Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Wem erzähle ich das?

Ali Smith

(4)
(4)
(0)
(0)
(0)
€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Ali Smith und die Liebe zur Literatur

Von: Rabenfuss sucht Tintenfass

15.06.2019

Es ist ein Buch über die Liebe. Über den Verlust, das Abschiednehmen, Trauern. Loslassen. Diesen endlos langen Prozess der Neuorientierung. Und es ist ein Buch über die Poesie, die Literatur, die Kunst. Es ist ein Buch von Ali Smith und nennt sich: „Wem erzähle ich das?“ Ich gebe zu, ich habe sie ein bisschen vor mir hergeschoben, diese Buchbesprechung… Warum? Weil ich fast sprachlos war. Irritiert. Hin & hergerissen. Wie schon zuvor bei der schottischen Schriftstellerin Ali Smith. Es ist ein sprachliches Wunderwerk, dieses Buch, keine Frage. Und es rüttelt, nein, nicht auf, sondern durcheinander. Da werden verschiedene Ebenen mit- und ineinander verschachtelt, verwoben, dass es einem fast schwindlig wird. Einderseits eben die Liebes-, Trauer-, Loslassgeschichte, die da in Ich-Form erzählt wird. Keine banale Geschichte. Nein, denn die Geliebte – Ehefrau und langjährige Lebensgefährtin – ist tot. Seit einem Jahr schon. 1 Jahr und 1 Tag. Dann steht sie plötzlich wieder vor der Tür. Ein seltsames Zwischenwesen, voller Staub und Sand. „Das Husten war so typisch, das konntest nur du sein.“ Die tote Geliebte kommt immer wieder und benimmt sich, nun ja, etwas sonderbar. Sie spricht in manchmal fremder Sprache, klaut wie ein Rabe, lässt Dinge fallen und kümmert sich wenig um Konventionen.Sie ist bereits etwas vermodert und klapprig und vor allem: sehr eigenwillig… Verwoben sind diese sonderbaren Begegnungen mit Erinnerungen der Ich-Erzählerin, Erlebnissen, Gesprächen, Gedanken von früher. Und dem Alltag von heute – Arbeit, Kurzurlaub, Therapiesitzung, einsame Abende daheim. Um dann, schleichend in Poetik-Vorlesungen hineinzugleiten. Literatur in all ihren Formen wird eingeflochten in die Erzählungen, verschwimmen mit dem Allgegenwärtigen. Von Shakespeare zu Katherine Mansfield, Oliver Twist und Jane Austen, über W.C. Williams, Sylvia Plath, Dylan Thomas und Colette bis zu Ovid und Ezra Pound reicht die Palette. Gedichte und Textauszüge werden besprochen, zueinander in Beziehung gestellt. Die tote Geliebte war immerhin Kunst- und Literaturwissenschaftlerin, ihre Unterlagen liegen noch im Haus verstreut – und werden so zur Reise in verblichene Vergangenheiten und öffnen zugleich das Tor in eine neue Gegenwart, eine neue Zukunft. Filme, Fotographie, darstellende Kunst in all ihren Spielarten finden ebenso Eingang in das Buch – eine ungewöhnliche Mischung von Roman, Erzählung, Autobiographie (?) und detaillierten Abhandlungen über Kunst und Literatur. Als Laie wird mir letzteres manchmal fast zu viel. Zu genau, zu spezifisch. Große Namen und Werke rattern in unüberschaubarer Zahl durch meinen Kopf – ohne fundiertes Literaturgrundlagenwissen wird es manchmal etwas mühsam. Und doch immer wieder faszinierend. Wie Metaphern, Vergleiche, Bilder einander umgarnen, ins Fantastische, Surreale abgleiten, sich im realen Alltag wiederfinden. Der Besuch bei einer Psychologin, das Durchackern des Oliver Twist, das Neu-Sich-Formieren, sich finden. Es ist ein außergewöhnliches Buch, verspielt und doch geistreich, herausfordernd – man braucht Geduld und viel Liebe zu Kunst und Literatur – dann jedoch wird man reichlich belohnt! Ali Smith: „Wem erzähle ich das?“ Luchterhand Literaturverlag, München 2017, gebunden. ISBN: 978-3-630-87436-4

