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Rezensionen zu
Libellen im Kopf

Gavin Extence

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€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

"Libellen in meinem Kopf" von Gavin Extence ist 2016 im Limes Verlag erschienen. Zum Inhalt: Eigentlich wollte sich Abby bei ihrem Nachbarn bloß eine Dose Tomaten für ihr Abendessen ausleihen. Statt dessen findet sie diesen tot in seiner Wohnung. Eigentlich schockiernd, doch Abby bleibt zunächst seltsam ungerührt. Letztendlich löst dieses Ereignis jedoch einen Schub ihrer manisch-depressiven, bipolaren Erkrankung aus. Der Autor leidet selbst an einer leichten bipolaren Störung und verarbeitet in seinem Roman seine eigenen Erlebnisse. Und so schafft er es, uns Lesern Abbys Höhenflüge und Abstürze ungemein nahe zu bringen. Aus einem Brief von Abbys Freund Brett, der an sie gerichtet ist: „Du hast mir einmal gesagt, dass eine Depression ein durch und durch selbstsüchtiger Zustand ist, der dir die Fähigkeit raubt, dich auf irgendetwas jenseits des Nebels in deinem Kopf einzulassen. Du kannst nichts nach außen weitergeben, alle Energie und jegliches Gefühl sind nach innen gerichtet. Es gibt nur diesen Abgrund. Und diese leere Hülle, mit der man nicht reden, die man nicht trösten kann. ….. Die Energie wandelt sich in Hyperaktivität, in Risikobereitschaft, Genusssucht, den Drang zur Selbstzerstörung.“ In eindringlichen Sätzen schreibt Extence über Abby und einen Ausschnitt in ihrem Leben, beginnend mit dem Tod des Nachbarn. Man lebt mit ihr auf, freut sich über ihre Kreativität und Aktivität und weiß doch genau, dass sie sich hyperaktiv auf ihren Absturz zu bewegt – und leidet mit ihr. Nach einem schockierenden Erlebnis in einem Hotel lässt Abby sich einweisen und hier beginnt zögernd ihre Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit. Auch sprachlich vermittelt der Autor dem Leser ein Gefühl dafür, in welcher Phase Abby sich gerade befindet. Und man erahnt ein leises Gefühl, was Menschen mit einer bipolaren Störung erfühlen. „Es ist, als ob man in einer vollkommenen kleinen Blase existieren würde. Alles kommt einem leicht vor, nichts kann einem schaden.“ Und auf die Frage, was dann kommt, antwortet sie: „Als wäre ich beraubt worden.“ „Stellen sie sich vor, sie erleben einen herrlichen, sonnigen Tag. Sie sind irgendwo, wo es schön ist. An einem Strand vielleicht. Sie fühlen die Sonne auf ihrem Gesicht und ihren Armen und den warmen Sand unter ihren Füßen……Aber dann schieben sich ganz langsam dunkle Wolken vor die Sonne. Das Licht und die Wärme verblassen, die Farben sickern aus der Welt heraus, und allmählich verändert sich die Landschaft. Jetzt ist nichts mehr klar. …. Die Wolke erstreckt sich bis in die Unendlichkeit, bis zum Horizont und darüber hinaus.“ Als Leser ist man ganz dicht bei den Hauptpersonen. Natürlich vor allem bei Abby, aber auch die Verzweiflung und Hilflosigkeit ihres Freundes Brett wird deutlich spürbar. Was für ein Buch! Definitv ein Highlight! Es packt und schüttelt mich und lässt mich nicht mehr los. Ich denke darüber nach, blättere in meinen Notizen und lese die von mir markierten Textstellen. Ich werde dieses Buch ganz bestimmt noch mal lesen. Ein berührendes und authentisches Buch, das ein schweres Thema behandelt, dabei aber überhaupt nicht schwer ist ….

