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Rezensionen zu
Reise nach Orkney

Amy Sackville

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Richard, ein angesehener Literaturprofessor, hat seine ehemalige Studentin geheiratet, vierzig Jahre jünger als er. Auf Wunsch der Braut verbringen die beiden ihre Flitterwochen auf Orkney. Und während Richard weiter an seinem Buch arbeitet, verbringt seine Frau viel Zeit am Meer. Dabei kann Richard sein Glück kaum fassen, dass die junge Frau ihn geheiratet hat. Und so dienen die Flitterwochen auch dazu, sich besser kennenzulernen, denn seine junge Frau bringt auch einiges aus der Vergangenheit mit. Bei dieser Geschichte in der großartigen schottischen Landschaft hat mich die feine Beobachtungsgabe beeindruckt, mit der Richard seine junge Frau betrachtet und dabei manchmal gar nicht glauben kann, das sie gerade ihn geheiratet hat. Es passiert nicht viel in dieser einen Woche, trotzdem ist das Buch nie langweilig, irgendwie bezaubern die feinen Beschreibungen des ungleichen Paares und der Landschaft.

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INHALT: Ein alternder Literaturprofessor lernt eine seiner jungen Studentinnen näher kennen und lieben und die beiden finden zu einem ungleichen Ehepaar zusammen. Ihr Altersunterschied beträgt vierzig Jahre. Sie verbringen die Flitterwochen auf ihren Wunsch in einem abgeschiedenen Cottage, direkt am Atlantik, auf einer kleinen Insel des Orkney-Archipel. MEINE MEINUNG: Ich habe nicht erwartet in diesen Roman so eine Fülle von poetischen, bildhaften, sprachgewaltigen und traumhaft schönen Schilderungen von einer so jungen Autorin zu finden und bin ganz begeistert von ihrem aussergewöhnlichen Schreibstil. Es passiert im Handlungsablauf nicht viel und doch strotzt der Roman voller Spannungsmomente ,geheimnisvollen, mystischen Andeutungen und Geschehnissen. Richard, der Literatur-Professor und schreibende Literat erzählt dem Leser die Geschichte ihrer Liebe meist aus der Ich-Perspektive, springt aber häufig in die Vergangenheit , berichtet dann über die Zeit des scheuen Kennenlernen und des zärtlichen Umwerben an der Universität. Seine junge Frau verrät ihm fast nichts aus ihrer persönlichen Vergangenheit , nur dass sie auf den Orkneys geboren wurde und früh den liebevollen Vater verlor. Er entwickelt im Laufe des kurzen Zusammenlebens auf der Insel eine fast schon krankhafte Begierde und Liebe für die junge, schöne Frau. Sie nur für sich allein zu vereinnahmen, mit all ihren Gedanken und Träumen vom Meer und der beeindruckenden wilden Küstenlandschaft, werden mehr und mehr seine Obsession und sein Ziel. Es ist sehr spannend diese Persönlichkeitsentwicklung eines alternden Mannes im Roman zu verfolgen! Sie verbringt Stunden am Meer allein, sammelt Strandexponate und scheint sich in seinen Augen mit den Naturgewalten vereinen zu wollen. Sie liebt das salzige Meerwasser, den heulenden Wind und die gewaltigen Regengüsse. Er versucht an seinem Buch über mystische Frauenfiguren der Meere, wie Selfies und Nixen weiter zu arbeiten, das gelingt ihm aber immer weniger. Er beobachtet sie mehr und mehr stundenlang vom Fenster aus,,,, Die Erzählweise driftet immer mehr in seine Obsession und Liebe für diese wunderschöne, ungewöhnliche Frau mit den silbern glänzenden, langen Haaren ab, und er entdeckt Veränderungen, Hautmerkmale, Schwimmhäuten ähnelnd , an ihren Händen und Füssen. Das ungleiche Paar geniesst die einsamen Stunden im Cottage sehr miteinander - und doch driften sie langsam, aber