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Rezensionen zu
Mein Name ist Judith

Martin Horváth

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Mein Name ist Judith

Von: Judith Schörghuber aus Steyr

20.12.2019

Und genau aus diesem Grund möchte ich mich sehr sehr herzlich für dieses Buch bedanken. Ich wurde als zehntes Kind einer streng römisch katholischen Familie geboren. Meine weiteren Schwestern tragen die typischen Namen der gängigen Heiligen. Ich wurde auf den Namen Judith getauft, vermutlich in Anlehnung an meine ungarische Tante. Seit jeher beschäftigte mich die Frage, warum mein Name dem Judentum näher gewählt wurde als dem Christentum. Judas, der Verräter, das Judenkreuz, Judith, die Holofernes tötete.... Erst vor zwei Jahren eröffnete mir mein Vater, dass er nach einem neuerlichen Studium der Bibel entdeckt habe, dass Judith doch keine Ehebrecherin war! Mit dem Makel einer Ehebrecherin hat man mich aufwachsen lassen und immerhin habe ich es mittlerweile zu einer unehelichen Tochter und einer Scheidung gebracht. Holofernes aber lebt noch quietschvergnügt und gräbt meiner Lust beharrlich das Wasser ab. Ich arbeite noch am Rest meines Auftrags.😉😅. Mein Auftrag wird es vielleicht sein, Holofernes mit Worten Einhalt zu gebieten. In diesem Sinne nochmal recht herzlichen Dank und liebe Grüsse an die grosse und kleine Judith, Danke an Hanna, die den Namen meiner Enkelin trägt, Danke für die Bilder aus New York, einer Stadt, die ich noch nicht erreicht habe. Mir war das Buch, als wäre es ein Stück meines Lebens gewesen. Aufrichtigen Dank. Gebürtige: Judith Haunold

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Wien in einer nicht allzu fernen Zukunft. Ein Anschlag auf den Hauptbahnhof vor zwei Jahren kostete einigen Menschen das Leben. Seither trauert der Schriftsteller Leon Korten um seine Frau Lydia und seine Tochter Hanna. Er verkriecht sich aus Einsamkeit und Kummer in seiner Wohnung. Doch eines Tages ist da ein kleines Mädchen in seiner Küche, Judith Klein, geboren vor fast hundert Jahren, verschwunden und vermutlich verstorben im Holocaust. Martin Horvath beschreibt ein Wien, ein Szenario, das ich so nicht kenne, aber das genauso sein könnte. Und doch kenne ich dieses Wien, über das der Autor „Mein Name ist Judith“ schreibt. Ich kenne die Leopoldstadt, die Stolpersteine, die orthodoxen Juden mit ihren Pelzhüten und weiße Strümpfen. Ich kenne die Parolen, die polemischen Redner, die die Angst schüren, kenne die Forderungen derer, die Freiheit gegen Sicherheit aufrechnen. Leon Korten kennt all das auch und er weiß auch vom damals, als in der Wohnung, die er heute bewohnt einst die jüdische Familie Klein lebte. Leon wohnt mit vielen Geistern der Vergangenheit, seinen eigene und denen der Familie Klein. Mit der Kraft der Erzählung schafft er für die kleine Judith eine neue Realität. Aber auch für sich selbst findet er dadurch einen neuen Lebenswillen, findet einen Abschluss zu seinen Geistern, seinen Toten. Damals wie heute, hier und jetzt: Mein Name ist Judith ist eine Einladung, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, aus der Geschichte zu lernen.

