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Rezensionen zu
Straight White Male

John Niven

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Welches ist wohl das kleinere Übel, sechs Tage Knast oder, noch schlimmer, eine Therapie vielleicht? Kennedy Marr, erfolgreicher Romanautor aus Irland, wählte den schwierigeren Weg und bereut es immer wieder aufs Neue, sich nicht für das Gefängnis entschieden zu haben. Somit muss er sich mit dem "Seelenklempner" herumschlagen - was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Doch das sind bei weitem nicht die einzigen Probleme, die Kennedy Marr plagen, der als Drehbuchautor in Hollywood Fuß fassen konnte. Mit derlei Beschäftigungen lässt sich viel Geld verdienen, zumindest wenn den jeweiligen Aufträgen, die allesamt terminlich gebunden sind, auch nachgekommen wird. Die Zuverlässigkeit des Erfolgsverwöhnten lässt jedoch Wünsche offen, was im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen erhebliche Kosten zu verursachen droht. Wenn dann noch die Kosten für den Lebenswandel des Autors die Einnahmen bei weitem übertreffen, sind gewisse Komplikationen vorprogrammiert. Doch damit nicht genug, denn private Verpflichtungen, zwei Ex-Frauen der nicht gerade preiswerten Sorte, nagen ebenfalls an seinem sehr bald nicht mehr vorhandenen Vermögen. Nicht zuletzt setzen ihm auch seine zahlreichen Affären zu, und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. John Niven stellt uns die Figur eines Schriftstellers vor, der in seiner eigenen Dekadenz zu scheitern droht. Dies jedenfalls prognostizieren ihm sein Manager, sein Agent sowie Vermögens- und Rechtsberater. Deren pragmatische Erwägungen prallen jedoch zunächst auf eine Mauer aus arroganter Gleichgültigkeit. Schließlich gibt es Wichtigeres im Leben. Die Breitseite gegen den Literaturbetrieb und die Filmindustrie skizziert John Niven mit einer spitzfindigen Lässigkeit, die einem die gelegentlich entstehenden tiefen Sorgenfalten mit ebenso spontanen wie unerwarteten Lachsalven wieder glattbügeln. Herrlich, wie sich seine Hauptfigur, einem Überschuss an Testosteron nicht abgeneigt, in immer neue Affären stürzt. Verwunderlich, dass nicht wenige seiner Angebeteten jeweils immer zu allem bereit waren und sind. Seine Ehefrauen ausgenommen. Mitunter ergibt sich aus dem Vollzug der Liebschaften urkomische Situationskomik, die der Autor mit hinreißendem Vokabular wahrhaft bildlich in Szene setzt. Als Beispiele seien hier eine zum eigenen Vergnügen veranstaltete Internetsession mit drei geöffneten Fenstern erwähnt, die zu einem ebenso unerwarteten wie hohen Sachschaden führt, oder jener Seitensprung, der auf der ganz und gar falschen Hochzeit stattfindet! John Niven kann aber auch ganz anders. Das ganz große Theater zaubert er eher in stillen Momenten der Einkehr, dann, wenn Kennedy sein Leben Revue passieren lässt und die Dinge, die ihm verhasst sind, Zuhören oder gar Familienleben, kurz im Licht des Erstrebenswerten aufblitzen. Große Momente entstehen auch, wenn er in Rückblenden die tragische Existenz seiner Schwester "Gerry" Geraldine reflektiert und ganz aktuell beim Gespräch mit seiner im Sterben liegenden Mutter, jenem Besuch, den er nach zahlreichen Absagen endlich wagt. Man kann diesen literarischen Rundumschlag gegen alles und jeden, auch gegen sich selbst, aber auch gegen falsch verstandene Männlichkeit ganz allgemein, mögen oder man hasst ihn einfach. Herzerfrischender Sarkasmus ist eben nur gut verträglich, wenn man es zulassen kann, mitunter selbst ein paar Federn zu lassen. Faszinierend, wie sich das Lesetempo mit fortschreitender Lektüre von "Straight White Male" immer mehr verlangsamt und einem wahrhaftigen Genuss weicht, verbunden mit der verzweifelten Hoffnung, dass dieses Buch niemals enden möge! In gewisser Weise geht dieser Wunsch sogar in Erfüllung. Ambivalent, emotional, dekadent, tränenreich und ein großer Spaß zugleich.

