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Rezensionen zu
Bis ans Ende der Geschichte

Jodi Picoult

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Das Buch ist keine leichte Lektüre, die man mal so nebenbei oder in den Ferien lesen konnte. Es ist ein komplexes Buch, in das man erst einmal hineinkommen muss. Schon zu Anfang merkt man, dass Sage Singer zurückgezogen lebt und in Selbstmitleid badet. Sie traut sich jeglichen Kontakt zu Menschen nicht zu und nur ihre Chefin und der neunzigjährige Josef dringen zu ihr vor. Beim weiteren Verlauf des Buches war ich sprachlos. Ich hatte nie viel Interesse an dem Holocaust oder generell dem zweiten Weltkrieg, da ich dieses Thema ewig lange in der Schule hatte und eigentlich nur verdrängen wollte. Aber der Aufgriff dieses Themas hat Frau Picoult so ergreifend und emotional beschrieben, dass ich an einigen Stellen einfach schockiert war. In dem Buch geht es vor allem um Schuld und Vergebung, was ich unglaublich umgesetzt fand! Während man anfangs, den aus der Selbsthilfegruppe kennengelernten, Josef als liebevollen Opa mit Hund in sein Herz schloss, steht man später immer mehr im Konflikt zu ihm, da er all seine Grausamen Taten als KZ-Aufseher aufdeckt. Sage ist schockiert, als sie erfährt, dass auch ihre Familie mit drinsteckt und ihre Großmutter eine Überlebende war. Josef vermutet, dass sein langes Leben darauf beruht, dass es Gottes Rache ist, ihn Reue verspüren zu lassen. Deshalb bittet er Sage, dass sie ihm aktiv beim Sterben hilft, damit die Enkel einer seine Insassinnen ihm seine Schuld abnimmt. Während des gesamten Romans steht man im ständigen Konflikt zwischen Liebe und Hass und Vergebung und Schuld. Sehr gerührt hat mich die Perspektive von Minka, Sages Großmutter. Ihre fiktive Geschichte, mit der sie das Erlebte verarbeitete, war total mitreißend, realistisch und erschreckend. Es ist unglaublich wie sehr sie mich in ihren Bann gezogen hat. Alles in Allem war ich (ein weiteres Mal) von Frau Picoults Schreibkünsten fasziniert und dieses Buch enthält definitiv die berührendste Geschichte von allen Literaturen, die ich bisher von ihr gelesen habe!

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Sage Singer ist eine junge, leidenschaftliche Bäckerin. Als sie den allseits beliebten pensionierten Lehrer Josef Weber kennenlernt, entwickelt sich trotz des großen Altersunterschieds eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Doch als Josef ihr eines Tages ein lange vergrabenes, schreckliches Geheimnis verrät, bittet er Sage um einen schwerwiegenden Gefallen. Wenn sie einwilligt, hat das allerdings nicht nur moralische, sondern auch gesetzliche Konsequenzen. Sage steht vor einem Dilemma. Denn wo verläuft die Grenze zwischen Hilfe und einem Vergehen, Strafe und Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade? Zunächst muss ich zugeben, dass es mir sehr schwer fällt, diese Rezension hier zu verfassen, ohne zu spoilern. Wie man sieht, lässt sich dem Klappentext noch nicht entnehmen, welches Geheimnis Josef Weber Sage verrät. Doch ebendieses Geheimnis ist eigentlich Gegenstand des gesamten Buchs – es geht um nichts anderes. Allerdings werde ich im Folgenden versuchen, dieses Geheimnis nicht zu nennen, sondern lediglich zu umschreiben. Der Einstieg in das Buch fiel mir etwas schwer, da die Handlung zunächst etwas zu stagnieren scheint. Sage Singer berichtet von ihrem Alltag und freundet sich langsam mit Josef Weber an, wobei mir beide Charaktere etwas suspekt waren. Im Nachhinein ist ihr