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Rezensionen zu
Das Salz in der Wunde

Jean Prévost

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Von einem Moment auf den anderen kommt der Fall. Eine falsche Verdächtigung bringt Dieudonné Crouzon um seine Zukunft. Er soll die Geldbörse eines Freundes gestohlen haben. Von da an verändert sich das Leben des Studenten komplett. Er flieht – von Paris in die Provinz nach Châteauroux. Dank der Hilfe seines Freundes Boutin, der noch immer zu ihm hält und auch weiterhin halten wird. Crouzon findet eine Stelle als einfacher Schreiber bei einer Wahlkampfzeitung – und was er wohl kaum für möglich gehalten hat: Sein Aufstieg beginnt. Ohne jenen Beitrag in der “Literarischen Welt” von Tilman Krause wäre der Name Jean Prévost und sein Roman “Das Salz in der Wunde”, neu erschienen im Manesse-Verlag, mir wohl weiterhin unbekannt geblieben. Das Schaffen des Franzosen ist recht schmal: Ein paar Romane, literaturkritische Texte und Reportagen zählen dazu. Denn seinem Leben wurde ein tragisches Ende bereitet: Prévost starb im Alter von 43 Jahren am 1. August 1944 als Resistance-Kämpfer bei einem Gefecht – einen Tag später soll Antoine de Saint-Exupéry mit seinem Flugzeug abstürzen. Beide verband eine Freundschaft. Auch Ernest Hemingway war Prévost begegnet. Eine spannende Verbindung dreier Autoren, die Anlass war, das Buch “Das Salz in der Wunde” zu entdecken. Aber auch jene Geschichte eines Mannes, dessen Aufstieg in der Provinz sowie sein engagiertes Treiben in der Zeitungs- und Werbebranche haben mich fasziniert. Vor allem Journalisten werden deshalb diesen Roman mit viel Neugier lesen. Denn Kapitel für Kapitel gewährt der Roman Einblicke in dieses Metier, das Crouzon nach und nach erobert. Mit seinen Ideen, seinem Fleiß, seinem Ehrgeiz und seiner Verbissenheit. Er steigt auf, obwohl die Zeiten nicht immer rosig sind, es auch Niederlagen gibt. Crouzon, der sich als Student der Rechtswissenschaft sowie der Literaturwissenschaft eigentlich ein Leben als Rechtsanwalt vorgestellt hat, lässt später die Rolle des Angestellten hinter sich und wird Unternehmer. Er kauft eine eigene Druckerei, um Werbe-Prospekte, Plakate und anspruchsvolle Almanache herzustellen. Schließlich gründet er mit “Avenir berrichon” seine eigene Zeitung, mit der er den Wahlkampf der Republikaner sowie ein Staudamm-Bau unterstützt. Seine Kontakte bilden mit der Zeit ein breit gefächertes Netz in verschiedene Bereiche und Schichten. In jener Zeit – der Roman handelt von 1924 bis 1929 – fühlt sich Crouzon indes nicht immer angekommen in der Provinz. Unzufriedenheit, ja Hass auf seine Lage treiben ihn um. Hinzu kommt, dass er oft bis zur Erschöpfung arbeitet. Er hat nur wenige enge private Kontakte zur Gemeinschaft, so zum Arzt Bioette und zu Madame Madame Rogeau, die seine engste Vertraute wird. Zudem erfährt er auch noch, dass seine Flamme, eine Frau, die einst zum Pariser Freundeskreis gezählt hat, mittlerweile geheiratet hat. Doch auch Crouzon wird in Sachen Liebe fündig. Er verliebt sich in Anne-Maria, die Nichte von Madame Rogeau, die sich gemeinsam mit ihrem Cousin, einer Gestalt mit krimineller Energie, aus dem Staub gemacht hatte, aber wieder in die Stadt zurückkehrt ist. Während die Beziehung in ihren Anfängen geprägt ist von kühler Distanz, kommt das Paar sich mit der Zeit näher. Anne Marie wird für Crouzon zur Partnerin und wichtigsten Stütze. Neben dem Geschehen, dem Beschreiben von Personen und Orten, sticht ein besonderes stilistisches Merkmal in einer sehr klaren, manchmal recht förmlich wirkenden Sprache hervor: Viel Raum wird der Gedankenwelt des Helden gegeben. In jenem Gedankenstrom, der auf verschiedene Weisen formal gekennzeichnet wird, werden die Hoffnungen und Wünsche, die Zweifel und Ängste sehr deutlich. Crouzon erscheint als Getriebener, aber auch als Mann, der für seine Ziele viel Fleiß und Kreativität an den Tag legt, Opfer bringt. Dass er zu einem gemachten und erfolgreichen Mann wird, ist ein Zeichen der Hoffnung für all jene, die es womöglich im Leben ebenfalls nicht allzu leicht haben. Ob indes dieser Aufstieg heute ohne Weiteres machbar wäre – darüber lässt sich vortrefflich streiten. Mehr als sicher ist, dass dieses nun wiederentdeckte Werk gerade durch seine beispielgebende Geschichte nahezu zeitlos wirken kann. Möge es viele Leser haben! Nur so gerät der Name Jean Prévost nicht wieder in Vergessenheit. Vielleicht erhält er mit der Zeit jene Bekanntheit wie der seiner Kollegin Irène Némirovsky, die, für eine gewisse Zeit berühmt, nach ihrem ebenfalls allzu frühen Tod aus dem Bewusstsein verschwand, bis ihr wunderbarer Roman “Suite francaise” wieder an ihr Leben und Schaffen erinnerte. Ein Nachwort von Joseph Hanimann, Kulturjournalist und Autor, rundet diesen wunderbar gestalteten Band ab.

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