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Eigentlich wollte Abby mit ihrem Freund Beck sich ein leckeres Abendessen kochen. Da sie leider keine Tomaten zuhause hatte ging Abby zu ihrem Nachbarn Simon, um sich dort welche zu leihen. Sie findet Simon tot in seinem Wohnzimmer. Das ist zwar schockierend, dennoch raucht Abby erst einmal in Simons Wohnung eine Zigarette bevor sie die Polizei benachrichtigt. Komischerweise lässt Abby dieses Erlebnis oberflächlich erst einmal kalt. Sie geht weiter ihrem Beruf als freie Journalistin nach und schreibt sogar über dieses Erlebnis eine Geschichte für eine Zeitung. Jedoch gerät ihre Welt immer mehr aus den Fugen. Selbst ihre Therapeutin kann ihr nicht weiterhelfen. „Libellen im Kopf“ ist eine Geschichte über eine Frau, welche an einer bipolaren Störung leidet. Wir werden mitgenommen in die Welt von Abby und Gavin Extence lässt uns auf sehr eindrucksvolle Weise an den Höhen und Tiefen der Protagonistin teilhaben. Ich habe mich als Leser sehr über die Hochphasen von Abby gefreut, ihre Kreativität und die gute Laune haben mich regelrecht angesteckt. Aber ich habe genauso mitgelitten, wenn Abby wieder einmal in ein tiefes Loch gefallen ist. Dieses nicht helfen können, obwohl man es hat kommen sehen. Und ehe man sich versieht, steckt Abby auch schon wieder in tiefen Depressionen. Hilflos steht auch oft ihr Freund Beck da. Wenn er die Anzeichen bemerkt, dann ist es meist schon zu spät. Abby macht dicht und lässt auch keinen mehr an sich heran. Dies ist wohl auch die große Problematik bei einer psychischen Erkrankung. Als Aussenstehender kann man die Krankheit oft nicht begreifen und erkennt auch den Zeitpunkt nicht, wann man reagieren müsste. Die ganze Geschichte ist sehr authentisch geschrieben. Dies liegt wohl hauptsächlich daran, dass der Autor selbst an einer bipolaren Störung leidet. Am Ende des Buches lässt er den Leser an seiner Geschichte teilhaben – ein sehr mutiger Schritt. Dieses Buch gibt uns einen kleinen Einblick in eine psychische Erkrankung und regt definitiv zum Nachdenken an. Fazit Schon mit „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ hat sich Gavin Extence in die Herzen von Lesern und Kritikern gleichermaßen geschrieben. Ich bin mir sicher, dass schafft er auch mit diesem Buch. Der Autor ist selbst ein Betroffener und wer könnte besser über so ein Thema schreiben als jemand, welcher damit Erfahrung hat? Mich fasziniert an Gavin Extence auch, dass er sich mit Protagonisten beschäftigt, welche eher Randfiguren auf dem großen Spielfeld des Lebens darstellen. Ein tolles Buch welches sich trotz der schweren Thematik leicht weglesen lässt.

