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Rezensionen zu
Kind 44

Tom Rob Smith

Leo Demidow (1)

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

„Kind 44“ ist ein Thriller, der vor dem stalinistisch geprägten gesellschaftlichem Hintergrund der Sowjetunion der 50er Jahre spielt, in dessen Kulisse die Taten eines Serienmörders eingebunden sind. Inspiration des Autors hierfür waren die Taten von Andrei Tschikatilo, dessen Mordserie an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigentlich in den Jahren 1978-1990 erfolgte. Das Gesamtkonzept des Buches vom „Jäger als Gejagtem“ oder auch „Krimi im Krimi“ fand ich interessant und ansprechend. Sprachlich befindet sich das Werk auf sehr einfachem Niveau, ist aber durchgängig spannend und liest sich gut weg. Nicht geeignet ist es aber definitiv für zarte Gemüter a la „Ich lese zwar super gerne Thriller, aber mir wird immer so schlecht dabei!“. Es gibt viel rohe, exzessive Gewalt, viel Blut, viel Ekel in sehr plakativer Form, das alles nicht nur, aber auch im Zusammenhang mit Kindern. Ich finde es immer gut, wenn ein Buch mich dahingehend inspiriert, mich unabhängig davon mit einem Thema zu befassen, so geschehen hier bereits im ersten Kapitel. Die Handlung dieses Kapitels spielt im Winter 1933 in der Ukraine und beschreibt, wie Menschen verhungern und sich zwei ausgemergelte Kinder auf die Jagd nach der wohl letzten, ebenso ausgemergelten Katze des Dorfes machen, um irgendetwas Essbares in die Finger zu bekommen. Am Rande wird erwähnt, dass Kannibalismus unter der Bevölkerung nicht ungewöhnlich war, was mich zum googlen veranlasste und letztendlich zum Holodomor führte, dessen Ausmaße und politischer Kontext mir bis dahin nicht bekannt waren. Das ist doch etwas völlig anderes als „ukrainische Hungersnöte in den Dreißigern“, die mir noch so vage im Gedächtnis waren. Ein weites Feld, was mich sicherhin auch noch beschäftigen wird. Weiter geht es dann in den 50ern. Bevor der Held „Leo“ (dessen Namen ich etwas unglücklich gewählt finde, hier hätte wohl „Lew“ als die russische Form von Leo eher gepasst), zu Beginn des Romans regimetreuer Staatsdiener, zum serienmörderjagenden Bessermenschen werden kann, braucht er eine Läuterung. Hiermit ist das erste Drittel des Buches befasst, zunächst wird das diktatorische Schreckensregime Stalins detailliert skizziert, in welches Leo eingebunden ist, für meine Begriffe allerdings zu überspitzt und zu einseitig. Ein mutiger, aber für mich nicht vollumfänglich gelungener Ansatz des Autors. Dem Leser drängt sich eine nur aus Negativklischees bestehende Gesellschaft auf, in der jeder Einzelne sich das eigene Überleben durch Denunziation des Nächsten (Nachbar, Kollege, Ehefrau, Eltern) „erkaufte“, jedwede Moral des Einzelnen war nicht mal im Ansatz vorhanden bzw. erkennbar, jedwedes menschliches Beziehungsgeflecht ist ausschließlich von Misstrauen, Hass und obrigkeitshörigem Denken durchdrungen. Die – laut Staatsdefinition der „nicht existierende Kriminalität im Sozialismus“ – offiziell nicht vorhandenen Straftaten wurden den praktischerweise an jeder Straßen- oder Feld-Ecke herumlungernden Säufern, Huren, Landstreichern in die Schuhe geschobenen, die dann ratz-fatz in den Folterkellern der Staatsgewalt exekutiert wurden. Unbestreitbar ist all dies Teil des Stalinismus gewesen: aber eben nur Teil. Andere gesellschaftliche Facetten fehlen komplett. Nach der Ermordung des nachweislich unschuldigen Brodsky durch Leos Arbeitgeber, den Geheimdienst, beginnt bei Leo ein Umdenkprozess. Als er sich weigert, die eigene Frau Raisa zu denunzieren (obwohl er ihr eigentlich selber nicht über den Weg traut) wird er degradiert und versetzt. Im neuen Domizil wird er zufällig mit der Akte eines Falles konfrontiert, der einem ihm bekannten (Klappentext!) ähnelt und er beginnt, Parallelen herzustellen und auf eigene Faust zu ermitteln. Er vermutet das, was nicht sein darf, offenkundig aber doch so ist: einen Serientäter. Von da an wird ein weiter Spannungsbogen zum Ende und somit auch dem Einführungskapitel aus den dreißiger Jahren gespannt. Viele Details sind für mich unbefriedigend. Der Logik des „Einführungsteiles“ konsequent folgend, hätte gerade einem hochrangigen Beamten des Geheimdienstes samt seiner Angehörigen ( Raisa wurde als Spionin verdächtigt – das war Hochverrat, auf den die Todesstrafe stand) die Liquidierung statt einer Versetzung gedroht. Überdies ist die die weitere Verfolgung von Leo durch die Figur Wassilij – ein im Amt konkurrierender Kollege, der die Denunziation Raisa initiiert hatte- überhaupt nicht verständlich. Mit der Versetzung Leos und dem eigenen Aufstieg in der Hierarchie der Behörde hätte Wassilijs persönlicher Hass auf Leo eigentlich befriedigt sein müssen. Stattdessen jagt er Leo weiter bis zum Showdown des Buches. Ebenso unverständlich ist das Verhalten der Mitgefangenen bei der Deportations-Szene im Zug zum Gulag: konsequenterweise dürfte es keine schweigende und somit Leos und Raisas Flucht unterstützende Masse geben. Diesen Menschen drohte durch die Nichtdenunziation von Leo und Raisa der Tod nach deren Flucht, warum also hätten sie schweigen sollen? Dergleichen Szenen gibt es mehrere, viele Details greifen da nicht wirklich gut ineinander. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Leo und Raisa, die zwar verheiratet sind, aber keine Vertrauensbasis oder irgendeine liebevolle Verbundenheit haben, ist ebenfalls Teil der Handlung. Sie begegnen sich nach der Verbannung das erste Mal auf Augenhöhe und bekommen somit die Chance, an ihrer Beziehung arbeiten können. Dieser Prozess ist mir zu sehr nach innen gerichtet, man erfährt zwar die Gedanken und Gefühle beider unabhängig voneinander, wirklich geredet wird aber kaum. Die plötzlich vorhandene Verbundenheit, Raisas bedingungslose Unterstützung Leos bei seinem Bestreben, den Mörder zu finden, erscheinen so etwas flach und unglaubwürdig. Ich würde „Kind 44“ durchschnittliche, gute 3 Sterne geben, lege aber einen drauf, weil das Buch mich wirklich dazu inspiriert hat, mich mit geschichtlichen Fakten der Stalinzeit und vor Allem dem Holodomor zu befassen. Eine Leseempfehlung gibt es für Leute, denen die Spannung wichtiger ist als der korrekt recherchierte Rahmen in den sie eingebunden ist und an Leser, die kleinere Logikbrüche nicht stören. Thriller-Spannung ist auf jeden Fall da, auch dieses Buch habe ich fast ohne Unterbrechung an einem freien Tag gelesen.

