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Rezensionen zu
Mein weißer Frieden

Marica Bodrožić

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Ich habe von „Mein weißer Frieden“ über ein Seminar über bosnisch/kroatisch/serbische Literatur an der Uni erfahren und mich sehr gefreut, als ich es beim Randomhouse Bloggerportal als anzufragendes Rezensionsexemplar entdeckt habe. Zuerst habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich es vielleicht doch nicht mögen würde, weil es sich ja doch um einen recht komplizierten, stark philosopisch angehauchten, autobiographischen Text handelt, aber ich wurde schon auf der ersten Seite eines Besseren belehrt. Ein Absatz hat gereicht um zu wissen, dass dieses Buch etwas ganz besonderes ist, und dass ich es lieben würde. „Mein weißer Frieden“ ist wortgewaltig und einfach wunderschön geschrieben. Vom ersten bis zum letzten Satz hätte ich so ungefähr jeden zweiten Satz unterstreichen können – es ist poetisch und gerade dadurch ist es so echt, gerade dadurch kommt es einem besonders nah. Das bedeutet natürlich auch, dass man das Buch sehr langsam und sehr konzentriert lesen muss, um es zu verstehen, und wirklich jede Nuance in sich aufzunehmen. Ich habe, obwohl ich sehr regelmäßig daran gelesen habe, gut eine Woche für die etwa 300 Seiten gebraucht, die das Buch lang ist – bei leichterer Lektüre ist das eine Seitenzahl, die ich problemlos in zwei, höchstens drei Tagen verschlinge. Auch inhaltlich ist es absolut fantastisch. „Mein weißer Frieden“ ist eigentlich kein Buch über den Krieg, sondern über den Frieden – es ist eine Ansammlung von Gedanken, von Philosophie, durchsetzt von authentischen Erzählungen von Menschen, mit denen die Autorin gesprochen hat, die den Jugoslavienkrieg an der eigenen Haut miterlebt haben – viele auch als Mitkämpfer. Es erzählt von politischen Gehirnwäschen, von kaputten Menschen, die einmal heile waren und es nicht mehr sind, physisch und vor allem psychisch. Es erzählt von der Schönheit Kroatiens, von der Liebe, die man zu einem Land empfinden kann, ohne diese Liebe in Patriotismus und Fremdenhass umschlagen zu lassen, von einer verlorenen Generation, die erst sozialistisch, dann nationalistisch und schlussendlich einfach nur verwundet war. Es erzählt von Hass – von blindem, kroatischen Hass auf die Serben, die einmal Nachbarn waren, und blindem, serbischen Hass auf die Kroaten, die einmal Freunde waren. Es erzählt vom Überleben, und von Güte, davon, sich nicht unterkriegen zu lassen, von jungen Männern, die aus dem Krieg zurückkamen, um sich dann im Wald zu erhängen und von Familien, die 1.425 Tage im belagerten Sarajevo ausharrten, und nur durch Einigkeit und das Überwinden nationaler und religiöser Grenzen überleben konnten. Es erzählt vom Wegschauen, von Folterungen und Lagern und schlimmsten Gräueltaten und Kriegsverbrechen mitten in Europa, während ein paar hundert Kilometer weiter gelehrt wird, in Europa herrsche seit 50 Jahren Frieden. Es ist ein Plädoyer an die Menschlichkeit, die sich nicht ausmerzen lässt, und die niemals vergessen werden darf. Ich habe „Mein weißer Frieden“ gelesen und hatte das Gefühl, den Jugoslavienkrieg – der mir, als in Deutschland aufgewachsenes Kind ohne kroatisch/bosnisch/serbische Wurzeln, dem in der Schule auch 12 Jahre lang beigebracht wurde, in Europa hätte es seit 1945 keinen Krieg mehr gegeben, immer irgendwie fern und unbegreiflich war – auf einer zutiefst persönlichen und emotionalen Ebene verstanden zu haben. Mehr noch: Ich habe das Gefühl, verstanden zu haben, worauf es auf der Welt, im Leben, einfach generell wirklich ankommt, was wirklich wichtig ist, und was man tun muss, um eben das zu bewahren. Ich habe das Gefühl, als hätte „Mein weißer Frieden“ meine Seele einmal genommen und umgedreht, von allen Seiten genau inspiziert und sie mir dann besser und verständiger zurückgegeben. Ich habe das Gefühl, als wäre ich daran gewachsen, und es war mir – vor allem auch im Hinblick auf den aktuellen Krieg, der jetzt gerade immer noch in so vielen Teilen der Welt vorherrscht und auf den dieses Buch ebenso zutrifft wie auf den vergangenen Krieg, den es speziell bespricht – unheimlich, unheimlich wichtig. Vielen Dank an das Randomhouse Bloggerportal, speziell den Luchterhand Verlag für das Bereitstellen eines kostenloses Rezensionsexemplars!

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