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Eines Tages möchte Abby sich bei ihrem Nachbarn Simon eine Dose Tomaten leihen. Denn Tomatensauce ohne Tomaten geht einfach nicht. Die Tür der Nachbarwohnung ist nicht richtig verschlossen und Abby findet Simon tot im Sessel. Sie benachrichtigt die Polizei und geht zurück in ihre eigene Wohnung zu Beck, ihrem Freund, mit der Dose Tomaten. An diesem Tag geschieht etwas mit Abby, nicht zum ersten Mal, aber dieses Mal scheint es gravierend zu sein. Abbys oberflächlich betrachtet so normales Leben gerät aus den Fugen. In ihrem Beruf als freie Journalistin schafft sie es einen bemerkenswerten Artikel über die Poetin Miranda Frost zu schreiben. Wie schon in seinem ersten Buch konfrontiert Gavin Extence die Leser mit einer ungewöhnlichen Persönlichkeit. Abby, deren Eltern sich getrennt haben als sie noch ein Teenager war, ist eine intelligente junge Frau mit einer guten Ausbildung. Allerdings lebt sie unter den heute viel beschriebenen prekären Verhältnissen. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Beck teilt sie sich eine kleine Wohnung. Eigentlich könnten die beiden sehr zufrieden sein, auch wenn sie kein luxuriöses Leben führen. Nachdem Abby ihren Nachbarn gefunden hat wird ihr Leben irgendwie kompliziert. Sie scheint gleichzeitig sowohl ein Hoch zu empfinden als auch immer chaotischere Entscheidungen zu treffen. Ihre bipolare Störung, von der sie dachte, sie habe sie unter Kontrolle, scheint aus dem Ruder zu laufen. Gavin Extence, der laut Klappentext ebenfalls an einer leichten Form einer bipolaren Störung leidet, erzählt mit wissenden Worten von Abby, deren Leben nach dem Tod des Nachbarn aus den Fugen gerät. In einigen Momenten kann Abbys Verhalten nicht ganz nachvollziehbar sein, wenn man selbst keine derartigen Störungen hat. Dennoch gelingt es dem Autor eben dieses Verständnis zu wecken soweit es eben möglich ist. Man nimmt an Abbys Schicksal teil und folgt ihren Narreteien ebenso wie ihrem Versuch wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Zwar gelingt es nicht immer, sich in sie hineinzufühlen. Gerade wenn sie ihren Halt verliert, fragt man sich, wie kann das sein. Nur die Erklärung, sie ist halt krank, kann weiterhelfen. Erst wenn Abby beginnt, an ihre vorläufige Gesundung zu glauben, fällt es leichter. Beinahe als sei man selbst mit ihr durchs Tal gewandert und beginne mit dem Wiederaufstieg. Möglicherweise könnte man anhand des Klappentextes ein leichteres und weniger ernsthaftes Buch erwarten. Dann wird man sich mit der vorgestellten Handlung etwas schwer tun und erst nach und nach Verständnis für die Geschichte und ihre Charaktere entwickeln. Hat man dieses kleine Hindernis überwunden, bekommt man einen bemerkenswerten Roman, der einem eine fremde Gefühlswelt auf sympathische Weise näher bringt. 3,5 Sterne

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REZENSION: Inhalt: Abbey - ein echtes Londoner Grossstadtkind, Journalistin - die freiberuflich Artikel schreibt und auch Kolumnen für den *Observer* verkauft, lebt mit Ihrem Lebenspartner Beck in einer winzigen Wohnung. Sie ist Mitte Zwanzig und aufgewachsen mit der modernen neuen Medienwelt - Emails, Twitter und Co. . Die beiden jungen Leute haben eine ganze Menge an Spassfaktoren in ihr Leben eingebaut, wie Alkohol und auch Drogen. Zufällig findet sie ihren Nachbarn Simon tot in seiner Wohnung auf,,,,ihre Einstellung dem Leben gegenüber bekommt einen herben Knacks - immer wieder sucht sie das Gespräch mit ihrer Therapeutin Dr. Barbara,,,, folgendes Zitat beschreibt einiges aus Abbeys Gefühlswelt Zitat Seite 108 " Die Vorstellung vom Ablauf des Tages breitete sich vor mir aus wie eine bezaubernde Picknickdecke. Ich fühlte mich munter und erfrischt, bereit aufzubrechen." Aber es gibt auch die andere Abbey! Zitat Seite 156: "Ich bin nicht länger Abbey, ich