unausweichlich auseinander. Er fühlt es - kann es aber nicht verhindern. Sie entgleitet ihm langsam, Stück für Stück zieht es sie in andere Sphären und Welten. Dieser Roman lockt auch den Leser in eine Phantastische Traumwelt, der man sich nicht entziehen kann und ich kam immer wieder ins Grübeln, was nun Realität und was Wunsch- oder Traumvorstellungen des Professors über seine Ehefrau waren. Meine Bewertung: Fünf ***** STERNE für dieses phantastische Werk. Vielen Dank an die Autorin und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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https://www.youtube.com/watch?v=CfTz-_e5oaY

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Sie sind erst wenige Tage verheiratet und auf die Frage, wo sie ihre Flitterwochen verbringen möchte, antwortet sie: ‚Am Meer.‘ Und so legt er ihr die Weiten der Ozeane zu Füßen, die weißen Strände der Paradiese, das tiefblaue Wasser, durch das dereinst Odysseus pflügte…. doch sie will dorthin, wo sie geboren wurde, auf die Orkneys, ans raue, ans wilde, ans unwirtliche Meer, an das Meer, das mit dem Horizont verschwimmt, und das übergeht in den grauen Himmel, das eins macht mit oben und unten, aus dessen Himmel der graue Nebel fällt oder der Nieselregen, der zu leicht ist, um jemals den Boden zu erreichen, an die Küste, um die der Wind fegt und der Sturm tobt und an der Nixen und Elfen ans Land gehen und sich in Menschen verwandeln ….. Es ist eine unwirtliche Gegend, in die das frisch getraute Paar, das erstaunte und anzügliche Blicke auf sich zieht, reist. Anzüglich, denn er, von dem wir nur den Vornamen erfahren, den Namen Richard, ist Literaturprofessor an der Uni, hat sechs Lebensjahrzehnte hinter sich und sie, deren Name uns ganz verschwiegen wird, war seine beste Studentin, fast vierzig Jahre jünger als er ist sie. Was dieser Altersunterschied für den Mann bedeutet – Sackville hält damit im Laufe ihres Buches nicht hintern Berg: die Haut wird trocken, die Zehennägel verwandeln sich in gelbe Hornkrallen, das Herz muss heftig pumpen, weil es auch diese eine Beanspruchung so nicht mehr gewohnt ist. Und über allem thront die Angst um seine junge Frau, die sich in manchmal nur notdürftig getarnter Eifersucht äußert gegenüber jedem männlichen Wesen, das auch nur in die Nähe der Geliebten kommt. Was hingegen seine junge Frau gefühlt hat, sich ihm zu nähern (die Erinnerungen, wer sich im zurückliegenden Jahr wem genähert hat, sind nicht deckungsgleich…) bleibt unscharf, auch wenn sie von Liebe spricht, möglicherweise spielt es eine Rolle, daß sie ihren Vater früh verlor, dieser bestieg eines Tages – sie war noch ein kleines Mädchen – ein Schiff und verschwand… Orkney, eine – sagen wir – rustikale Unterkunft in einer Bucht, bewirtschaftet von der Vermieterin, die auch – wobei sie sich von der Anwesenheit des Paares nicht stören läßt – zum Putzen und Spülen kommt. Er will hier an seinem Buch arbeiten, in dem er sich mit den Mythen und Märchen aus dem 19. Jahrhundert befasst, sie dagegen sucht die Nähe des Wassers, steht stundenlang in der Bucht am Strand, läßt das Meer an ihren Füßen lecken und den ‚Zehen nuckeln‘, ist ein ums andere Mal betört vom Farbspiel der Wolken und des Wassers. Sie wird im Lauf der Tage immer mehr zum Bestandteil einer Komposition, eines Bildes: mitnichten arbeitet Richard an seinem Buch, das im Lauf des Aufenthalts immer mehr an Bedeutung für ihn verliert, vielmehr sitzt er im der Hütte und schaut seiner Frau durch das Fenster, dessen Rahmen immer mehr zu einem