Lesen Sie weiter

Ein Buch der Trauer und Melancholie. Beim Aufräumen und Sortieren der Hinterlassenschaft der Geliebten reüssiert die Ich-Erzählerin über gemeinsam Gelesenes und Erlebtes. Dadurch reinigst sie auch ihre Seele und lässt den Schmerz zu. So begegnet der Leser Künstlern und Begebenheiten der Kunst- und Literaturgeschichte als säße er als dritter mit im Zimmer und lausche dem intimen Dialog zweier Frauen. Dieser Umstand wirkt etwas bemüht, die wiederkehrende Anrede mit „Du“, die der toten Geliebten gilt, lässt den Leser als Voyeur dabeisitzen. Manchmal lockert sich der Erzählton, sobald Ali Smith tiefer in die Literatur eintaucht und sich mit Romanfiguren, Autoren und ganz persönlichen Erlebnissen beschäftigt, vergisst man die Rahmenhandlung. So breitet sie ihr Wissen nach und nach aus, gibt Einblick in die Psychologie, in die Auseinandersetzung mit Sprache und Sprachformen. Auch wenn es für die Autorin vermutlich der beste Weg war, dieses Buch zu schreiben, berührt diese gewählte Form nicht wirklich und verwässert leider die vielen klugen Gedankengänge.

Lesen Sie weiter

In diesem kurzen Roman - nenne ich es besser eine Novelle? - zeigt uns Ali Smith eine junge Frau, die trauert. Ein Jahr und einen Tag nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin fängt sie an, deren letzte Notizen zu lesen: die Manuskripte für Vorlesungen, welche die verstorbene Dozentin nicht mehr gehalten hat. Gleichzeitig fängt sie an, Oliver Twist zu lesen. Und sie bekommt Besuch von der verstorbenen Geliebten. Obwohl wir die Hauptfigur durch ihre Trauer begleiten, ist Wem erzähle ich das kein trauriges Buch. Eher ist es versonnen. Die nie gehaltenen Vorlesungen sind in voller Länge abgedruckt. Es geht um Literatur; ein Zitat nach dem anderen hat mich irgendwann dazu gebracht, diese ausgedehnten Kapitel zu überblättern und nur noch zu lesen, was im Leben der Hauptfigur passiert. Vielleicht lese ich dieses Buch irgendwann noch einmal in anderer Stimmung, und lasse mich mitnehmen auf einen melancholischen Rundgang durch die Weltliteratur.

Lesen Sie weiter

andauernd empfohlen wird, zum anderen, weil sie 2015 den Bailey’s Women’s Price for Fiction gewonnen hat. Und dann fange ich hier gleich mit einem Sachbuch an, naja, eher etwas Halbfiktionales. Ali Smith erklärt hier die Regeln des Geschichten-Erzählens. Das Buch basiert auf verschiedenen Vorlesungen von ihr. Aber natürlich macht sie das nicht schematisch – sondern sie erzählt eine Geschichte: Es geht hier um eine Frau, deren Partnerin gestorben ist. Um ihre Trauer zu verarbeiten, liest und überarbeitet sie ihre alten Vorlesungen über Literatur und Kunst, interpretiert sie, kommentiert sie, fügt Erinnerungen ein. Das hier ist definitiv kein einfaches Buch, aber es ist sehr inspirierend und hat mich an Entdeckungen in der Unizeit erinnert. Ich habe Sachen über Bäume gelernt, schöne Gedichte gelesen und mir Bilder angeschaut. Jetzt muss ich definitiv mehr von Ali Smith lesen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.