bin Alice, die in das Kaninchenloch purzelt und nicht mehr weiss, wo oben und unten ist, oder rechts und links". Meine Meinung: Abbey hat mich mitgenommen in ihre Gedankengänge, die nicht einfach, aber gut verständlich vom Autor beschrieben werden. Sie litt oft an kognitiver Dissonanz , das heisst unterschiedliche Gefühle standen in ihrem Innenleben oft gegeneinander und verwirrten sie zunehmend. Ihre Schlaflosigkeit plagte sie, die Drogen schafften eine gewisse Erleichterung, aber danach verfiel sie umso tiefer in Depression und Grübelei. Ich musste eine gewisse Distanz aufbauen beim Lesen, weil ihre Persönlichkeit mich sehr angezogen hat während ihrer guten Phasen - wenn sie wieder abtauchte in das Gegenteil also Niedergeschlagenheit und Passivität , wurde ich auch traurig. Sie stand in ständigem Kampf mit sich, um Verständnis für die Menschen Ihrer Familie und der Umwelt aufzubringen. Eine unglaubliche Kraftanstrengung! Irgendwann wollte sie sich nur noch gut fühlen, ein verständlicher Wunsch. Sie verlor jegliche Distanz zum Geld ausgeben, zu ihrer Sexualität, zum sozialen Miteinander in der Umwelt überhaupt. Zum Beispiel mit einer erfundenen Persönlichkeit ein Interview mit einem Evolutionspsychologen zu erzwingen, war schon eine Meisterleistung an sich . Die Einweisung in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrischen Klinik war unausweichlich. Das Tröstliche an diesem Roman ist, dass der Autor sehr genau und hoffnungsvoll positiv ihren Heilungsproßess beschreibt. Sie lernt Stille und Abgeschiedenheit kennen, entdeckt die Natur und das Meer für sich und schafft es sogar auch, die Beziehung zu Beck neu zu beginnen. Der Autor und dieses zweite Buch von ihm haben mich sehr beeindruckt , ich hab es förmlich in mich gesogen. Fünf Sterne sind gewiss!

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Meine Meinung: Gavin Extence hat es mit seinem Debut "Alex Wood vs the Universe" geschafft Millionen Menschen zu begeistern. Ein Buch, das auch mich zu überzeugen wusste, und ich immer noch vielen Menschen empfehle. Gavin Extence war von da an ein Name, nach dem ich Ausschau hielt. Mit Libellen im Kopf legt er nun nach, allerdings anders als man erwarten würde. Viele beklagen das andersartige an dem Buch, nichts erinnert an Alex Woods, und ich finde das hervorragend. Ein wenig ließ mich dieser Umstand an Rachel Royce erinnern, die nach Harold Fry den Titel "Das Jahr das zwei Sekunden brauchte" herausbrachte, ebenfalls eine grandiose Änderung des Stils. Hätte er einen Alex Woods 2.0 geschrieben, hätte die Leser sich über seine Unfähigkeit etwas Neues auszudenken aufgeregt. Da bevorzuge ich doch lieber Kritiken, die aus ihrer Erwartungshaltung über das Thema heraus, vor den Kopf gestoßen wurden. Gavin schreibt nicht um den Erfolg von seinem Debut zu übertreffen, sondern um ein Thema an die Öffentlichkeit zu bringen, dass ihm wichtig zu sein scheint. Es fühlt sich ehrlich an, worüber er schreibt. Gavin Extence selbst hat eine bipolare Störung, was wohl half Abby so natürlich in ihrem Wahn wirken zu lassen. Man will glauben, dass ihm die Geschichte wichtiger ist als sein Name auf einer Bestsellerliste. Dass er schreiben kann und die Umsetzung des 2. Buches mir persönlich gefiel, hilft ihn gegen negative Reviews zu verteidigen. Geht offen an das Buch ran. Vergesst Alex Woods, und alles was ihr glaubt hier geboten zu kriegen. Schwups bekommt das Buch ein ganz anderen Stellwert und kann gefallen. Wer sich offen an Libellen im Kopf versucht, bekommt einen dunklen Ausschnitt aus dem Leben der manisch-depressiven Journalistin Abby, die mit ihrer Art öfters mal aneckt. Das Schauspiel beginnt damit, dass Abby die Leiche ihres Nachbarn findet, dies in einem Artikel an die Öffentlichkeit bringt und daraufhin mit den Folgen leben muss. Wie weit Ehrlichkeit einem zum Verhängnis oder Glückseligkeit bringen