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Da auf den ersten Seiten gleich eine Katze getötet wird, habe ich eine ganze Weile gebraucht um mich rein zu lesen. Rund um eine ziemlich konstruierte Thriller-Handlung berichtet der Autor auch im Rest des Buches eindringlich und glaubwürdig von einer vollkommen mundtot gemachten Gesellschaft. Lesenswert ist das Buch also auf alle Fälle! Perverse und grausame Bespitzelungssystemen die, die Menschen unterjochen. Wer sich für Russische Geschichte interessiert findet hier einige Anregungen und auch Thriller-Fans kommen auf ihre Kosten.

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Kind 44

Von: Kaisu

04.08.2015

"Es gibt keine Kriminalität." [S.37] Es ist der Leitsatz, der das komplette Buch ausmacht. Unter Stalins Herrschaft gibt es keine Morde. Es gibt vielleicht Unfälle aber auf keinen Fall Kriminalität. Damit das auch so in den Köpfen der Bewohner verankert wird, gibt es das MGB - die Staatssicherheit. Sie kontrolliert, spioniert und hat dafür zu sorgen, dass auch ja keiner aus der Reihe tanzt. Wenn doch, hatte er damit zu rechnen nach brutalen Verhören in Arbeitslager oder ähnliches verschleppt zu werden, sofern er die Folter überlebte. Leo ist ein MGB Offizier. Er dient seinem Land und kann sich entsprechend einen Wohlstand leisten, den kaum einer hat, der nicht für den Staat arbeitet. Er hat eine hübsche Frau und eigene vier Wände. Ein Luxus. Doch dann beginnt das stabile Gerüst zu wanken. Immer mehr Steine werden gelockert und die Fassade beginnt zu bröckeln. Ist er doch nicht der knallharte Offizier? Verheimlicht er etwas? Hegt er falsche Gedanken? Plötzlich wenden sich seine eigenen Kollegen gegen ihn und er muss sich entscheiden: Familie? Frau? Luxus? Verrat? Verbannung? Doch was ist passiert? Das Buch fängt recht ruhig im Jahre 1933 in der Sowjetunion an. Gute zwanzig Jahre vor den eigentlichen Ereignissen. Damals herrscht ein bitterer Winter. Eine Hungersnot bricht aus, die die Menschen sogar zum Kannibalismus zwingt. Diese Grausamkeit ist geschichtlich auch unter dem Namen "Holodomor" bekannt. In dieser Zeit wachsen die beiden Jungen Pavel und Andrej auf. Sie sind gerade auf der Jagd nach ihrem Abendessen - einer ausgemergelten Katze - als plötzlich Pavel verschwindet. Verzweifelt ruft sein jüngere Bruder nach ihm. Vergebens. Auch zu Hause ist er nicht angekommen. Pavel ist vermutlich das Opfer einer verhungerten Familie geworden und im Eintopf gelandet. Nach einem Cut befinden wir uns dann im Jahre 1955 in Moskau. Es ist eisig kalt. Ein Mann namens Leo ist mit einer Observierung beschäftigt. Diese läuft allerdings nicht so wie geplant. Ihr "Staatsfeind" konnte sich absetzen und ist geflüchtet. Das sollte einem Geheimoffizier eigentlich nicht passieren. Für Ärger und Hohn ist gesorgt. Dabei bleibt es jedoch nicht. Zwar bekommt er eine Chance seinen Patzer auszumerzen, doch man hat schon angefangen gegen ihn zu arbeiten. Stück für Stück werden die Stuhlbeine abgesägt. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." "Kontrolliere die, denen du vertraust." [S.55] Zunächst merkt Leo nichts davon. Erst als er nach einer schweren Erkältung wieder arbeiten geht, spürt er die Veränderung. Er wird dazu gezwungen seine Frau auszuspionen. Sie ist eine Staatsfeindin, was er nicht glauben will und so übernimmt er den Job, um ihre Unschuld zu unterstreichen. Zunächst ist er sich nicht sicher, ob dies nicht nur ein gemeiner Schachzug seiner Kollegen ist, um ihn von seinem Posten zu stoßen. Die Zweifel kommen jedoch mit der Zeit angekrochen und nun ist er sich nicht mehr sicher, wem er trauen soll. Außerdem wird er vor die Wahl gestellt: Seine Frau auszuliefern und seine Familie, sprich seine Eltern und seinen Stand somit retten oder eben nicht. Womit seine Chancen steigen degradiert zu werden. Was nicht immer nur den Jobverlust, sondern auch den Tod bedeuten kann und wer sollte schon herausfinden, dass das kaltblütiger Mord war? Schließlich gibt es keine Kriminalität. Wo ist nun der Bogen zu den Kindern? Ganz einfach. Parallel zu der Observierung wird einer Kinderleiche neben Bahngleisen gefunden. Auf den ersten Blick schaut es nach einem fiesem Unfall aus. Doch der Vater des Kindes hegt Zweifel daran. Ebenso berichtet der Finder von Details, die einfach nicht zu einem Mord passen. Wie wir jedoch schon wissen: Es gibt keinen Mord. Also darf man offiziell nicht daran arbeiten und auch keine Zweifel an diesem Manifest hegen. Leo wird hier mit hineingezogen. Bleibt aber bei seinem Standpunkt, dass es ein Unfall war. Soll die Familie etwas anderes denken. Der Staat sagt etwas anderes. Einige Zeit später stolpert Leo wieder über eine Kinderleiche. Wieder in der Nähe der Bahngleisen. Wieder ist der Bauchraum zerstört. Schaut aus, wie ausgenommen und auch weitere Dinge stimmen überein. So fängt der ehemals steinharte Leo an, weich zu werden. Er überlegt, recherchiert und gerät sehr schnell an seine Grenzen. Schließlich bleibt so etwas in einem Überwachungsstaat, wo jeder auf seinen eigenen Profit bedacht ist, nicht unbemerkt. Wie man merkt, ist die Geschichte sehr komplex. Jedes Steinchen, was hier gesetzt wird, dient allerdings dem sicheren Grundgerüst, dass sich die Story nach und nach aufbaut. Man spürt die Angst der Menschen. Man bibbert mit ihnen in der Kälte mit. Man fühlt ihre Verzweiflung. Gleichzeitig brodelt die Wut in einem. Vor allem, wenn man sich bewusst wird, dass es das MGB (später KGB) wirklich gab. Dass die Menschen - ähnlich wie in der DDR - überwacht wurden und Staatskritiker sowie Feinde gnadenlos ausradiert wurden. Das sorgt für eine dauerhafte unterschwellige Spannung in dem Buch, die sich bis zum Ende zieht. Schließlich will man wissen, was mit den Kindern passiert ist und welcher Zusammenhang zu dem Kannibalismus besteht. Entsprechend fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Zeitweise hatte ich etwas mit der Komplexität zu kämpfen - gerade zu Beginn, wenn man noch nicht alle Namen kennt und die feinen Verbindungen erst einmal gedanklich aufbauen muss. Das legt sich aber rasch, je tiefer man in die Handlung eintaucht. Verabscheute man zu Anfang noch Leo, schließt man ihn irgendwann in sein Herz und bangt mit ihm mit. Alles in allem kann ich dieses Buch jedem Thriller-Leser empfehlen, der es komplex und verworren mag, der ein überraschendes Ende bevorzugt und nichts gegen die Einflechtung wahrer grausamer Begebenheiten hat. Ja, ich hatte gegen Ende einen "Oh, Ha!" Moment, denn es kommt eine Wendung die so nicht vorhersehbar war und wenn ich dann höre, dass dies im Film abgeändert wurde, ist das natürlich sehr schlecht ...Daher rate ich erst recht zum Buch! Der Nachfolger liegt hier schon bei mir im Regal und wird sicher bald ebenfalls von mir verschlungen werden.

