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Rezensionen zu
Das Lachen und der Tod

Pieter Webeling

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Titel: Das Lachen und der Tod Autor: Pieter Webeling Verlag: Heyne Taschenbuch Worüber lacht man, wenn man nichts zu lachen hat? Klappentext: Der niederländische Komiker Ernst Hoffmann wird 1944 in einem Viehwaggon mit anderen Verfolgten in ein Konzentrationslager in Polen gebracht. Um seine Mitgefangenen vor er endgültigen Verzweiflung zu bewahren, unterhält er sie abends mit Witzen. Als der deutsche Lagerkommandant davon erfährt, will er Hoffmann dazu bringen, vor den SS-Leute als Kabarettist aufzutreten. Erst weigert sich der Komiker, doch dann verspricht ihm der Lagerkommandant, eine bestimme Frau am Leben zu lassen… Es ist nicht einfach, die Grausamkeiten eines Konzentrationslagers, oder sogar Vernichtungslagers, mit etwas Humor aufzufrischen, ohne dass das ganze ins Lächerliche gezogen wird. Doch in diesem Roman ist der Grat zwischen Grausamkeit und Humor ganz fein und doch perfekt getroffen. Natürlich ist Ernst Hoffmann kein Mario Barth, der mit derben Witzen versucht Lacher zu kassieren und dabei eigentlich überhaupt nicht witzig ist. Ernst Hoffmann versucht seinen Mitmenschen, vor allem den Lagerinsassen, etwas Hoffnung zu geben. Jeden Tag ein Lacher. Natürlich riskiert er damit sein Leben. Und zwar nicht nur durch seinen Auftritt an sich, sondern auch durch die gedankliche Vorbereitung, die seine ganze Kraft während der Arbeit aufzehrt, sodass er in der Krankenbaracke landet. Und dort ändert sich sein ganzes Lagerleben. Da es schwer zu beschreiben ist, was in diesem KZ alles so passiert, ist hier eine ganz klare Leseempfehlung angesagt. Ich habe gelacht, geweint, bin fasziniert und habe immer noch 90 Seiten vor mir und etwas Angst, denn die Befreiung ist noch nicht in Sicht. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn das ist es, was Ernst Hoffmann gibt: Hoffnung.

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Wie viele Häftlinge hier wohl schon empfangen worden waren? War ich der erste? Ich nahm meine Mütze ab und sah zu Boden. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte man als Jude immerhin das Privileg, einem Unmenschen nicht in die Augen sehen zu müssen. Der niederländische Komiker Ernst Hoffmann wird in ein KZ deportiert. Auf dem Weg lernt er Helena kennen. Nur flüchtig. Und trotzdem ist ihr Gesicht das, woran er sich klammert, wenn er erschöpft, halb verhungert, fast erfroren bei der sklaventreiberischen Arbeit zu der die Nazis ihn und die anderen Häftlinge zwingen, kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. Als der Lagerkommandant mitbekommt, dass Ernst in den Baracken auftritt, um anderen Häftlingen durch Lachen Mut zu schenken, will er, dass der Komiker vor den SS-Leuten auftritt. Er weigert sich zunächst, aber durch diese Auftritte hat er die Chance Helena wiederzusehen - und vor dem Tod zu bewahren. Ein Buch über jemanden, der Witze in einem Konzentrationslager reißt. Ich war nicht sicher, ob ich mir diese Kulisse wirklich vorstellen konnte. Das ist bestimmt schwere Kost, dachte ich, und habe lange gezögert, das Rezensionsexemplar anzufragen, obwohl ich immer wieder auf der Seite des Buches gelandet bin. Und dann hab ich mich doch endlich getraut und die Zusage bekommen. Und? War es schwere Kost? Ja und nein. Ja, weil es ein schwieriges Thema ist. Die NS-Zeit an sich, aber noch viel mehr die Atmosphäre, die