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Rezensionen zu
Kokoro

Soseki Natsume

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Natsume Soseki (1867–1916) begeisterte sich früh für klassische chinesische Literatur und Haiku-Dichtung. Er studierte englische Literatur, lebte zwei Jahre in London und unterrichtete schließlich an der Kaiserlichen Universität Tokio. Ab 1907 widmete er sich ganz dem Schreiben. Seine Romane gelten als die ersten modernen Werke in japanischer Sprache und der Manesse Verlag wirbt damit, dass „Kokoro“, was so viel wie Gefühl oder Herz bedeutet, Japans meistgelesener Roman ist. Der Erzähler in den ersten beiden Teilen des Buches ist ein Student, der einen älteren Mann beim Baden am Meer kennen lernt. Der Jüngere wird auf den Älteren aufmerksam, weil dieser offenbar mühelosen Umgang mit einem Europäer pflegt, der sich ebenfalls am Strand aufhält. Er freundet sich mit dem älteren und hochgebildeten, doch offensichtlich unter einem tragischen Schulderlebnis leidenden Mann an, den er „Sensei“ nennt – in Japan eine respektvolle Anrede für einen an Alter und Erfahrung überlegenen Mann von unbezweifelbarer geistiger Autorität. Nach Tokyo zurückgekehrt, sucht der Student den Sensei, der vermögend ist und deshalb keiner Erwerbsarbeit nachgehen muss, öfter zu Hause auf. Doch dieser hält bei aller Freundlichkeit Distanz zu ihm, ähnlich behandelt er seine Frau, die anscheinend mit seinem Geheimnis zu tun hat. „Die Erinnerung daran, dass man einst vor einem anderen niedergekniet ist, weckt später das Verlangen, den Fuß auf dessen Kopf zu setzen. Um mir diese Schande einmal zu ersparen, möchte ich auf Ihre Verehrung jetzt verzichten. Um nicht eines Tages eine noch viel bittere Einsamkeit ertragen zu müssen, will ich die augenblickliche geduldig auf mich nehmen.“ Der zweite Teil schildert den jungen Mann bei seiner Familie auf dem Land. Der Vater, der sich in seiner provinziellen und sich den Konventionen widerspruchslos fügenden Art von der des Sensei stark unterscheidet, ist schwer krank. „Nach seiner Auffassung arbeiteten alle wirklich wertvollen Menschen in einer hohen Stellung, und er schien den Schluss zu ziehen, dass der Sensei nirgendwo tätig war, weil er zu nichts taugte.“ Als der Vater schließlich im Sterben liegt, verlässt ihn sein Sohn, weil der Sensei ihm in seinem Brief seinen bevorstehenden Freitod mitgeteilt hat. Im dritten Teil, in ebendiesem Brief, schildert der Sensei – der im ersten Teil mit den Augen des Studenten betrachtet wurde und im zweiten, wenn auch unsichtbar, stets im Hintergrund zugegen war – dem jungen Mann seine Vergangenheit und gesteht nicht nur eine schwerwiegende Verfehlung seiner Jugend ein. Die Vereinsamung des Menschen und sein streben nach innerem Frieden ist auch in diesem Roman Natsume Sosekis Thema. Letzteres scheint unerreichbar, weil in der allmählich einsetzenden Zeit der individuellen Entfaltung der Bruch mit den strengen Konventionen nur den familiären Ausschluss und somit die Einsamkeit des modernen Menschen zur Folge haben kann. Deutlich spürbar ist an vielen Stellen im Buch der enorme Druck, der Menschen psychisch zerstört und Suizid als einzige mögliche Lösung