Als ich das Buch von Julie Holland zum ersten Mal in den Händen hielt, hatte ich meine Zweifel, ob ich es denn „komplett“ lesen werde. Ein über 500 Seiten starkes Sachbuch! Uff… Ich denke, das habe ich bisher noch nie geschafft. Ein Vorteil, dass ich das Buch online bestellt habe und mich die Seitenzahl dann überrascht hat. In einer Buchhandlung hätte mich das wohl abgeschreckt. Allerdings fand ich das Thema wirklich sehr spannend und hatte die Vorahnung, dass einige Kapitel ein paar ganz interessante Erkenntnisse bringen könnten. Und wie so oft, kam es anders…
Tatsächlich habe ich das GANZE Buch gelesen. Alle 544 Seiten. Naja… fast. Die letzten 160 Seiten sind Referenzen, Register, ein Glossar und ein Arzneiverzeichnis. Somit bleiben nur gut 350 Seiten zum „richtig“ lesen. Und diese sind absolut kurzweilig und durchgehend sehr interessant.
Worum geht’s jetzt eigentlich?
Was mir von Anfang an sehr gut gefallen hat, ist, dass hier eine Expertin zu Wort kommt. Julie Holland ist Ärztin – sie weiß wovon sie spricht und erzählt keine Geschichten von Wundermitteln. Ihr Ansatz ist ehrlich und pragmatisch. Die Wahrheit ist manchmal unbequem. Zum Beispiel, wenn sie provokativ sagt, dass viele von uns lieber zu Medikamenten greifen als Sport zu machen. Antidepressiva und Schmerzmittel werden allzu leicht verschrieben und erfreuen sich fragwürdiger Beliebtheit.
Julie Holland bietet keine Allheilmittel – aber sie räumt mit so mancher schwachsinnigen Theorie auf, die sich dahergelaufene Möchtegern-Gesundheitsspezialisten zunutze machen und jedem, der es sich leisten kann, irgendwelche Halbwahrheiten verkaufen. Noch schlimmer kommt es, wenn auch Ärzte nicht mehr fachgerecht beurteilen ob eine Medikation oder doch einfach etwas mehr Wissen und Verständnis für den eigenen Körper angebracht wären. Oder umgekehrt, wenn ernstzunehmende Warnsignale nicht erkannt werden und gewinnbringende Heilmittel anstatt ehrlicher Medikamente verschrieben werden. Besonders anfällig (oder aus anderer Sicht – besonders lukrativ) für all diese schmerzhaft teuren Therapien sind Frauen. Jeder gute Geschäftsmann weiß, überzeuge die Frau und du bekommst das Geld.
Menschen haben Launen – und das nicht ohne Grund! Wer seinen Körper versteht und seiner Gesundheit einen Platz im Alltag einräumt, wird plötzlich herausfinden woran es wirklich mangelt – oder eben nicht mangelt. Bereits am Beginn des Buches schreibt Holland:
„… Wir
träumen davon, perfekt zu sein; wir tun so, als würde uns das
mühelos gelingen, aber wir waren nie für so ein statisches
Leben bestimmt. Von Natur aus sind wir dynamisch, zyklisch
und launisch. Ja, wir sind launisch, und das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. …“
Im Laufe der verschiedenen Kapitel wird klar, was damit gemeint ist und wieviel uns unser Körper erklären und helfen kann, wenn wir nur zuhören und auf ihn eingehen. Ein besseres Gefühl für unsere Gesundheit und unseren Körper kann uns in allen Lebenslagen helfen. Egal ob im Beruf, beim Sport oder in zwischenmenschlichen Beziehungen – die richtige Balance für uns zu finden, kann viele Probleme entwaffnen oder sie gar nicht erst zu Problemen werden lassen.