kann, kann jeder für sich selbst herausfinden. Abbys Gedankengänge werden dem Leser logisch dargelegt, man nickt zustimmend bei ihren Erklärungen, ergibt alles Sinn, irgendwie. Auf Konfrontation reagiert sie mit Flucht, versteht halt bloß keiner, hört ja auch nie einer zu! Ich sah mich zwiegespalten zwischen den fronten, hatte ich Verständnis für beide Parteien. Während Abbys familie versucht sie zu stützen und in ihrem Wahn zu bremsen, verliert sie sich zwischen Affenkreis, Abendkleidern und Kognitive Distanzen. Diese spannende Mischung an Themen, gepaart mit Abbys Persönlichkeit lassen es nicht langweilig werden. Man kommt nicht umhin zu schmunzeln, bei jedem neuen Thema, das sie aufschnappt und sich drin verbeißt,Sehr zum Leidwesen ihrer Umwelt. Beck, ihr Partner von 3 Jahren, repräsentiert realistisch die Frustration und Hilflosigkeit. Ihre Schwester, sowie ihr Vater, kommen nur kurz in Erscheinung, verlieren schnell die Geduld und stacheln Abby im Grunde nur noch mehr an. Denn die Hilflosigkeit besteht nicht nur im Umwelt, sondern auch in Abby selbst, die sich konstant unverstanden fühlt... Keine große Handlung, aber umso mehr Gefühl und ein kleiner Einblick in die Psyche werden uns hier geboten. Ich freue mich auf das nächste Buch von Gavin und bin gespannt, womit er uns diesmal überrascht.

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Ein ehrliches Buch

Von: Nela

26.11.2016

»Dieses Gefühl wird nicht ewig dauern, aber genau das ist Teil seiner unfassbaren, schimmernden Schönheit. Der Absturz ist unvermeidbar, doch er gehört dem Morgen oder dem Übermorgen. Mit dem Heute hat er nichts zu tun.« (S. 156) Erster Satz: Simons Wohnung war ein Spiegelbild unserer eigenen. Verlagstext: Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden. Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können … Meine Meinung: Dieses Buch war für mich eine riesige Überraschung, bin ich doch völlig unvoreingenommen und unvorbereitet daran gegangen. Einzig den Klappentext und den Titel habe ich mir angeschaut und so spontan entschieden „Ja, das lese ich!“. Aus diesen spärlichen Informationen konnte ich mir nicht erschliessen, um was für ein spannendes und wichtiges Thema es in diesem Buch geht. Und wie wertvoll es schlussendlich auch für mich persönlich und meine Arbeit werden würde. Abby ist Mitte zwanzig und arbeitet als freie Journalistin. Sie lebt zusammen mit Beck, ihrem Freund, in einer kleinen Wohnung in London. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist gut, das zu ihrem Vater und ihrer Schwester hingegen eher weniger. Ihr Vater hat die Familie früh verlassen, um mit einem jüngeren Model zusammen zu leben und wie aus Abbys Schilderungen hervorgeht, hat er auch ihre Schwester Fran immer bevorzugt behandelt. Eigentlich verläuft Abbys Leben in geordneten Bahnen und sie ist glücklich, wären da nicht die Libellen in ihrem Kopf, die immer mal wieder raus wollen, um sich auszutoben. Als Abby dann ihren Nachbarn Simon tot in dessen Wohnung vorfindet, bahnt sich scheinbar eine erneute manische Episode an. Sie kann nicht mehr schlafen, begibt sich auf kreative Höhenflüge, steigert sich in Ideen rein, wirft ihr Geld zum Fenster hinaus (z.Bsp. in dem sie sich ein überteuertes Designerkleid gönnt und damit durch die Stadt spaziert) und steuert zielsicher auf eine Katastrophe zu. Als sie dann in einem Hotelzimmer schreiend zusammenbricht, gibt es nur noch einen Ausweg: die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Sehr einfühlsam und authentisch, aber auch ziemlich unverblümt beschreibt Gavin Extence, wie es ist, wenn die Libellen im Kopf das Ruder übernehmen. Der Roman ist aus der Sicht von Abby erzählt und so wird es möglich einen unverfälschten Blick in ihrem Kopf, in ihre Gedanken zu werfen. Das lässt einen so manches Mal den Kopf schütteln oder schmunzeln, meist fühlt man sich aber auch einfach nur betroffen. Denn Abby kommt aus manchen dieser Gedankenspiralen einfach nicht heraus und da nützt es ihr auch nichts, dass sie Beck an ihrer Seite weiss, der bereit ist, all das mit ihr durchzustehen. »Ich liebe dich immer noch. Ich vermisse dich immer noch. Aber ich bin nicht mehr sicher, ob das genug ist.