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Rezensionen zu
Die Unruhigen

Linn Ullmann

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

»Alt werden ist Arbeit. Aufstehen ist Arbeit. Sich waschen ist Arbeit, sich anziehen ist Arbeit, an die frische Luft gehen ist Arbeit, anderen Menschen begegnen ist Arbeit. Es gibt niemanden, der über diese Arbeit spricht« (S.78). Linn Ullmann schreibt über das Altwerden ihres Vaters Ingmar Bergman bis zu seinem Tod. Vater und Tochter haben, mit dem Zweck darüber ein Buch zu schreiben, Gespräche vor einem Diktiergerät geführt. Die im Buch abgedruckten Dialogsequenzen daraus sind statt tiefgründigen philosophischen Problemen hauptsächlich den alltäglichen, banalen Gesprächsthemen gewidmet: bevorstehenden Essenszeiten, die Lichtverhältnisse, und der nächste Termin. Die Protagonistin versetzt diese Leerstellen mit Kindheitserinnerungen und untersucht dabei das Erinnern an sich. Das Buch ist ein Abschiednehmen von den Aufnahmen auf dem Diktiergerät und ein Abschied von ihrem Vater. Dabei schildert Linn Ullmann seinen Hof Hammars auf der Insel Fårö so deutlich, als könnte man ihr dabei über die Schulter gucken. Ihre Erzählstimme ist zurückhaltend, subtil und leise. Die Autorin hat ein sehr gutes Gespür für Zitate (u.a. Marcel Proust: »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«, Fernando Pessoa: »Das Buch der Unruhe«), die dem Buch »Die Unruhigen« zu mehr Substanz verhelfen. Obwohl die Schrift groß ist, der Lesefluss schnell und manche Seiten kaum bedruckt sind, hätten es ruhig 120 Seiten weniger sein können. 3,5/5