darstellt. Da ich mich bislang nicht eingehend mit der japanischen Kultur beschäftigt habe, sind meine Kenntnisse eher gering und fußen auf einigen wenigen japanischen Büchern und Filmen. Dennoch wollte ich mich auf diesen Roman einlassen, um über eine andere Zeit und einen völlig anderen Kulturkreis zu lesen. Ich habe es nicht bereut – es war für mich ein besonderes Leseerlebnis. Die handelnden Personen blieben mir zwar fremd und ihr Verhalten war für mich nicht immer nachvollziehbar, aber diesen Anspruch hatte ich auch nicht. Vielmehr fühlte ich mich in der Rolle eines Beobachters, der sich in die Sitten und Gebräuche zwar nicht einfühlen, deren Problematik jedoch zu verstehen meinte. Der Sprachstil dieses japanischen Klassikers ist leicht und flüssig zu lesen. In relativ kurzen Kapiteln wird man durch die drei Teile dieses Buches geführt. Viele japanische Eigennamen wurden beibehalten und mit Fußnoten versehen. Aber auch wenn man nicht jeden Begriff nachschlagen möchte, mindert es nicht das Leseverständnis. „Kokoro“ ist zum einen ein Roman, der ein wenig in das traditionsreiche Japan mitnimmt, zum anderen aber auch den inneren Kampf des Menschen dagegen zugunsten seiner individuellen Bedürfnisse aufzeigt. Ein Buch, bei dem es den Protagonisten geholfen hätte, ein wenig mehr miteinander zu reden und das mich wertschätzen lässt, dass ich hier und heute in Deutschland lebe und nicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Japan.

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Natsume Soseki (1867–1916) begeisterte sich früh für klassische chinesische Literatur und Haiku-Dichtung. Er studierte englische Literatur, lebte zwei Jahre in London und unterrichtete schließlich an der Kaiserlichen Universität Tokio. Ab 1907 widmete er sich ganz dem Schreiben. Seine Romane gelten als die ersten modernen Werke in japanischer Sprache und der Manesse Verlag wirbt damit, dass „Kokoro“, was so viel wie Gefühl oder Herz bedeutet, Japans meistgelesener Roman ist. Der Erzähler in den ersten beiden Teilen des Buches ist ein Student, der einen älteren Mann beim Baden am Meer kennen lernt. Der Jüngere wird auf den Älteren aufmerksam, weil dieser offenbar mühelosen Umgang mit einem Europäer pflegt, der sich ebenfalls am Strand aufhält. Er freundet sich mit dem älteren und hochgebildeten, doch offensichtlich unter einem tragischen Schulderlebnis leidenden Mann an, den er „Sensei“ nennt – in Japan eine respektvolle Anrede für einen an Alter und Erfahrung überlegenen Mann von unbezweifelbarer geistiger Autorität. Nach Tokyo zurückgekehrt, sucht der Student den Sensei, der vermögend ist und deshalb keiner Erwerbsarbeit nachgehen muss, öfter zu Hause auf. Doch dieser hält bei aller Freundlichkeit Distanz zu ihm, ähnlich behandelt er seine Frau, die anscheinend mit seinem Geheimnis zu tun hat. „Die Erinnerung daran, dass man einst vor einem anderen niedergekniet ist, weckt später das Verlangen, den Fuß auf dessen Kopf zu setzen. Um mir diese Schande einmal zu ersparen, möchte ich auf Ihre Verehrung jetzt verzichten. Um nicht eines Tages eine noch viel bittere Einsamkeit ertragen zu müssen, will ich die augenblickliche geduldig auf mich nehmen.