Bilderrahmen wird, beim Schauen zu…. Kann er, der alte Mann (was wird mit ihr sein, wenn er in zwanzig Jahren achtzig Jahre alt ist….?) der jungen Frau, ihrer Liebe zu ihm, sicher sein? Seine Liebe wird zunehmend besitzergreifend, überwachend, obsessiv…. sobald sie aus dem Bild, das das Meer, der Himmel, die Bucht und sie malen, verschwindet, gerät er in Sorge, ja Panik, sucht sie atemlos, bis er sie findet.. Es ist nicht so, als gäbe sie ihm keinen Anlass zur Sorge: jede ihrer Nächte ist von Alpträumen durchzogen, das Meer greift in ihnen nach ihr, Ungeheuer werfen ihre Tentakel aus, Wogen überrollen die Klippen auf denen sie steht…. schweißnaß wacht sie auf und er nimmt sie in den Arm, hält sie, tröstet sie, bis sie sich wieder beruhigt… erst und nur in der Sturmnacht schläft sie tief und fest… Sie entgleitet ihm langsam, aber sicher. Immer weniger wird sie fassbar für ihn. Nichts, fast nichts, nur wenige Andeutungen, erzählt sie ihm von ihren Eltern, im Fensterbild verschwimmen ihre Konturen immer mehr und verschmelzen mit der Umgebung; es gelingt ihm nicht, sie zu fotografieren: immer im Moment des Auslösens dreht sie ihren Kopf zur Seite… Nicht nur er, auch sie kennt Mythen und sie erzählt ihm von den Nixen, die in den Vollmondnächten aus dem Wasser ans Land kommen, dort Menschengestalt annehmen und eines Tages wieder zurückkehren in ihr Element. Die ausführliche Besprechung ist unter: https://radiergummi.wordpress.com/2016/09/04/amy-sackville-reise-nach-orkney/ zu finden.

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Reise nach Orkney ist eines dieser Bücher, das eine ganze Weile auf meinem SUB liegen musste, weil ich mich nicht bereit dafür fühlte, weil einfach nicht der richtige Zeitpunkt war. Doch vor ein paar Tagen war es plötzlich so weit und ich griff ganz selbstverständlich danach, schlug es auf und begann zu lesen. Wir begleiten den Professor Richard und seine vierzig Jahre jüngere Frau bei ihren gemeinsamen Flitterflochen in Orkney. Sie haben sich in der Uni kennengelernt, sie war eine seiner Studentinnen. Die Annäherungsversuche beider Seiten waren sehr zögerlich, es erinnert an einen zarten, schüchternen Tanz. Immer wieder springt Richard, der Ich-Erzähler, vom Hier und Jetzt in Orkney in ihre gemeinsame Vergangenheit. Ein gestohlenes Lächeln, ein flüchtiges Zunicken, ein schüchternes Gespräch. Im einen Moment betrachtet er seine wunderschöne, junge Frau, die er mit allerhand mystischen Figuren vergleicht - wie eine "Herbsthelfe auf der Flucht vor dem ersten Frost" -, verliert sich in seinen Phantasie, vermischt die Mythologien, die er studiert, mit der Realität. Und im nächsten Moment befinden wir uns an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit. Beinahe fühlt es sich so an, als wäre es nicht nur ein Sprung in die Vergangenheit, sondern auch ein Sprung zurück in die Wirklichkeit. Nach und nach lernen wir das Paar kennen, wobei der Fokus auf Richard gelegt wird. Über sie erfahren wir nur durch ihn und sein Blick auf sie ist verschleiert, verklärt. Für ihn ist sie kein Mensch mehr, wie sie da tagein tagaus am Strand sitzt, sie ist eine Meerjungfrau, eine Nixe. Mit den Schwimmhäuten zwischen den Zehen und dem silberglänzenden Haar ist sie ein Wesen, das seiner Forschung entsprungen sein könnte, sein Beweis dafür, dass Meerjungfrauen existieren. Sie ist zart und blass und wunderschön und irgendwie unerreichbar. Er dagegen ist sich seines Alters bewusst, obwohl er es zu verdrängen versucht, er weiß, was seine Kollegen über seine Hochzeit denken. Seine