Verhalten aber plausibel. Erst als Josef Weber sein Geheimnis offenbart, kommt die erzählte Geschichte richtig ins Rollen. Betrachtet werden im Laufe des Buchs zwei Zeitstränge: einer aus der Gegenwart und einer zur Zeit des Nationalsozialismus. Diese Zeitstränge werden dem Leser durch vier verschiedene Erzählperspektiven dargelegt: Sage Singers und Leo Steins – außer, dass er ein wichtiger Nebencharakter ist, lässt sich nichts sagen, ohne zu spoilern – in der Gegenwart und Josef Webers sowie Minkas – Sages Großmutter – in der Vergangenheit. Zusätzlich werden stückweise Passagen aus der Geschichte, an der Minka zur NS-Zeit geschrieben hat, eingeschoben, die zwar mit der Handlung an sich nichts zu tun haben, mir aber geholfen haben, das komplexe Thema rund um Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade besser fassen zu können. Insgesamt konnte ich mit jeder der wichtigen Figuren mehr oder weniger sympathisieren, selbst mit Josef Weber, mit dem man zweifellos nicht sympathisieren sollte. Aber genau dies zeigt, wie Herz und Verstand in einer solchen moralischen Debatte gegeneinander ankämpfen. Mit Abstand konnten mich aber die Erzählungen von Minka packen und zugleich auch schocken. Mit brutaler Ehrlichkeit wird hier dargestellt, wie es damals zur NS-Zeit zugegangen ist, so dass es mich zu Tränen gerührt und nachts nicht schlafen lassen hat. Alles in allem wird in „Bis ans Ende der Geschichte“ damit etwas so Wichtiges angesprochen, weshalb man allein deshalb nicht die Augen vor diesem Buch verschließen sollte. Die Frage nach Gerechtigkeit und Vergebung lässt mich persönlich immer noch nicht los, obwohl ich das Buch bereits beendet habe. Der Roman regt zum Nachdenken über Themen an, die viel öfter in Büchern zum Ausdruck kommen sollten. Neben diesem lehrreichen Aspekt wird aber natürlich die Geschichte an sich nicht außen vor gelassen. Es bleibt spannend mit einigen Plot-twists bis zum Ende. Bezüglich des Schreibstils von Jodi Picoult kann ich persönlich sagen, dass dieser dem aus „Kleine große Schritte“ von ihr sehr ähnelt. Wieder wendet die Autorin einen sehr ausdrucksstarken Wortschatz an, schafft es aber ebenso, große Emotionen mit wenig Worten im Leser hervorzurufen. Zusammengefasst merkt man bestimmt, dass ich absolut nichts Negatives anzumerken habe und definitiv begeistert von „Bis ans Ende der Geschichte“ bin. Es handelt sich hierbei um einen unglaublich tiefgründigen, berührenden, emotionalen und packenden Roman, den jeder in seinem Leben mal gelesen haben sollte.

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Zum Cover: Das Cover wurde sehr schlicht, aber sehr schön gestaltet. Die weiß-blaue Farbe und die beiden Vögeln wirken sehr friedlich und dementsprechend könnte man von einer schönen Geschichte ausgehen. Aber es ist ein wenig irreführend, denn die Geschichte, die einen erwartet, ist wirklich heftig. Zum Inhalt: Auf ersten Blick wirkt dieser Roman nicht als ein Meisterwerk, der den Leser am Ende sprachlos lässt. Sage hat schon viel in ihrem Leben mitmachen müssen und wird durch Josef Webers Geständnis auch mit der eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Sie wird in ein moralisches Dilemma katapultiert, welches ihre eigenen Probleme in den Hintergrund schiebt. Die Autorin setzt sich in diesem Roman nicht nur mit Sage und ihrer Familie auseinander, sondern auch mit dem schlimmsten Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges - dem Holocaust, dem Genozid. Zum Schreibstil: In diesem Roman gibt es zwei Zeitstränge und