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Rezensionen zu
For the Win

Cory Doctorow

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Karl Marx 2.0

Von: WolfgangB

05.07.2012

"Ehe Wei-Dong starb, gelang es ihm noch, einen von ihnen mit der Vorpal Blade zu erwischen. (...) Gleich darauf fand er sich im weit entfernten See der Tränen wieder - nackt und unbewaffnet, nur der Geist. Er mußte so schnell wie möglich zum Körper seiner Figur zurück, ehe die Schweine ihm noch die Vorpal Blade abnahmen." Ein Ausschnitt aus einem epischen Fantasy-Abenteuer? Ein esoterischer Ratgeber zur Reinkarnation? Weder noch. Vielmehr repräsentiert diese kurze Passage aus Cory Doctorows aktuellem Roman den Alltag in der Welt der weltweit beliebten Online-Rollenspiele. Spielfiguren treten gegen programmierte Unholde und von anderen menschlichen Spielern gesteuerte Charakter an und erarbeiten sich so wertvolle Waffen und Gold, mit denen verbesserte Ausrüstungsgegenstände erworben werden können. Virtuelle Güter also, deren realer Wert durch das Begehren der vielen zerstreuungssuchenden Gamer definiert wird. So real sind diese Werte, daß sich eine lukrative Industrie entwickelt hat, ein Markt, der von Angebot und Nachfrage lebt. Diesen Marktbegriff nutzt Cory Doctorow als Ansatzpunkt, um in kleinen, leicht verarbeitbaren Häppchen anhand des Beispiels Onlinespiele die komplex-vertstrickte Welt internationaler Finanzgeflechte zu erklären. Die Erzählung in abgeschlossenen Abschnitten erschwert es dem Autor zunächst, Spannung aufzubauen, zu ausführlich sind die einzelnen Teile, zu sehr in sich abgeschlossen, daß sie mehr wie Kurzgeschichten wirken, die mit bekannten Figuren arbeiten. Der große Zusammenhang ist zwar durch das Dachthema Online-Games ständig präsent, jedoch wird die Verbindung zwischen den betrachteten Schicksalen lange nicht hergestellt, so daß diese lange Zeit lose wirken, der Lesefluß ständig Zäsuren erfährt. Andererseits nimmt sich Doctorow durch eben diese gewählte Aufbereitung die Freiheit, die unterschiedlichen Aspekte und Auswirkungen der Spielindustrie in der erforderlichen Detailschärfe auszuleuchten, trotz des Themas niemals ins Oberflächlich-Banale abzugleiten, sondern stets einen schmerzend-realistischen Ernst zu bewahren.

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