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Meinung Die Verfilmung von „Kind 44“ ist ja noch nicht allzu lange her und war in aller Munde. Neugierig wie ich bin und da mich der Klappentext sehr angesprochen hat, wollte ich es natürlich lesen. Durch Zufall habe ich es dann bei uns am Bücherflohmarkt gefunden und sofort mitgenommen. Ich muss sagen, es war gut, aber auch etwas schwer zu lesen. Der Vorspann begann im Jahre 1933. Auf diesen paar Seiten, merkte ich schon die Verzweiflung und den Überlebenswillen der Menschen. Es begann schon sehr grausam und ein Kind verschwand. Zwanzig Jahre später nimmt die Handlung seinen Lauf. Seite um Seite steigerte sich die Spannung und ich bekam Einblick in die russische Geschichte. Die Menschen hat dort kein schönes Leben, ein falsches Wort und du wurdest gefoltert oder sogar hingerichtet. Die Miliz kannte keine Gnade und alles wurde so hingelegt, wie man es brauchte, egal ob schuldig oder nicht. Und da kam Geheimdienstoffizier Leo Demidow ins Spiel. Zuerst gehörte er auch zu diesen korrupten Stalinanhängern. Kinder werden umgebracht, Unschuldige müssen sterben und mit der Zeit kann er sich aber der Gerechtigkeit nicht mehr verschließen und beginnt, eigenmächtig zu recherchieren. Leider gerät er dann selbst in tödliche Gefahr und sein und das Leben seiner Frau steht auf dem Spiel. Wie gesagt, Spannung war sehr viel da, aber leider auch die ganzen Greueltaten. Diese hat der Autor bestens dargestellt, sodass ein Kopfkino gar nicht ausbleiben konnte. Manchmal war alles allerdings so hart, das ich an einigen Seiten mein Buch mal kurz zu machen musste. Bis ins Detail hat Herr Smith die Kindermorde beschrieben und auch, was er dann mit den Innereien gemacht hat. Brrrrr…..eindeutig nichts für schwache Nerven. Die Charakteren wurden gut in Szene gesetzt. Einige erhielten Sympathiepunkte, andere weniger. Die Stimmung unter ihnen war auf jeden Fall kalt und düster. Es gab nichts Fröhliches und Gutes. Zum Glück bin ich nicht in dieser Zeit aufgewachsen. Der Schreibstil war eigentlich einfach und flüssig zu lesen, nur manchmal kam ich mit den ganzen russischen Namen und Ausdrücken nicht ganz zurecht. Ich muss gestehen, diese übersprang ich dann… Das Ende war perfekt ausgearbeitet und beantwortete alle meine Fragen, wenn es leider aber auch sehr brutal und ekelig war. Dennoch für mich ein würdiger Abschluss. Cover Für mich ein ziemlich unscheinbares Cover in weiß mit roter Schrift. Mittendurch die Bahngleise, die eine Rolle im Buch spielen. Fazit „Kind 44“ ist ein spannender, aber auch grausamer Thriller mitten in der Stalinzeit. Ungerechtigkeit wurde dort groß geschrieben, aber wie sagt man so schön: jeder bekommt sein Fett weg. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, muss jedoch anmerken, dass dieses Buch eindeutig nichts für schwache Nerven ist. Es bekommt von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