« (S.226) Wer sich mit dem Krankheitsbild der Depression bereits ein bisschen auseinandergesetzt hat, weiss, wie tief das Loch ist, in das man fällt. Und dass man sich alleine fühlt, auch wenn man Menschen um sich herum hat. Selbstmordgedanken und auch Selbstverletzungen sind da nicht an den Haaren herbeigezogen. »[…] Ich hätte da sein können. Hätte das die Sache nicht irgendwie leichter gemacht?« »Ich wäre trotzdem alleine gewesen.« (S. 248) Aber auch auf die manische Seite wird ein unverfälschter Blick geworfen und gezeigt, wie angetrieben und ruhelos Abbys Geist in diesen Phasen ist. Zwar befindet sie sich in einem kreativen Hoch, den Preis, den sie dafür bezahlt ist allerdings hoch. Die Schlafstörungen sind nur ein Teil davon. Ganz oft ging mir durch den Kopf, wie nahe dieser Gefühlszustand doch jenem euphorischen Hochgefühl eines Drogentrips ist. Abby fühlt sich unantastbar, ist ohne jegliche Selbstzweifel und richtig kreativ. Aber sie weiss, dass je höher ihr Flug ist, umso tiefer ihr Fall sein wird. »Ich bin nicht mehr länger Abby, ich bin Alice, die in das Kaninchenloch purzelt und nicht mehr weiss, wo oben und unten ist oder rechts und links.« (S. 156) In diesem Roman wird der Leser oft mit starken Gefühlen und seelischen Schmerzen konfrontiert, aber Gavin Extence schafft es aufgrund seiner Mischung aus Authentizität und Humor, diese doch sehr aufwühlende und manchmal auch tragische Geschichte gerade nicht so wirken zu lassen. Das Buch bleibt bis zum Schluss absolut echt und nachvollziehbar in den Beschreibungen. Natürlich regt dieses Buch auch zum Nachdenken an. Ich fühlte mich ganz oft an meine Arbeit erinnert und fand in den Beschreibungen der Gefühlszustände von Himmelhochjauchzend bis zu Todebetrübt eine Person von der Arbeit wieder. Ganz oft fühlte ich mich an sie erinnert und sagte mir in Gedanken „Dieses Verhalten zeigt sie auch.“ Ich empfinde dieses Buch als sehr wertvoll, da es auf eine angenehme und teilweise auch lustige Art über psychische Störungen aufklärt und somit ein Thema ans Licht holt, dass leider noch viel zu oft in einer dunklen Ecke verstaubt. Psychische Probleme sieht man den Betroffenen halt nicht an, manche sitzen nach wie vor im Supermarkt an der Kasse oder servieren dir deinen Nachmittagskaffee. Aber dennoch sind diese Erkrankungen da und verändern Wesenszüge. Im Nachwort erfährt man dann noch einige spannende Details aus dem Leben des Autors, die die Entstehung dieses eindringlichen Buches erklären. So ist Gavin Extence selbst betroffen von einer bipolaren Störung. Dennoch ist dieses Buch nicht autobriographisch, aber dieser Umstand erklärt doch den intensiven und sehr authentischen Blick in die Gefühlswelt und das Innenleben der Protagonistin. Zum Schluss möchte ich noch etwas auf die äusserliche Form des Buches eingehen. Das Cover hat mich sehr angesprochen. Und im nach hinein empfinde ich den Leuchtturm als sehr passendes Symbol für das Thema, welches der Geschichte zugrunde liegt. Auch den deutschen Titel finde ich um einiges passender als den englischsprachigen („The Mirror World of Melody Black“), beschreiben die Libellen im Kopf die Krankheit doch sehr passend. Die Spiegelwelt findet zwar auch ihren Platz im Buch, jedoch nur im letzten Drittel der Geschichte und als sehr abstrakte Theorie. Fazit „Libellen im Kopf“ ist eine absolute Leseempfehlung meinerseits. Es ist ein authentisches und ehrliches Buch, dass mit einer guten Prise Humor und absolut ohne Mitleid über ein Thema berichtet, dass nach wie vor für viele ein Tabu darstellt.