Gedanken drehen sich fast ausschließlich um sie und was alles passieren könnte. Er hat wahnsinnige Angst davor, sie zu verlieren, durch das Meer oder die Zeit oder einen anderen Mann. Er will sie ganz und gar besitzen und nie wieder hergeben. "Ein Schweben und Pulsieren ringsum, während sich die silbrigen Tentakel ihrer Haare mit denen der Quallen verweben. Nun, da ich sie besitze, kann ich den Gedanken nicht ertragen, auch nur einen Zentimeter ihres Körpers teilen zu müssen, und sei es nur im Traum; wie grausam, dass es Stunden geben soll, aus denen ich ausgeschlossen bin." (Seite 13) Während Richards Wunsch, sie zu besitzen, immer stärker wird, entzieht sie sich ihm immer mehr - sowohl psychisch wie auch physisch. Handlungstechnisch gesehen passiert nicht mehr als das: Richard sitzt in der Hütte, vor sich seine wissenschaftlichen Arbeiten, und beobachtet seine Frau am Strand, die wiederum das Meer beobachtet. Und doch passiert auf den zweiten Blick so viel mehr als das. Oder geschieht das alles nur in Richards verzweifelter Phantasie? Reise nach Orkney schafft es, mich durch seinen poetischen Schreibstil und die Vermischung von Realität und Phantasie zu verzaubern. Letztendlich müssen wir uns selbst ein Bild darüber machen, was wahr ist und was nicht. Ein großartiger Roman, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Um für "Reise nach Orkney" eine passende Überschrift zu finden, fiel mir ausgesprochen leicht, da Sehnsucht nach Meer, den Inhalt des Romans perfekt wiedergibt. Orkney ist vielleicht nicht unbedingt der ideale Ort für eine Hochzeitsreise, dennoch wurde sie auserwählt, da die junge Frau aus persönlichen Gründen diesen Ort vorgezogen hat. Sie verschmilzt mit Sand, Strand und Meer. Sie liebt es in die Wellen zu schauen und ihre Füße in das Wasser zu halten, um diese umspülen zu lassen. Ihr Mann beobachtet sie dabei und lässt ihr kaum Raum für anderes. Er schien mir als sehr anhänglich, was vielleicht auch an dem hohen Altersunterschied der Protagonisten liegen könnte. Der Autorin ist es gelungen, durch die Faszination von Mythen und Märchen einen Roman zu schreiben, der viel Spielraum für eigene Spekulationen lässt. Mir hat besonders gefallen, dass das Buch an welchem der Professor schreibt mit Nixen, Selkies und anderen Fabelwesen zusammenhängt, die dem Roman dadurch eine ganz eigene Note verpassen. Letztendlich wusste ich selbst nicht mehr, was nun erfunden oder wahr ist. Hier steht eine ganz besondere Liebe im Vordergrund, die mit einigen Schwierigkeiten verbunden sind. Ist es der Drang nach Freiheit oder der Altersunterschied, der dem ungleichen Paar im Wege steht? Wunderbar bildlich geschrieben und ein Roman, der sich wirklich hervorheben konnte. Leider fand ich das gewählte Cover etwas blass und hätte es im Buchhandel wahrscheinlich ignoriert, obwohl der Klappentext faszinierend ist und mich angesprochen hätte. Da ich ansonsten aber keine Kritik zu "Reise nach Orkney" äußern könnte, möchte ich definitiv eine Leseempfehlung aussprechen, denn "Reise nach Orkney" hat mir echte Lesefreuden beschert, da es eben nicht nur eine schnöde Liebesgeschichte ist, sondern sich wie ein echtes Märchen liest, welches in einer wundervollen Umgebung präsentiert wurde. Das Ende lässt viel Raum für eigene Interpretationen und hat mir dadurch sehr gefallen. Für mich das Widerspiegeln einer tiefen Sehnsucht, die nur durch das Meer gelindert werden kann, was sehr gut durch Einblicke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpft wurde. Echte Leseempfehlung!