Vorgänge und das Leben in einem Konzentrationslager. Und die erlebt man zusammen mit Ernst Hoffmann aus nächster Nähe. Angefangen beim Transport per Zug, eingepfercht mit dutzenden anderen Menschen in einem Viehwaggon, geht es weiter zur Aufnahme ins Lager. Die Registrierung, Entkleidung, Entlausung, das ganze Programm. All das lässt einen schon mit einem beklemmenden, bedrückten Gefühl zurück. Und dann beginnt erst der Lageralltag. Schwerstarbeit bis zum Umfallen bei minimalen Essensrationen. Wer schwächelt, wird von den Aufsehern zu Tode geprügelt. Manchmal tun sie das auch einfach, weil sie Lust dazu haben und behaupten hinterher der Häftling hätte fliehen wollen. Nein, weil Pieter Webeling es tatsächlich schafft einen schlucken zu lassen und die bedrückende Atmosphäre rüber zu bringen, ohne dass es einen ausschließlich deprimiert. Das hatte ich nämlich fast erwartet. Dass es eines dieser Bücher ist, die im Wesentlichen dafür sorgen, dass man sich schlecht fühlt. Durch das ganze Buch hinweg. Aber dem war überhaupt nicht so. Es hat mich nachdenklich gestimmt, an vielen Stellen auch traurig und fassungslos gemacht. Aber es war kein endlos deprimierender Sermon, sondern interessant, spannend, grauenhaft und gut zugleich. Webeling gelingt in seinem Buch diese faszinierende und wie ich mir vorstellen kann sehr schwierige Gratwanderung, die viele Autoren meiner Ansicht nach nicht schaffen. Ernst, sein Hauptcharakter, ist nicht nur der strahlende, selbstlose Held. Das Lager verändert und beeinflusst auch ihn und weiß Gott nicht alle Entscheidungen, die er trifft, sind moralisch einwandfrei. Aber man kann sie verstehen. Man kann ihn verstehen. Auch der Liebesaspekt, der über Helena eingebracht wird, dominiert nicht die ganze Geschichte und drängt die Handlung in den Hintergrund. Obwohl Helena sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl Webeling hätte dieses Setting bloß gewählt, um eine Liebesgeschichte zu erzählen, denn das wäre mir in irgendeiner Form verkehrt vorgekommen. Mit gemischten Gefühlen begonnen hat "Das Lachen und der Tod" mich vollends überzeugen können. Webeling verwebt das Grauen der Nazi-Verbrechen und das Elend der Konzentrationslager mit diesem Funken Hoffnung, der einen bei Verstand hält. Eine bewegende Geschichte, die zu lesen ich wärmstens ans Herz lege. Nicht oft kann ich ein Buch so vorbehaltlos mit fünf Blümchen bewerten, aber Webelings Roman hat sie ganz unstrittig verdient.

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Dies ist sicherlich nicht das erste und auch nicht das letzte Buch, das sich mit dem Thema Judenverfolgung befasst. Trotzdem kann ich diesen Roman von Pieter Webeling nur allen ans Herz legen. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr mich dieses Buch berührt hat, denn der Autor hält nichts vom Ausblenden grausamer Szenen. Im Gegenteil! Hier wird schonungslos und sehr bildhaft erzählt, wie sich das Leben, falls man es so nennen kann, im Lager abspielt. Der niederländische Komiker Ernst Hoffmann, mit deutschem Vater und jüdischer Mutter, ist von Beruf Komiker. Er lebt für den Applaus und von dem Gelächter seiner Zuhörer. Doch eines Tages werden ihm seine politischen Witze zum Verhängnis und er landet in einem Viehwaggon, der auf dem Weg in ein polnisches Konzentrationslager ist. Im Zug trifft er auf die Jüdin Helena, in die er sich verliebt. Doch welche Zukunft soll diese Liebe haben? Trotzdem wird Helena der Strohhalm, an dem sich Ernst klammern wird und ihm in