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John Niven macht endlich wieder Spaß!! Mit Straight White Male hat Niven wieder einen Protagonisten erschaffen, den man trotz (oder sogar auf Grund) seiner ganzen schlechten Charaktereigenschaften einfach mag. Ein typischer Antiheld. Alles was seine bisherigen Bücher ausmachte ist auch hier wieder vorhanden: Ein Protagonist der säuft, sozial inkompetent ist, zynisch und narzisstisch ist, Drogen nimmt, ...und trotzdem hat er damit ein ganz anderes Buch erschaffen, bei dem die Seiten nur so dahin fliegen. Streich White Male ist sehr unterhaltsam, durchtränkt mit schwarzem Humor, extrem provokant, klug durchdacht, hat teilweise spannende Abschnitte und ist sogar ein wenig gefühlsbetont zum Ende hin. Leider war es auch das Ende, was mir nicht komplett zugesagt hat. Trotzdem würde es von mir eine Kaufempfehlung geben: Wer Bücher wie 'Coma' oder 'Kill your Friends' von John Niven gelesen und geliebt hat, dem wird es mit diesem Buch genauso gehen!

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Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man sich seiner Lebensart besinnt und auf seine Taten zurückblickt. Wo man reflektiert und sich ändert oder so weiter macht wie bisher. Auch Kennedy Marr kommt an diesem Wendepunkt an, an dem sich alles weitere für seine Zukunft entscheidend verändern wird. Wenn auch sehr unfreiwillig. Der irische Autor steckt seit zehn Jahren in einer nicht enden wollenden Schreibblockade. Entsprechend wird kaum noch Geld auf sein Konto gespült und die Schulden häufen sich zu extremen Bergen. Zudem hängen seine beiden Ex-Frauen an dem dünnen Geldhahn und verlangen ihren Anteil. Seine Berater raufen sich die Haare und wollen ihn endlich zur Vernunft bringen. Wollen seine Ausgaben reduzieren. Seine Lebensumstände zum Besseren wenden. Doch Kennedy bleibt stur. Er ist keiner der sich wegen so was aus der Bahn werfen lässt und schon gar nicht will er seinen Lebensstandard verschlechtern. Plötzlich kommt die errettende Lösung in Form einer Auszeichnung aus England. Kennedy hat einen Literaturpreis gewonnen, der auch eine Gewinnausschüttung von mehreren tausend Pfund beinhaltet. Die Berater sind direkt Feuer und Flamme. Sie wollen, dass er den Preis annimmt, denn so kann er einen großen Teil seiner Schulden begleichen. Aber es gibt einen gewaltigen Haken an der Sache. Der Romanautor muss ein Jahr lang einer einer Universität in England kreatives Schreiben unterrichten. Ein Schock für den grummligen Kennedy, der derartige Aktivitäten nicht ausstehen kann. Sofort stellt er auf Durchzug und verweigert die Annahme des Preises. Damit ist in seinen Augen die Sache vom Tisch. Da hat er allerdings die Rechnung ohne seine finanziellen Helfer gemacht, die ihn auffordern entsprechend mit der Räumung seines Hauses anzufangen. Schließlich muss gespart werden. Also muss Kennedy Marr eine Entscheidung treffen, die sein Leben für immer verändern wird. Wenn man den Inhalt liest, fragt man sich, was daran bitteschön so spannend sein soll, dass man ein Buch dazu schreibt. Schaut man jedoch auf den Autorennamen und liest die ersten Seiten an, merkt man direkt, dass das eine verdammt gute Idee für einen Roman ist. Ein Roman über einen selbstverliebten arroganten Autor, der nur an sich denkt und durch eine Wende endlich einen Spiegel vor sein Gesicht gehalten bekommt. Ob es ihn verändert und er seine Grundeinstellung überdenkt, steht eigentlich außer Frage. Nur wie lange wird das anhalten? Kann er über seinen eigenen Schatten springen? Seine Bekannten glauben nicht an eine positive Wende. Denn Kennedy hat ja nicht mal genügend Zeit seine sterbende Mutter zu besuchen. Der Sex und Alkohol sind ihm wesentlich wichtiger. Sehr viel wichtiger. Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt, die das Leben von Kennedy Marr auf seinem Höhepunkt umfassen. Er ist ein Mann, der über andere lästert und ihre niedere Art verabscheut. Doch er muss irgendwann feststellen, dass er sich nicht sehr von seinen Gleichgesinnten unterscheidet. Der Cut mit dem Literaturpreis bringt eine deutliche Wende in das Buch. Das Leben um Kennedy wird ruhiger und nachdenklicher. Auch der Sarkasmus im geschrieben Wort lässt etwas nach. Dennoch dauert es sehr lange, bis er seine Fehler merkt und sie sich eingesteht. Als neutraler Beobachter ist es sehr amüsant diese midlife crisis zu beobachten. Der schwarze Humor kommt recht häufig zum Zug und lockert die Stimmung extrem auf, obwohl sie im Grunde sehr ernst ist. Alles in allem finde ich das Buch sehr gelungen. John Niven schafft es aus einem einfachen Thema, eine interessante Geschichte zu machen, wie sie sicher der ein oder andere in bestimmten Auszügen schon erlebt oder gehört hat. Die Geschichte lässt sich zügig durchlesen, was nicht nur am lockeren Schreibstil liegt. Immerhin will man wissen, welche Entscheidung Kennedy im nächsten Kapitel wählt und wie weit er sich diesmal ins Fettnäpfchen reitet. Eine klare Empfehlung!

