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Rezensionen zu
Das Zimmer

Jonas Karlsson

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Der Icherzähler Björn beginnt in einer neuen Abteilung, um – laut Erzähler – neuen Schwung mitzubringen. Die neue Arbeit ist auch unorganisiert, die Kollegen faul und der Chef inkompetent. Ein Glück, dass Björn so ein Fleißling ist, der keine Kaffepausen einlegt und sogar seinen Toilettengang optimiert hat. Eines Tages entdeckt Björn plötzlich ein Zimmer zwischen den Fahrstühlen. Es ist klein, sauber und scheint nur für ihn gemacht, niemand sonst scheint es zu interessieren. Immer öfter schleicht er sich hinein und schöpft in den ungestörten Minuten Kraft. Alles scheint perfekt, bis Björn die Veränderung in seinen Kollegen bemerkt. Etwas stimmt nicht. Dem Schweden Jonas Karlsson ist mit Das Zimmer ein grandioser Roman geglückt. Die Spannung baut sich erst langsam auf. Der Icherzähler ist wenig sympatisch, er scheint ein Pedant und Besserwisser zu sein, niemand mit dem sich identifiziert werden will. Das Office ist langweilig, die Arbeit dröge, gleichfalls der Alltag des Icherzählers. Jenes erzählt Björn in klarer, ungeschmückter Sprache, gespickt mit abfälligen Anmerkungen über die Kollegen. Doch dann stolpert der Leser immer häufiger über Ungereimtheiten und es wird deutlich, dass Björns Darstellung der Ereignisse mit der Sicht seiner Kollegen keineswegs übereinstimmt. Vielmehr scheint er die Wirklichkeit der narrativen Fiktion nur subjektiv und unreflektiert wiederzugeben. Je weiter die Geschichte voran schreitet, desto verwirrender wird sie – vor allem für den Leser. Bis zum spektakulären Ende ist unklar, was wahr oder erdacht ist, wer falsch oder richtig liegt. Karlsson ist ein wunderbar absurder und zugleich beklemmender Roman gelungen, der einfach in einem Atemzug gelesen werden muss.

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Der Schwede Jonas Karlsson, Jahrgang 1971, zählt in seinem Geburtsland zu den bekanntesten und angesehensten Schauspielern, und gewann bereits zweimal den schwedischen Filmpreis. In seinem schriftstellerischen Dasein hat er bereits Kurzgeschichtensammlungen, Romane und ein Theaterstück veröffentlicht, doch erst sein Roman „Das Zimmer“ brachte ihm auch internationale Bekanntheit ein. Büroalltag – Arbeitswahn, Kaffeeklatsch, Zeitpläne In der modernen Arbeitswelt entwickelt sich das typische Bild eines Büroangestellten schnell zu dem der entseelten Arbeitsdrohne, ein wandelnder Terminkalender, der roboterartig seine Tätigkeit verrichtet. Effizienz vor Individualität, und alles, alles für den Job. In der Behörde – die von Karlsson nie wirklich näher definiert wird – geht alles seinen gewohnten, ja, fast schon gemütlichen Gang. Kaffeepausen, mehr oder weniger organisiertes Chaos, der typische Tratsch zwischen Kollegen betten sich in das Rahmenkonstrukt aus standardisierten Arbeitsabläufen. Büroalltag. Der Chef hat das Sagen, gibt Anweisungen, die Angestellten erfüllen die an sie gestellten Aufträge. Eine eher eintönige Kulisse für einen Roman, doch die Konformität wird je unterbrochen, als mit Björn ein neuer Mitarbeiter in der Tür steht. Er ist die Effizienz in Person, spornt sich mit einem ausgefeilten Zeitplan, in dem sogar der Gang zur Toilette eingetaktet ist, zu Höchstleistungen an, und treibt seine neuen Kollegen mit seinem pedantischen Ordnungsfimmel in den Wahnsinn. Björn ist kein Rädchen im großen Getriebe der Bürowelt. Er hat Ziele, Aufstiegswünsche, möchte