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Rezensionen zu
Aus hartem Holz

Annie Proulx

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Wenn man nach 884 Seiten einen Roman traurig zur Seite legt, weil die Erzählung schon endet, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Buch der großartigen kanadischen Schriftstellerin Annie Proulx. "Aus hartem Holz" lautet doppeldeutig der Titel des kürzlich auf Deutsch erschienenen Romans. Die Erzählung setzt 1693 ein. René Sel und Charles Duquet, zwei arme Franzosen, die die Überfahrt nach Kanada überlebt haben, werden von ihrem Dienstherrn abgeholt. Nach tagelanger Wanderung durch Wälder gelangen sie zum Hof des Dienstherrn in Mitten des Waldes. "Es ist der Wald der Welt. Er hat kein Ende. ... Niemand hat jemals gesehen, wohin er reicht", schreibt Annie Proulx. Die beiden Männer sollen Bäume für Monsieur Trépagny fällen und sich so die Freiheit erarbeiten. Charles Trépagny flieht aus der Wildnis und wird ein sehr erfolgreicher Holzhändler und Geschäftsmann, der um die halbe Welt reist und als reicher Mann nach Kanada zurückkehrt. René Sel hingegen bleibt zunächst beim Dienstherren und übernimmt nach dessen Tod den Hof samt Frau. Annie Proulx folgt beiden Familien bis zum Jahr 2013 und erzählt dabei die Geschichte des Holzfällens und –handels, aber auch der Kolonialisierung. Ob im 17. oder im 21. Jahrhundert, ob Indianer oder Einwanderer, die Menschen kämpfen einen täglichen Kampf ums Überleben, um Würde und um Zukunft. Obwohl aus hartem Holz geschnitzt, bleiben dabei viele auf der Strecke. Vor allem aber ist der Wald im 21. Jahrhundert endlich geworden. Diese Kulturgeschichte des Baumfällens ist daher auch eine deutliche Warnung an uns, klüger mit unseren Ressourcen umzugehen. "Aus hartem Holz" ist ein echter Pageturner und dennoch habe ich in den Tagen der Lektüre so viel gelernt.