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Nach einem überaus starken Einstieg flacht John Nivens 'Straight White Male' zwar im Mittelteil kurzfristig etwas ab, doch tut das der Mär um den scheinbar grenzenlos hedonistischen Protagonisten Kennedy Marr kaum einen Abbruch, zumal es dem Autor gekonnt gelingt, nach und nach die Untiefen hinter der Fassade seiner Figur auszuloten und sich nicht damit begnügt, bloß einen bissigen Abgesang auf die Scheinwelt des Showbiz abzuliefern.

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Ganz ohne Vorgeplänkel starte ich dieses Mal meinen Text, denn da das Buch nicht lange um den heißen Brei herumredet, verzichte ich auch darauf und lege direkt los. Das Buch beginnt sprachlich recht derbe, die Umschreibung „Kraftausdrücke“ kommt einem da fast niedlich vor. Aber das Buch ist bei „Heyne Hardcore“ und nicht bei „Heyne Blümchenwiese“ erschienen und inhaltlich hat das letztlich auch alles seine Richtigkeit und entfaltet zu gegebener Zeit seine Wirkung. Vor allem dann, wenn die Kapitel vom fluchenden Protagonisten Kennedy Marr zu den anderen Akteuren des Buches wechseln, merkt man dann sofort, erstens, Niven kann schreiben, und zweitens, die Schimpftiraden samt unflätiger Worte gehören zur Charakterzeichnung der Hauptfigur. Und die hat es in sich. Kennedy Marr ist ein weltweit erfolgreicher Bestseller-Autor, lebt nun als Drehbuchautor in Los Angeles, prasst was das Zeug hält und verbringt seine Tage mit Sex, Alkohol und Drogen. Dabei ist ihm wenig heilig und schon gar nichts wichtig, ein Leben im Überdruss, zu viel Frauen, zu viel Geld, zu viel Ruhm. Doch zumindest das Geld neigt sich langsam dem Ende zu, sein überbordender Lebensstil bringt ihn trotz horrender Tantiemen an den Rand des finanziellen Ruins, er ist mit diversen Drehbuchprojekten in Verzug und Steuerschulden tun ihr übriges. Wie gerufen kommt da ein lukratives Angebot aus England: Kennedy Marr wurde für einen hochdotierten Literaturpreis erwählt, dessen Prämie seine Geldsorgen auf einen Schlag beheben könnte. Wäre da nicht ein winziger Haken an der ganzen Sache. Kennedy soll für ein akademisches Jahr an der Universität von Deeping im englischen Warwickshire unterrichten. An dieser Stelle würde in einem Theaterstück das Publikum in schallendes Gelächter ausbrechen, weil der Schauspieler einen wahnsinnig guten Witz erzählt hat. Kennedy Marr an einer Uni? In England? Auf dem Land? Unterrichten? Die Vorstellung ist ungefähr so absurd wie die eines Elefanten auf einem Einrad. Aber in der Not frisst der Teufel fliegen, und Kennedy Marr unterrichtet Studenten. Unnötig zu erwähnen, dass an ebendieser Uni auch seine Ex-Frau unterrichtet und mit der gemeinsamen Tochter ganz in der Nähe wohnt. Was nun folgt, ist eigentlich ein Entwicklungsroman, denn der Leser erlebt, wie sich die Figur Kennedy Marr zunehmend mit Sinn und Unsinn seines Lebens auseinandersetzt, Verpasstes betrauert, Getanes bereut und dabei trotzdem von einer absurden Situation in die nächste stolpert. Das Buch bietet dabei eine ganze Palette an ironisch-satirischen Anspielungen auf die Filmbranche und den Literaturbetrieb, aufs Stars, Sternchen und vermeintliche Künstlerseelen. Nicht zu kurz kommt dabei ein gewisser Tiefgang, viele Figuren und ihr Leben agieren als Gegenpol zum glamourösen Hollywood-Lifestyle und zeigen Kontraste auf, die so kaum deutlicher hätten werden können. John Niven ist hier in meinen Augen ein wirklich guter Roman gelungen. Die Handlung ist recht vorhersehbar, aber das machte mir in diesem Falle nichts aus, denn die Geschichte ist einfach irre gut erzählt. Niven lässt seinen Protagonisten erst ganz laut und provokativ und dann später immer leiser und reflektierter werden, bis am Ende selbst der Leser ganz versöhnt ist mit dem zu anfangs unausstehlichen Kennedy Marr. Fazit: Ein Entwicklungsroman, der rockt! Sex, drugs & literature, ja das funktioniert hier wirklich gut! Für mich war es mein erster Niven, es wird aber nicht mein letzter sein, denn man merkt, dass hier jemand erzählen kann und dabei auch noch etwas zu sagen hat!