hinter die Kulissen schauen, um letztendlich selbst eines Tages im Chefsessel zu sitzen. Als der Beste von allen. (K)Ein Rädchen im Getriebe der Arbeitswelt Als Ich-Erzähler fungierend lässt Björn weder seine Kollegen noch seinen Chef im besten Licht erscheinen. Doch schon bald wird dem Leser klar, dass man sich auf die Sichtweise des einsamen Helden keineswegs verlassen kann. Als unzuverlässiger Erzähler zeichnet sich Björn auf möglichst positive Weise, doch zwischen den Zeilen ist schnell klar, warum der seine alte Firma verlassen musste. Genau hier setzt Karlsson an und schafft ein wahres, kleines Kunstwerk. Wahn und Wirklichkeit beginnen aufeinander zu treffen, als Björn ein Zimmer entdeckt – klein, ohne Fenster, jedoch ordentlich und strukturiert – welches keiner seiner Kollegen sehen kann. Dort, wo sich für Björn eine Tür befindet, sehen alle anderen nur eine Wand. Perfide Psychospielchen, um den unerwünschten Workaholic loszuwerden, oder ist Björn in all seinem – sogar nächtlichen – Arbeitseifer endgültig dem Wahnsinn verfallen? Perfektionismus und Wahn in der modernen Arbeitswelt: Ein Zimmer, wo keines ist Geschickt mit dieser Ungewissheit spielend überlässt Karlsson es dem Leser, sich ein eigenes Urteil zu bilden, schürt Zweifel und Verwirrung. Ist Björn als Außenseiter und Eindringling in das bisher ganz wunderbar funktionierende Hamsterrad Büro so sehr bei seinen Kollegen verhasst? Wem soll man am Ende glauben? „Das Zimmer“ erweist sich als kunstvoll strukturierter Roman, der trotz seines eher einfach gehaltenen, aber fast schon philosophischen Schreibstils einen wahren Sog auf den Leser ausübt, ähnlich wie das mysteriöse Zimmer auf Björn. Hineingezogen in ein groteskes und fesselndes Konstrukt, in dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen, entfaltet sich ein dramaturgisches Meisterwerk inmitten der alltäglichen Arbeitswelt. Alltagsflucht? Psychoterror? Wahnvorstellungen? Mobbing? Das sollte der Leser für sich entscheiden.

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Kaum hat sich ein Staat von der Industrienation zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt, mutiert der Büroangestellte zum neuen Fließbandarbeiter. Ein Beruf, der mindestens ebenso viele Klischees und Vorurteile mit sich bringt, die nicht samt und sonders zu Unrecht existieren. Bürocomedy-Formate wie "Stromberg" haben sich diesem Phänomen schon aus der humoristischen Perspektive genähert, aber auch der seriöse Buchmarkt zieht mit. Jonas Karlsson nimmt hier besonders die Absurdität des Büroalltags ins Visier. Björn kann sich eigentlich kaum beklagen. Er hat eine Festanstellung bei einer Behörde, ein anständiges Gehalt und ist gut in dem, was er tut. Eines Tages entdeckt er unweit seines Großraumbüros ein kleines Zimmer, das nicht sonderlich spektakulär, aber irgendwie doch anders als alles andere ist. Dort kann er auftanken und Kraft schöpfen. Doch seinen Kollegen ist Björns Verhalten unheimlich. Obendrein tun sie so, als ob das Zimmer gar nicht existiert. Die Prämisse dieses Romans erinnert stark an Lars Berges "Der Büro-Ninja", in dem ebenfalls ein Angestellter eines großen Unternehmens mit der Beliebigkeit des Alltags im Großraumbüro nicht mehr zurechtkommt. Jonas Karlssons Antiheld Björn steigert sich allerdings erst so richtig in seine Arbeit hinein, nachdem er das geheime Zimmer entdeckt hat. Was dieses von der Kritik einhellig gefeierte Buch aber am Ende eigentlich aussagen will, muss sich der Leser selbst zusammenreimen. Die Handlung