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Mordermittlung in der Sowjetunion anno 1953

Von: Philipp Schneider aus Waltrop

08.06.2015

Was Tom Rob Smith mit seinem Thriller "Kind 44", der bald in den Kinos laufen wird, bietet ist weniger eine außerordentliche Geschichte, als vielmehr ein Einblick in den Alltag und das Wesen der Sowjetunion, den es so bisher sicherlich noch nicht gab und der beängstigt, aber dennoch fesselt. Erzählt wird in diesem ersten Teil einer Trilogie die Geschichte rund um die Mordermittlung des Geheimdienstlers Leo Demidow. Die Story beginnt kurz vor Stalins Tod im Winter 1953. Auf Bahngleisen in Moskau wird die grausam hingerichtete Leiche eines Kindes gefunden. Dass es sich dabei um einen Mord handelt, wird dem Leser schnell klar. Problem nur, dass es in der Sowjetunion Stalins keine Morde gibt. Und schon gar keine Serienmörder, denn Leo findet schnell heraus, dass in der ganzen Sowjetunion - von der heutigen Ukraine bis nach Wladiwostok - ähnlich hingerichtete Leichen auftauchen. Obwohl Leo treuer Staatsdiener ist und weiß, dass er sich nicht beliebt macht, wenn er beginnt zu ermitteln, nimmt er sich der Mordreihe an und beginnt zu ermitteln, bis er selbst zum Gegner des Staates und in die Provinz strafversetzt wird. Aber ohne sich beirren zu lassen, ermittelt Leo weiter und entdeckt Grausames. Tom Rob Smith erzählt die durchaus spannende Geschichte um die Mordermittlung Leos, doch für den aufmerksamen Krimi- und Thrillerleser ist schnell klar, was vor sich geht und daher vermochte mich "Kind 44" weniger zu unterhalten, als vielmehr aufzuklären. Denn der eigentliche Verdienst Smiths ist der schonungslose Blick auf das System Stalin. Daher eignet sich der Thriller auch nicht als angenehme Sonntagslektüre und für einen Strandurlaub. Dieses Buch erzählt von dem brutalen, intriganten, unfairen, angsteinflößenden Machenschaften des Staatsapparats der Sowjetunion: Unschuldige werden diffamiert, festgenommen, hingerichtet und zur Schau gestellt. Der Staat ist überall präsent, die Wände hören zu und man kann keine Geheimnisse haben. Orwells Ausspruch "Big Brother Is Watching You" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Die Angst hingerichtet zu werden, ist omnipräsent. Maxim des gesamten Staats- und Ermittlungsapparats lautet: "Besser, zehn Unschuldige leiden, als ein Spion entkommt." Und "leiden" heißt nicht nur leiden, sondern oft auch sterben. Und auch nur deswegen habe ich vier Sterne vergeben. Die Geschichte ist wenig überraschend und erinnert mehr an den üblichen Krimi/Thriller. Auch die Figuren waren nicht wirklich überzeugend und für mich auch nicht lebhaft, denn auch sie wirkten zu normal, zu schablonenhaft. Selbst die Beziehungskiste zwischen Leo und seiner Frau, die viel Raum einnimmt, ist nicht wirklich überzeugend. Die Geschichte an sich erinnert zu sehr an den 08/15-Krimi/Thriller. Der Background macht es!