einigen aussichtslosen Situationen am Leben erhalten lassen. Die Ankunft im Konzentrationslager zeigt Ernst, wie willkürlich man hier über Tod und Leben entscheidet. Männer, Frauen und Kinder werden sofort getrennt und somit auch Ernst und Helena. Bald entdeckt er, dass es im Lager besser ist nicht aufzufallen. Doch er sieht auch die Hoffnungslosigkeit in den Augen vieler seiner Mithäftlinge und organisiert mit Schlomo, dem Blockältesten, einen Komikerabend. "Jeden Tag ein Lacher" ist seine Devise und als Ansporn werden die Häfltinge aufgefordert den besten Witz zu erzählen. Der Beste bekommt eine Extraportion Brot. Bald dringt die Neuigkeit des Komikerabends auch zu den SS-Leuten und Ernst wird aufgefordert, vor ihnen aufzutreten."Der Holländer", wie er im Lager genannt wird, weigert sich zuerst, doch der Lagerkommandant weiß, wie er Ernst dazu "überreden" und brechen kann.... Dem Autor gelingt es sehr bildhaft den Holocaust in seiner ganzen Grausamkeit einzufangen. Die detailreichen Schilderungen des erbarmungslosen Lageralltages und das systematische Morden wird hier schonungslos erzählt. Ich musste manchmal unterbrechen, um meine Gefühle zu beruhigen und all den Horror, den diese Menschen in Wirklichkeit erlebt haben, "beiseite zu schieben", um weiterlesen zu können. Ich wurde gefragt, ob der Roman Ähnlichkeiten mit dem Film "Das Leben ist schön" hat. Natürlich gibt es viele Ähnlichkeiten, da es daselbe Thema aufgreift und im Konzentrationslager spielt. Jedoch wirkt der Film trotz des ernstes Themas eher "humorig", wobei dieser Roman zwar das Thema Humor aufgreift, im Buch allerdings gezeigt werden soll, wie man mit einem "Lacher pro Tag" irgendwie den Holocaust überleben kann. Pieter Webeling hat seinen Figuren sehr viel Tiefe gegeben. Ernst Hoffmann ist ein wirklich gelungener Charakter, der anfangs noch etwas naiv ist und den Wahnsinn der SS und das wirkliche "Leben" im Konzentrationslager aber bald zu spüren bekommt. Er durchlebt viele Stationen. Zu Beginn will er nur nicht auffallen, um zu überleben. Danach versucht er etwas Hoffnung in die Augen seiner Kameraden zu zaubern, bis er selbst derartig gebrochen wird und nur mehr ums nackte Überleben kämpft. Er stumpft ab und schreckt später selbst nicht mehr vor Gewalt zurück, worauf er sich selbst zu verachten beginnt. Man durchlebt diese Gefühlswelt des Protagonisten so real, dass ich hier dem Autor wirklich nur Hochachtung zollen kann! Neben Ernst Hoffmann wächst einem auch Schlomo, der Blockälteste ans Herz, der für Ernst Briefe an Helena schmuggelt und so die zarte Pflanze Hoffnung für den Holländer am Leben erhält. Und dann ist da auch noch Helena, die die Liebe zu Ernst erwiedert. Natürlich gibt es auch immer wieder einige Personen, die kurze Zeit für Ernst wichtig sind, wie Albert Kapinsky, der Dirigent des Lagerorchesters. Alle Charaktere sind sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Hervorheben möchte ich noch die ausgezeichnete Recherchearbeit des Autors. Er hat sich jahrelang mit Holocaust Überlebenden getroffen und Interviews geführt, sowie die Gedenkstätten in Ausschitz und Birkenau besucht. Pressetimmen dazu: "Ich bewundere Webeling, der nach seinen gründlichen Recherchen das Leben und Sterben in den Lagern so wirklichkeitsgetreu beschrieben hat." (Robert Cohen, Auschwitz Gefangener Nr. 174708) Fazit: Kein leichtes Buch, jedoch ein Roman, der bewegt und erschüttert, der nichts beschönigt und trotzdem Hoffnung gibt. Meine absolute Leseempfehlung!