verläuft ohne allzu große Höhepunkte, die zentrale Frage, ob das Zimmer denn nun wirklich existiert oder nicht, verliert schließlich an Bedeutung. Die Krisengespräche mit dem Chef, das Intrigieren der Mitarbeiter, die sofort misstrauisch werden wenn jemand Spaß bei der Arbeit hat, indirekte Belobigungen vom Direktor und gezwungen lustige Weihnachtsfeiern mag manch einer aus dem eigenen Büroalltag kennen, sie wurden aber auch schon kurzweiliger in Szene gesetzt. Immerhin entlarvt Karlsson die postmoderne Bürowelt als vermutlich absurdeste Erfindung aller Zeiten. Eine Umgebung, in der eigentlich niemand arbeiten will, was aber zugleich niemanden davon abhält, es doch zu tun. Früher oder später wahnsinnig zu werden, die Wirklichkeit auszublenden und sich in mehr oder weniger imaginäre Zimmer zurückzuziehen scheint also nur die logische Konsequenz aus der unemotionalen Gleichschaltung der Arbeitsplätze zu sein. Das alle vermittelt der Autor mit sparsamer Sprache in kurzen Kapiteln, die bis zum Ende des kaum zweihundert Seiten langen Romans leicht zu lesen sind. Interpretationsfreudigen Literaturkritikern dürften sich noch tiefere philosophische Schichten in der Handlung offenbaren, als die beworbene scharfsinnige Parodie oder gar Satire taugt "Das Zimmer" allerdings nur bedingt. Originaltitel: "Rummet" ("Der Raum"/"Das Zimmer") Seitenzahl: 176 Format: 13,5 x 20,5 cm, gebunden Verlag: Luchterhand

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Björn ist die Hauptfigur im Roman Das Zimmer des schwedischen Autors Jonas Karlsson und ein Mensch, der von seinem Arbeitsverhalten restlos überzeugt ist. Er sieht sich als cleveren Mitarbeiter, zu dem die Kollegen aufschauen sollten. Tun sie es nicht, liegt das nur an ihnen. So war es auch mit seinem letzten Job gewesen: Björn hatte sich ständig unterfordert gefühlt und sich nicht immer mit den Kollegen gut verstanden. Eines Tages hatte ihm sein ehemaliger Chef nahegelegt, an seiner Karriere zu arbeiten und etwas aus sich zu machen. Das leuchtete Björn ein. Er wechselte ohne Komplikationen zu einer neuen und sehr großen Behörde in Stockholm. Wäre man böswillig, könnte man Björn als einen "Wanderpokal" bezeichnen. Kollegialität? Was soll das sein? Wer braucht das? Björn stellt an seinem neuen Arbeitsplatz fest, dass er im Vergleich zu seinem alten mit einigen Verschlechterungen leben muss. Das trübt jedoch nicht seinen Optimismus. Wie gewohnt teilt er sich seine Arbeitszeit in ein festes Schema ein, das er strikt einhält: Nach 55 Minuten konzentrierter Arbeit folgen fünf Minuten Pause, in denen auch der Toilettengang erledigt werden muss. Er arbeitet sich intensiv in seine neuen Aufgaben ein und nutzt dafür sogar das Wochenende. Björn möchte sich möglichst schnell einen Vorsprung verschaffen, der ihn aus der Masse der Kollegen positiv heraushebt. Sein Ziel ist es, irgendwann zur Führungsebene dieser Behörde zu gehören. Björn beginnt sofort, sein neues Umfeld zu analysieren und bei jedem Menschen dessen Stärken und Schwächen herauszufinden. Echte Sympathien kann er für keinen der 22 Kollegen aufbringen, die mit ihm in der Abteilung zusammenarbeiten. Selbstverständlich fragt er auf der Suche nach Kopierpapier auch niemanden danach, wo es normalerweise aufbewahrt wird, sondern streift selbst auf der Etage herum. Dabei öffnet er zufällig die Tür zu einem kleinen Zimmer, das wie ein Büro eingerichtet ist und sich neben der Altpapiertonne und dem Fahrstuhl und hinter den Toiletten befindet. Der Raum ist akkurat aufgeräumt