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Rezensionen zu
Kind 44

Tom Rob Smith

Leo Demidow (1)

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„Kind 44“ ist der Auftakt der Leo-Demidow-Trilogie von Tom Rob Smith, die mit den Werken „Kolyma“ und „Agent 6“ fortgesetzt beziehungsweise abgeschlossen wird. Viele Thriller-Fans werden, wenn womöglich nicht das Buch, zumindest die gelungene Verfilmung mit Tom Hardy und Gary Oldman in den Hauptrollen kennen. Der Roman besticht durch eine durchgehend düstere Stimmung und eine atmosphärische Dichte, die man in dieser Intention selten erlebt. 1953, die großen Säuberungswellen unter Stalin laufen. Man muss keine Mörder oder Verbrecher sein, um eines Tages völlig unerwartet in einem Gulag zu landen, wie beispielsweise in den Minen von Kolyma, die einem Todesurteil gleichkommen.

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Als ich das Buch gekauft hatte, sagte eine Freundin zu mir:“ Das ist wirklich richtig gut, aber die beschriebenen Dinge sind echt heftig!“. Als begeisterte Thriller-Leserin, denkt man sich da nicht wirklich viel. Ich lese ständig schlimme, grauenvolle und groteske Sachen. Aber das hier war etwas anderes. Schon auf den ersten Seiten wird man mit der Grausamkeit und Brutalität konfrontiert, die sich durch das gesamte Buch zieht. Allem voran Gewalt gegen Kinder. Gewalt gegen Unschuldige ist immer grausam. Gewalt gegen Kinder, noch grausamer. Das war das erste Mal, dass ich bei einem Buch wirklich schlucken musste. Schockiert war ich schon oft. Aber wegschauen musste ich noch nie. Zu der Schockiertheit gesellt sich auch noch ein Gefühl von Fassungslosigkeit. Wie bereits erwähnt, befindet wir uns zur Zeit Stalins in de Sowjetunion. Während dem Lesen habe ich mich hunderte Mal gefragt, was das Ziel eines solchen Staates ist, der offensichtlich nicht versucht sein Volk zu schützen, sondern einzig und allein darauf aus ist, das Ansehen des Staatsapparates zu wahren. Wozu das Ganze? Vor wem will der Staat gut dastehen, wenn er doch alle ängstigt? Aber ja, das ist eine alte Diskussion und in der Geschichte leider viel zu häufig vertreten. „Nichts ist störrischer als die Wahrheit. Deshalb hasst ihr sie so. Sie beleidigt euch. Deshalb kann ich euch zur Weißglut bringen, indem ich einfach nur sage: Ich, Anatoli Tarasowitsch Brodsky, bin Tierarzt. Meine Unschuld beleidigt euch, weil ihr wollt, dass ich schuldig bin. Und ihr wollt, dass ich schuldig bin, weil ihr mich verhaftet habt.“ Seite 104 Die Geschichte entwickelt sich schnell zu einer spannenden Jagd auf Leben und Tod. Die offensichtliche Mordserie wird als Hirngespinst abgetan und verdeutlicht damit das falsche Handeln der Polizei. Überhaupt stand für mich viel mehr die Gerechtigkeit in Bezug auf den Staat und das Verhalten der Polizei im Mittelpunkt, als die Gerechtigkeit in Bezug auf Mörder un Opfer. Natürlich will man auch, dass der Täter geschnappt wird, aber vor allem möchte man dieser scheinbar nie endenden Grausamkeit des Staates den Strick um den Hals legen. Die Rolle des Leo Demidow ist geschickt gewählt: Ein Agent, der dem Staat treu ist und Gewalt gegen das Volk mit seinen aufgesetzten Regeln vereinbart. Doch plötzlich steht er auf der anderen Seite und erkennt seine unverzeihliche Schuld. Er sieht die Wahrheit: Das Volk liebt ihn nicht, es hasst ihn. Das Volk wird hier stückweise auch durch seine Frau verkörpert. Auch wenn für mich wie gesagt der Schwerpunkt auf der Situation des Staates lag, war natürlich auch die Mordserie, in meinen Augen als Mittel zum Zweck, sehr gut gestaltet. Zwar kann man als aufmerksamer Leser schnell einen Teil der Lösung erahnen, aber ein kleines Detail ist auch mir bis zum Schluss verborgen geblieben. Zwar fand ich dieses Detail etwas unnötig, aber eher im neutralen Sinn. Letzten Endes kann ich von der gesamten Story sagen, dass sie mir sehr gut gefallen hat! Fazit Eine spannende, eindrucksvolle Story, welche jedoch mit ihren Grausamen Schilderungen einem an die Nieren gehen kann. Für mich hat sich das Buch zu einem richtigen Pageturner entwickelt, der neben dem Aspekt der Unterhaltung auch viel zum Nachdenken angeregt hat. Ein Top-Thriller!