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"Um über wirkliche Personen zu schreiben wie Eltern, Kinder, Geliebte, Freunde, Feinde, Onkel, Brüder oder zufällige Passanten, ist es notwendig, sie zu fiktionalisieren. Ich glaube, dies ist der einzige Weg, ihnen Leben einzuhauchen. Sich erinnern heißt, sich umzuschauen, immer wieder, jedes Mal von Neuem erstaunt." Linn Ullmanns Buch "Die Unruhigen" ist so vieles auf einmal: ein zärtliches Buch über das Alter, über einen Vater, über eine Kindheit, über den Wunsch, ganz schnell erwachsen zu werden, über die Suche nach Eltern, die nicht wie Kinder sind, über ein Mädchen, das diese Eltern nicht finden konnte... Während ich es lese, muss ich oft an meine Eltern denken, die ganz anders waren, aber auch nicht erwachsen und immer wieder steigt in mir die Frage hoch, ob ich mich meinen Töchtern gegenüber wie eine Erwachsene verhalten habe. Dieses Buch ist so persönlich und offen, es berührt einen vom ersten Satz an tief im eigenen Inneren. "Die Unruhigen", so wie in Pessoas "Buch der Unruhe". Ewig suchend. Ewig sehnend. Die Unruhe vielleicht eines der prägendsten Elemente der Kindheit des Mädchens, das keinen Namen bekommt, genauso wenig wie die Eltern. Der Vater, die Mutter, das Kind. Der Vater und die Mutter trennen sich, als das Kind drei Jahre alt ist. Manchmal wird von ihnen in der dritten Person erzählt, aber oft auch in der ersten. Linn Ullmanns Eltern sind die Schauspielerin Liv Ullmann und der Regisseur Ingmar Bergman. Das Mädchen hat acht Geschwister von den vielen anderen Frauen des Vaters. Diese Geschwister heißen Daniel, Maria, Ingmarie.... Die anderen Frauen des Vaters heißen Käbi, Ingrid...Sie trifft sie im Sommer, wenn sie den Vater auf seiner schwedischen Insel für mehrere Wochen besucht. Ansonsten lebt sie mit der Mutter in Oslo, zeitweise auch in den USA. Ein autofiktionales Buch, in dem alle Namen tragen außer den drei Hauptpersonen. Diese werden von der Handlung umkreist, als bestünde die Hoffnung, sie in einen Zustand der Ruhe zu zwingen, wenn man ihnen nur lange genug auf den Fersen bleibt. Noch zu Lebzeiten des Vaters entstand die Idee zu diesem Buch, eine gemeinsame Idee. Es sollte auch ein Buch über das Altern werden, welches der Vater als schwere Arbeit empfand. Die Dinge begannen, ihm zu entgleiten. Es gibt sechs Tonbandaufnahmen, die in dem Jahr vor seinem Tod entstanden. Nach dem Tod des Vaters konnte die Autorin sie lange nicht anhören. Aber irgendwann fand ihr Mann sie auf dem Dachboden wieder und da begann sie, sich erneut mit der Idee zu diesem Buch zu beschäftigen. "Sie: Wir haben über die Damen gesprochen. Er: Was? Sie: Wir haben über die Damen gesprochen, über dein kolossales Interessse an den Frauen. Er: Ich glaube, ein Großteil meiner beruflichen Tätigkeit drehte sich darum, dass ich kolossal an Frauen interessiert war. Sie: Auf welche Art haben die Frauen geprägt, was... Er unterbricht sie und lehnt sich vor. Er: Auf jede denkbare Art, mein Herz." Dieses Buch nimmt sich oft aus wie die Suche nach dem Vater, den sie durch die Trennung der Eltern verlor. Denn die Mutter nahm sie mit in ihr Leben, in welchem die Tochter sich nicht besonders gut aufgehoben fühlte Das Buch ist in vieler Hinsicht zärtlich, aber nicht, wenn es von der Mutter erzählt. Da ist es von einer unendlichen Verlorenheit geprägt, von einer Trauer darüber, wie wenig ihre Bedürfnisse zählten in dieser Beziehung zur Mutter. Vielleicht hätte der Vater, wäre er anwesender in dem Leben des Mädchens gewesen, diese Verlorenheit abfedern können? Aber sie war nur im Sommer bei ihm. Jeden Sommer auf seiner Insel, wo strenge Regeln galten. Pünktlichkeit war oberstes Gebot und dass der Vater, während er arbeitete, auf keinen Fall gestört werden durfte. Die Sommer waren die Ausnahme. Der Alltag fand mit der Mutter statt, die auch alle das Mädchen betreffenden Fragen und Probleme allein entscheiden musste. An einer Stelle in dem Buch tut einer der zahlreichen Liebhaber der Mutter den Ausspruch "Die Komplexität der kleinen Dinge", und dies ist für mich eine wunderbare Beschreibung dessen, was Linn Ullmann mit ihrem Buch tut. Sie schildert uns unzählige kleine Dinge aus dem Leben dieser drei Menschen, dem Vater, der Mutter und dem Mädchen. Aus diesen kleinen Dingen, die oft in sehr kurzen Abschnitten Seite um Seite aneinandergereiht erscheinen, ergibt sich ein überaus komplexes Gesamtbild einer Kindheit, der Liebe, einer Familie, dieses Mädchens. "Ich versuche an dieser Stelle, etwas über die Liebe zu verstehen und über meine Eltern, und warum die Einsamkeit eine so große Rolle in ihrem Leben spielte,...." Ein wunderschönes Buch, tief und bewegend, suchend, sehnend und dabei all das in einem selbst berührend. Sehr große Leseempfehlung! (c) Susanne Becker

