch früher in zwei Etappen geschlafen hat. Direkt nach dem Abendessen ging es früher ins Bett und dann so gegen Mitternacht stand man wieder auf, um für ein paar Stunden alles Mögliche zu unternehmen. Nachbarn besuchen, die Küche aufräumen, Nachwuchs zeugen etc. um dann gegen 3 oder 4 zurück in die Federn zu springen, um bis zum Sonnenaufgang weiterzuschlafen. june-full-moon Fischer plädiert dafür, zum zweiphasigen Schlaf zurückzukehren, da er glaubt, dass der zweiphasige Schlaf der biologischen Neigung des Menschen eher entspreche. Für mich hört sich das ehrlich gesagt gar nicht verkehrt an. Ich bin auch am frühen Abend so gegen 20.00 Uhr sehr müde und je später der Abend, desto wacher werde ich. Unser heutiger 7-8-stündiger Schlaf ist erst seit der Industriealisierung weitestgehend zur Norm geworden. Ansonsten beschäftigt sich das Buch noch mit zu erwartenden Fragen wie „Ist der Nachthimmel wirklich schwarz? Warum schlafen wir überhaupt und welchen Sinn machen unsere Träume? Wieso haben wir im Dunkeln mehr Angst als im Hellen?“ „Mit der Romantik kommt die Spiegelwelt einer erfundenen Wirklichkeit zum Vorschein. Der Weg geht nach Innen als Weg zum Traum, der zum Schauplatz einer Universalisierung des Menschen wird, wie man emphatisch sagen kann. Im Schlaf ist die Zeit zwar aufgehoben, aber Welterfahrung wird nur durch den Traum vermittelt, was im Hintergrund zu bedenken bleibt. Indem der Traum eine zweite Version der Welt entwirft, wird die Verbindlichkeit der ersten, die man oft als Wirklichkeit kennt, in Zweifel gezogen. Das Material des Unbewussten entstammt der Einbildungskraft im Traum.“ Das Buch ist ein Exkurs in Philosophie, Biologie, Literatur und Religion, der auf unterhaltsame Weise die nächtlichen Aspekte unseres Alltags beleuchtet. Es ist durchaus informativ, gelegentlich zu sehr Anekdotensammlung, dennoch ein interessantes Buch für schlaflose Nächte.

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Eine Naturgeschichte der Dunkelheit verspricht viel. Aspekte aus allen möglichen Naturwissenschaften wie Astrologie, Physik, Biologie, Psychologie sind zu erwarten – und, als wäre das noch nicht genug – werden in dem aktuellen Buch von Ernst Peter Fischer auch Kulturgeschichte und Philosophie gestreift und – aber da habe ich schon längst aufgehört zu lesen. Der Anfang ist spannend. Rilke und Nabokov laden ein zum Erkenntnisweg, den die Menschheit machen musste, um der Tatsache Nacht auf die Spur zu kommen. „Die Nacht ist der Schatten der Erde“ lautet die Antwort, die am Ende der Entdeckungsreise stand. Zwischendrin wurde man auch noch der Schattenseite des Mondes gewahr, lernte die Ausweitungstendenz des Universums kennen, den Urknall, der am Anfang von Allem stand, das Funktionieren unserer Augen und die Vielfarbigkeit von Schwarz. Das würde man doch wirklich zu gerne verstehen, doch der Autor Ernst Peter Fischer legt ein solches Tempo vor, das kaum mitzuhalten erlaubt. Das zweite Kapitel, das das menschliche Doppelleben zwischen