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Für gewöhnlich bemühen sich Thrillerautoren ihren Antagonisten möglichst ausgefallene Mordmethoden anzudichten, um den Leser neugierig auf die Motivation des Killers zu machen. Tom Rob Smith kann sich das ebenfalls nicht verkneifen, die eigentliche Stärke von "Kind 44" liegt allerdings eindeutig in der Atmosphäre und Epoche. Vom erschütternden Holodomor (der immer noch nicht weltweit als Völkermord anerkannt ist) bis hin zu den Veränderungen nach dem Tod Stalins zeichnet Smith ein finsteres aber weitgehend authentisches Bild einer Sowjetunion, die noch unter dem Eindruck der Säuberungsaktionen der kommunistischen Partei steht, deren Mantras Leo anfangs noch vor sich hinbetet. Ein Staat, der zu seiner Zeit besser und moderner als jeder andere sein wollte, aber hauptsächlich durch Terror und Verrat zusammengehalten wurde. Da wäre es leicht, einen der üblichen Systemkritiker auf den Leser loszulassen, der von Anfang an den Staat als solchen hinterfragt, sich dagegen auflehnt und schließlich heldenhaft flieht oder wenigstens Reformen anstößt. Leo Demidow tut nichts dergleichen. Als Mitglied des Geheimdienstes MGB ist er selbst für Verhaftungen, Verhöre und ähnliches zuständig, teils aus Überzeugung, teils mangels Alternativen, aber immer mit der Gewissheit im Nacken, dass ihn selbst jederzeit irgendein missgünstiger Kolege ans Messer liefern könnte. Daher dauert es ein wenig, bis man für ihn wirklich Sympathie entwickelt, entsprechend viel müssen er und seine Frau Raisa dann aber auch durchmachen, bis der Mörder endlich gefasst ist. Obwohl der Showdown etwas knapp abgehandelt wird, baut sich die Spannung doch über reichlich fünfhundert Seiten kontinuierlich auf. Da kann man es auch verschmerzen, dass nach dem packenden Prolog und einer Vorstellung Leos der eigentliche Fall erst einmal für knapp einhundertfünfzig Seiten kaum Thema ist. Trotzdem geschieht genug, um nie Langeweile aufkommen zu lassen, denn schon das Setting macht das Buch spannender als die meisten Konkurrenzprodukte. Aber selbst in Sachen Figurentwicklung und Dramaturgie macht Smith prinzipiell alles richtig. Aufmerksame Leser stellen vielleicht schon vor der finalen Konfrontation eine wichtige Parallele fest, die auf die Identität des Mörders schließen lässt, dennoch lohnt sich der Weg dorthin. Die Verhältnisse in den Verhörverliesen des MBG, in verwahrlosten Kinderheimen, Komunalkas und Wohnblöcken beschreibt der Autor lebendig genug, um seinem Werk eine einmalige bedrückende Atmosphäre zu verpassen. Wer Thriller jenseits der üblichen Handlungsmuster mag, wird "Kind 44" mit Sicherheit mögen. Wer den Film schon wenigstens interessant fand, findet hier eine sehr viel bessere Version der Handlung, die sich nicht weniger spannend liest. Originaltitel: "Child 44" Seitenzahl: 509 Format: 12,6 x 18,8 cm, Taschenbuch Verlag: Goldmann Bonusmaterial: Literaturhinweise