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Die Unruhigen

Von: Buchkonfetti

24.11.2018

DIe Unruhigen, wieder ein toller Roman von Linn Ullmann, erschienen in der deutschen Erstausgabe 2018 im Luchterhand Verlag. Nachdem ich "Ein gesegnetes Kind" regelrecht verschlungen habe, habe ich mich sehr auf das Erscheinen des neuen Romans von Linn Ullmann gefreut. Schnell war ich wieder drin in Ullmanns skandinavischer Welt, sehe die Inseln, die Natur bildlich vor mir. Einige Abschnitte scheinen mir bekannt, und verweisen auf autobiographische Sequenzen ihrer anderen Romane. In "Die Unruhigen" geht es um Familie, um die Beziehung zu Ullmanns Mutter und vor allem um die Beziehung zu ihrem Vater, gerade in den letzten Jahren vor seinem Tod. Um ihre Stellung in der Großfamilie, mit vielen Halbgeschwistern und vielen Frauen, um das Leben an unterschiedlichen Orten dieser Welt. Es ist kein klassischer Roman, bei dem die Spannung ins Unermessliche steigt, vielmehr ein sehr intimes Buch. Verletzlich, emotional, sensibel, feinfühlig - fast zerbrechlich.

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Ungewöhnliche Familiengeschichte

Von: ManuKa aus Gräfenhain

22.07.2018

Linn Ullmann schrieb mit "Die Unruhigen" eine Familiengeschichte mit starken autobiographischen Zügen. Der Roman erscheint 2018 im Luchterhand Verlag, umfasst 409 Seiten und wurde von Paul Berf ins Deutsche übersetzt. Um vom Inhalt nicht allzu viel zu verraten: eine Frau im mittleren Alter lässt rückblickend ihre Beziehung zu ihren Eltern speziell ihrem Vater Revue passieren, angefangen von frühesten Kindertagen bis hin zu einem gemeinsamen Buchprojekt kurz vor dessen Tod. Sie begibt sich wortwörtlich auf die Spurensuche nach den einzelnen Beziehungen in einem Wirrwarr an Familiengeflecht. Daher wohl auch der sehr treffende Name des Romans. In dem postmodernen Roman wird dabei nicht nur die Gegenwart erzählt, sondern via Flashbacks immer wieder die Vergangenheit heraufbeschworen. So erleben wir mit ihr z.B. ihre Kindheitstage in der skandinavischen Provinz, wo das Mädchen ihre Ferien beim rigiden Vater und dessen Lebensgefährtin verbringt. Dank zahlreicher Wiederholungen und anschaulicher Darstellungen wird hier die Einsamkeit der Tochter sehr gut transportiert. Darüber hinaus veröffentlicht Ullmann Briefe ihres berühmten Vaters und spikt das Ganze mit Transkriptionen der mit ihm geführten Interviews. Besonders in diesen Sequenzen wird die fortschreitende Krankheit des Mannes bedrückend deutlich. Ganz allgemein wird hier also eine Eltern - Kind - Beziehung unter die Lupe genommen, ohne dabei zu emotional zu werden. Ullmann bleibt in all ihren Beschreibungen überraschend sachlich. Zwischen dem Cover und dem Text gibt es einen direkten Bezug, zeigt dieses doch ein verschwommenes Foto von Vater und Tochter, was wohl sinnbildlich für das Verschwimmen von Erinnerungen an die gemeinsame Zeit steht. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, da die Autorin eine sehr klare Sprache verwendet und eine ausgesprochen gute Beobachterin ist. Wer sich also für die Familie Ullmann interessiert, dem wird in diesem Roman ein intensiver Einblick gewährt.