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Sie erscheinen per se nicht als das klassische Urlaubsziel, geschweige denn als Paradies für einzigartige Flitterwochen. Dafür sind die Orkney-Inseln mit ihren rund 70 größeren und kleineren Eilanden und gerade mal 20.000 Einwohnern, nordöstlich der schottischen Küste gelegen, zu weit nördlich, zu karg, zu zerklüftet. Hier bläst meist ein rauer Wind und keine warme Südsee-Brise. Trotzdem reisen Richard und seine jüngere Frau kurz nach der Hochzeit auf das Archipel und zu einer kälteren Jahreszeit, wo das Licht reduziert ist, die Tage kürzer sind. Doch ihre Flitterwochen bringen sie jedoch nicht näher zusammen. Vielmehr wird sich der alternde Literaturprofessor der Unterschiede bewusst. Er ist ihr Mentor, sie die nahezu 40 Jahre jüngere Lieblingsstudentin – und damit sind schon die wichtigsten Protagonisten im neuen Roman „Reise nach Orkney“ der englischen Autorin Amy Sackville benannt. Während er an seinem neuen Band über Märchen des 19. Jahrhunderts schreibt, vertreibt sie sich die Zeit am Meer; mit langen Spaziergängen oder auch nur die Weite aus Wellen, Himmel und Horizont versunken. Egal ob es regnet oder stürmt. Das Meer scheint sie zu fesseln, eine unvergleichliche Anziehungskraft auf sie auszuüben. In der Nacht wird sie von Albträumen heimgesucht. Aus der anfänglichen Idylle, der Vorfreude auf die gemeinsame Zeit füllen sich vor allem für Richard die Stunden und Tage mit Sorgen und Zweifeln. Er fühlt sein Alter mehr denn je, im Gegensatz zur frischen Jugend seiner Frau, und sinnt über die Vergänglichkeit nach. Eifersucht entsteht, wenn sie, die auch schon mal für die Tochter Richards gehalten wird, anderen Männern begegnet. Außerdem verschwindet sie ab und an aus dem Blickfeld ihres Mannes, der sie aus dem Fenster des kleinen Stein-Hauses ganz genau beobachtet, regelrecht observiert. Gedanklich beginnt er, die Beziehung auf ihre Beständigkeit abzutasten, obwohl die Einsamkeit und die Abgeschiedenheit der kargen Insel sie als Paar eigentlich weiter zusammenführen könnte und sie sich in der kleinen Inselkirche erneut das Ja-Wort gegeben haben. Eine psychologische Spannung entsteht, die im tragischen Ende ihren Höhepunkt erfährt und diesen großartigen Roman auszeichnet. Es braucht nur wenige Tage, in denen Richard das Gefühl hat, seine Frau entgleitet ihm, sie wird zu einem Phantom. Aus Nähe wird Distanz, eine gereizte Stimmung entsteht, leise Erschütterungen erfassen die noch junge Beziehung; sie nennt ihn spöttisch „Professor“ und „Sigmund“, er sie viel liebevoller „Undine“ oder „Lamia“ – nach dem jungfräulichen Wassergeist beziehungsweise der Tochter des griechischen Meeresgottes Poseidon. Die griechische Mythologie, Märchen und bekannte Naturgestalten wie die Meerjungfrau bilden den mystischen Hintergrund des Romans, während poetische Naturbeschreibungen eine eindrucksvolle Kulisse schaffen. In einzigartiger Weise erfasst die Autorin die Elemente, ob Luft, Licht und Wasser, und beschreibt die Kargheit des Landes in immer neuen Variationen und feinen Farbabstufungen. Das auf wenige Tage begrenzte Geschehen und die extreme nördliche Landschaft wird durch Richard als intensiver Beobachter und Erzähler erfasst, der auch in die Vergangenheit zurückblickt, von der ersten Begegnung mit seiner späteren Frau – sie taucht klatschnass im Literatur-Seminar auf – über die späteren Annäherungsversuche und erotischen Erlebnisse. Die Körperlichkeit, Berührungen sowie die physischen Unterschiede zwischen den Partnern spielen in vielen Szenen dieses faszinierenden