Wachen und Schlafen beleuchtet und auch kulturgeschichtliche Themen streift, ist für mich als Geisteswissenschaftlerin festeres Terrain. Auch hier sind die aufgegriffenen Themen mehr als spannend, doch leider werden sie nur gestreift. Es ist, als bewege man sich in einem Affenzahn durch das menschliche Gedankengespinst zu unserer nächtlichen Existenz von der Sprache des Barock zum Funktionieren weiblicher Eizellen, der inneren Uhr, verschiedensten Hormonen bis hin zur Meeresfauna. „Sexualität soll hier nicht ausgeklammert werden, aber um sie kreisen soll und kann diese Darstellung der Nacht nicht, (…)“ – dieses, auf Seite 46 gemachte Versprechen wird leider nicht gehalten. Ständig – und leider ohne Vorwarnung – menschelt der Autor zu Sexuellem, dass einem elend wird. Naturgeschichte? Wohl kaum. Eher peinliche Ausschweifungen im Onkelstil. Spätestens hier wird mir unwohl. Was als berauschende Kenntnisfülle angepriesen wird, zerfleddert zu einem Rauschen, wo statt Präzision populäres Wissen strömt. Das ändert sich leider auch in späteren Kapiteln nicht. Stets wird eins, noch eins, noch eins und noch und noch und noch eins drauf gesetzt, wo ich gerne bei einem Thema geblieben und es von allen Richtungen her durchwandert hätte. Eine Kulturgeschichte des Traums schließt sich an, die hier wirklich nix zu suchen hat, die Romantik wird gestreift, in der Bibel vertiefen wir uns in Josephs Traumdeutungen , um bei Kapitel 6, der „Nachtseite der Naturwissenschaft“ anzukommen. Hier hat mich gleich der erste Satz aus der Lektüre gekegelt: „Zu den durchgängigen Dummheiten der abendländischen Kultur gehört die Gewohnheit, sich das Fortschreiten der Naturwissenschaften von Leuten (sic!) erklären zu lassen, die sie selbst nicht betreiben und nur wenig – höchstens den Teil einer Disziplin – von ihr kennen.“ Der Schlag richtet sich gegen Philosophen, die ja, so der Vorwurf, die wesentliche naturwissenschaftliche Beweisführung – das Experiment – nicht beherrschen. Weiter bin ich tatsächlich nicht gekommen, vielleicht federt er diesen ersten Schlag später noch einmal ab, vielleicht würde er mich sogar überzeugen? Und überhaupt, wie kann er nur ?Wo er doch so gerne Alexander von Humboldt zitiert, oder Goethe, die ja für die Durchmischung der Disziplinen stehen, und überhaupt, waren nicht Naturgeschichtler nicht die, die ein Crossover von Geistes- und Naturwissenschaften pflegten? Durch die Lappen gegangen ist mir also das 7. Kapitel, das mit seiner Überschrift „Das Böse im Menschen“ Spannung verspricht. Vielleicht kommt hier noch eine grandiose Überraschung. Der letzte Satz jedoch hat mich von einer neuerlichen Lektüre abgehalten: „Das Leben lohnt sich durch die Nacht.“ Nö, nö, nö. Auch wenn es da diesen tollen Sex gibt. Weil – den gibt es tatsächlich auch tagsüber, aber wir wollen hier dem Autor nicht seine Illusionen nehmen. Ernst Peter Fischer, Durch die Nacht. Eine Naturgeschichte der Dunkelheit. Siedler 2015. Ich danke Random-House für das Rezensionsexemplar.