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Vor einigen Jahren hat mich Linn Ullmanns Roman "Gnade" begeistert, der meine Einstellung zur Sterbehilfe seither maßgeblich mitprägt. Damals bin ich auf diese Autorin wegen ihrer berühmten Eltern aufmerksam geworden: Liv Ullmann (*1938) und Ingmar Bergman (1918 - 2007). Inzwischen ist sie eine der bekanntesten Autorinnen Skandinaviens und vielfach preisgekrönt. In einem Interview mit der dänischen Zeitung "Politiken" 1999 sagte Linn Ullmann, dass sie Biografien und Bücher über Prominente verabscheue. Nun hat sie einen autobiografischen Roman über ihre Familie geschrieben. Einen Roman deshalb, „weil das eine offene Form ist... Der Roman steht der essayistischen Form offen, der dokumentarischen, dem Märchen, den Memoiren – also sozusagen eine genreübergreifende Textform.“ (Interview mit DLF Kultur vom 11.06.2018). Sie hatte bereits zu schreiben begonnen, als sie die sechs Tonbänder wiederfand, auf denen sie Interviews mit dem Vater kurz vor dessen Tod aufgezeichnet hatte, zu einer Zeit, als er bereits schwer von Krankheit und Vergessen gezeichnet war. Die Tonbänder sind in Ausschnitten transkribiert und bilden den roten Faden der sechs Kapitel. Bei ihrem Erinnern greift Linn Ullmann immer wieder die gleichen Gedanken und Szenen auf und erzählt sie aus anderem Blickwinkel, mal in der Ich-Form, mal in der dritten Person, jedoch immer ohne Namen. Sie variiert die Themen Altern, Erwachsenwerden, Liebe und Dynamik von Erinnerungen aus allen Blickwinkeln, ohne dass es mir auf den 400 Seiten je zu viel geworden wäre. Linn Ullmann kam 1966 als neuntes Kind ihres Vaters zur Welt, ihre Eltern waren nicht verheiratet und Liv Ullmann lag gewissermaßen zwischen der vierten und fünften Ehefrau Bergmans. Damals baute er ein Haus in Hammars auf Fårö, Gotlands Nachbarinsel, wo er zukünftig seine Sommer verbrachtete, wenn er nicht drehte oder am Theater arbeitete sondern schrieb, und hierher zog er sich mit 84 Jahren ganz zurück. Nach der Trennung ihrer Eltern 1969 war Linn Ullmann im Sommer oft in Hammars, wo Bergman inzwischen mit seiner letzten Frau Ingrid, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Schauspielerin, lebte. Die Passagen auf Fårö bilden für mich die Höhepunkte dieses Buches. Da ich die Insel selbst kenne und liebe, lief während der detaillierten Beschreibungen bei mir ein veritables Kopfkino ab. Wie Bergman sich seine Grabstelle auf dem kleinen Friedhof neben der Fårökirche aussucht, wie er zum Zeitungholen nach Gotland übersetzt, wie er sich täglich in der zum Kino umgebauten Scheune in Dämba einen Film ansieht, die Strände, Heide und Rauken konnte ich mir wunderbar vorstellen. Auch Ingrids Tod, der Bergman so völlig aus der Bahn warf, war mir aus „Der weiße Schmerz“, dem Buch über die Monate ihrer Krankheit 1994/95, bekannt. So habe ich über Bekanntes aus neuer Sicht mehr erfahren, und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Weniger konnte ich mit den zum Glück kürzeren Abschnitte über die Mutter anfangen, hier wurde mir das chaotische Beziehungsleben zu viel. Ihre Eltern blieben ihr Leben lang Freunde und „Arbeitskameraden“, doch gab es "niemals sie drei" und es existiert auch kein gemeinsames Foto. Von beiden Eltern fühlte sich die Tochter jedoch geliebt und liebt beide, was man jeder Zeile des ansonsten urteilsfreien Buches anmerkt. Für mich eine lohnende, sprachlich sehr gelungene Lektüre einer Autorin, die ich bewundere.

