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Rezensionen zu
Das Lachen und der Tod

Pieter Webeling

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

„Sie sind tot, Holländer. Durch den Kamin. Die Menschen aus der rechten Reihe sind Asche im Fluss.“ (S. 54) Schreibstil Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Ernst Hoffmann selbst erzählt. Er berichtet uns, von seiner Zeit im Konzentrationslager. Dabei verwendet Pieter Webeling einen gnadenlos ehrlichen, knallharten, unverblümten Schreibstil, der die unmenschlichen Grausamkeiten im KZ auf brutale weiße transportiert. Und genau das ist richtig, denn alles andere wäre falsch und würde den Gräueltaten nicht gerecht werden. „Der andere kontrolliert mit einem kleinen, runden Zahnarztspiegel die Mundstücke und riss mit einem lauten Krachen einen Goldzahn heraus. […] Anschließend wurde die Leiche wie ein nutzlos gewordener Klumpen Fleisch weitergereicht.“ (S. 159) Charaktere und Geschichte Von Beginn an erfährt man als Leser, bereits im Klappentext, dass der Komiker Ernst Hoffman das KZ Auschwitz überlebt hat. Wir lernen ihn kennen, als er kurz vor seinem ersten Auftritt nach dem Krieg steht. Dort wartet er nervös auf eine bestimmte Frau in seiner Garderobe. Helena, die er im Viehwaggon beim Transport ins KZ kennenlernte. „Ich hatte Angst davor, eines Tages ihr Gesicht zu vergessen. Den Geschmack ihrer Lippen oder ihr Lächeln.“ (S. 76) Helena konnte nicht nur sein, sondern auch mein Herz im Sturm erobern. Denn mitten in diesem Elend, in dem hunderte wie Vieh transportiert wurden, versucht sie den Menschen Hoffnung zu geben, indem sie das Lied der Hoffnung singt. Bald kommt es zu einem Handgemenge im Waggon und Ernst versucht wie Helena, Hoffnung zu säen. Nur versucht er es mit Komik, einem Witz, einem Lacher. Und genau das wird er später auch im KZ, abends in den Baracken, versuchen. Nach dem Motto jeden Tag ein Lacher versucht er, sich an die minimale Hoffnung des Überlebens zu klammern und bereits todgeweihte von ihrem Elend abzulenken. Als ich den Klappentext las, habe ich erst wochenlang überlegt, ob ich das Buch wirklich haben will. Die harte Realität eines Vernichtungslagers und Humor mischen? Das kann nicht gut sein und ist bestimmt geschmacklos – so dachte ich mir. „Humor ist nichts weiter als die strikte Weigerung, der Tragödie das letzte Wort zu überlassen.“ (S. 105) Doch ich bin jetzt, wo ich „Das Lachen und der Tod“ gelesen habe, sehr froh, dass ich mich für das Buch entschieden habe. Denn Ernst Hoffmann schafft es, den Grad zwischen Lachen und Tod gekonnt zu halten. Immer wieder sind Witze dabei, in denen Ernst Hitler und seine Gefolgsleute aber später vor den SS-Leuten auch sich selbst aufs Korn nimmt ohne dabei irgendetwas zu beschönigen oder ins Lächerliche zu ziehen. Durch seinen gnadenlos ehrlichen Schreibstil und seine authentischen und bildhaften Schilderungen all der Widerlichkeiten, Abartigkeiten, unfassbaren Ungerechtigkeiten ist „Das Lachen und der Tod“ eine der wenigen Lektüren zu den damaligen Geschehnissen, welche die pure Wahrheit sagen und nichts zu verschönern versuchen. Pieter Webeling schafft es Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, die mich sehr traurig machten und obwohl man doch ungefähr weiß, was damals geschah, schaffte er es, mich erneut sprachlos, angewidert und schockiert zurückzulassen. Die Charaktere sind dabei authentisch, brutal und ehrlich. Sie geben Einblicke in die schwärzesten aber auch hellsten Stellen der menschlichen Seelen. Wir erleben, wie blind die SS-Leute, Kapos und Barackenältesten sind, wie falsch und grauenhaft. Aber auch, wie tief drinnen in manchen etwas Gutes steckt, etwas, dass sich gerne weigern würde. Auch Ernst verzweifelt immer wieder an dieser einen Frage, ob er etwas tun müsste. Einige spielen ihre Rollen, weil sie selber Angst um das eigene Leben haben. Jeder will Überleben und selbst Gefangene werden so leicht zum Tier, und sind nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Und genau diese Ehrlichkeit bereitete mir oft eine Gänsehaut. Jeder von uns ist vermutlich entsetzt, wenn selbst die Häftlinge unter sich grausam zueinander sind und schockiert, dass so viele nur zugesehen haben. Aber keiner kann wirklich sagen, ob er anders gehandelt hätte, wenn es ums nackte Überleben geht. „‚Angenommen, wir beide überleben nicht wie so viele andere. Hätten wir etwas unternehme müssen?‘ Das hatte ich mich bereits tausend Mal gefragt, ohne je eine Antwort darauf zu finden.“ (S. 221) Peter Wiebling zeigt mit seinem Buch, wie wichtig Hoffnung und auch Liebe im Leben sind. Das einzige, was Ernst zum kämpfen ums Überleben bringt, ist der Gedanke an Helena. Es zeigt, dass neben alle der Brutalität, neben Hunger, Leiden, Tod auch Liebe, Freundschaft und Hoffnung entstehen. Fazit Pieter Webeling schafft mit „Das Lachen und der Tod“ die Gratwanderung zwischen Tod und Humor. Wir blicken in die tiefsten Abgründe der Menschheit und lesen gleichzeitig, wie in solchen unfassbar grauenhaften Zeiten dennoch Liebe, Freundschaft und Hoffnung entstehen kann. Das buch ist hart, brutal, ehrlich, emotional und berührend – schrecklich und wunderschön zu gleich. Ein Buch, dass nichts verschönt und dennoch Hoffnung streut.