“ Der zweite Teil schildert den jungen Mann bei seiner Familie auf dem Land. Der Vater, der sich in seiner provinziellen und sich den Konventionen widerspruchslos fügenden Art von der des Sensei stark unterscheidet, ist schwer krank. „Nach seiner Auffassung arbeiteten alle wirklich wertvollen Menschen in einer hohen Stellung, und er schien den Schluss zu ziehen, dass der Sensei nirgendwo tätig war, weil er zu nichts taugte.“ Als der Vater schließlich im Sterben liegt, verlässt ihn sein Sohn, weil der Sensei ihm in seinem Brief seinen bevorstehenden Freitod mitgeteilt hat. Im dritten Teil, in ebendiesem Brief, schildert der Sensei – der im ersten Teil mit den Augen des Studenten betrachtet wurde und im zweiten, wenn auch unsichtbar, stets im Hintergrund zugegen war – dem jungen Mann seine Vergangenheit und gesteht nicht nur eine schwerwiegende Verfehlung seiner Jugend ein. Die Vereinsamung des Menschen und sein streben nach innerem Frieden ist auch in diesem Roman Natsume Sosekis Thema. Letzteres scheint unerreichbar, weil in der allmählich einsetzenden Zeit der individuellen Entfaltung der Bruch mit den strengen Konventionen nur den familiären Ausschluss und somit die Einsamkeit des modernen Menschen zur Folge haben kann. Deutlich spürbar ist an vielen Stellen im Buch der enorme Druck, der Menschen psychisch zerstört und Suizid als einzige mögliche Lösung darstellt. Da ich mich bislang nicht eingehend mit der japanischen Kultur beschäftigt habe, sind meine Kenntnisse eher gering und fußen auf einigen wenigen japanischen Büchern und Filmen. Dennoch wollte ich mich auf diesen Roman einlassen, um über eine andere Zeit und einen völlig anderen Kulturkreis zu lesen. Ich habe es nicht bereut – es war für mich ein besonderes Leseerlebnis. Die handelnden Personen blieben mir zwar fremd und ihr Verhalten war für mich nicht immer nachvollziehbar, aber diesen Anspruch hatte ich auch nicht. Vielmehr fühlte ich mich in der Rolle eines Beobachters, der sich in die Sitten und Gebräuche zwar nicht einfühlen, deren Problematik jedoch zu verstehen meinte. Der Sprachstil dieses japanischen Klassikers ist leicht und flüssig zu lesen. In relativ kurzen Kapiteln wird man durch die drei Teile dieses Buches geführt. Viele japanische Eigennamen wurden beibehalten und mit Fußnoten versehen. Da ich das eBook gelesen habe, hätte ich mir gewünscht, dass mein eReader und/oder das eBook eine Möglichkeit zum bequemen hin- und herspringen zwischen Fußnote und Erläuterung bieten würde. Da dies jedoch fehlt, würde ich eher zum Buch in Papierform raten. Aber selbst wenn man nicht jeden Begriff nachschlagen möchte, mindert es nicht das Leseverständnis, sondern einzig das Vorstellungsvermögen wie ich aus Bequemlichkeit letztlich feststellen konnte. „Kokoro“ ist zum einen ein Roman, der ein wenig in das traditionsreiche Japan mitnimmt, zum anderen aber auch den inneren Kampf des Menschen dagegen zugunsten seiner individuellen Bedürfnisse aufzeigt. Ein Buch, bei dem es den Protagonisten geholfen hätte, ein wenig mehr miteinander zu reden und das mich wertschätzen lässt, dass ich hier und heute in Deutschland lebe und nicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Japan.