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Titel: Kind 44 Autor: Tom Rob Smith Verlag: Goldmann Trilogie: Kolyma und Agent 6 Kind 44 ist ein Thriller von T.R.Smith, der es in sich hat. Die Geschichte spielt in der Sowjet Union unter Stalin und beginnt im Jahre 1933, als zwei Jungen im Wald eine Katze jagen, um sie zu essen. Zu dieser Zeit sind die Lebensmittel in den Dörfern mehr als knapp und der Winter ist dabei auch nicht sehr hilfreich. Pavel und sein Bruder Andrej sind auf der Suche nach der Katze im Wald gelandet, wo sie sie sogar fassen können. Als sie auf dem Rückweg getrennt werden, wird Pavel verschleppt und Andrej findet sich ganz allein im Wald wieder. Es ist das Jahr 1953. Moskau. Der Krieg ist vorbei, die Revolution und der Aufbau des Kommunismus im vollen Gange. Leo gehört zum MGB, dem Sicherheitsdienst Russlands. Eigentlich befasst er sich mit dem Ergreifen von Verrätern, denn im Kommunismus gibt es keine Kriminalität. Aber nun ist er auf dem Weg zu einem Kollegen, der der Meinung ist sein jüngerer Sohn sei ermordet worden. Dabei war es ein Unfall. Als Leo später selber in die Schusslinie gerät, ändert sich nicht nur sein Bild von der Regierung, sonder auch seine Selbstwahrnehmung und die Sicht auf seine bisherige Arbeit. Mir fehlt noch etwa ein Drittel vom Buch, aber mittlerweile weiß ich auch, warum das Buch Kind 44 heißt. Und so langsam besteht auch eine Verbindung zwischen der Einleitung und dem Leben von Leo. Die Spannung steigt immer mehr und ich bin schon echt gespannt. Nebenbei muss ich immer an die Worte meiner Oma denken, von der ich das Buch empfohlen bekommen habe, die meinte, sie behält das Buch vor allem, weil es zeigt wie es damals wirklich war. Erschreckend. Ich bin absolut bestürzt, weil ich mir so viel Misstrauen gar nicht vorstellen kann, vorstellen will. Und so viel anders war es ja unter Hitler auch nicht, mit dem vielen Misstrauen, gegenseitiges Anzeigen bei der Gestapo und und und. Ich kann dieses Buch also nicht nur wegen seiner Spannung empfehlen, sondern auch wegen der Geschichte. 1953. Da waren meine Eltern noch nicht mal geboren. Auf jeden Fall ein Stück Geschichte, was nicht verloren gehen sollte.