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Als die ersten Siedler nach Nordamerika kamen, erwarteten sie weite unbewohnte Landgebiete und riesige Wälder. So weit das Auge blicken konnte. Und viel weiter wurde auch in diesen Jahrhunderten nicht gedacht. Dass das Grundelement Holz einmal knapp werden sollte, das war angesichts dieser Pracht nicht vorstellbar. Doch der Mensch ist gerade in der Ausnutzung und Verknappung von unendlichen Ressourcen sehr beständig und betriebsam. Und so fing das große Abholzen an, denn Holz war der Grundbaustein von Möbeln, Schiffen und Häusern. Und Holz wurde dringend gebraucht, denn die alte Welt war erschöpft. Aus hartem Holz ist der erste Roman der Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx nach zehn Jahren. Und es ist ihr ein Buch wie ein Baum gelungen. Schon der Einband des dicken, opulenten, fast neunhundert Seiten starken Bandes strahlt eine besinnliche Ruhe aus. Ein Haus an einem See, dahinter ein Wald, Mensch und Wald in Harmonie vereint. Doch die Harmonie trügt. Ein Buch über drei Jahrhunderte, mit knorrigen, kauzigen Gestalten, die ihr Leben an die Bäume gaben und glaubten das Beste zu tun, wenn sie die Bäume ihnen untertan machten; sie abholzten und verarbeiteten. „Monsieur Trépagny erging sich inzwischen in einem langen Sermon über die Notwendigkeit und die Pflicht, die Bäume zu roden, das Land nicht für einen selbst, sondern auch für die Nachkommen fruchtbar zu machen, für das, was an diesem Ort entstehen sollte.’Eines Tages‘, sagte Monsieur Trépagny und deutete in das Dämmerlicht, ‚eines Tages wird man hier Kohl pflanzen. Ein Mann zu sein heißt, den Wald abzuholzen. Die Bäume sehe ich nicht‘, sagte er, ‚ich sehe die Kohlköpfe. Ich sehe die Weinberge.'“ Die ersten Siedler und Holzfäller fallen 1693 nach Nouvelle France (heutiges Kanada) ein. Die Wälder werden rücksichtslos gerodet, das Land den Indianern weggenommen. Für die Indianer sind die Bäume Personen. Sie wollen sie nicht abholzen, sie wollen mit ihnen leben, keine Gärten anlegen, keine Ordnung schaffen, nicht sesshaft werden. Von den Siedlern werden die Indianer deswegen als faul bezeichnet. Den Wald zu beschneiden und zu kultivieren ist ein gottgegebenes Recht, welches der Weiße ausübt. Gleichzeitig erhält er natürlich auch das gerodete Land, um es zu bewohnen und ein Haus für seine Familie und Unterkunft für seine Tiere zu bauen. Von den Nachkommen der ersten Holzfäller, am Beispiel von Charles Duquet ausgehend, schildert Annie Proulx die weiteren Rodungen des Waldes in Amerika und Kanada. Schnell werden Holzmühlen gebaut, noch unentdeckte riesige Waldflächen im Westen befriedet, kartographiert und abgeholzt. Die Indianer werden zurückgedrängt, die Gier und Rücksichtslosigkeit der Weißen lässt ihnen nur wenig Fläche zum Leben übrig. Das Leben als Holzfäller ist hart, schnell kommt der Tod bei der Nutzung der anfangs noch unzureichenden Werkzeuge, oder beim gefährlichen Driften, transportieren der Baumstämme im Fluss, über die Männer. Annie Proulx Figuren sind selber wie Bäume: „Marchand schien sein Leben als Esche begonnen zu haben, borkig, zerkratzt und bis auf die zähen Fibern zusammengeschnitzt. Seine Augen unter den Schlupflidern glitzerten. Seinen Hals umschloss störrisches rotes Haar, das von seiner Brust hinaufschäumte.“ Doch kaum hat man sich an einen Charakter gewöhnt, so stirbt dieser, oft hetzt die Autorin in kurzen Worten über die Leben der Einzelnen. Erst im 19.Jahrhundert wird die Geschichte des Duquet-Clans griffiger und damit auch der Lesefluss besser. Der Roman wechselt die Kontinente, auch in Australien und Neuseeland gibt es riesige Wälder: „Sie plünderten die Küstenwälder, dann zogen sie mit ihren Lagern zum nächsten vielversprechenden Abschnitt und ließen schwelende Baumstümpfe und mannshohe Abfallberge zurück. Zunächst mussten die Warzeneiben daran glauben, dann ein Kauribaum nach dem anderen. An manchen Orten konnte man tagelang über liegengebliebene Holzreste laufen, die den Boden wie ein Teppich bedeckten. Dann wurde alles in Brand gesetzt, der schnellste Weg, sich des Waldes, des Gebüschs, der Schlingpflanzen, Vögel, Insekten, Früchte, Fledermäuse, Aufsitzerpflanzen, Zweige, Farne und Streu zu entledigen.“ Erst spät erkennt der Mensch, was er angerichtet hat. Der Begriff Aufforstung erzeugt anfangs, angesichts der Mengen an Wald, noch ungläubiges Kopfschütteln, doch später wird dies erfolgreich praktiziert. „Piet sah auf seine neue Taschenuhr; noch eine halbe Stunde Wartezeit. Eine halbe Stunde, um aus dem Nordfenster zu schauen. Einst hatten endlose Wälder den Horizont gefüllt. Nun gab es Dutzende Straßen, und der Wald war ein ferner Schatten.“ Doch die Aufforstung kann nicht wiederherstellen, was der Mensch zerstört hat. Denn Wald bedeutet mehr als nur ein Baum neben dem anderen. „Ich bin überzeugt, dass die einzig wahren Wälder ursprüngliche, naturbelassene Waldgegenden sind. Die ganze Atmosphäre – die Luft, die Wurzelgeflechte, die bescheidenen Farne und Moose, Insekten und Krankheiten, der Boden und das Wasser; das Wetter. All diese Dinge scheinen in einer Art großem, urtümlichen Orchester zusammenzuspielen. Ein Wald, der um seiner selbst willen lebt und nicht zum Nutzen der Menschen.“ Der Mensch hat nicht nur den Wald zerstört, sondern auch Jahrhunderte gewachsene Biotope, die Tiere, Heilpflanzen und eine gereinigte Umwelt hervorbrachten, die heute einfach fehlen. Annie Proulx hat ein üppiges Buch über die Geschichte des Waldes geschrieben. Manches Mal hat mich diese bloße Aufzählung der Personen und Wälder an Teile der Bibel erinnert. Eine Geschichte des Waldes. Auch wenn die Aussage von Annie Proulx sehr klar herüberkommt, ist es doch sehr anstrengend, ihr bis zum Schluss zu folgen. Wenn man bis zum Kern des Buches vordringen will, muss man die harte Schale des Buches durchdringen und viel Standfestigkeit beweisen. Für mich persönlich, blieb jedenfalls ein nachhaltiger Eindruck des Buches und ich habe mich gerne durch die neunhundert Seiten ‚gewälzt‘.