und staubfrei, alles ist genau an seinem Platz. Björn hat das deutliche Gefühl, dass dieses Büro auf jemanden wartet. Auf ihn. Björn ist ohne Frage ein Kollege, wie ihn sich niemand selbst freiwillig aussuchen würde. Er ist über alle Maßen von seiner Großartigkeit überzeugt und der Meinung, dass ihm niemand ernsthaft das Wasser reichen kann. Es bleibt ihm unbegreiflich, dass es anderen Menschen so schwer fällt, sein Genie zu erkennen. Eine Weihnachtsfeier, die die Kollegen als willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag betrachten, ist für ihn nur albernes Getue, das unnötig Zeit kostet. Ob sein Verhalten krankhaft oder er einfach nur eine Nervensäge ist, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Im Klappentext wird davon gesprochen, dass sich der Autor „mit der Konformität in der modernen Arbeitswelt“ beschäftigt. Das, was Jonas Karlsson in Das Zimmer beschreibt, hat allerdings weniger mit Anpassung und Gleichheit, als vielmehr damit zu tun, dass die Hauptperson Björn eine ausgewachsene Klatsche hat. Das Buch hat mich leider nicht überzeugt und ich habe mich gefragt, wo ich während meiner eigenen Jahre in verschiedenen Behörden war, dass ich nichts von dem, was Karlsson hier beschrieben hat, wiedererkannt habe.

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Jonas Karlsson erzählt die Geschichte von Björn. Björn, ein Büroangestellter, der von seinem ehemaligen Chef in eine Behörde versetzt wird. Um Karriere zu machen, heißt es. Björn ist schließlich ein motivierter und fleißiger Mitarbeiter. Tatsächlich ist Björn ziemlich fleißig, er taktet seine Arbeitszeit durch, gönnt sich nur etwa jede Stunde eine sehr kurze Pause, in der er einmal durchatmet, macht deutlich mehr als von ihm verlangt wird und bleibt deutlich länger im Büro als von ihm erwartet wird. Er will die Behörde schließlich eines Tages leiten. Dann entdeckt Björn eine Tür zwischen Aufzug und Toiletten. Hinter der Tür verbirgt sich ein Zimmer. Genauer: ein Büro. Ein Büro mit Schreibtisch, Regalen und Computer. Björn erlaubt sich, das Zimmer gelegentlich zu betreten, um sich dort von der Arbeit im Großraumbüro zu erholen. Er kann dort viel effektiver arbeiten als an seinem Schreibtisch, an den gleich der nächste Schreibtisch grenzt. Und ohne seinen Kollegen Hakan, der seine Papiere auch auf Björns Schreibtischseite verteilt. Björn, der wegen seiner Verbissenheit von seinen Kollegen geschnitten wird, muss schließlich erschüttert feststellen, dass die Kollegen das Zimmer nicht sehen. Für sie existiert es nicht, niemand möchte zugeben, dass es dort ein weiteres, nicht genutztes Büro gibt. „Systematisches Mobbing“ nennt Björn das. „Wahnvorstellungen“, sagen die Kollegen. Jonas Karlsson erzählt diese Geschichte sprachlich so brillant und aus der Sicht eines Angestellten, dem man alles und doch gar nichts glauben will. Ständig muss man sich fragen, ob Björn nicht doch etwas verheimlicht, obwohl er versichert gemobbt zu werden. Nichts und Alles scheint wahr zu sein in dieser Geschichte, die den Leser vor eine Herausforderung stellt. Wem soll man glauben und weshalb? Was spricht für und was gegen Björn? „Das Zimmer“ ist ein schmales Büchlein, das seinen Sog erst wirklich entwickelt, wenn man es zugeschlagen hat. Dann nämlich, lässt es einen nicht mehr los, denkt man noch Tage darüber nach, wer recht behalten mag. Ein grandioses Buch, für mich sicher eines der besten in diesem Jahr! Das Zimmer ist bei Luchterhand erschienen. ISBN: 978-3-630-87460-9 176 Seiten, 17.99 €.