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Durch die ersten Seiten musste ich mich etwas quälen und musste mich erst an die ganzen russischen Namen und Abkürzungen der verschiedenen politischen Abteilungen des Geheimdienstes gewöhnen. Ich muss dazu sagen, ich bin ein typisches Westkind und was da im Osten vor sich ging wussten wir nur vage. Wir wussten zwar, dass es dort im Sozialismus nicht so "frei" herging wie bei uns, doch in die wahren Abgründe habe ich erst durch dieses Buch schauen dürfen. Ein Leben in ständiger Angst, Misstrauen gegen jeden... jetzt kann ich langsam verstehen, warum manche Menschen sind wie sie sind, wenn man in so ein Umfeld hineingeboren wird. Was ging es uns doch gut. Nachdem ich mich also in diese ganzen politischen Gefüge der Stalinzeit hinein gefunden hatte und auch die vielen russischen Namen nicht ständig verwechselte, konnte ich das Buch kaum noch weglegen, es zog mich immer tiefer hinein. Wie unfassbar grausam hier Kinder ermordet wurden und das Regime kehrte es unter den Teppich, weil es ja keine Morde geben durfte in einer perfekten sozialistischen Gesellschaft und wenn, dann war der Westen schuld. Noch schauderhafter wird es, wenn man am Schluss im Nachwort liest, dass das Buch sich an einem wahren Fall orientiert. Es dauerte recht lange, bis man begriff was die ersten Seiten, in denen man über 2 Brüder in den armen Kriegszeiten lesen kann, mit dem Rest des Buches zu tun haben, aber dann zieht es einem fast den Boden unter den Füßen weg. In diesem Buch gibt es weit aus mehr Tote als in jedem anderen Krimi, denn zu den Opfern des Kindermörders kommen hunderte Tote, die fast beiläufig durch diesen Fall dem russischen Staat zum Opfer fallen. Mehr will ich gar nicht verraten, sonst nehme ich Euch die Spannung auf die teilweise unglaublichen Wendungen.

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Kind 44

Von: Diane Wippermann

06.02.2016

Rezension: Diane Wippermann Kennt ihr das? Man hat Gänsehaut an Armen und Beinen und kann trotzdem einfach nicht aufhören weiterzulesen? Vielleicht hilft ein warmer Tee oder ein Bad gegen die Kälteschauer. Ich werde es ausprobieren, denn den Thriller KIND 44, von Tom Rob Smith, kann ich einfach nicht mehr aus den Händen legen. Ich muss einfach wissen wie es weitergeht. Aus dem Inhalt: Moskau 1953. Auf Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt und fürchterlich zugerichtet. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr ... Wie findet man einen Killer der nicht existiert? War es ein Unfall oder doch gar ein Mord? Was passierte damals in der Sowjetunion wirklich? Wem kann man glauben, was ist nur politisches Kalkül? Fragen über Fragen? Tom Rob Smith gelingt es, kurzerhand einen Thrill zu entwickeln und die Spannung im Roman dauerhaft aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig wird aber auch die damaligen Lebenssituationen eindringlich geschildert. Voller Anspannung und völlig verspannt lese ich die letzten Seiten... Wow, war das aufregend! Fazit: 5 Sterne*****. Mein Buchtipp und absolut empfehlenswert. Wer Thriller liebt, kommt um dieses Buch nicht herum und eins sei zum Schluss noch verraten: Heißes Badewasser hilft gegen die Gänsehaut nur bedingt.