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Gavin Extence dürfte vielen von euch durch seinen Überraschungserfolg „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ ein Begriff sein. „Libellen im Kopf“ ist nun seit zweiter Roman, der erst kürzlich auf Deutsch erschienen ist. Mit „Libellen im Kopf“ behält Extence zwar die Grundthemen seines ersten Buches bei: Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Tod und Krankheit, aber dennoch erzählt er eine neue, sehr authentische und durchaus mit Humor versehene Geschichte über Abby, die an einer bipolaren Störung leidet und damit nicht nur ihr eigenes Leben auf den Kopf stellt. Abby ist Mitte zwanzig und lebt mit ihrem Freund Beck zusammen, sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Zu ihrer Schwester und ihrem Vater dafür eher weniger, denn der hat ihre Mutter bilderbuchhaft für ein jüngeres Model verlassen und ihre Schwester nach Abbys Empfinden immer bevorzugt behandelt. Abby arbeitet als freie Journalistin, ist demnach nicht gerade reich, aber eigentlich glücklich. Wären da nicht die kleinen Libellen in ihrem Kopf, die immer mal wieder raus wollen, um sich auszutoben. Als Abby ihren Nachbarn Simon tot in dessen Wohnung vorfindet, wird scheinbar eine neue manische Episode ausgelöst. Sie kann nicht mehr schlafen, steigert sich in eine fixe Idee für einen neuen Artikel hinein, wirft ihr Geld zum Fenster raus (z.B. für ein überteuertes Designerkleid, mit dem sie durch die Stadt spaziert) und steuert langsam, aber stetig auf eine Katastrophe zu. Als sie schreiend in einem Hotelzimmer zusammenbricht gibt es nur noch einen Ausweg: Die Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik. Wie geht es nun mit Abby weiter? Einfühlsam, authentisch, aber kaum rührselig schreibt Extence davon, wie es ist, wenn die Libellen im Kopf das Steuer übernehmen. Der Roman wird aus Abbys Perspektive geschildert, die einem auf Anhieb sympathisch ist, auch wenn sie wirklich merkwürdige Dinge macht, über die man nur den Kopf schütteln kann. Die Geschichte nimmt rasch an Fahrt auf und lässt dem Leser keine Zeit für Langeweile. Mal abgesehen von den letzten Seiten, die ziehen sich dann doch etwas. Gavin Extence schafft es aufgrund seiner Mischung aus Authentizität und Humor, eine prinzipiell traurige Geschichte (denn sind das Geschichten über Krankheit nicht eigentlich immer?) gerade nicht so wirken zu lassen. Das ist schon eine Kunst, denn viele Bücher und Geschichten über Krankheiten, egal welcher Art, sind einfach nur furchtbar kitschig und realitätsfern geschrieben. Das ist das Schöne an „Libellen im Kopf“, es ist, bis auf den Schluss, absolut echt und nachvollziehbar in der Beschreibung. Einige Gegebenheiten wirken zwar etwas überzogen, hätten aber durchaus so stattfinden können. Lediglich der Schluss bzw. die letzten vierzig Seiten haben mir persönlich nicht ganz so zugesagt, denn man merkt hier, dass der Autor zu einem guten Ende kommen möchte und so fügt sich alles etwas zu passend zusammen. Das ist aber nur ein kleiner Minuspunkt. Von mir bekommt „Libellen im Kopf“ eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne eine authentisch geschriebene, durchaus humorvolle Geschichte lesen möchten, die ohne Mitleid auskommt.