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Distanz schützt

Von: CogitoLeider

28.03.2015

Manche Bücher machen mich sprachlos. Dieses auch. Nein, nur bedingt wegen der Gräuel, immerhin habe ich schon so manche Dokumentation gesehen und auch schon ein paar Bücher gelesen. Allerding habe ich während des Lesens auf Essen verzichtet. Was mich fasziniert hat, war die Ehrlichkeit, mit der Pieter Webeling Opfer und Täter beschreibt. Denn die Grenzen verschwimmen. Und das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Denn die Frage stellt sich einfach, die Frage danach, wie ich mich entscheiden würde. Was würde ich tun, um zu überleben? Man kann nicht beurteilen, geschweige denn verurteilen, bevor man nicht selbst in der Situation war - was natürlich nichts entschuldigt! Und Mord bleibt Mord! Das zweite Thema ist der Humor. Was macht er mit uns, wann ist er angemessen, wie wichtig ist er? Ich habe sicherlich oft gegrinst, aber nur einmal laut gelacht (das zerstörte Haus), um wenig später bei einer anderen Szene Tränen in den Augen zu haben. Während des gesamten Buches habe ich zu dem Text eine Distanz gespürt, vielleicht ein Mechanismus. Und so ist es auch mit dem Lachen in einer unbeschreiblich schrecklichen Situation. Man lacht, um nicht wahnsinnig zu werden. Ernst, der Hauptprotagonist, unterschätzt das weitgehend, was ich schade finde. Andererseits kann ich es auch einfach nicht nachvollziehen, und so bleibt alles schnöde Theorie. Pieter Webeling schreibt ohne jegliche Schnörkel, irgendwie distanziert, auf Fakten fixiert. Dabei scheut er sich nicht, Grauen zu beschreiben, das auf diese Art Dokumentation ist. Absolut verständlich, Verbrauch schade. Denn so bleibt es Buch, das (mir) nicht unter die Haut geht. Im Gegensatz zu anderen. Fazit? Ein Buch, das nachdenklich macht. Allerdings, bei aller Betroffenheit, fehlte mir etwas.

