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Rezensionen zu
Das Dorf der Mörder

Elisabeth Herrmann

Sanela Beara (1)

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Das Buch ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt, die zwar Berührungspunkte haben, aber erst gegen Ende wirklich zusammenlaufen. Einer folgt der ehrgeizigen jungen Polizistin Sanela Beara, der andere dem unsicheren Diplompsychologen Jeremy Saaler. Das fand ich hochinteressant und es funktioniert in meinen Augen auch sehr gut, denn der Leser kann die Geschichte dadurch aus zwei sehr unterschiedlichen Blickwinkeln verfolgen. Sanela ist nur eine kleine Streifenpolizistin, die eigentlich gar keine Befugnis dazu hat und sich dennoch wild entschlossen in den Fall verbeißt, koste es, was es wolle. Wenn sie ohne Erlaubnis ins Haus eines Verdächtigen einbrechen muss, dann ist das eben so! Ihr Vorgesetzter Gehring vergleicht sie mehr als einmal genervt mit einem kläffenden, kleinen Terrier, und sie schrappt immer haarscharf an einer Dienstaufsichtsbeschwerde entlang. Eigentlich fand ich es gut, dass sie immer ihrem Bauchgefühl und ihrem moralischen Kompass folgt, andererseits habe ich doch manchmal den Kopf über sie geschüttelt! Sie kann und will sich nicht einfügen in die hierarchischen Strukturen der Polizei - was ich allerdings auch wieder verstehen konnte, denn sie hat die Erfahrung gemacht, dass ihr ohnehin niemand zuhört. Mir gefiel sie gerade deswegen so gut, weil sie ein sperriger, unbequemer Charakter ist; sie hat dadurch Biss und wird nie langweilig. Jeremy kam mir dagegen erst sehr passiv und farblos vor. Er hat den Beruf des Psychologen eigentlich nur ergriffen, weil sein einflussreicher Vater ihn dazu gedrängt hat. Er kann selber gar nicht erkennen, dass er dafür tatsächlich beträchtliches Talent hat und der Beruf für ihn sogar Berufung sein könnte. Im Laufe der Handlung blüht er aber immer mehr auf, entwickelt Charakter und eigene Meinungen. Die konnte ich zwar nicht immer nachvollziehen, aber ich fand sie trotzdem interessant! Beide Protagonisten waren mir auf ihre eigene Art sympathisch, und ich fand sie glaubhaft und komplex geschrieben. Aber die interessantesten Charaktere waren für mich die geständige Mörderin und ihre Schwester, denn die konnte ich überhaupt nicht einschätzen. Beide können blitzschnell umschalten zwischen drastisch widersprüchlichen Verhaltensmustern. Großäugige Unschuld und ätzende Aggression, sanfte Freundlichkeit und rasender Zorn… Und dennoch macht ihr Verhalten von Seite zu Seite immer mehr Sinn. Der Mord, mit dem das Buch anfängt, ist nur die Spitze des Eisbergs, denn eigentlich hat alles schon viele Jahre zuvor in dem winzigen Dörfchen Wendisch Bruch seinen Anfang genommen. Ohne schon zu viel verraten, kann ich sagen: es geht um die Abgründe menschlichen Verhaltens und die spannende Frage, ob man erst durch Taten schuldig wird oder schon durch Wegsehen. Der Schreibstil hat mich schon im Prolog gefangen genommen! Für einen Krimi fand ich ihn eher ungewöhnlich - manchmal fast malerisch, oft mit dichter Atmosphäre. Wenn eine Szene es verlangt, verwendet die Autorin auch schon mal einen nüchternen oder kargen Schreibstil, aber selbst dann hat er meines Erachtens immer noch eine eindringliche Sprachmelodie. Eine Sache, die mich leider sehr gestört hat, war die Liebesgeschichte; diese konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Sie ging mir zu schnell, hatte für mich einen ungesunden Beigeschmack und wurde mir letztendlich auch zu kitschig. Ein bisschen getröstet hat mich die Dynamik zwischen Sanela und ihrem Chef, denn die fand ich glaubhaft, interessant und fast ein bisschen rührend. Bis zum Schluss will er ihr am liebsten den Kopf abreißen, weil sie immer wieder im Alleingang losprescht, aber ganz heimlich und widerwillig bewundert er sie auch für ihre unnachgiebige Entschlossenheit. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und gut unterhalten! Ich fand die Geschichte vielschichtig, originell und kein bisschen vorhersehbar, und auch die Hauptcharaktere haben mir gut gefallen, gerade weil sie nicht perfekt sind. Der Schreibstil konnte mich mit seiner Vielseitigkeit ebenfalls überzeugen. Einzig die Liebesgeschichte war in meinen Augen überflüssig, zu bemüht und unpassend.