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"Libellen im Kopf" konnte durch seinen wirklich interessanten Titel auf sich aufmerksam machen. Ich war sehr neugierig, denn mich rührte der Titel auf seltsame Weise an und ich freute mich daher sehr darauf, mich der Story näher widmen zu können. Es ist kein leichtes Buch, aber es ist auch nicht zu schwer, dass es überfordern könnte. Es spricht eine ganz besondere psychische Erkrankung an, die noch glaubwürdiger geschildert wurde, da sie auch den Autor betrifft und dieser seine eigenen Erfahrungen mit hat einfließen lassen. Dadurch bekam "Libellen im Kopf" regelrecht Authentizität und rührte mich daher doppelt an. Als Außenstehende habe ich wenig Ahnung von diesem Krankheitsbild der manischen Depression und es war daher natürlich auch sehr lehrreich in Abbys Leben einzutauchen. Abby ist in ihren manischen Phasen sehr kreativ und oft auf Höhenflügen, bis dann der Absturz kommt und sie in ein tiefes Loch fällt. Soweit so gut, denn es würde zu sehr auf die Story eingehen und ich möchte eigentlich dazu bewegen, "Libellen im Kopf" lesen zu wollen und nicht alles vorwegnehmen. Es hat mich auf der einen Art sehr begeistert, mehr über Manie und Depression zu erfahren, auf der anderen Seite natürlich auch abgestoßen. Im Freundeskreis haben wir einen Mann, der demselben Krankheitsbild wie Abby entspricht und erst jetzt, sind mir durch die vielen Parallelen einige Dinge verdeutlicht worden. Für mich war es also auch wertvoll "Libellen im Kopf" zu lesen. Die Protagonistin ist unverblümt, wahrhaftig und so authentisch in ihrem Verhalten, dass es Kopfschütteln oder auch echtes Mitleid auslöst. Abby kommt aus manchen Situationen einfach nicht heraus und es hilft ihr auch nicht, Beck an ihrer Seite zu wissen, der sie bedingungslos liebt und auch alle ihre Schwachstellen mittragen will. Wer sich mit dem Krankheitsbild Depression schon auseinandergesetzt hat, weiß, wie tief das Loch ist, in das man fällt und auch Selbstmordgedanken und Selbstzerstörung durch Ritzen oder ähnlichem nicht an den Haaren herbeigezogen ist. In diesem Roman wird man als Leser_in mehrfach mit seelischem Schmerz konfrontiert, der aber dadurch aufgefangen wird, dass es ein Roman ist und daher immer noch die Hoffnung besteht, dass sich die Stimmung umkehrt. Mir hat sehr gefallen, wie lebhaft Gavin Extence seine Protagonistin erscheinen lässt. Von mir verdient "Libellen im Kopf" mehr als eine Leseempfehlung, da es auch in meinem Kopf die eine um andere Libelle hat kreisen lassen. Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an und einige Begebenheiten rühren mehr an als andere, dennoch wirkt es einfach nur authentisch und wie eine Lebensgeschichte, die keinen Sachbuchanteil hat, sondern konsequent und schnell gelesen werden kann. Einiges wird im Kopf bleiben, da es nicht nur stumpf lesbar war, sondern auch emotional tief getroffen hat. In meinen Augen ein sehr wertvolles Buch, das nicht mit der Holzhammermethode über manische Depressionen aufklärt, sondern eine Protagonistin nutzt, die auch deine Nachbarin sein könnte oder die Frau an der Kasse hinter dir. Man sieht den Menschen psychische Erkrankungen nicht an und dennoch sind sie da und verändern Wesenzüge. Ich fand es interessant und daher besonders wertvoll. Leseempfehlung!

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