vier Perspektiven - Sage, ihre Großmutter Minka, Josef Weber und Leo Stein. Zudem gibt es noch die Kapitel, die aus dem selbst geschriebenen Märchen von Minka stammen. Am Ende der Geschichte fügt sich dann alles zusammen und bildet ein Gesamtwerk. Die Perspekitven sind durch verschiedene Schreibarten und Schreibstile gut übersichtlich. Auch die vorhanden Absätze, Dialoge und die kurzen Sätze ermöglichen einen guten Leseverlauf. Dieser Roman zeigt auch, dass sehr viel Recherche voraussetzt, denn die Passagen über den Holocaust sind derart detailliert und gleichzeitig glaubwürdig geschildert. Außerdem ist es Jodi Picoult gelungen eine gefühlsvolle und emotionale Geschichte zu schreiben. Mein Fazit: "Bis ans Ende der Geschichte" war mein erstes Buch von Jodi Picoult und ich muss sagen, dass dieser Roman meine Erwartungen absolut übertroffen hat. Jodi Picoult hat mit diesem Roman eine unglaublich bewegende und warmherzige Geschichte geschrieben, die einen als Leser beeindruckt und bewegt. Dieser Roman, der ganz still und leise in einer dörflichen Idylle beginnt, entwickelt sich zu einem grandios ausgearbeiteten Roman. Jodi Picoult verbindet auf wunderbare Weise einen spannenden und flüssigen Schreibstil mit tiefgehenden Themen, die einen beim Lesen sehr bewegen. Dementsprechend gebe ich diesem schönen, sensiblen und fesselnden Roman 5 von 5 Sternen.

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“Bis ans Ende der Geschichte” war mein erstes Buch von Jodi Picoult und ich muss sagen, dass diese Geschichte meine Erwartungen absolut übertroffen hat. Picoult ist eine wunderbare Autorin, die es nicht nur schafft den Leser mit ihrer Geschichte zu berühren, sondern auch zum Nachdenken anzuregen. Dieser Roman, der ganz still und leise in einer dörflichen Idylle beginnt, entwickelt sich zu einem grandios ausgearbeiteten Roman. Allerdings sagt der Klappentext nichts über die Tragweite dieses Buches aus und schon gar nicht, über das Gefühlschaos, welches dem Leser widerfährt. Sage Singer arbeitet als Bäckerin in der Bäckerei einer ehemaligen Nonne. Mit ihren 25 Jahren lebt sie sehr zurückgezogen und alleine. Bei einem tragischen Autounfall verlor Sage ihre Mutter und seitdem zeichnet eine Narbe ihr Gesicht. In einer Trauergruppe lernt sie den Neunzigjährigen Josef Weber kennen. Schon nach kurzer Zeit haben die beiden ein sehr enges Verhältnis zueinander und Josef fängt an, Sage seine Geschichte zu erzählen, die bewusst oder unbewusst mit Sages Familiengeschichte verbunden ist. Zu Beginn der Geschichte hatte ich es ein wenig schwer. Sage schien für mich nicht wirklich greifbar. Josef hingegen war mir schon zu Beginn der Geschichte äußerst sympathisch, bis er seine dunkle Vergangenheit offenbart. Am meisten bewegt hat mich jedoch die Lebensgeschichte von Minka. Wie in den meisten Romanen konnte mich die Vergangenheit mehr mitreißen. Der Roman regt zum Nachdenken an, und immer wenn man denkt, es kann nicht schlimmer werden, setzt die Autorin noch einen obendrauf. Es gibt in diesem Roman zwei Zeitstränge und vier Perspektiven (Sage, ihre Großmutter Minka, Josef Weber und Leo Stein). Zudem gibt es noch die Kapitel, die aus dem selbst geschriebenen Märchen von Minka bestehen. Dies hat mir besonders gut gefallen. Am Ende der Geschichte fügt sich dann alles zusammen und bildet ein Gesamtwerk. Fazit: Jodi Picoult hat einen Roman geschrieben, der sehr leise beginnt, sich im Laufe der Geschichte zu einem absoluten Meisterwerk aufbaut und den Leser zum Schluss fassungslos zurücklässt.