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Kokoro – das bedeutet so viel wie Herz oder Gemüt. Klingt ganz spannend, dachte ich, und nahm das dünne Büchlein des japanischen Autors Natsume Soseki zur Hand. Und wusste erst gar nicht, was für ein Meisterwerk ich damit ausgesucht hatte. Kokoro gilt wohl als einer der meistgelesenen Romane Japans. Und sein Autor Natsume Soseki ziert sogar die 1000-Yen-Note und seine Romane sind Pflichtlektüre in den Schulen Japans. Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Im ersten lernen sich der Student und sein Sensei (eine Anerkennende Bezeichnung gegenüber Lehrern oder älteren Menschen) kennen und freunden sich nach und nach an. Dem Studenten wird klar, dass der Sensei ein großes Geheimnis hat, dass ihm riesigen Kummer bereitet und ihn ziemlich menschenscheu, ja fast schon menschenverachtend hat werden lassen. Aber er will ihm nicht verraten, worum es sich handelt. Wir als Leser und der Student können uns nur zusammenreimen, dass es mit dem verstorbenen Jugendfreund des Senseis zu tun hat, dessen Grab er einmal im Monat besucht – und bei diesem Besuch darf niemand ihn begleiten. Weder der Student, noch die Frau des Senseis. Erst im letzten Teil des Buches erfahren wir in einem langen und detaillierten Brief des Senseis, welche Erinnerungen er in sich trägt und welche Schuld ihn belastet. An dieser Stelle will ich gar nicht zu viel verraten. Nur so viel: es ist eine klassische Dreiecksbeziehung. Aber hier kommt die Geschichte eigentlich erst so richtig in Fahrt. Denn die ersten beiden Teile sind eher stillere, passive Momentaufnahmen, in denen wenig Handlung von statten geht. Weder über den Sensei noch über den Studenten erfährt man wirklich viel. Die Figuren wirken irgendwie unnahbar. Das Gesamtbild des Romans und seiner Figuren erschließt sich aber tatsächlich erst, wenn man alle drei Teile zusammennimmt. Im eingeschobenen, zweiten Teil kehrt der Student in sein Elternhaus zurück. Wir erleben ihn in seiner „natürlichen“ Umgebung, treffen auf seine Eltern, die in der Provinz leben, wo das Leben und die Einstellungen eher rückständig sind und sehr Traditionsbewusst und „Regierungsergeben“. Der Vater des Studenten ist schwer erkrankt, die Mutter und nun auch der Student pflegen ihn. Aber so richtig ankommen kann der junge Mann zu hause nicht mehr. Seine eigenen Einstellungen sind durch das Studium und die Bekanntschaft mit dem Sensei so anders geworden, dass er sich mit seinen Eltern gar nicht mehr identifizieren kann. Ihre Einstellungen, ihr Verhalten – alles scheint ihm fremd. Der Preis für sein offenes, modernes Leben scheint zu sein, dass er seiner Familie lossagen muss… Natsumes Roman ist speziell. Wie schon gesagt, erschließt sich erst im letzten Teil der Geschichte ihr ganzer Umfang. Sehr lange scheint die Handlung mehr vor sich hinzuplätschern, es passiert nicht viel und man giert förmlich danach, herauszufinden, was für ein Geheimnis der Sensei verbirgt. Gleichzeitig ist der Ton unheimlich schwermütig und bedrückend. Es ist ein stilles Buch, ein zum Teil auch deprimierendes. An einer Stelle hätte ich den Studenten am liebsten herausgezogen und geschüttelt. Aber der Schüler und sein Meister haben eine ganz eigene Anziehungskraft zueinander, die für Außenstehende schwer zu verstehen scheint – auch für den Leser. Mich hat dabei auch etwas gestört, dass der Schüler in seinem Verhalten unheimlich passiv wirkt und dem Sensei so vollkommen verfallen scheint, ohne dass es wirklich einen greifbaren Grund für den Leser zu geben scheint. Man muss sich definitiv einlassen auf diese Geschichte und sie einfach „zulassen“ und wird dann vielleicht – so wie ich – zu Tränen gerührt sein.