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Im Berliner Tierpark werden die Besucher von einem furchtbaren Anblick geschockt: im Gehege der Pekaris (quasi brasilianische Wildschweine) wird eine menschliche Leiche von den wütenden Tieren zerfetzt. Mitten im Trubel erreicht die Streifenpolizistin Sanela Beara den Ort des Geschehens. Statt nur die Situation zu sichern, wird sie von dem Fall unglaublich angezogen und ermittelt weit über ihre Kompetenzen hinaus. Dabei lässt sie nicht locker obwohl schnell eine Verdächtige ausgemacht wird. Nicht nur die Ermittlungen von Sanela Beara sondern auch die psychologische Arbeit zweier Gutachter mit der Verdächtigen machen den Hauptteil des Buches aus. Dabei gehen die Psychologen von der bewiesenen Tat aus, während die junge Streifenpolizistin immerwährend nach weiteren Möglichkeiten forscht. Auch die Kapitel werden aus diesen wechselnden Perspektiven erzählt und halten so die Handlung immer spannend. Denn natürlich wird die Perspektive immer genau dann gewechselt, wenn gerade eine spannende Entdeckung bevorsteht. Das ist gemein, macht aber unglaublich süchtig. Vor allem da die Kapitel angenehm kurz, aber nicht zu knapp sind, entsteht ganz schnell dieser „nur noch ein Kapitel“-Sog. Ihr kennt das. Die Mordmethode in diesem Krimi ist ungewöhnlich, ziemlich blutig und steht zur angenehmen Abwechslung nicht im Zentrum des Buches. Es gibt keine langen, grausamen Beschreibungen sondern zwar einige brutale Szenen, aber eine recht sachliche Darstellung der Geschehnisse. Dadurch wirkt das ganze auf mich deutlich authentischer als diese Aufmerksamkeit-heischenden Krimis und Thriller, von denen mein Opa sagen würde „die musst du gerade halten, sonst tropft das Blut raus!“. Von der Streifenpolizisten, über den Psychologen bis hin zur Verdächtigen Charlotte Rubin sind außerdem alle Charaktere interessant beschrieben, haben nachvollziehbare Stärken und Schwächen und geben trotzdem nicht alle Geheimnisse sofort preis. Eine angenehme Mischung. Besonders angetan hat es mir die düstere Symbolik innerhalb der Geschichte. Schnell kommen die Erinnerungen der Verdächtigen an ihre Kindheit in einem einsamen brandenburgischen Dorf ins Zentrum der Ermittlungen. Die Bilder dieser Abschnitte sind deutlich und düster: bellende Hunde, Blut, Schweine, ein verfallener Hof. Es ergeben sich verschiedene Verbindungen durch diese Symbole und alles zusammen bildet eine spannende Atmosphäre. Der Schreibstil ist passend dazu bildreich und kurzweilig, trägt die Atmosphäre schön weiter und greift die Symbolik auf. Negativ aufgefallen sind mir lediglich einige Ungereimtheiten beim Verhalten der Protagonisten. Zwar war ihre Motivation immer klar, ab und zu wirkte ihr Verhalten aber einfach konstruiert und etwas unglaubwürdig. Vor allem die junge Ermittlerin hätte wohl eine andere Position innehaben müssen, um so zu agieren. Insgesamt vergebe ich 4 von 5 wirklich zufriedenen Leseratten. Von der beklemmenden Atmosphäre und tollen Spannung möchte ich sofort MEHR. Ich habe mir also gleich die übrigen Bücher der Autorin vorgemerkt.

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Achtung Suchtgefahr!

Von: Frank Kortmann aus Georgenhof

17.08.2013

Obwohl mir die Pekaris aus Hannibal bekannt vorkamen und Leichen in einer Sammelgrube literarisch auch schon gegeben haben war es wieder ein gelungener Herrmann. Spannend bis zum Schluss. Und wieder eine starke Frau. Ich empfehle, an der Stelle, wo Gehring nach Wendisch-Bruch rast, eine Pause einzulegen. Ansonsten legt man das Buch bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand. Es besteht Suchtgefahr.

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