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Die Trägerin des Pullitzerpreises Annie Proulx schrieb einen dicken Schmöker rund um das Verhalten europäischer Einwanderer und Holzfäller. Primär dreht sich der Roman um die Art, wie Einwanderer von den riesigen Urwäldern zwischen Neufundland und den Großen Seen Besitz ergriffen und begannen diese konsequent zu fällen. Ohne einen Gedanken an Aufforstung zu verschwenden, denn diese Wälder sind ja unendlich. Die Ureinwohner spielen eine Rolle, allerdings völlig anders als gedacht. Zeitlich bewegt sich Proulx zwischen 1627 bis in die Gegenwart. Dazu legte sie zwei Stammfamilien an. Anhand deren Nachfahren und vieler Nebenfiguren springt sie in die verschiedenen, aufeinanderfolgenden Epochen rund um das Fällen der großen Wälder. Der Wald im Vordergrund Immer stehen der Wald und das Fällen der Bäume im Vordergrund. Ob aus Sicht der indianischen Ureinwohner oder der ersten französischen Siedler, die vor allem eins wollten: eine Landschaft errichten, wie sie sie aus Frankreich kannten. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne die Kenntnisse anzuwenden, die man auch um 1600 bereits in Europa hatte. Die Folgen beschreibt Proulx zwei Jahrzehnte später und bringt die Sichtweisen der Siedler, die nur nach Land für Agrarwirtschaft suchten, mit hinein. Aber auch die der ersten deutschen Forstwirte, welche die Amerikaner mit ihren Ideen Wald wieder aufzuforsten und keine Kahlschläge durchzuführen vor den Kopf stießen. Auch Handelsfahrten nach Neuseeland werden beschrieben und der Beginn der Abholzungen der dortigen Kauri-Wälder sowie überhaupt erste überseeische Handelsbeziehungen außerhalb Europas und Nordamerikas. Und immer wieder der Satz: "Die Wälder sind unendlich." Daran ändert sich erst bei den ersten Überfliegungen des Kontinents etwas. Eigentlich unglaublich. Spannend, aber auch ermüdend zuweilen Dadurch, dass so viele Nachkommen der ersten beiden "Roman-Urfamilien" existieren und ebenso viele Nebenfiguren pro Zeiten- und Themenabschnitt, verliert man leicht den Überblick wer mit wem wann was begann. Es wird ab der Romanmitte auch zeitweise etwas ermüdend zu lesen. Der Abstecher nach Neuseeland irritiert ziemlich und führt ins Nichts. Gut geschrieben und pro Zeitenabschnitt wird immer deutlicher, wie die holzfällenden Nordamerikaner tick(t)en. Aber auch, wie die Art Geschäfte zu tätigen, entstand und sich entwickelte. Sehr interessant, welches Verhältnis kanadische Siedler zu den Indianerstämmen aufbaute und welche die späteren US-Amerikaner. Sehr, sehr interessant. Denn Proulx flocht indianische Vorfahren in beide ihrer Ur-Familien ein. Die eine entwickelt sich zu einem führenden Holz-Unternehmen während die andere zwar auch mit Hölzern zu tun hat, aber andere Wege geht - und auch stolz auf die urfranzösischen und indianischen Blutsanteile ist. Fazit: Trotz einiger Längen lohnt es sich diesen Roman zu lesen. Gerade auch in einer Zeit, in der ein US-amerikanischer Präsident das Klimaabkommen aufkündigt während große US-Wirtschaftskonzerne dagegen wettern.