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1944. Ernst Hoffmann ist Niederländer, Komiker und Halbjude. Der letzteren Eigenschaft hat er es zu verschulden, dass er sich mit zig anderen Verfolgten in einem Viehwaggon auf dem Weg in ein Konzentrationslager befindet. Dem Ernst der Lage durchaus bewusst, setzt er sich das Überleben zum Ziel, nicht nur sein eigenes, sondern auch das seiner Mitmenschen, indem er ihnen jeden Tag einen Lacher schenkt: „Wir sitzen in einem Viehwaggon. Ist das ein Grund zum Lachen? Nein, im Gegenteil. Aber es erinnert mich an ein Foto, auf dem Hitler neben einer Kuh steht. Wissen Sie, was mir sofort aufgefallen ist? Der intelligente Blick der Kuh.“ (S. 33) Noch im Viehwaggon wird er allerdings mit der unglaublichen Realität konfrontiert, dass es gar nicht so einfach ist, seinen Mitmenschen mehr als ein Schmunzeln abzuringen. Und erst recht nicht, wenn sich die Menschen nach der Ankunft in zwei Reihen aufteilen, wobei zwar beide den Tod garantieren, doch zumindest eine davon statistisch gesehen noch etwa 4 Monate Leben verspricht. „Das Lachen und der Tod“ ist bestimmt keine einfache Lektüre und trotzdem lässt es mit Leichtigkeit lesen. Der Komiker Ernst Hoffmann erzählt persönlich von seinen Erlebnissen, er erzählt seine Geschichte und all die Grausamkeiten, die er und tausend andere erdulden mussten. Nach der Reise im Viehwaggon wird der Leser gemeinsam mit Ernst Hoffmann mit dem KZ-Alltag vertraut gemacht. Grauenvolle Baracken, bereits tote aber noch lebende Muselmänner, die auf’s Sterben warten, Kapos, die sich ihrer Vormachtstellung zum Guten oder zum Schlechten bedienen und schwerste Arbeiten, die früher oder später den Tod garantieren. Es gibt viel Literatur, die von den Schrecken der Konzentrationslager berichtet, dem Unrecht, das all diesen Menschen widerfahren ist, und dabei zeichnet sich dieses Buch durch eine einzigartige Besonderheit aus: denn der KZ-Insasse Nummer 173545 schafft es durch Humor einen letzten Funken Menschlichkeit zu bewahren. Wie unvorstellbar es bei dieser ernsten Thematik auch sein mag, so habe ich selten derart gelacht und gleichzeitig geweint. Während des Lesens gaben sich lautes Auflachen und atemloses Entsetzen die Klinke in die Hand, wechselten sich Tränen der Erheiterung mit einschneidender Erschütterung ab und aus banger Hoffnungslosigkeit wurde blanke Verzweiflung, die sogar dann noch durch einen Lacher Lebensmut versprochen hat. Außerdem hat es mir gut gefallen, dass hier nicht nur die SS ins rechte Licht gerückt wird, sondern sogar die Stellung der Kapos näher beleuchtet wird. Diese Menschen, die sich aus der Zusammenarbeit mit den Deutschen Vorteile für sich versprachen oder dadurch einfach nur den anderen Insassen auf ihre eigene Weise helfen wollten. Weiters ist es ein guter Ansatz, dass die Handlung nicht nach der Lagerbefreiung ihr Ende findet, sondern auch von der unmittelbaren Zeit danach berichtet. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie es für die Menschen war, ein KZ zu überleben und als ob nichts gewesen wäre einfach in ihr „altes“ Leben zurückzukehren? Obwohl es sich bei dem Komiker Ernst Hoffmann um eine fiktive Figur handelt, basieren die Erlebnisse auf realen Hintergründen, die wir niemals vergessen oder verdrängen dürfen und diese Geschichte zeigt uns, wie wichtig es ist, sich sogar unter den widrigsten Umständen seiner Menschlichkeit bewusst zu sein, und sei es nur, indem wir jeden Tag einen Lacher schenken.

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Ähnlich wie "Das Tagebuch der Anne Frank" ist auch "Das Lachen und der Tod" ein Buch der Holocaustliteratur, welches weder aufgesetzt geschrieben ist, noch so wirkt, als wolle es lediglich schocken. Sehr persönlich und ohne aufgesetzte Gefühle erzählt Ernst Hoffmann seine Geschichte und seinen Kampf um das Überleben im KZ. Langsam lernt er mit seiner Lage mehr oder weniger umzugehen und nutzt dazu das, was er am besten kann: Witze reißen. Mit Galgenhumor und jede Menge Mut schafft er es, unter den unmenschlichsten Bedingungen zu überleben und sogar Freunde zu finden. Doch trotz kleinster Lichtblicke, ist die Welt, die man in diesem Buch kennenlernt eine düstere und tödliche. Und mein Glauben an die Menschheit hing teilweise am seidenen Faden. Der Situation kommt zugute, dass Hoffmann ein sehr charmanter und liebenswürdiger Charakter ist, der aber trotzdem schonungslos ehrlich, aber verträglich seine "Erfahrung mit dem Tod" schildert. Mit simplen, aber gleichzeitig gewaltigen Worten schafft der Autor eine Atmosphäre, die gefangen nimmt und den Leser wortlos zurücklässt. Denn irgendwann fragt man nicht mehr nach dem Warum?, sondern lässt die Eindrücke und Geschehnisse einfach nur noch auf sich wirken und versucht, jene zu verarbeiten. Falls es Leser unter euch gibt, die eher zart besaitet sind und bisherige ähnliche Literatur nicht vertragen haben oder sich nicht heranwagten, denen empfehle ich "Das Lachen und der Tod", denn auch, wenn es schwer verdauliche Szenen gibt, macht Ernst Hoffmanns Geschichte trotzdem Mut und setzt vor allem, trotz all der schlimmen Bilder, Lichtblicke.