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Eine Spur des Todes entlang der Transsibirischen Eisenbahn Kind 44 von Tom Rob Smith ist ein Roman, dessen Verfilmung ich gesehen hatte, bevor ich das Buch kannte. Neu war mir jedoch bis zum Lesen des Nachworts, dass sich die Handlung des Romans sehr eng an einem tatsächlichen Fall orientiert. Aber der Reihe nach. Es kann nicht sein, was nicht sein darf Januar 1933: In der Ukraine leiden die Menschen unter dem Hungerwinter. Viele sind bereits an Unterernährung gestorben, die noch Lebenden ernähren sich buchstäblich von allem, was irgendwie essbar ist. Da sieht Pavel eine streunende Katze. Auf Anweisung seiner Mutter nimmt er seinen jüngeren 8jährigen Bruder Andrej mit auf die Katzenjagd. Dabei wird Pavel hinterrücks von einem Mann überwältigt und entführt. Der kurzsichtige Andrej, der seinen Bruder nach einer kurzen Suche nicht finden kann, kann seiner Mutter nur noch von dessen Verschwinden berichten. Pavel taucht nicht mehr zu Hause auf. 14. Februar 1953: Der knapp 5jährige Arkadi wird tot auf den Bahngleisen in Moskau gefunden. Man hört, ein alter Mann habe die Leiche gesehen, die völlig nackt und übel zugerichtet gewesen sei. Eine Frau will einen Mann beobachtet haben, der in der Nähe des Leichenfundortes gewesen ist - mit einem kleinen Jungen an der Hand. Doch für die Behörden ist schnell klar: Der Tod des kleinen Arkadi ist tragisch, aber ein Unfall, an dem keiner außer dem Kind selbst eine Schuld trägt. Der Junge hatte sich zu dicht an den Bahngleisen aufgehalten, niemand nimmt Ermittlungen auf: Während der Diktatur Stalins gab es offiziell keine Kriminalität. Sie wurde als Auswuchs des Kapitalismus angesehen. Doch Arkadis Vater Fjodor Andrejew, ein Mitarbeiter des MGB, der Vorgängerinstitution des KGB, zweifelt an dieser Darstellung: Seinem Freund und Kollegen Leo Demidow, der den Auftrag erhalten hat, Fjodor und dessen Familie vom Unfalltod des Sohnes zu überzeugen, gelingt es nicht, dessen Zweifel an der Darstellung, die vom MGB vorgegeben ist, zu zerstreuen. Leo ist ein treuer und überzeugter Anhänger des Sowjetsystems und würde fast alles für sein Land tun. Er teilt die Vision Lenins, dass sich die Zahl der Verbrechen in dem Umfang verringern würde, in dem die Armut sich zurückbildet. Die sowjetische Gesellschaft war seiner Meinung nach auf dem besten Weg dorthin. Sofern die Menschen daran glaubten, würden sie sich stetig auf das Ziel hinbewegen, ein besseres Gemeinwesen zu formen. Dieser Glaube durfte nicht durch Gerüchte um ein ermordetes Kind ins Wanken gebracht werden. Leos persönliche Wende: Ein Spion wird verhört Das MGB verdächtigt den Tierarzt Anatoli Brodsky der Spionage, weil auch die Haustiere ausländischer Diplomaten zu seinen Patienten zählen. Als Brodsky bemerkt, dass er beschattet wird, kann er fliehen, wird jedoch von einer Gruppe von MGB-Beamten, die von Leo kommandiert wird, gefangengenommen. Leo hadert mit sich, weil er als Verantwortlicher eine der Grundregeln seines Berufs verletzt hat: "Besser, zehn Unschuldige leiden, als ein Spion entkommt." Zum ersten Mal erlebt Leo jedoch, dass er einem Verhafteten seine Aussage glaubt: Brodsky wird wie üblich gefoltert und widersteht den Misshandlungen länger als es andere Gefangene tun. Doch Brodskys Festnahme hat für Leo ein Nachspiel: Als sein Untergebener Wassili Nikitin in einem entlegenen Dorf aus offensichtlichem Spaß am Töten ein Ehepaar erschießt, das verdächtigt wird, dem Entflohenen Unterschlupf gewährt zu haben und damit zwei kleine Mädchen zu Waisen macht, wird er von Leo niedergeschlagen, bevor er auch noch die beiden Kinder umbringen kann. Das macht die Männer zu Todfeinden. Weil Leos Verhalten Aufmerksamkeit bei seinem Vorgesetzten Generalmajor Kuzmin erregt, fordert dieser von ihm einen Loyalitätsbeweis: Leo soll seine eigene Frau Raisa bespitzeln, die verdächtigt wird, eine Spionin zu sein. Ihm ist klar, dass Kuzmin nur eine Antwort von ihm akzeptiert: Die Bestätigung, dass Raisa tatsächlich ein Schädling des Sowjetvolkes ist. Damit wäre ihr Schicksal besiegelt: Nach einem Verhör, das wie gewohnt mit einem durch Folter erpressten Geständnis enden würde, würde auf die junge Frau eine Haft im Gulag warten, die mehrere Jahrzehnte dauern könnte - wenn sie diese lange Zeit überhaupt überleben könnte. Er entscheidet sich dafür, seine Frau nicht zu denunzieren, was die unmittelbare Degradierung und die Versetzung zur Miliz in Wualsk, einer tristen Industriestadt im Ural, nach sich zieht. Leo wird in Wualsk General Nesterow unterstellt, der ihm wegen seiner ehemaligen MGB-Zugehörigkeit mit großem Misstrauen begegnet. Nur zwei Tage vor seiner Ankunft wurde in Wualsk ein junges Mädchen ermordet aufgefunden, und Leo fällt sofort die Ähnlichkeit mit den Umständen auf, unter denen der kleine Arkadi in Moskau ums Leben gekommen ist: Auch diese Leiche wurde grausam zugerichtet und befand sich in der Nähe des Bahnhofs.