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Cover: Ich hatte mich im Internet schlau gemacht und habe somit ein anderes Cover von diesem Buch gefunden - bei den unterschiedlichen Verlagsgruppen, waren es so einige Versionen, die ich gefunden habe - welches ich euch auf diesem Wege gerne zeigen möchte! In diesem Zusammenhang muss ich gestehen, dass ich das rechte Cover schon etwas schöner gestaltet finde. Wobei es so viele Versionen des Covers gibt, die ich nicht außer Acht lassen und euch ebenfalls zeigen möchte. Wusstet ihr, dass es sogar einen Anime dazu gibt? Auf solche Bilder bin ich ebenfalls gestoßen, als ich im Internet nach den Cover-Versionen gesucht habe. Allerdings gefällt mir das schlichte, rot-weiße-Design des Covers, wobei mich das Bild der japanischen Dame ein wenig irritiert. Vergleiche ich es mit dem obrigen, rechten Bild, wirkt dieses im Gegensatz durchaus etwas neutraler. So kommt man gleich auf den Gedanken, was die jeweilige Dame, auf dem deutschen Cover, im Sinn haben könnte. Dennoch hat das Bild einen gewissen Charme, während z.B. die Frisur von ihr, auf das alte Japan zurück zuführen ist. Das Bild stammt von Hashiguchi Goyô, ein japanischer Künstler, der westliche Maelerei studierte. Eben dieser wurde vom Autor selbst damit beauftragt, ua. die Gestaltung von einem anderen Cover seines Werkes zu übernehmen. Das Buch: Die Geschichte wird stets in der Ich-Form und somit aus der Perspektive eines jungen Studenten beschrieben. Dieser trifft in den Sommerferien einen Mann, den er nur mit Sensei (jap. für Lehrer) anspricht. Zugleich ist bereits bei der ersten Begegnung eine gewisse Faszination zu merken, die der Student für den Sensei hegt. Die Bekanntschaft ist nicht nur von dieser Faszination geprägt, sondern lebt auch, von der Denkweise und den Anscihten, die der Sensei an den Tag legt und es somit schafft, den Student gewisser Weise, in seinen Bann zu ziehen. Eben dies fand ich merkwürdig, durchaus kommt es vor, dass man von einer fremden Person und dessen Ausstrahlung, für einen Moment fasziniert ist, doch dass es bei dem Student so weit gehen sollte, sollte mir als Leserin schleierhaft sein. Tortzdem wirkt der Sensei nicht uninteressant, wobei vieles an ihm einen normalen Eindruck zu machen scheint. So lebt dieser z.B. mit seiner Frau zusammen und hat keine Kinder - dennoch scheint es vieles zu geben, das von dem Sensi im Verborgenen gehalten wird und eben dies steigert die Spannung! Während ich zu Beginn nicht verstand, dass der Sensei solch eine Wirkung auf den Student hat, verstand ich es Kapitel für Kapitel besser. Auf den Schultern des Sensei liegt eine schwere Last, die im ersten Teil der Geschichte noch um ein Geheimnis gehüllt ist - aber im zweiten Teil Stück füt Stück gelüftet wird. Darauf möchte ich in dieser Rezension jedoch nicht all zu genau eingehen - um mögliche Spoiler zu verhindern. Doch so sorgen diese Eindrücke dafür, dass der Sensei besser verstanden wird, was mir sehr gefallen hat. So bezieht sich die Aufmerksamkeit nicht nur selbst auf den Protagonistein. Selbst damit soll es nicht genug sein - wobei ich nicht davon ausging, dass dies übertroffen werden könnte. In dieser Geschichte erfährt man - durch ein Ereignis - die Modernisierung Japans. Doch zu welchem Preis kommen die neuen und alten Werte zur Geltung? Dies werdet ihr selbst herausfidnen müssen. Durchaus hatte ich das Gefühl, dass ich mehrere Kapitel brauchen werde, um mich an dem Schreibstil zu gewöhnen, doch da es sich um ein recht altes Werk handelt, ist es mit einem alten Schatz gleich zusetzen. In dem Schreibstil verbergen sich viele Emotionen, die den Leser sowohl durch den Protagonisten als auch durch den Sensi erfassen werden. Eine Überraschung für sich, wie ich es empfand! __________________________ Fazit Ich hätte nich gedacht, dass eine Begegnung so interessant sein könnte und von vieles geprägt wird. Die Geschichte ist zugleich faszinierend, wie die Charaktere selbst - während Natsume eindeutig mit seinem Schreibstil überzeugt. Zwar erscheinen natürlich auch die einen oder anderen japanischen Wörter aber dies sollte nicht abschreckend sein, da sich in diesem Buch auch die passende Übersetzung zu dem jeweiligen Wort befindet. Vielleicht kommt euch auch das eine andere bekannt vor. Kokoro war für mich eine interessante Geschichte über Hingebung, Geheimnisse und Veränderungen, sowohl auf dem Menschen als auch auf seine Umgebung bezogen. Nehmt euch die Zeit für dieses Werk und lasst euch in Natsumes Bann ziehen!