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Joans Karlsson, Jahrgang 1971, ist nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler. „Das Zimmer“ erschien 2016 auf Deutsch und wurde von Paul Berg aus dem Schwedischen übersetzt. Björn, der Ich-Erzähler des Romans, arbeitet seit Kurzem in „der Behörde“. Wofür diese Behörde nun genau zuständig ist, erfährt man nicht. In seinem vorherigen Job wurde ihm nahegelegt, zu gehen und nun hat er einen Arbeitsplatz in einem Großraumbüro, in dem er Akten bearbeitet. Er ist sehr ehrgeizig und sieht seine Chance, in der Behörde aufzusteigen, hält er sich doch für intelligenter und arbeitsamer als seine Kollegen. Jedoch unterscheidet sich Björn auch in anderer Hinsicht von ihnen: Er ist sozial inkompetent und wenn ihn etwas an seinen Kollegen stört, dann sagt er es ihnen frei heraus, er nimmt keine Rücksicht auf die Empfindlichkeiten seines Umfelds. Auch legt er keinen Wert auf nähere Bekanntschaften mit seinen Kollegen und macht das durch seine kurzsilbigen Antworten deutlich. Er fühlt sich von dem Verhalten seiner Umgebung abgelenkt, es bringt ihn in seinem Arbeitsrhythmus mit fest gelegten Pausen durcheinander. Eines Tages entdeckt er aber auf dem Weg zur Toilette eine Tür, hinter der sich ein kleines Büro befindet. Sobald er dieses Zimmer betritt, fühlt er sich ruhig und kann sich danach wieder ungestört seinen Aufgaben widmen. Allerdings behaupten seine Kollegen, dass dieser Raum nicht existiert und Björn vermutet, dass sie das sagen, um ihn zu mobben. Er besucht weiterhin das Zimmer und macht sich damit noch mehr zum Außenseiter des Büros, es wird ihm sogar von seinem direkten Vorgesetzten verboten, das Zimmer nochmals zu betreten. Also besucht er es heimlich, wenn alle gegangen sind und arbeitet darin unglaublich produktiv. „In ihm herrschte die gleiche Art von Entspannung und begrenzter Freiheit. Jede Linie schien perfekt mit der nächsten verzahnt zu sein. Alles Turbulente, Unruhige verschwand. Die Präzision kehrte zurück.“ Doch was macht dieses Zimmer zu so etwas Besonderem? Existiert es überhaupt? Dieses Buch hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen, es ist leicht und flüssig zu lesen, vielleicht auch dank der sehr kurzen Kapitel. Es ist zu einem gewissen Grad kafkaesk, Karlsson erreicht zwar bei weitem nicht die sprachliche Virtuosität Kafkas, doch der Leser befindet sich in einer undurchschaubaren Situationen, da erst am Ende geklärt wird, ob sich das Zimmer nur in Björns Kopf befindet oder er aufgrund seines ungewöhnlichen Verhaltens das Opfer einer großangelegte Mobbingaktion seiner Kollegen ist, auch das Unwissen, für welche Dinge diese ominöse Behörde zuständig ist und warum ihr eine mögliche Schließung droht, trägt dazu bei. Björn ist nicht durchschnittlich, meiner Meinung nach könnte es sein, dass er das Asperger Syndrom hat, denn das würde sein Benehmen gegenüber den Kollegen erklären. Da diese sich darüber keine Gedanken machen, sondern ihn wahrscheinlich als Sonderling abstempeln und meiden und ab einem gewissen Zeitpunkt auch einfach nur „loswerden“ wollen, zeigt, dass die (Arbeits-) Gesellschaft doch weniger Platz für anders denkende Menschen hat, als man gemeinhin annimmt. Björn erfährt erst Anerkennung und auch eine gewisse soziale Akzeptanz, als er (dank der heimlichen Arbeit in dem Zimmer) Erfolg hat, wobei ihm da auch klar wird, was den Unterschied zwischen ihm und den anderen Büromitarbeitern ausmacht. „Ich war ihnen immer etwas voraus. Ungefähr zwei Wochen. Sie benötigten diverse Gelegenheiten, um wahrzunehmen, was ich bereits beim ersten Versuch sah. War es mit dem Zimmer vielleicht das Gleiche?“ Um meine Kritikpunkte an dem Buch zu schildern, müsste ich auf das Ende näher eingehen, was ich aber hier nicht tun möchte. Abschließend bleibt zu sagen, dass „Das Zimmer“ ein Roman mit guten Ideen (z.B. dass beruflicher Erfolg auch gesellschaftlichen Erfolg bedeutet, der unabhängig ist von den positiven und negativen Eigenschaften der erfolgreichen Person) und einer gut zu lesenden Umsetzung ist, ich allerdings einen anderen Ausgang interessanter gefunden hätte.