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Kind 44

Von: Kaisu

04.08.2015

"Es gibt keine Kriminalität." [S.37] Es ist der Leitsatz, der das komplette Buch ausmacht. Unter Stalins Herrschaft gibt es keine Morde. Es gibt vielleicht Unfälle aber auf keinen Fall Kriminalität. Damit das auch so in den Köpfen der Bewohner verankert wird, gibt es das MGB - die Staatssicherheit. Sie kontrolliert, spioniert und hat dafür zu sorgen, dass auch ja keiner aus der Reihe tanzt. Wenn doch, hatte er damit zu rechnen nach brutalen Verhören in Arbeitslager oder ähnliches verschleppt zu werden, sofern er die Folter überlebte. Leo ist ein MGB Offizier. Er dient seinem Land und kann sich entsprechend einen Wohlstand leisten, den kaum einer hat, der nicht für den Staat arbeitet. Er hat eine hübsche Frau und eigene vier Wände. Ein Luxus. Doch dann beginnt das stabile Gerüst zu wanken. Immer mehr Steine werden gelockert und die Fassade beginnt zu bröckeln. Ist er doch nicht der knallharte Offizier? Verheimlicht er etwas? Hegt er falsche Gedanken? Plötzlich wenden sich seine eigenen Kollegen gegen ihn und er muss sich entscheiden: Familie? Frau? Luxus? Verrat? Verbannung? Doch was ist passiert? Das Buch fängt recht ruhig im Jahre 1933 in der Sowjetunion an. Gute zwanzig Jahre vor den eigentlichen Ereignissen. Damals herrscht ein bitterer Winter. Eine Hungersnot bricht aus, die die Menschen sogar zum Kannibalismus zwingt. Diese Grausamkeit ist geschichtlich auch unter dem Namen "Holodomor" bekannt. In dieser Zeit wachsen die beiden Jungen Pavel und Andrej auf. Sie sind gerade auf der Jagd nach ihrem Abendessen - einer ausgemergelten Katze - als plötzlich Pavel verschwindet. Verzweifelt ruft sein jüngere Bruder nach ihm. Vergebens. Auch zu Hause ist er nicht angekommen. Pavel ist vermutlich das Opfer einer verhungerten Familie geworden und im Eintopf gelandet. Nach einem Cut befinden wir uns dann im Jahre 1955 in Moskau. Es ist eisig kalt. Ein Mann namens Leo ist mit einer Observierung beschäftigt. Diese läuft allerdings nicht so wie geplant. Ihr "Staatsfeind" konnte sich absetzen und ist geflüchtet. Das sollte einem Geheimoffizier eigentlich nicht passieren. Für Ärger und Hohn ist gesorgt. Dabei bleibt es jedoch nicht. Zwar bekommt er eine Chance seinen Patzer auszumerzen, doch man hat schon angefangen gegen ihn zu arbeiten. Stück für Stück werden die Stuhlbeine abgesägt. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." "Kontrolliere die, denen du vertraust." [S.55] Zunächst merkt Leo nichts davon. Erst als er nach einer schweren Erkältung wieder arbeiten geht, spürt er die Veränderung. Er wird dazu gezwungen seine Frau auszuspionen. Sie ist eine Staatsfeindin, was er nicht glauben will und so übernimmt er den Job, um ihre Unschuld zu unterstreichen. Zunächst ist er sich nicht sicher, ob dies nicht nur ein gemeiner Schachzug seiner Kollegen ist, um ihn von seinem Posten zu stoßen. Die Zweifel kommen jedoch mit der Zeit angekrochen und nun ist er sich nicht mehr sicher, wem er trauen soll. Außerdem wird er vor die Wahl gestellt: Seine Frau auszuliefern und seine Familie, sprich seine Eltern und seinen Stand somit retten oder eben nicht. Womit seine Chancen steigen degradiert zu werden. Was nicht immer nur den Jobverlust, sondern auch den Tod bedeuten kann und wer sollte