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Rezensionen zu
Eine letzte Liebschaft

Richard Yates

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Richard Yates war mir bisher nur als Autor von “Zeiten des Aufruhrs“ bekannt. Die Geschichte einer zerrütteten Ehe hinterließ damals einen bleibenden Eindruck, zumal ich die Verfilmung und schauspielerische Glanzleistung von Leonardo DiCaprio und Kate Winslet als sich fetzendes Ehepaar gesehen hatte. In den neun Erzählungen aus dem Band „Eine letzte Liebschaft“ geht es ebenfalls um Beziehungskonflikte, doch nicht nur. Yates widmet sich diesmal einem größeren Themenspektrum und erzählt beispielsweise von Männern, die auf einer Tuberkulose-Stationin in Jugenderinnerungen schwelgen oder Kriegserlebnisse austauschen. Ich war erstaunt, wie gut sich der Schriftsteller in die jeweiligen Charaktere, sogar in die Seele eines jungen Mädchens, hineinversetzen kann wie zum Beispiel in der Erzählung „Ein persönliches Besitzstück“. Eileen findet ein 50 Cent Stück – an sich nichts Bedeutungsvolles, doch für das Mädchen schon. Sie wollte immer etwas eigenes besitzen und ein Geheimnis vor ihrer gebieterischen Tante hüten, die sie auf Schritt und Tritt kontrolliert. Als die Tante von dem Fund erfährt, mündet eine für das Mädchen nette kleine Überraschung im Alltag in eine Katastrophe. Yates schreckt nicht vor drastischen Formulierungen zurück, um zu vermitteln, welchem Unrecht und welcher Willkür von Erwachsenen die Unschuldige ausgesetzt wird. Manchmal wäre es spannender gewesen, die Überschrift vorher nicht zu kennen. So fragte ich mich in der Erzählung „Eine letzte Liebschaft“ bei jeder neuen Begegnung, die eine Weltenbummlerin macht, ob dies denn nun endlich die besagte letzte Liebschaft ist. Wie man es von einer gelungenen Kurzgeschichte erwarten kann, belohnt uns Yates auch hier mit einem überraschenden Schluss. Mit Abstand am meisten berührt hat mich die Erzählung „Ein genesendes Selbstbewusstsein“. Liegt es daran, dass es um Selbst- und Fremdbild und die typischen Kommunikationsprobleme in einer Ehe geht, also Yates’ Spezialthema? Vielleicht. Kenntnis- und nuancenreich schildert er, wie unterschiedlich ein einfacher Satz wie „Ruh dich aus oder was auch immer du tust“ ausgelegt werden kann. Ein krank geschriebener Ehemann malt sich ein bevorstehendes Streitgespräch mit seiner Frau in allen Details aus. Es hat mich amüsiert, aber auch nachdenklich gestimmt, wieviel Energie er aufbringt, um sich verschiedenste Szenarien auszumalen und Überlistungstricks zu überlegen, denn solche Situationen kommen einem sehr bekannt vor. Der Schluss trieb mir sogar die Tränen in die Augen. Mein Fazit: Das Buch enthält ein paar schwächere und mehrere richtig starke Geschichten, die meine Neugier auf seine zahlreichen Romane geweckt haben.

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