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Wien, im Jahre 2032. Martin Horváth beschreibt die traumatischen Ereignisse im Leben des Schriftstellers Leòn Kortner. Nachdem dieser bei einem Attentat auf den Wiener Bahnhof seine Frau und Tochter verliert, zieht er sich vollkommen aus seinem bisherigen Alltag zurück. Er beginnt zunehmend zu vereinsamen. Die Wohnung ist still, dennoch befinden sich an allen Ecken die Erinnerungen an seine Familie. Und plötzlich sitzt da ein junges Mädchen in seiner Wohnung: Nicht seine Tochter, aber Judith Klein! Leòn braucht nicht lange um zu verstehen, dass Judith nur in seiner Fantasie existiert … Martin Hováth ist mit seinem zweiten Roman hochkarätige Literatur gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, dennoch lyrisch und poetisch. Auch die Art, wie er die Geschichte an den Leser transportiert ging mir durch Mark und Bein. „Mein Name ist Judith“ ist eine Geschichte, die sicher nicht immer leicht zu lesen ist, da sie unweigerlich einen eher bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Auch wenn viele Details aus der Vergangenheit nur bildlich angesprochen werden, bleibt der Schrecken des 2. Weltkrieges auf jeder Seite präsent. Leòn Kortner flüchtet sich immer wieder in die Vergangenheit: Zunächst erscheint es, als wäre Judith eine Erscheinung, die aus seinem eigenen Kopf entspringt, da er sich vermehrt mit den Kleins auseinandersetzt. Einer jüdischen Familie mit 3 Kindern, die früher in seiner Wohnung lebten und über Jahrzehnte eine Buchhandlung im Erdgeschoss des Zinshauses geführt haben. Judith ist die jüngste Tochter und bis heute ist ihr Schicksal ungewiss. Die Auseinandersetzung mit Gegenwart und Vergangenheit wird vom Autor sehr gelungen erzählt und hat mich definitiv zum Nachdenken gebracht. Drama, Liebesgeschichte und fantastische Elemente ergeben ein rundes Gesamtbild! Die schriftstellerische Freiheit ein Bibelzitat, dass uns aus dem Johannesevangelium bekannt ist „Am Anfang war das Wort …“, zu nutzen, um seinen Protagonisten hervorzuheben, finde ich zwar spannend gewählt, in meinen Augen hätte dieses Element aber vom dem Autor noch besser eingesetzt bzw. verflochten werden können. Das Zitat kommt zwar immer wieder durch, den Bezug zu der Geschichte muss man sich aber erst selbst erarbeiten … Martin Horvàth lässt seine Leser in diesem Buch neue Wege gehen und animiert uns immer wieder zum Umdenken!

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„Ich, der als Kind von einem Ort zum nächsten geschleppt wurde und keine Wurzeln schlagen konnte, brauche meine Trauer nicht an einem Ort, einem Grab, einem Stein festzumachen. Ich trage einen Friedhof in mir.“ Martin Horváth hat es mir nicht leicht gemacht mit seinem Roman „Mein Name ist Judith“. Es ist eine Geschichte, die in Ruhe gelesen werden will. Jedes Wort, jeder Satz, jeder Abschnitt ist fein komponiert, aufeinander abgestimmt und so unendlich wichtig. Ich musste öfters Sätze noch einmal lesen um ganz sicher zu sein, dass ich sie auch richtig erfasst habe. Horváth lässt sich Zeit für seine Figuren. Es dauerte bei mir bis León und Judith Gestalt annahmen und für mich greifbar wurden. Aber dann haben beide mich sehr berührt. Der Roman ist aus mehreren Erzählungen zusammengesetzt. Manchmal weiß man nicht genau, ob sie nun real oder nur geträumt sind. Manche Erzählungen erscheinen zusammenhanglos, manche erzählen eine fortlaufende Geschichte. Erst am Ende verweben sich alle Stränge zu einem großen Ganzen. Das Ende selbst versöhnt und schenkt Hoffnung. Leóns Familie wurde bei einem Bombenattentat ausgelöscht, die Familie Klein verlor Judith in der NS-Zeit. Die Trauer und Verzweiflung darüber ist die Verbindung zwischen den beiden Geschichten. Sehr sensibel beschreibt Horváth wie Geschichte sich immer wieder wiederholt. Er erzählt von Verfolgung und Flucht, damals wie heute, und er schreibt über das Vergessen-Wollen und Nicht-vergessen-Können. „Auschwitz blieb in seinen Erzählungen – auch Judith gegenüber – bis zum Schluss eine Lücke, die durch Worte nicht zu füllen war.“ Mit ganz großer Sensibilität schreibt Martin Horváth über Leóns Begegnung mit sich selbst, über seine Vergangenheit und über seine Erinnerungen an eine glücklichere Zeit. Und Horváth erzählt von der Familie Klein, die überlebt hat und die ihren Platz nach der Zeit der Shoa auch wieder finden musste. Ein Roman, der in mir noch immer nachhallt. Erst mit Abstand beginne ich zu begreifen, was für eine besondere Geschichte ich gelesen habe. Es mag ein Buch sein, das nicht für jeden geeignet ist, aber wen es erreicht, dem wird dieses Buch unvergesslich bleiben.

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