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Ich war sehr gespannt auf Webelings Roman, denn die Thematik kannte ich schon aus diversen Filmen (Das Leben ist schön und Zug des Lebens), welche ich eher befremdlich und wenig gelungen fand. Zum Glück stellte sich während des Lesens heraus, dass Das Lachen und der Tod ganz anders ist, denn das Buch versucht nicht, das dunkelste Kapitel der Menschheit mir Humor zu nehmen, sondern vielmehr zeigt es einen Weg, wie man mithilfe von Humor den Holocaust irgendwie überleben und (soweit das möglich ist) verdauen kann. Webelings Held ist ein niederländischer Komiker mit deutschen und jüdischen Wurzeln, der aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Handlung setzt genau ein Jahr nach der Befreiung von Auschwitz, also am 27. Januar 1946 ein, denn an diesem Tag hat Hofman seinen ersten Auftritt seit seiner Deportation - dieser bildet den Rahmen für die folgende Handlung, die 1944 und 1945 spielt und rückblickend erzählt wird. Schonungslos und ehrlich schildert Hofman die Zugfahrt nach Auschwitz, seine Eindrücke vom Lager und die unvorstellbaren Geschehnisse. Dabei muss man als Leser mehrmals schlucken, denn durch die Nähe zum Protagonisten ist es stellenweise, als würde man das Geschilderte mit eigenen Augen sehen und am eigenen Leib erfahren - es ist grausam, unverständlich, bedrückend und erschreckend bildlich - Webeling gelingt es, den Holocaust in seiner ganzen Grausamkeit einzufangen. Allerdings gibt sein Protagonist nicht nur den anderen Inhaftierten im Lager Hoffnung, sondern auch dem Leser. Hin und wieder bringt einen der ein oder andere Witz zum Schmunzeln oder sogar zum Lachen. Das wirkt jedoch keinesfalls unangemessen, denn es ist Hofmans Art, das Lager zu überstehen und Tag für Tag weiterzuleben. Hofman ist also ein überaus authentischer Charakter. Das spürt man vor allem in seiner eigenen Entwicklung: Ist er zu Beginn noch so naiv wie alle deportierten Juden (wir sind Arbeitskräfte, die Deutschen brauchen uns doch), realisiert er bald die gesamte Tragweite des Holocaust, stumpft ab, kämpft nur noch ums nackte Überleben und schreckt auch selbst vor Gewalt nicht mehr zurück. Infolgedessen verachtet Hofman sich nach und nach selbst, sein Lebensmut sinkt und er weiß nicht, wie er jemals mit den Taten seiner deutschen Peiniger und seinen eigenen Taten leben soll. Schließlich ist es Hofmans Humor, der ihm im Lager Respekt verschafft und ihn zwar beinahe das Leben kostet, es ihm am Ende jedoch auch rettet. Dahinter versteckt sich meiner Meinung nach eine wunderbare Botschaft: Wenn es einem gelingt, sich selbst treu zu bleiben, sich sein eigenes Ich zu bewahren - dann kann man auch ein schlimmes Martyrium überstehen. Hoffnung spendet außerdem die unaufdringliche, in die Handlung eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Ernst Hofman und Helena. Besonders gelungen finde ich dabei, dass der Autor nicht auf Biegen und Brechen versucht, etwas zu konstruieren - als Leser spürt man die Liebe, sie ist auf eine besondere Art und Weise allgegenwärtig, aber sie dominiert den Roman nicht, was mir angesichts des Themas wirklich gut gefällt.