Kammerspiels eine bedeutende Rolle. Auch die Geschichte der jungen Frau und der Grund für das besondere Reiseziel wird durch Richard erzählt: dass sie auf Orkney geboren wurde, ihr Vater eines Tages die Familie verlassen hat. Der Verlust und die Schmerzen haben sich tief in die Frau eingegraben, dessen ist sich Richard bewusst, der nichts tun kann, so dass sie sich immer weiter von ihm entfernt. Sackville, Jahrgang 1981 und bereits mehrfach preisgekrönt, zählt in Großbritannien zu den großen literarischen Stimmen einer jüngeren Generation. Für ihren Debüt-Roman „Ruhepol“ , in dem im Übrigen der Norden ebenfalls eine Hauptrolle erhält, wurde sie mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet, dem Literaturpreis für den besten Roman des Jahres von jungen Autoren unter 35. Ihr neuestes bilderreiches und ungemein poetisches Werk nimmt den Leser nicht nur mit auf ein nördliches Eiland. Es lässt ihn zu einem Zeugen einer ungewöhnlichen Liebe und der Beziehung eines ungleichen Paares werden. Dass das Geschehen nur aus der Sicht des Mannes beschrieben wird, wird sicherlich auch für Leserinnen faszinierend sein. Wem das tiefsinnige Porträt jener Partnerschaft weniger interessiert, wird allein schon an der feinen Sprachkunst der Autorin und den grandiosen Naturbeschreibungen seine große Freude haben. Weiße Flecken innerhalb des Geschehens, in denen nicht alles aufgeklärt und beschrieben wird, fordern heraus, sich mit der Geschichte von Richard und seiner Frau zu widmen. Zusammen ergeben diese Vorzüge einen Roman der Meisterklasse, der die Vorfreude auf kommende Werke der Engländerin weckt.

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Die Handlung dieses Romans ist schnell erzählt. Ein Literaturprofessor und seine vierzig Jahre jüngere Studentin sind frisch vermählt und machen Flitterwochen auf einer der kleinsten Inseln in Orkney, einem Archipel nordöstlich von Schottland. Sehr viel mehr passiert rein äußerlich nicht, und doch entwickelt die Geschichte eine Dynamik, weil sich immer mehr Gegensätze auftun. Am auffälligsten ist der Kontrast zwischen Nähe und Weite. Das Paar verbringt den Urlaub in einer gemütlichen Hütte in einer kleinen Bucht und sie verspüren beide eine starke Intimität. Der Professor schreibt an einem Buch über Hexen und Nixen des 19. Jahrhunderts, doch er ist so liebestrunken und besessen von seiner Frau, dass seine Aufmerksamkeit ausschließlich ihr gilt. Sie dagegen zieht es ständig an den Strand. Ihr wird nicht langweilig, das Meer zu betrachten und ihm wird nicht langweilig, ihr dabei zuzusehen. So vergeht ein Tag nach dem anderen und es wird immer deutlicher, dass sie mehr als nur der große Altersunterschied trennt. Während er sich hoffnungsfroh einer gemeinsamen Zukunft öffnet, zieht sie sich immer mehr zurück, um ihre nebulöse Vergangenheit zu verarbeiten, von der sie ständig träumt, aber nur wenig erzählt. So wird die Distanz zwischen der entgleitenden Frau und dem besitzergreifenden Mann immer größer. Er lebt ständig mit der Angst, seine Frau könnte regelrecht vom Sand verschluckt oder vom wogenden Meer weggespült werden. Die Stärke des Romans liegt für mich in der Mischung aus Düsternis und Poesie. Auf unvergleichliche Weise beschreibt die Autorin, wie die junge Frau immer mehr von der Landschaft vereinnahmt, ja eins mit ihr wird und sich aus den Klauen ihres verzweifelten Ehemannes löst. Die Grenzen zwischen Realität, Träumen und Wahnvorstellungen lösen sich auf und lassen viel Spielraum für eigene Interpretationen.

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