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ein sehr gutes Buch

Von: Carmen Peters aus Hattstedt

10.02.2014

Kennedy Marr ist ein irischer Autor und Drehbuchschreiber, der – schon leicht in die Jahre gekommen - ein sehr ausschweifendes Leben führt. Er ist bereits geschieden und hat eine fast Erwachsene Tochter, die er aber räumlich bedingt nicht oft sieht. Zugegeben, er ist auch nicht die Art von Vaterfigur, die man sich für seine 16jährige Tochter wünscht. Vor Jahren hat Kennedy ein paar sehr erfolgreiche Romane geschrieben und wurde dadurch zum gefeierten Star, was ihm dann auch so einige Annehmlichkeiten bereitete. Danach spezialisierte er sich immer mehr dem Schreiben von Drehbüchern und wurde so auch in Hollywood ein gefragter Mann. Leider setzte er mit den Jahren immer andere Prioritäten – er verfällt den Drogen, dem Alkohol und den Frauen. Er hat immer und überall Frauen, trinkt schon am frühen Morgen Alkohol und ist auf jeder Party zu sehen. So gerät er mit seinen Büchern schnell in Verzug, was ihm viele Schwierigkeiten einbringt, denn so ein hoher Lebensstandard verbraucht Geld und dieses wächst ja bekanntlich nicht auf Bäumen. So ergibt es sich eines Tages, dass Kennedy Marr für einen literarischen Preis in England nominiert wurde, der für ihn rein des Geldes wegen, sehr wichtig ist. Leider muss er, wenn er denn den Preis annimmt ein Jahr an der dortigen Universität unterrichten, was ihm ja so gar nicht liegt. Zu allem Übel unterrichtet auch seine Ex Frau an jeder Universität und er hat nicht sonderliche Lust, ihr jeden Tag zu begegnen. Außerdem, er und unterrichten? Wie soll das funktionieren? Er lebt sein Leben nur noch im Rausch des Alkohols und hat tatsächlich einige Skrupel, ob seine Sexsucht ihm auf der Uni nicht zum Verhängnis werden könnte, denn schließlich ist er doch mehr als doppelt so alt, wie die meisten seiner Schüler/innen. Andererseits benötigt er das Geld dringend und außerdem wäre er dann dieses eine Jahr in der Nähe seiner Familie, die er sonst, wenn er in Amerika wohnt nicht oft sieht – nicht, dass es ihm je etwas ausgemacht hätte. Tja, seine liebe Familie…. neben seiner Exfrau und seiner Tochter gibt es noch seinen konservativen Bruder Patrick mit seiner Familie, die seine Mutter im Alter zu sich genommen haben, Seine Mutter, die Frau, die in ihrem Leben schon so viel durchgemacht und verloren hat – die einzige Frau, die Kennedy bedingungslos liebt. Er muss sie dringend besuchen, hat jedoch Angst, sie das letzte mal zu sehen. Sie kann nicht sterben, ohne mich noch einmal gesehen zu haben – wenn ich also nicht zu ihr komme, dann muss sie noch länger durchhalten. So ist sein Motto. Aber geht dieses Motto auf? Und was hat es mit seiner Schwester Geraldine auf sich, an die er tagtäglich so schmerzhaft denken muss? Dieses Buch ist auf einer Seite etwas anrüchig, verbirgt aber eine unheimlich tiefschürfende tarurige Geschichte, die erst nach und nach zum Vorschein kommt. Brilliant geschrieben macht das Buch süchtig!!!!