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Mit einem Verweis auf Rainer Maria Rilke setzt das Vorwort zu diesem Buch ein: "Du Dunkelheit, aus der ich stamme" zitiert Ernst Peter Fischer die erste Zeile und verweist auch auf die zweite Strophe: "Aber die Dunkelheit hält alles an sich". Dem gibt Fischer noch im Vorwort recht: "Schließlich zeigt sich den Menschen jedes Licht, ob von Sternen oder Lampen, nur mit und vor dem Schwarz eines Hintergrunds, und jede Einsicht benötigt die Dunkelheit eines Anfangs, um aus ihr zu entspringen, so wie ein Laut erst durch die Stille der Welt hörbar wird. Wo anders als in meiner inneren Nacht stecken denn die Gedanken, bevor sie sich melden, und wo sonst lassen sich die Worte finden, mit denen man sie ausdrückt und weitergibt?" Mit einem Rilke-Zitat und derlei philosophischen Überlegungen zu beginnen, macht direkt auf den ersten Seiten klar: dieses Buch ist viel mehr als die im Untertitel angepriesene "Naturgeschichte der Dunkelheit." Fischer bietet nämlich nicht "nur" Naturgeschichte, sondern auch Exkurse in die Literatur, die Philosophie, Religion, moderne Neurowissenschaften...kurz: hier liegt eine Natur-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte vor. Zugleich fasst Fischer den Begriff "Dunkelheit" sehr weit und spricht eben nicht nur von Dunkelheit im wörtlichen Sinne, sondern auch von den "dunklen Seiten" der menschlichen Psyche. Es ist ein ambitioniertes Werk, das dem Leser viel Konzentration abverlangt damit er den Faden nicht verliert und das leider nicht konstant so fulminant geschrieben ist, wie es mir nach dem Vorwort schien. Teilweise fehlt Fischer die Distanz zu den zitierten Werken, manche Mythen und Bibelpassagen werden so beschrieben und besprochen, als wären sie wörtlich zu nehmen. Erst kurz vor Schluss baut Fischer eine gewisse Distanz auf, macht deutlich, dass es sich bei diesen Quellen selbst schon um Interpretationen von und Assoziationen mit Dunkelheit handelt. Auch geht Fischer bei einigen Sachverhalten in meinen Augen von falschen Prämissen aus, was es schwer bis unmöglich macht, der daraus resultierenden Argumentationskette zuzustimmen. So stellt Fischer mit leiser Wehmut fest, dass die Wissenschaft im 20. Jahrhundert "ihr altes Ziel, das Leben der Menschen zu erleichtern und die Bedingungen ihrer Existenz zu verbessern aus den Augen verloren" hat, und stellt außerdem die Behauptung in den Raum, die moderne Wissenschaft, deren Beginn er vor 400 Jahren sieht, sei bis Beginn des 20. Jahrhunderts gleichbedeutend mit humanem Fortschritt gewesen. Dabei scheint er zu vergessen, dass militärische Interessen immer schon eine große Rolle in der Wissenschaft gespielt haben - Kanonen und Gewehre mögen nicht das gleiche Schadenspotential wie eine Atombombe haben, doch es sind Kriegsmaschinen, an deren Verbesserung die moderne Wissenschaft auch vor Beginn des 20. Jahrhunderts gearbeitet hat. Generell wurde unter dem Deckmantel der "Humanisierung" Vieles erfunden und weiterentwickelt, was schlussendlich nicht nur Gutes hervorbrachte. Mancher mag argumentieren, dass die Verfeinerung von Hinrichtungsinstrumenten wie der Guillotine das Leiden der zum Tode Verurteilten mindert. Zugleich jedoch bietet eine solche "Humanisierung" von Tötungsmechanismen auch eine Entschuldigung, dass selbst eine aufgeklärte Gesellschaft Hinrichtungen rechtfertigen - und weiterhin ausführen - kann. Es mag einfach der unglaublichen Fülle an Themen, Fachbereichen und Ethik-Argumenten geschuldet sein, dass nicht jede Argumentationskette den nötigen Raum erhält, um zu überzeugen. Es bleibt außerdem wohl auch nicht aus, dass, sobald es um Definitionen von Gut und Böse, Recht und Unrecht geht, verschiedene Meinungen im Raum stehen. Und es ist ja auch nicht schlecht, mit Gedanken oder Ideen konfrontiert zu werden, die die eigenen Überlegungen nicht widerspiegeln. Ab und zu die eigenen Überzeugungen mal zu durchleuchten, vorsichtig zu hinterfragen und dann entweder beizubehalten oder gegebenenfalls anzupassen, kann schließlich nicht schaden. Ein bisschen mehr Puste, und ein etwas deutlicherer roter Faden wären dennoch schön gewesen und ich muss zugeben, dass es mir ab und zu wirklich schwer fiel, mit voller Konzentration dabeizubleiben. Kurzfazit: Bringt den Kopf zum Schwirren und nicht nur überzeugende Argumente. Dennoch gar nicht schlecht.

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