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Bilderwandel

Von: bootedkat

18.06.2018

Eine Lebensgeschichte. Aber nicht vollständig. Dafür viele kleine detaillierte Momente. Vater – Mutter, Vater – Tochter, Mutter – Tochter, allerdings nie alle drei auf einmal. Das hat das Erzählen mit dem Fotografieren gemeinsam. Einer muss immer das Bild machen bzw. die Geschichte erzählen. Und so sind Fotos mit der ganzen Familie selten. Zumal die Eltern der Erzählerin getrennt leben und sich die Momente vor allem in Mutter – Tochter und Vater – Tochter unterteilen lassen. Im Mittelpunkt stehen Gespräche und zwischenmenschliche Interaktionen, die den roten Faden der Erzählung bilden. Autobiographie? Fiktion? Vielleicht biographische Fakten fiktiv in Szene gesetzt? „Die Unruhigen“ verweigert sich einer genauen Einordnung. Fakt ist, dass Linn Ullmanns Vater tatsächlich Drehbuchautor und Regisseur war und ihre Mutter auch tatsächlich Schauspielerin ist. Ihre Erzählweise, sowie der Verzicht auf Namen, entziehen den Roman ein Stück weit der Realität. Ebenso der Umstand, dass die Erzählerin von sich mitunter in der dritten Person spricht. Hinzu kommt der filmische Aspekt. Die Erzählerin schafft Momentaufnahmen. Der Titel „Die Unruhigen“ bezieht sich dabei ebenso auf die Charaktere, wie auch auf die Bilder, die in diesen Momentaufnahmen geschaffen werden. Denn unruhige, womöglich laufende, Bilder ergeben einen Film und genau das ist es, was Linn Ullmann mit ihrem Detailreichtum schafft. Aber auch die Personen sind Unruhige. Immer in Bewegung und immer auf der Suche. Der Erzählton ist dagegen eher weniger unruhig, sondern ruhig und bedächtig. Zusammen mit den vielen kleinen Details entsteht Atmosphäre und es fällt leicht, in die erzählte Welt einzutauchen. Wenn man sich darauf einlässt. Der Roman verlangt Aufmerksamkeit. So werden immer wieder Dialogausschnitte, Briefe und Tagebucheinträge in die Erzählung mit eingebunden. Diese bilden die Ausgangspunkte für verschiedene Episoden aus der Vergangenheit, in denen vieles ungesagt bleibt und trotzdem keine Lücken entstehen.

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Vor dem eigenen Altern und dem der nächsten Angehörigen verschliesst so mancher lieber die Augen. Nicht so im neuen Buch der Bestsellerautorin Linn Ullmann. Ihr Vater (Ingmar Bergman, "Das Schweigen") möchte zusammen mit ihr (Tochter auch der Schauspielerin Liv Ullmann) die eigene Vergangenheit dokumentieren. Im Verlauf von mehreren Gesprächen mit verschiedenen Menschen und gestützt auf Notizbücher und andere Dokumente entfalten sich drei Liebesgeschichten, die offenbar ineinandergreifen und teils nebeneinander herlaufen. Es wird ein Irren durch die Vergangenheit, unterstützt von erzählenden Menschen, von Briefen und Bildern. Doch da es ja auch keine Autobiografie ist, lautet nicht nur die literarische Kernfrage: Was ist Dichtung, was Wahrheit? Das Erinnern wird für den Vater mit fortschreitendem Alter immer schwieriger, und so scheint vieles der Fantasie geschuldet zu sein, zumal ja beide Elternteile künstlerisch tätig waren. Der Leser spürt das hohe Niveau dieser (auseinandergerissenen) Familie, und der Roman ist durchsetzt von Zitaten aus der Weltliteratur. Eine berührende Geschichte, die Einblick gibt in das Leben von Menschen, die immer noch einen internationalen Bekanntheitsgrad, teils sogar Kultstatus, aufweisen. Mich hat der süffige, wirklichkeitsnah farbige Schreibstil von Linn Ullmann auch bei diesem Roman wieder mitgerissen. Nahezu schwerelos liest sich die letzte Seite mit dem geschilderten Leichenzug. Das ganze Buch liest sich leicht, obwohl der Inhalt ein themengemäss hohes Gewicht aufweist. Das eben ist (unter anderem) Schreibkunst: die Schwere des Inhalts für den Leser umwandeln und sie mit lockerer Hand darbieten. Mich hat Linn Ullmann damit sehr beeindruckt. Dieses Buch habe ich bei vorablesen.de gewonnen und bedanke mich dafür.

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