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"Das Lachen und der Tod“ ist kein Buch, das man einfach so mal liest um die Zeit zu vertreiben. Das Leben und Sterben im Lager wird sehr genau in all seinen Facetten beschrieben. Sodass man manchmal selbst an sich merkt, wie man zusammenzuckt oder es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Und dennoch steckt so viel Hoffnung in dem Erzählten. Denn Ernst Hoffmann gibt niemals auf, egal wie schlimm es kommt. Mit seinem Humor kann er sich das Leben retten und auch so manchen Mitgefangenen. Man selbst erwischt sich mal beim Schmunzeln, wenn die Gefangenen den ein oder anderen Witz erzählen, nur um sich dann beschämt wieder schlechte Gedanken zu machen. Dennoch ist es einfach eine Geschichte über Hoffnung und Lebenswille, man hat der Tragödie das letzte Wort weggeschnappt. Bei all der beschriebenen Grausamkeit, überwiegt am Schluss das Gefühl der Bewunderung. Für alldiejenigen, die das durchgemacht haben und doch nicht ihre Menschlichkeit verloren haben. Fazit: Ein Buch das erinnert. An Zeiten die nie vergessen werden sollten, sodasss sie so nie mehr widerkehren. Und ein Buch das absolut empfehlenswert ist für Recherche oder auch einfach mal eine tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte.

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Ich habe schon viele Romane gelesen, in denen die Opfer des zweiten Weltkrieges im Mittelpunkt stehen. Gute, hervorragende, aber auch emotionslose Geschichten. Ähnlich wie DIE BÜCHERDIEBIN gehört auch das Werk des niederländischen Autors Pieter Webeling DAS LACHEN UND DER TOD zu den Büchern, die mit gewöhnlichen Adjektiven wie hervorragend und klasse nicht zu beschreiben sind. Diese Bücher sind mehr als das – sie sind grandios! Doch ist es grotesk ein Buch, in dem Massenmord und unbeschreibliche Grausamkeiten im Mittelpunkt stehen als TOLL zu betiteln? Ich finde ja! Denn DAS LACHEN UND DER TOD ist ein beeindruckendes Werk gegen das Vergessen und dieses Buch sollte meiner Meinung nach in jedem Buchregal und in jeder Schulbibliothek zu finden sein. Die Vergangenheit können wir leider nicht ungeschehen machen, aber wir können etwas gegen das Vergessen tun! Denn Vergessen wäre unser größtes Verbrechen. Schonungslos und unverfälscht schildert der Autor die unwürdigen Umstände im polnischen Arbeitslager Auschwitz. Humor und Tod liegen in diesem Buch unglaublich nah beieinander. Manchmal muss man laut kichern und manchmal möchte man einfach nur weinen! Es ist wirklich unfassbar! Aus anderen Biografien, dem Geschichtsunterricht in der Schule und Dokumentationen weiß man, wie schlimm die Haft gewesen sein muss. Doch in diesem Roman bekommt man diese Grausamkeiten so bildlich und authentisch dargelegt, dass Bilder im Kopf entstehen, die sich nicht vertreiben lassen. Sie machen fassungslos und unsagbar traurig. Nicht nur einmal musste ich die Lektüre unterbrechen, mich dem Grauen entziehen und war dankbar dafür, dass ich den Horror jener Zeit zwischen den Buchdeckeln bannen konnte. Die Opfer konnten den Verbrechen nicht so einfach entfliehen. Von Beginn an weiß der Leser, dass die Hauptfigur, der Komiker und Halbjude Ernst Hoffmann, die Deportation überleben wird. Was seine mitfühlende Seele Grausames hat erleiden müssen, wird auf den folgenden Seiten erzählt. Er hat mit dem Schlimmsten gerechnet, nicht mit dem Undenkbaren. Er findet Zuflucht in der Fantasie und es scheint sein Schicksal zu sein, die anderen Gefangenen trotz widrigster Umstände zu unterhalten. Getreu dem Motto: überleben mit Humor. Aber auch ein Komiker kann seinen Sinn für Humor verlieren.

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