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„Kokoro“ ist ein spätes Werk des japanischen Schriftstellers und ein bekannter Klassiker der japanischen Literatur. Inhalt: Ein Student (aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird) freundet sich mit einem älteren Mann an, den er bewundernd Sensei nennt (So werden in Japan Menschen angeredet, die einem selbst an Weisheit und Erfahrung überlegen sind / zu denen man aufschaut). Der Sensei lebt zurückgezogen mit seiner Frau in Tokyo, geht keiner Arbeit nach, weil er über ausreichend finanzielle Reserven verfügt und scheint ein schweres Geheimnis zu verbergen, welches ihn nachdenklich und verschlossen macht. Die beiden werden sehr ungleiche Freunde, der Protagonist verbringt immer mehr seiner Zeit in Gesellschaft des Sensei und möchte unbedingt erfahren, welche große Schuld in der Vergangenheit seines Idols liegt. Dabei merkt er nicht, welchen Fehler er in seinem eigenen Leben begeht. Meinung: Die Erzählweise unterscheidet sich stark von westlicher Literatur, weswegen es ein wenig dauerte bis ich in der Geschichte gefangen war. Die poetischen Beschreibungen, ungewöhnlichen Vergleiche und der große Wortschatz konnten mich hingegen sofort begeistern. Die Geschichte entwickelt sich sehr sacht und wirkt zu Beginn fast belanglos, da lediglich die langsame und fast einseitige Entwicklung einer Freundschaft beschrieben wird. Tatsächlich wird die Wichtigkeit und Genialität dieses Aufbaus erst durch die große Enthüllung am Ende des Buches deutlich. Dadurch ist auf den letzten Seiten des Buches die ganze Tragweite der Geschichte auf mich eingebrochen und hat mich zu Tränen gerührt. Über der ganzen Geschichte liegt eine tiefe Traurigkeit und nachdenkliche Stimmung, die ich sehr mochte. Es geht um tief empfundene Einsamkeit, um Menschen die es nicht schaffen offen mit ihrer Umgebung zu kommunizieren und dadurch ihre Lage zu ändern und um Fehler in der Vergangenheit, die auch die Zukunft dieser Menschen zerstören. Fazit: Eine leise aber eindringliche Geschichte, die trotz ihres ruhigen und langsamen Erzählstils tief berührt. Eine absolute Leseempfehlung.

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Japan 1914 Kokoro Autor: Natsume Sōseki Veröffentlichung (kommentierte und überarbeitete Übersetzung: 26.09.2016 bei Manesse Übersetzung und ausführliches Nachwort: Oscar Benl Genre: Klassische Literatur, Belletristik "<<Oh, da sind Sie ja schon wieder?>>, begrüßte er mich lachend, als ich ins Empfangszimmer trat. <<Ja, da bin ich wieder>>, erwiderte ich und lachte gleichfalls. Hätte jemand anderer mich so empfangen, wäre ich wohl zornig geworden, doch da er mich fragte, geschah das genaue Gegenteil. Es stimmte mich fröhlich. <<Ich bin ein einsamer Mensch>>, wiederholte er an diesem Abend. <<Ich bin einsam, aber fühlen nicht auch Sie sich gelegentlich einsam? Ich kann, weil ich schon alt bin, ganz still so dahinleben, aber Ihnen, der Sie noch jung sind, dürfte das nicht so leichtfallen. Je aktiver Sie sind, desto eher wächst ihr Wunsch nach noch mehr Tätigkeit, nach Kontakten, nach Zusammenstößen mit anderen!>> <<Ich fühle mich nicht im Mindesten einsam!>> <<Man ist nie so einsam wie in der Jugend. Ist es aber, wie Sie sagen, warum kommen Sie dann so oft zu mir?>> Und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: <<Trotz Ihres Umgangs mit mir bleibt wohl noch immer ein Rest von Einsamkeit in Ihrem Herzen. Und weil ich nicht die Kraft habe, Sie davon zu befreien, werden Sie sich voll Sehnsucht bald anderen zuwenden müssen. Sie werden sehr bald nicht mehr bei mir erscheinen.