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Im Winter 1933 herrscht große Hungersnot in Russland. Auch der 10-jährige Pavel hungert, zusammen mit seiner Mutter und seinem 7-jährigen Bruder Andrej. Als Pavel jedoch eine Katze im Wald sieht, beschließt er, sie zu jagen, damit die Familie Nahrung hat. Seine Mutter besteht darauf, dass Andrej mitgeht, doch noch während der Jagd wird Pavel von einem Unbekannten angegriffen und verschleppt. Auf Grund der Hungersnot geht seine Familie davon aus, dass auch Pavel einem Jäger zum Opfer gefallen ist - er taucht nie wieder auf. Im Winter 1953 ist Stalin an der Macht in der Sowjetunion, in der alles großartig ist, es gibt kaum Verbrechen und Mörder schon mal gar nicht. Leo Stephanowitsch Demidow arbeitet für den Staatssicherheitsdienst MGM, dessen Aufgabe es ist, der Feinde des Staates habhaft zu werden. Zur Zeit ist Leo hinter Anatoli Tarasowitsch Brodsky her, einem Tierarzt, der im Verdacht steht, ein Spion zu sein. Diese Verfolgung muss er jedoch vorerst unterbrechen, denn sein Vorgesetzter, Generalmajor Kuzmin beauftragt ihn, eine Familie "mundtot" zu machen, die den Tod ihres jüngsten Sohnes Arkadi Fjodorowitsch Andrejew als Mord deklarieren - ein Unmöglichkeit in Stalins Reich, zumal der Familienvater selbst für den MGM arbeitet. Nachdem er die Familie "beruhigen" konnte, verfolgt er weiter Brodsky und wird diesem auch habhaft. Doch mit diesem Mann wird sich seine Weltanschauung ändern - erste Zweifel belasten sein Gewissen. Als jedoch eine weitere Leiche auftaucht, beginnt Leo zu realisieren, dass es tatsächlich einen Mörder gibt und nicht nur das. Er beginnt zu ermitteln und stößt auf immer weitere vertuschte Kindstötungen und der kleine Arkadi ist gemäß seiner Liste bereits Kind Nr. 44. Leo, der auf Grund seiner Ermittlungen in Ungnade fällt und mit seiner Frau Raisa Gawrilowna Demidowa in die Provinz verbannt wird, untersucht die Morde jedoch weiter, denn er weiß, der Mörder ist real, schlimmer noch, ein Serienmörder und er muss endgültig gestoppt werden. Der Staat jedoch, hat ein Auge auf ihn und versucht mit aller Macht zu verhindern, dass Leo dem Mörder näher kommt. Eine unvorstellbare Geschichte! Der Plot wurde sehr detailliert erarbeitet, jedoch fand ich den Klappentext etwas irreführend, da es um die Morde erst ab etwa der Hälfte des Buches geht, vorher ist die Entwicklung des Protagonisten Leo im Vordergrund, was sicher nicht verkehrt ist, jedoch gewöhnungsbedürftig. Den Schreibstil empfand ich als angenehm und abwechslungsreich zu lesen, sodass ich das Buch am Stück gelesen habe, weil ich ja unbedingt wissen wollte, wie sich die Gesichte auflöst. Die Figuren wurden sehr tiefgründig und facettenreich erarbeitet. Besonders gut hat mir Protagonist Leo gefallen, der zu Beginn ein Meta-Amphetamin-einnehmender staatlicher Roboter ist, im Laufe der Story jedoch wirklich ein Gewissen entwickelt und dementsprechend handelt. Mit der Figur der Raisa hingegen konnte ich eher weniger anfangen. Anfangs war sie mir durchaus noch sympathisch, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ihren wahren Charakter gezeigt hat. Ob ich den 2. Band der Reihe "Kolyma" noch lesen werde, muss ich ggf. spontan entscheiden, bis dato konnte mich die Reihe nicht 100%-ig überzeugen.

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begeistert

Von: Angela

23.02.2014

Das Buch Kind 44 ist das beste was ich seit langem gelesen habe.Und eigentlich nur durch Zufall. Die Dame in der Buecherei hat gemeint sie hätte es neu und ich soll es doch mitnehmen. Ich hoffe, der nächste Teil steht dort auch zur Verfügung. Sonst muß ich ihn unbeding kaufen. danke für dieses tolle Werk!!!!!

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