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Rezensionen zu
Die Nacht der Erinnerungen

Antonio Muñoz Molina

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Späte Liebe in aufwühlenden Zeiten

Von: Doris Küstner

03.11.2011

Oktober 1936, New York Penn Station: Gebeugt von den vorangegangenen Ereignissen läuft Ignacio Abel durch die Menschenmassen. Was ist passiert in seinem Leben, was führt ihn hierher, wo doch bis vor kurzem alles noch in geregelten Bahnen verlief? Aus einfachen Verhältnissen stammend, arbeitet er sich beharrlich nach oben. Er schließt sein Architekturstudium erfolgreich ab, ist ein begeisterter Bauhausschüler und genießt das Privileg seine Studien für ein Jahr an der berühmten Schule von Walter Gropius in Weimar zu vertiefen. Ästhetik und schlichte Schönheit haben eine große Bedeutung für ihn. Er heiratet eine Frau aus einer erzkonservativen katholischen Familie der bürgerlichen Oberschicht, die einen "unersättlichen Appetit auf scheußliche Dinge und falsche Antiquitäten" hat und mit deren Mitgliedern er nichts anfangen kann, obwohl sie ihn immer wieder finanziell unterstützt haben. Dann tritt Judith Biely in sein Leben. Eine junge Frau aus New York, selbstbewußt, unabhängig, intelligent übt sie sogleich eine Faszination auf ihn aus der er sich nicht entziehen kann. Blind vor sexueller Begierde nach seiner Geliebten gehen die aufwühlenden politischen Ereignisse jener Zeit beinahe unbemerkt an ihm vorbei. Wichtiger als alles andere sind die gestohlenen, kostbaren Minuten die er mit ihr verbringen möchte. Wie die meisten verheirateten Männer denkt auch Ignacio Abel sein Geliebte bleibt bei ihm, ist immer verfügbar. Die Beziehung zwischen Ignacio und Judith die gerade einmal acht Monate andauert, findet durch den versuchten Selbstmordversuch von Abels Frau ein jähes Ende. Judith fühlt sich verantwortlich und empfindet der Frau gegenüber ein unsägliches Schamgefühl. In einem aufwühlenden Gespräch wird ihr klar, dass sie niemals die Frau an seiner Seite sein wird. Sie verläßt ihn. Von der Geliebten verlassen treffen ihn die politischen Verhältnisse, die Schießereien in der Stadt, die Straßenkämpfe mit voller Wucht und wird gewahr dass er alles verloren hat, die Familie und die geliebte Frau. So nimmt er die schon länger ausstehende Einladung einer amerikanischen Universität an um dort an den Entwürfen für ein neues Gebäude mitzuarbeiten. Dann trifft er Judith wieder.... Fazit: Antonio Munoz Molina erzählt in ständigem Perspektivwechsel, auf verschiedenen Zeitebenen. Das ist nicht einfach und fordert dem Leser volle Konzentration ab. Aber es lohnt sich! Und wie! - Wie trügerisch von den Baukastentrümmern eines spielenden Kindes auf die kriegerischen Aktivitäten der Milizionäre im nächtlichen Madrid umzuschenken und das in einem Satz. - Wie überaus feinfühlig und genau die Protagonisten gezeichnet sind! - Momentaufnahmen und Stimmungen jedweder Art fängt er mit großem Gespür auf. Den Schreibstil würde ich schlicht als elegant bezeichnen und bewundere die kongeniale Übersetzung von Willi Zurbrüggen. Ein großartiges Buch, ein Meisterwerk!

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