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Bei "Straight White Male" ist eigentlich alles so, wie man es von Nivens Charakteren gewohnt ist. Sie sind zynisch, saufen, nehmen Drogen und fallen nicht gerade durch soziale Kompetenz auf. Kennedy Marr ist so eine typischer Niven-Figur - und dennoch ist der saufende und herumhurende irische (Drehbuch-)Autor Marr im Vergleich zu anderen Schöpfungen Nivens auch komplett anders... Kennedys Leben läuft eigentlich ziemlich rund. Er ist in seinem Job als Drehbuch-Autor enorm erfolgreich und schwelgt im Luxus. Okay, so ganz rund läuft es bei genauer Betrachtung dann doch nicht für den irischen Schriftsteller in Amerika. Er ist zwei Mal geschieden (seine letzte Ex liegt gerade wegen eines Warhols mit ihm im Streit). Hinzu kommt die finanzielle Schieflage - Kennedy kann seinen hohen Lebensstil nicht mehr lange aufrecht erhalten. Und auf seinem Penis wächst eine seltsame Wucherung. Da kommt ihm die Nachricht, dass er in England einen hochdotierten Literaturpreis gewonnen hat, der ihm mal eben 500000 Pfund in die löchrigen Taschen spült, eigentlich ganz gelegen. Wäre das Preisgeld nicht damit verbunden, dass Kennedy für ein Jahr in einer englischen Universität "Creative Writing" unterrichten muss. Und würde an ebendieser Universität nicht dummerweise Kennedys erste Frau arbeiten. (Von Kennedys 16-jähriger Tochter, dem Suizid seiner Schwester und seiner im Sterben liegenden Mutter ganz zu schweigen)... John Niven breitet das Jet-Set-Leben Kennedy Marrs auf beinahe vierhundert Taschenbuchseiten aus. Die Betrachtungen des Business' (diesmal eben das Filmbusiness) sind gewohnt zynisch und mitunter derb beschrieben. Nivens Charaktere Leben eben ungewöhnlich. Und wenngleich Marr eigentlich ob seines Verhaltens enorm unsmpathisch sein müsste, gibt er einen hervorragenden, glaubwürdigen und zugänglichen Anti-Helden. Neu bei Niven ist, dass der Charakter eine deutliche Entwicklung durchmacht. Während es Kennedy also diverse Male richtig ordentlich krachen lässt, kommt es auch zu zu glaubhaften selbstreflexiven Momenten. "Straight White Male" geht eher in die Richtung von "Gott bewahre" und "Music from Big Pink", es ist kein Thriller wie sein zuletzt erschienener Roman "Das Gebot der Rache". "Straight White Male" liest sich flüssig, zieht den Leser in seinen Bann - und hat hervorragende Charaktere. Der blutbespritzte Dinosaurier erschließt sich mir persönlich nach der Lektüre nicht, auch bedauere ich, dass "Heyne-Hardcore" den Roman diesmal gleich als Taschenbuch veröffentlicht hat. Der weiße Umschlag ist nicht lackiert, somit verschmutzt er leicht und sieht recht schnell abgeliebt aus. Doch dieser Kritik am Buchobjekt zu Trotz gibt es von mir definitiv eine Leseempfehlung! Wer Nivens Bücher und Schreibstil mag, wird - wie ich - an dem neuen Roman seine helle (Schaden-)Freude haben. Verdiente fünf Sterne und eine Leseempfehlung!

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