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Ich muss sagen, dass mich das Buch von Jodi Picoult zutiefst berührt und aufgewühlt hat. Ich fand das Buch eingehend und wichtig und finde, dass es vielleicht sogar als Schullektüre gelesen werden sollte. Aufgrund der Thematik muss ich in diesem Fall auch spoilern. Also, wer das nicht möchte, sollte vielleicht nicht weiterlesen. Der Roman, den ich nicht einmal richtig in ein Genre einordnen kann, beginnt mit der Protagonistin, Sage Singer. Sage könnte aus der Feder einer Alexandra Potter stammen. Man hat das Gefühl, dass sie in die Ecke Romantic Comedy gehört, was den Kontrast zu dem, was folgt, noch brutaler und einschlägiger macht. Aber alles der Reihe nach. Sage hatte vor drei Jahren einen Autounfall, bei dem ihr Gesicht (wie sie findet) durch eine Narbe entstellt und ihre an Krebs leidende Mutter schwer verletzt wurde und bald darauf verstarb. Sie gibt sich die Schuld für den Unfall, zieht sich infolgedessen völlig von der Welt zurück und arbeitet nun als Bäckerin, da sie dies nachts und allein tun kann. Im Laufe des Buches trifft sie einen 95 Jahre alten Deutschen, Josef Weber, der seit fünfzig Jahren unter falschem Namen in der amerikanischen Gemeinde lebt, in der auch Sage aufgewachsen ist. Dieser gewinnt ihr Vertrauen und ihre Freundschaft und bittet sie eines Tages um ihre Hilfe. Er vertraut ihr an, dass er als ehemaliger Nazi während des Zweiten Weltkriegs furchtbare Gräueltaten verübt hat. Er hat Sage ausfindig gemacht, da ihre Familie jüdisch ist, auch wenn sie selbst sich nicht zur Religion bekennt, und er sich von ihr, quasi stellvertretend, Vergebung und den Tod als Gnadenakt erhofft. Sage kann nicht mit dieser Information umgehen, fühlt sich persönlich angegriffen und wird von dieser Offenbarung und der Bitte um Sterbehilfe, bzw. Mord, erst einmal völlig aus der Bahn geworfen. Letztendlich entscheidet sie sich dafür, die Behörden einzuschalten, damit Josef Weber, wie sich der ehemalige KZ-Funktionär seither nennt, strafrechtlich verfolgt werden kann. Dies ruft Leo Stein auf den Plan, der in der US-amerikanischen Bundesbehörde für Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem Holocaust während des Zweiten Weltkriegs arbeitet. Gemeinsam versuchen Sage und Leo, Josef Weber alias Reiner Hartmann zu überführen. Dabei erzählt Josef aus seiner Vergangenheit, wobei der Leser seine Erzählungen in der Ich-Perspektive erlebt. Dies ist sowohl für Sage, als auch für den Leser schwer zu ertragen, denn Josefs Sichtweise auf seine Taten damals ist durch den Versuch, sein Ziel zu erreichen und Sage zu einem Mord zu überreden, getrübt. So weiß er, dass er ein Monster ist, aber das hindert ihn nicht daran, sich in gewisser Weise rechtfertigen zu wollen. Seine Erzählungen zeigen schonungslos, dass er ein Monster ist, aber immer soll man das Gefühl haben, dass er seine Taten bereut und er durch das Regime und die Strukturen in Nazideutschland in diese Rolle gedrängt wurde. Zu entscheiden, ob und inwiefern der Täter auch Opfer ist, bleibt dem Leser selbst überlassen. Allerdings scheint es Josef völlig egal zu sein, dass er Sage mit seiner Bitte in einen moralischen Konflikt bringt und Wunden aufreißt, von denen sie nicht einmal wusste, dass sie existieren. Er sieht Sage nur als Mittel zum Zweck, sie ist für ihn völlig austauschbar. Die Person hinter der Religion interessiert ihn nicht. Das ist in Sages