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Viele Schriftsteller leisten heute einen unschätzbaren Beitrag in der Aufarbeitung des Holocaust, doch nur wenigen gelingt es dabei, neue Maßstäbe zu setzen oder Grenzen zu überschreiten, die es hinter sich zu lassen gilt, um mehr zu erzählen, als das, was wir schon wissen. Pieter Webeling geht in seinem Roman “Das Lachen und der Tod” diesen Weg. Er macht seine Leser zu direkten Zeitzeugen des Holocaust und erspart ihnen dabei keine einzelne Sequenz des Grauens, keine Beschreibung des Unsäglichen und kein Bild des Unvorstellbaren. Er schreckt nicht davor zurück, Details zu erzählen, die selbst in den Berichten der Überlebenden der Todeslager ausgespart werden, weil sie einfach zu unbeschreiblich sind. Wer sich auf diesen Roman einlässt, sollte genau wissen, welchen Leseweg er mit dem Autor beschreitet. Wer sich Webeling anschließt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass sich die Tore des Konzentrationslagers Auschwitz hinter ihm schließen und das Lesen des Romans allein keine Chance zur Flucht bietet. Wer ihm folgt, sollte sich darauf einstellen, dass er eine Welt betritt, aus der es keine Flucht gibt und in der das Grauen zum Alltag gehört. Leser müssen das wissen. Webeling verlangt extrem viel. Und genau damit geht er weit über das Erwartete hinaus. Dort, wo andere Autoren den Schrecken unserer Fantasie überlassen, schreibt Webeling weiter. Schonungslos und doch so wahr. Klartext. “Eigentlich waren das gar keine Menschen mehr, sondern nur noch Schatten mit leeren Augen, entfleischte Körper mit hervorstehenden Knochen. Bei einigen funktionierte der Schließmuskel nicht mehr, sodass ihnen der Enddarm ein paar Zentimeter aus dem Anus hing.” Nur so gelingt es Webeling den harten Kontrast seines Romans zur vollen Wirkung zu bringen. Nur im Klartext vermag er seinen Lesern zu vermitteln, was es bedeutet, einen kleinen Hoffnungsschimmer inmitten des Grauens zu erkennen. Wer sich einlässt, wird am eigenen Leib spüren, wie befreiend ein Lachen sein kann, welche Macht Humor hat und wie lebenswichtig es ist, in lebensbedrohlichen Situationen nicht aufzugeben. Aber als Leser muss man sich immer vor Augen halten, dass einem genau dieses Lachen oft im Halse stecken bleibt. Dieser Leseweg ist ein schwieriger und nachhaltiger. Webeling schrieb einen Roman. Jenseits der Realität des Holocausts, die er in einer unvergleichlich tiefen Art und Weise vermittelt, bleibt er im Kern seines Themas recht blass. Der Humor seines großen Komikers Ernst Hoffmann kommt an vielen Stellen des Romans nicht über platte Hitler-Witze hinaus. Das kabarettistische Zerfleischen des NS-Regimes gelingt selten. Hier hätte ich mir mehr Esprit gewünscht. Die Beschreibung der Abläufe im Konzentrationslager ist authentisch. Allerdings geht Webeling im fiktiven Teil des Romans einige Kompromisse mit der Realität ein, die das Verhalten seiner Protagonisten nachvollziehbar machen sollen. Die Rolle Helenas im Hause des Lagerkommandaten ist für mich persönlich nicht vorstellbar. Das kann man vielschichtig diskutieren. Angesichts des Wahnsinns im Holocaust sind diese kleinen Schwächen jedoch zu akzeptieren. Pieter Webeling ist ein wichtiges Buch gelungen. Ausführliche Rezension mit Bildern der politischen Malerin Peggy Steike: https://astrolibrium.wordpress.com/2015/05/28/das-lachen-und-der-tod-von-pieter-webeling/

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Cover: Ich finde das Cover für dieses Buch sehr gut. Trotz des düsteren Themas ist es nicht zu "schrecklich" und hat aber mit dem Zusammenhang doch etwas bedrückendes. Meinung zum Buch: Teilweise wurde mir ehrlich gesagt fast schlecht, weil Herr Webeling bei der Beschreibung des Lagerlebens wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt. Aus diesem Grund musste ich mich am Anfang ein bisschen durchkämpfen. Nach einer Weile wird es dann aber weniger mit dererlei Details und ich kam besser durch. Trotzdem bleibt es harte Kost, weil naja, es geht schließlich um ein Konzentrationslager. Denjenigen, die sich für dieses Thema interessieren und keine allzu schwachen Nerven haben, kann ich Das Lachen und der Tod aber wirklich empfehlen. Noch kurz zur Story an sich: Es ist (vor allem gegen Ende) ziemlich spannend und teilweise geradezu fesselnd. Auch kann man mit den Figuren mitfühlen und ich finde es ist glaubwürdig aufgezogen. Man bekommt das Gefühl, dass sich der Autor gut informiert hat und generell schreibt er gut. Fazit: Es ist definitiv keine leichte Kost, aber wer sich für das Thema interessiert, wird das Buch mögen.

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