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Rezensionen zu
Das Buch der verbrannten Bücher

Volker Weidermann

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Ein Buch, dessen Existenz irgendwie notwendig ist. Im „Buch der verbrannten Bücher“ geht es um all jene literarischen Werke, die im dritten Reich – insbesondere am 10. Mai 1933 – verbrannt wurden. Hierüber eine Abhandlung zu verfassen, gewinnt nicht zuletzt dadurch an Relevanz, dass viele der davon betroffenen Autoren heute praktisch unbekannt sind – obgleich einige Bücher überdauert haben, wurde das Ziel der Nazis erreicht, nämlich die Auslöschung der Schriftsteller aus dem deutschen Bewusstsein. All dieser Autoren nimmt sich das vorliegende Buch an und behandelt sie nacheinander, jeden für sich, in kurzen Texten. Man erfährt die wichtigsten Punkte einer jeden Biografie, die Werke, die das negative Aufsehen erregten, und, so vorhanden, die Gründe, die zur Verbrennung führten. Zum Großteil handelt es sich um Kommunisten, Kriegsgegner und Menschen jüdischer Konfession bzw. Abstammung. Darunter sind wenige bekannte Namen (z.B. Stefan Zweig, Erich Kästner, Erich Maria Remarque) und noch viel mehr unbekannte. In der Tat, so gibt auch der Autor zu, sind bei weitem nicht alle von ihnen von literarischer Relevanz, mitunter gar zurecht vergessen – bei den meisten aber dürfte das Urteil weniger eindeutig sein. Bei der Auswahl der behandelten Schriftsteller richtet sich der Autor Volker Weidermann nach der berüchtigten „Schwarzen Liste“ Wolfgang Hermanns, die als erste all jene Werke und Künstler auflistete, die man in der „Aktion wider den undeutschen Geist“ bekämpfte. Immer wieder finden sich in den Biografien auch gut gewählte Zitate der Autoren, die jeweils repräsentativ für ihr Werk oder ihre Einstellung sind. Durchaus interessant ist es, so viele kaum bekannte Autoren kennenzulernen und zugleich die Zeit und Gesellschaft, in der sie lebten. Man erfährt, wie sie jeweils individuell mit den Umständen umgingen, gar wie sie die Bücherverbrennungen kommentierten. Viele flüchteten ins ausländische Exil, doch auch jene, die nach dem Krieg wieder nach Deutschland zurückkehrten, fanden darin meist keine wirkliche Heimat mehr, waren sie doch vergessen und dem veränderten Land entfremdet. Oft ist Weidermann recht subjektiv, gar wertend in seinen Kommentaren, wenn auch meistens nachvollziehbar und oft durch Humor sympathisch. Doch ist es leider auch die inhaltliche Perfektion, die den größten Makel des Buches mit sich bringt: Bei all den vielen Namen und Informationen ist es de facto unmöglich, sich alle oder zumindest einige zu merken. Beim Lesen ist es interessant, doch wird das Buch kaum das Allgemeinwissen insofern erweitern, dass man danach etwas über die Autoren behält – denn dafür sind es einfach zu viele. Welch Ironie, dass eine großartige Intention, großartig umgesetzt, am Ende doch kaum intellektuellen Mehrwert bringt. Schade eigentlich, doch unvermeidlich, denn das ergibt sich zwangsläufig aus der Idee eines umfassenden Kompendiums über so viele Gestalten. Auch sorgt die Masse der Informationen in den zahlreichen kurzen Texten dafür, dass sich das Buch nicht in einem Stück durchlesen lässt, sondern eher über einen längeren Zeitraum hinweg, obgleich es nur rund 250 Seiten umfasst. Ein Buch, das es geben muss, schon allein um die allesamt längst verstorbenen Schriftsteller nicht endgültig dem Vergessen auszuliefern. Doch das Gedächtnis der Menschen reicht wohl leider nicht aus, wirklichen Nutzen daraus zu ziehen.

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