Augen ein Beweis dafür, dass er auch seit dem Ende des Weltkrieges nicht dazugelernt hat, denn er definiert sie rein über ihre jüdischen Wurzeln. Allerdings hat Sage auch noch eine weitere, sehr persönliche Verbindung zu den Abscheulichkeiten des Holocausts, sowie zu Josef selbst, denn ihre eigene Großmutter, Minka, ist eine Überlebende. Da sie möglicherweise dazu in der Lage ist, Josef als Reiner Hartmann zu identifizieren, bringen Sage und Leo sie dazu, ihre Erlebnisse zu schildern, obwohl sie sich bisher immer geweigert hat, über ihr Martyrium zu sprechen. Und hier beginnt für den Leser wirklich eine tour de force, die keine Graustufen oder moralische Fragen zurücklässt, wie es bei Josefs Erzählungen der Fall war. Minkas Erzählungen zeigen den Holocaust in all seiner Abscheulichkeit und Grausamkeit. Wenn Minka über ihr Leben im Getto von Lodz, Polen, das Schicksal ihrer Familie, ihre Zeit in verschiedenen Konzentrationslagern und den anschließenden Todesmarsch spricht, erschüttert dies den Leser in seinen Grundfesten und am Ende bleiben nur Tränen. Dieses Buch ist in den Erzählungen Minkas so lebendig und anschaulich, dass man sich zu keiner Zeit emotional vorbereiten oder zurückziehen kann. Es wird mit jeder Seite schlimmer und Minka muss mit jedem Tag mehr Leid ertragen. Und als Leser weiß man genau, was kommen wird. Wir wissen, was es bedeutet, wenn Minka aus dem Getto zum Bahnhof gehen muss, um dort in den Zug zu steigen. Wir wissen, welch grausamen Scherz sich die Nazis erlauben, wenn sie Minka anweisen, einen Koffer mitzunehmen, als ginge es für sie in den Urlaub. Wir wissen, was es bedeutet, wenn sie nach Ankunft am „Endbahnhof“ (und ja, mir ist die schreckliche Ironie dieser Formulierung absolut bewusst) in Auschwitz ankommt und sie entweder nach links oder rechts gehen muss. Wir wissen zwar, dass sie überlebt, denn sonst könnte sie uns ihre Geschichte ja nicht erzählen, aber während ihrer Geschichte sitzt uns trotzdem ständig die Angst im Genick, dass sie eines Tages einfach kein Glück mehr haben wird. Wir sind uns trotz aller Logik, die uns sagt, dass Minka diese unfassbare Grausamkeit und Willkür überleben und ein glückliches Leben führen wird, nicht sicher, rechnen jeden Moment damit, dass es Minkas letzter sein könnte. Dass sie die Schreckensherrschaft der Nazis überlebt, ist reines Glück. Ich denke, diese ständige Angst und Ungewissheit, was auf der nächsten Seite passiert, was am nächsten Tag auf Minka zukommen wird, sind beabsichtigt, denn so muss sie sich gefühlt haben. Nie sicher, dass sie die nächsten Tage, die nächsten Stunden oder gar Minuten überleben wird. Diese Atmosphäre allein sorgt für mehr als Unbehagen beim Leser. Dazu kommt noch die brachiale, schonungslose Darstellung der Schicksale von Minkas Familie und Freunden, von denen keiner die Naziherrschaft überlebt. Hier blieb mir vor allem das Schicksal von Minkas Schwester und deren Sohn in Erinnerung und damit einhergehend das Schicksal der Kinder, die ihren Müttern, Vätern, Großmüttern, Großvätern, Tanten, Onkeln, Brüdern und Schwestern entrissen wurden, um im Getto Platz zu schaffen. Minkas Erzählung enthält so viele grausame, unvorstellbare Passagen, dass es mir sehr schwer fällt, dem Ganzen hier gerecht zu werden. Die Tatsache, dass Minkas Geschichte erfunden ist, ändert nichts daran, dass 6 Millionen Menschen ähnliche Schicksale wirklich widerfahren sind, und das macht es umso