schon herausfinden, dass das kaltblütiger Mord war? Schließlich gibt es keine Kriminalität. Wo ist nun der Bogen zu den Kindern? Ganz einfach. Parallel zu der Observierung wird einer Kinderleiche neben Bahngleisen gefunden. Auf den ersten Blick schaut es nach einem fiesem Unfall aus. Doch der Vater des Kindes hegt Zweifel daran. Ebenso berichtet der Finder von Details, die einfach nicht zu einem Mord passen. Wie wir jedoch schon wissen: Es gibt keinen Mord. Also darf man offiziell nicht daran arbeiten und auch keine Zweifel an diesem Manifest hegen. Leo wird hier mit hineingezogen. Bleibt aber bei seinem Standpunkt, dass es ein Unfall war. Soll die Familie etwas anderes denken. Der Staat sagt etwas anderes. Einige Zeit später stolpert Leo wieder über eine Kinderleiche. Wieder in der Nähe der Bahngleisen. Wieder ist der Bauchraum zerstört. Schaut aus, wie ausgenommen und auch weitere Dinge stimmen überein. So fängt der ehemals steinharte Leo an, weich zu werden. Er überlegt, recherchiert und gerät sehr schnell an seine Grenzen. Schließlich bleibt so etwas in einem Überwachungsstaat, wo jeder auf seinen eigenen Profit bedacht ist, nicht unbemerkt. Wie man merkt, ist die Geschichte sehr komplex. Jedes Steinchen, was hier gesetzt wird, dient allerdings dem sicheren Grundgerüst, dass sich die Story nach und nach aufbaut. Man spürt die Angst der Menschen. Man bibbert mit ihnen in der Kälte mit. Man fühlt ihre Verzweiflung. Gleichzeitig brodelt die Wut in einem. Vor allem, wenn man sich bewusst wird, dass es das MGB (später KGB) wirklich gab. Dass die Menschen - ähnlich wie in der DDR - überwacht wurden und Staatskritiker sowie Feinde gnadenlos ausradiert wurden. Das sorgt für eine dauerhafte unterschwellige Spannung in dem Buch, die sich bis zum Ende zieht. Schließlich will man wissen, was mit den Kindern passiert ist und welcher Zusammenhang zu dem Kannibalismus besteht. Entsprechend fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Zeitweise hatte ich etwas mit der Komplexität zu kämpfen - gerade zu Beginn, wenn man noch nicht alle Namen kennt und die feinen Verbindungen erst einmal gedanklich aufbauen muss. Das legt sich aber rasch, je tiefer man in die Handlung eintaucht. Verabscheute man zu Anfang noch Leo, schließt man ihn irgendwann in sein Herz und bangt mit ihm mit. Alles in allem kann ich dieses Buch jedem Thriller-Leser empfehlen, der es komplex und verworren mag, der ein überraschendes Ende bevorzugt und nichts gegen die Einflechtung wahrer grausamer Begebenheiten hat. Ja, ich hatte gegen Ende einen "Oh, Ha!" Moment, denn es kommt eine Wendung die so nicht vorhersehbar war und wenn ich dann höre, dass dies im Film abgeändert wurde, ist das natürlich sehr schlecht ...Daher rate ich erst recht zum Buch! Der Nachfolger liegt hier schon bei mir im Regal und wird sicher bald ebenfalls von mir verschlungen werden.

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begeistert

Von: Angela

23.02.2014

Das Buch Kind 44 ist das beste was ich seit langem gelesen habe.Und eigentlich nur durch Zufall. Die Dame in der Buecherei hat gemeint sie hätte es neu und ich soll es doch mitnehmen. Ich hoffe, der nächste Teil steht dort auch zur Verfügung. Sonst muß ich ihn unbeding kaufen. danke für dieses tolle Werk!!!!!

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