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Nicht selten werden Mitarbeiter aufgefordert, „out of the box“ zu denken, d.h. ausgetretene Pfade zu verlassen, um kreativ und innovativ zu sein. Wäre es nicht ideal, wenn man dafür noch den richtigen Rückzugsort hätte? Genau das passiert Björn in diesem Roman von Jonas Karlsson. Er hat eine neue Stelle in einer Behörde angetreten und will so schnell wie möglich aufsteigen und zeigen, was er auf dem Kasten hat. Seltsamerweise gelingt ihm das besonders gut in einem kleinen Bürozimmer, das er ganz zufällig zwischen der Toilette und dem Aufzug entdeckt. Immer häufiger sucht er diesen Ort auf, zunächst nur um seine Ruhe vor den Kollegen im Großraumbüro zu haben, die nicht nur seine höchst effiziente Arbeitsweise beeinträchtigen, sondern ihn auch zunehmend nerven. Symbol für alles, was ihn dort abstößt ist, ist das hässliche Cordjacket des Kollegen Hakan, der ihm direkt gegenüber sitzt. Mit der Zeit richtet er sich in dem kleinen Zimmer seinen zweiten Arbeitsplatz ein und stellt fest, dass ihm dort selbst die schwierigsten Aufgaben leicht von der Hand gehen. Was er allerdings nicht versteht: warum alle, sogar sein Chef, behaupten, das Zimmer existiere nicht. Dieser Roman ist wie ein brillantes Kammerspiel und bietet viel Spielraum für Interpretationen. Mir kam es so vor, als ob das Zimmer für etwas steht, was motivierten Mitarbeitern in der Arbeitswelt oft versagt bleibt: eine Spielwiese, auf der sie kurzzeitig ihre Arbeitsroutine verlassen, unsinnige Regeln außer Acht lassen und experimentieren und Ideen entwickeln können. Oder viel einfacher gedacht: ein Raum, wo sie ungehindert ihre Arbeit verrichten können. Andererseits ist Björn ganz und gar kein Sympathieträger und macht sich mit seiner überheblichen Art schnell unbeliebt. Wollte der Autor nur aufzeigen, wie schnell man durch sinnlose Bürokratie, Mobbing und Machtspielchen Wahnvorstellungen unterliegen kann? Lest am besten selbst!

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„Ich öffnete die Tür und schloss sie wieder, das war alles“. So beginnt dieser sehr, sehr gut und mit viel psychologischer Raffinesse geschriebene Roman . Björn wird in ein neues Amtsbüro versetzt, er gibt sich selbstbewusst und kompetent – und erweckt den Argwohn der Kollegen. Karlsson schildert das wunderbar ironisch, und schnell wird klar: Hinter der weltmännischen Attitüde steckt ein unsicherer, sensibler, ja lebensfremder Mensch, der zunehmend unter Druck gerät. Da entdeckt er im Büro eine bisher übersehene Tür – und flüchtet sich in dieses Zimmer. Hier gewinnt er die alte Sicherheit zurück, kann sich erholen, aufatmen. Dieses Wechselspiel, hier das Büro, dort das Zimmer - Björns Nöte, Björns Erfolge - sind so dicht geschildert, dass man geradezu in das Buch, ja in das Zimmer hineingezogen wird. Doch kann man dem Ich-Erzähler wirklich trauen? Existiert das Zimmer wirklich? Jonas Karlsson gehört für mich zu den großen Entdeckungen des Jahres 2016. Und ich bin glücklich – ich habe ein Juwel gefunden.

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