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Stammbäume

Von: Marius

05.05.2017

Bäume wohin man sieht – sie begegnen den Franzosen René Sel und Charles Duquet, als diese 1693 aus Frankreich nach Neu-Frankreich, später Kanada genannt, aussiedeln. Als Waldarbeiter sind sie in die neue Welt gekommen und durchstreifen auf den ersten Seiten des Buchs Urwälder, in denen man sich verlieren kann. Bäume ohne Ende, die auch dem Leser in Annie Proulx neuem Werk (das erste seit vierzehn Jahren) auf fast 900 Seiten ständig begegnen werden. Darunter sind Pflanzen wie Hemlocktannen, Weymouthkiefer, Kauribäume, Douglasien und viel mehr. Doch die wichtigsten Bäume des Buchs sind die Stammbäume, die Annie Proulx als gute Autorin über hunderte Seiten entwickelt und aufgehen lässt. Ausgangspunkt und Keimzelle des Buchs sind die beiden schon eingangs erwähnten französischen Sieder René Sel und Charles Duqet, die Ende des 17. Jahrhunderts nach Kanada gelangen. Beide beginnen mit der Rodung des Waldes und begründen Dynastien, die über hunderte von Jahren bestehen werden. Dabei sind die eingeschlagenen Lebenswege und -modelle ganz unterschiedlich. René Sel steht für den Brückenschlag zu den Ureinwohnern der Wälder Kanadas. Er zeugt mit einer Indianerin vom Mi’Kwam-Stamm Kinder und begründet so eine Stammbaum von Indianern und Mischlingskindern, die alle um ihren Platz in einer Welt kämpfen müssen, in der ihr Lebensraum immer rapider verschwindet. Charles Duquet hingegen steht für den amerikanischen Traum, er sieht den Wald nicht als Lebensraum und Biotop, sondern als nachwachsendes Kapital, das seinen Lebensstil finanziert. Er erfindet sich als Unternehmer Charles Duke neu und denkt unternehmerisch, versucht seinen Absatz im Ausland zu steigern und ist eigentlich der typische Fall eines Selfmade-Millionärs. Auch er hat Kinder, die das von ihm geschaffene Holz-Imperium weiterführen und ausbauen werden, Niederlagen und Ernüchterung inklusive. Diese beiden Grundstränge verfolgt Annie Proulx über 300 Jahre und verwendet zehn Kapitel, die verschiedene Zeitspannen umfassen. Immer wieder wechselt sie für ihre Kapitel vom Sel- zum Duquet-Strang und schafft so viel Abwechslung. Die Chronologie hält die Amerikanerin dabei ein, der Schwerpunkt des Buchs liegt aber eindeutig auf dem 18. und 19. Jahrhundert (die auch am meisten überzeugen), je näher es an die Gegenwart geht, umso spärlicher wird das Buch. Schön, dass Aus hartem Holz wirklich abwechslungsreich gestaltet ist und zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von Langeweile aufkommt. Neben der Raffung der Zeit spielt hierfür auch die Vielfalt der Handlungsorte eine große Rolle. Das Buch deckt mehr oder minder den ganzen Erdball ab – von den Niederlanden über Frankreich, von Neuseeland bis China – überall strecken Proulx Charaktere in ihrem Streben nach Reichtum und Identität ihre Fühler aus. Doch auch die Ausdehnung in fremde Länder verschafft den Figuren nicht die Erlösung, die sie suchen. Ein schöner Kniff der Autorin! Die Themen, die Annie Proulx in ihrem Buch behandelt sind wichtig, wuchtig und von zentraler Bedeutung – welche Rolle hat für uns Naturschutz? Wie begrenzt man das Gewinnstreben? Wie findet und bewahrt man eine eigenen Identität, wenn man vertrieben wird? So vielschichtig ist Aus hartem Holz geraten, dass man viele Ebenen und Zugänge finden wird. Das ist sehr stark gemacht und zeigt die hohe Kunst der Annie Proulx, die absolut fesselnd schreibt und die zwischen den Bäumen herrschende Stimmung meisterhaft in Worte kleidet (einen Anteil daran hat auch die Übersetzung durch Melanie Walz und Andrea Stumpf). Um es kurz zu machen: dieses Buch ist aus ganz besonderem Holz geschnitzt. Ein Entwicklungsroman im und über den Wald, ein farbiger, ein abwechslungsreicher Schmöker, der um die Themen Ökologie, Gier und Identität kreist – in meinen Augen ein Meisterwerk!