>> Ein bitteres Lächeln lag um seinen Mund." (Natsume Sōseki: Kokoro. Übersetzung: Oscar Benl, Manesse) Wie könnte ich mein persönliches Jahr als Blogger für Literatur und Film zufriedenstellender abschließen als mit japanischer Literatur? Genau! Dies konnte nur noch gekrönt werden, wenn ich das Werk eines Autors lese, über den ich bereits einiges weiß, aber leider nie die Gelegenheit hatte, etwas aus seinem umfangreichen Portfolio zu lesen. Zum 100. Todestag von Natsume Sōseki (bürgerlich Natsume Kinnosuke: 09.02.1867 - 09.12.1916) legt der Manesse Verlag in seiner "Bibliothek der Weltliteratur" sein wohl bekanntestes Werk neu auf. "Kokoro" gilt in Japan als einer der meistgelesensten Romane der japanischen Moderne. Kokoro, ein Titel, der gleich mehrere Bedeutungen hat (eine wörtliche Übersetzung wäre "Herz", Natsume Sōseki wählte den Titel aber mit Bedacht und kann wesentlich melancholischer eingesetzt werden, wie zum Beispiel als "Das Herz der Dinge"), dokumentiert ein Japan im Wandel der Zeit von der Meiji-Ära zur Moderne. Entstanden ist ein ruhiges Werk, was aber in keiner Zeile zu langatmig oder bedrückend ist, dafür aber melancholisch und schlicht und dennoch ungeheuer sprachgewaltig ist. Seit einigen Jahren habe ich mir vorgenommen, etwas von Natsume Sōseki zu lesen. Ein Autor, der generationsübergreifend bis heute einen großen Einfluss auf japanische Schriftsteller ausübt. Akutagawa, Tanizaki und Murakami (Haruki), um einmal 3 großartige Generationen an japanischen Autoren zu nennen, gehören mitunter zu seinen Bewunderern. Die Geschichte von Kokoro beginnt beinahe beiläufig. Der Leser lernt den namenlosen Ich-Erzähler der Geschichte kennen, ein Student, der in den Sommerferien einen Kommilitone in seiner Sommerpension besucht, der jedoch aus familiären Gründen abreisen muss. Unser Erzähler nimmt das Angebot seines Freundes jedoch an und bleibt alleine noch ein wenig in Kamakura. Dort am Strand, unter unzähligen Badegästen, macht der Erzähler eine Entdeckung, die auf ihn eine pure Faszination ausübt und nicht mehr los lässt. Ein älterer Herr in Gesellschaft eines Ausländers. Jener ältere Herr kommt auch einige Tage später, jedoch alleine, immer wieder zum Strand. Der Erzähler hat das unbändige Verlangen, diesen Mann anzusprechen, seine Aufmerksamkeit gewinnen, sich interessant zu machen um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Durch eine glückliche Fügung gelingt es unserem Erzähler auch, die Aufmerksamkeit des älteren Herrn für sich zu gewinnen. Zwischen dem Erzähler und dem Mann, den der Erzähler dem Leser einfach unter "Sensei" vorstellt (und ihn auch privat immer so nennt), entwickelt sich eine etwas kuriose Freundschaft. Der Erzähler will das Rätsel um den alten Mann knacken. Wieso kommt der junge Mann nicht von dem geheimnisvollen, einsamen Mann und seiner Ehefrau los? Unser Erzähler hat so viele Fragen, erhält er aber umso weniger Antworten. Natsume Sōseki brilliert darin, Tradition mit Moderne zu vereinen. Er porträtiert ein Japan, welches im Wandel der Zeit steckt, sich neu finden muss, aber auch durch die vielen westlichen Einflüsse auch in einer Identitätskrise steckt. Der zweite Weltkrieg ist noch viele Jahre entfernt und die Japaner sind mehr mit sich selbst als mit dem Weltgeschehen beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen also keine politischen Machtkämpfe oder vom Krieg zerrüttelte Familientragödien, sondern zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind in dieser Geschichte der zentrale Punkt. Der Leser wird mitten in die Geschichte hinein geworfen. Unser neugieriger Erzähler, der einem sogar häufig sehr aufdringlich erscheint, nimmt uns mit auf eine Reise. Diese Reise führt uns in das Seelenleben des alten Mannes, den wir nur unter der Anrede Sensei kennen. Die Anrede Sensei hat in Japan einen hohen Stellenwert und gilt meistens Doktoren, Professoren oder auch Künstlern. Der Erzähler rechtfertigt die Anrede, indem er dem Sensei sagt, er rede stets weitaus ältere Menschen respektvoll mit dieser Anrede an. Ziel dieser Reise ist es, mehr über den geheimnisvollen Sensei zu erfahren. Die Unterhaltungen der beiden Protagonisten untereinander bestehen meistens nur aus wenigen Worten, doch Natsume Sōseki wählte jeden Dialog mit bedacht. In jedem Satz steckt unheimlich viel Aussagekraft und obwohl Kokoro niemals in ein Drama epochalen Ausmaßes umschlägt, so gelingt es dem Autor durch seine ganz eigenen Stilmittel, seine Leser regelrecht ans Buch zu binden. Natsume Sōseki ist von seinen Thematiken her ein Pionier und greift empfindliche Themen wie Einsamkeit und Isolation auf. Stilmittel, die besonders bei Autoren der Nachkriegszeit eine menge Anklang fanden. Ursprünglich sollte diese Besprechung zum 100. Todestag von Natsume Sōseki am 9. Dezember Online gehen. Wie immer, wenn einem unvorhersehbare Ereignisse einen Strich durch die Rechnung machen, muss umgeplant werden. Der Manesse Verlag hat jedoch vorgesorgt und diese Neuauflage bereits am 26.09.2016 veröffentlicht. Für die ausgezeichnete Übersetzung von Kokoro ist wie bereits beim "Tagebuch eines alten Narren" von Jun'ichiro Tanizaki Oscar Benl verantwortlich. Die Übersetzung wurde neu durchgesehen und größtenteils an die neue Rechtschreibung angepasst (den Puristen zum Trotze eine gute Entscheidung). Zusätzlich gibt es noch ein Register an Fremdwörtern, die auf den letzten Seiten genauer erklärt werden. Auch ein ausführliches, sehr interessantes Nachwort von Oscar Benl wurde den Anhängen dieser Ausgabe hinzugefügt. Stilistisch passt sich das kleine gebundene Buch mit Schutzumschlag den Werken der "Bibliothek der Weltliteratur" an. Der Buchdeckel besteht aus Leinen und verwendet wird wie immer bei Manesse ein sehr hochwertiges Papier, was man sofort fühlt, sobald man die erste Seite aufschlägt. Resümee Mein längst überfälliger Ausflug in die literarische Welt von Natsume Sōseki endete für mich mit "Kokoro" nicht nur als eines meiner persönlichen Lieblingsbücher in diesem Jahr, ich hätte mir auch ehrlich gesagt kein passenderes Buch für die letzte Besprechung des Jahres 2016 hier auf "Am Meer ist es wärmer" vorstellen können. Wie ein Maler hat Natsume Sōseki ein Porträt angefertigt, welches regelrecht den Zeitgeist einer Generation im Wandel eingefangen hat. Ohne Überheblichkeit oder literarischer Arroganz entfaltet sich Kokoro zu einer wunderschönen Blume, die bei genauerer Betrachtung seinen Beobachter aber nachdenklich, vielleicht sogar ein wenig einsam macht, ohne ihn jedoch in einen Sog der Traurigkeit zu stürzen. Ein Klassiker der japanischen Literatur, der leicht zu lesen ist, ohne aber plump oder zu simpel zu wirken. Genau so muss sich Belletristik lesen.

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