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Fast 900 Seiten umfasst der neue Roman „Aus hartem Holz“, in dem Annie Proulx ihre Geschichte vom allmählichen Verschwinden der nordamerikanischen Wälder erzählt, ausgelöst durch die Gier und das skrupellose Profitstreben der Menschen, die sich buchstäblich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Dreihundert Jahre lang beobachtet sie das Schicksal zweier Familien, deren Geschichte im Jahr 1693 ihren Anfang nimmt. Zwei junge Franzosen, René Sel und Charles Duquet, wollen in der Fremde ihr Glück machen und wandern nach Neufrankreich, heute Kanadas Osten, aus. Dort gibt es Wälder soweit das Auge reicht, ein Schatz, der nur darauf wartet, von den Holzhändlern gehoben zu werden, was allerdings nur dann klappt, wenn man ein Waldstück sein eigen nennen kann. Und genau dies wird den beiden Einwanderern versprochen. Sie müssen sich zu drei Jahren harter Arbeit als Holzfäller verpflichten, aber danach werden sie mit einem Stück Land entlohnt werden. Sel leistet seine Verpflichtung ab, heiratet auf Anweisung seines Dienstherren dessen indianische Geliebte, wird sesshaft, zeigt aber keinerlei Initiative, etwas aus seinem Leben zu machen. Zwar schuftet er unermüdlich, kommt aber nicht auf den sprichwörtlichen grünen Zweig. Duquet hingegen hat einen Riecher fürs Geschäft und große Pläne, weshalb er schon vor Ablauf des Kontrakts verschwindet, seinen Namen in Duke ändert und eine Firma gründet, die sich im Lauf der Jahre zu einem riesigen Imperium entwickelt, das auch seinen Nachkommen noch ein gutes Auskommen beschert. Das Schicksal dieser beiden Familien ist immer eng mit dem Wald verknüpft und wird von der Autorin von den Anfängen Ende des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart beschrieben. Dabei zeigt sie im Kleinen das Große, die gesellschaftlichen Veränderungen, das Verlangen nach Profit und Fortschritt, rücksichtslos ausgetragen auf dem Rücken der Wälder. Und diejenigen, die mit der Natur im Einklang leben und sich an diesem Raubbau nicht beteiligen wollen, bleiben schlussendlich auf der Strecke. Annie Proulx war schon über 50 Jahre alt, als sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Sie lässt sich Zeit für ihre mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Bücher, was mit Sicherheit auch deren Qualität erklärt. Und da macht auch ihr neuestes Werk keine Ausnahme, das sich durch eindringliche Naturbeschreibungen und starke, detailliert ausgearbeitete Charaktere auszeichnet. Natürlich weiß man, wohin die menschliche Profitgier führen wird, die schonungslos über Jahrhunderte die Wälder ausbeutet und schlussendlich zerstören wird. „Aus hartem Holz“ ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den rücksichtsvollen und verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Ein Thema, das der Autorin sehr am Herzen liegt, die diesen Sommer ihren 82. Geburtstag feiert und uns hoffentlich noch viele weitere Romane dieser Qualität beschert.

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