schrecklicher, diesen Teil des Buches zu lesen. Hinzu kommt, wie ich oben schon angedeutet habe, dass die Passagen von Sage, der Enkelin, von einer ganz andere Atmosphäre gezeichnet sind. Sie könnte aus dem Genre Chick Lit stammen, vor allem, wenn man ihre aufkeimende Liebesbeziehung zu Leo Stein und ihre Affäre mit einem verheirateten Mann betrachtet. Der Kontrast zwischen ihrem Leben und dem ihrer Großmutter ist brutal und schwer zu verdauen. Ich gehe davon aus, dass die Autorin dies absichtlich so gewählt hat, denn es zeigt, wie sich die Welt innerhalb einiger Jahrzehnte verändert hat. Und doch nicht verändert hat, wie Minka einmal selbst anmerkt. So sagt sie, dass die Verbrechen, die damals begangen wurden, in anderen Ländern auch heute noch geschehen. Und wieder kümmert es niemanden. Das ist meines Erachtens auch eine der Fragen, die das Buch aufwirft, ohne sie beantworten zu können. Was hilft es, sich zu erinnern, wenn die Geschichte sich doch wiederholen darf? Was bringt es, den Verbrechern von damals auf der Spur zu bleiben, wenn sie doch ohnehin schon so alt sind, dass sie der Gerichtsbarkeit womöglich nicht mehr zugeführt werden können? Fragen, auf die keiner im Buch eine Antwort hat. Eine andere Frage, mit der sich Sage konfrontiert sieht, ist die Frage, ob Josef es verdient hat, Vergebung zu erfahren. Sie fragt sich aber auch, was es für sie bedeuten würde, wenn sie seiner Bitte nachkommen würde und ihn umbringt. Wird sie damit zu dem gleichen Monster, das er gewesen ist? Ist er noch das gleiche Monster oder hat er sich geändert? Bleibt ein Mensch immer schlecht, weil er etwas Schlechtes getan hat oder können sich die Menschen ändern? Was sagt es über sie aus, wenn sie nicht glauben kann, dass ein Mensch sich ändert? Was sagt es andererseits über sie aus, wenn sie ihm die Bitte verweigert? Ist es falsch von ihr, einem alten Mann seinen Wunsch nach Vergebung zu verweigern? Können Täter auch gleichzeitig Opfer sein? Oder kann man alle Deutschen über einen Kamm scheren, und als Kriegsverbrecher sehen? Macht sie das nicht genauso bigott wie es die Nazis waren? Fragen, auf die Sage keine Antwort hat. Wie sie letztendlich mit diesem Dilemma umgeht, möchte ich nicht verraten. Ich weiß nur, dass ich nichts weiß und nur hoffen kann, dass ich niemals in irgendeine der im Buch geschilderten Situationen komme. Stattdessen tue ich das Einzige, das mir sinnvoll erscheint: Dankbar dafür sein, dass ich in einer sicheren Welt ohne Angst aufwachsen durfte und niemals mit Leid solcher Art in Berührung kam. Und darum beten, dass ich dieses Privileg und Glück niemals verlieren werde. Klare Kaufempfehlung!

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Sage Singer arbeitet als Bäckerin am liebsten nachts. Auch um sich zu verstecken, denn seit einem Autounfall trägt sie eine große Narbe im Gesicht. Zudem hat sie schon jung beide Eltern verloren, ein Schicksalsschlag mit dem sie nur schwer umgehen kann. In einer Trauergruppe lernt sie den über 90-Jährigen Josef Weber kennen und freundet sich mit dem freundlichen Mann an, der so viel Verständnis für sie zu haben scheint. Doch eines Tages erzählt er ihr von seinem dunkelsten Geheimnis, verbunden mit einer Bitte, die Sage unerfüllbar scheint. Sie muss sich damit auseinandersetzen, wie man Unaussprechliches vergeben soll und inwieweit der Mensch eigentlich ein Anrecht auf Gnade hat. Jodi Picoult hat mit „Bis ans Ende der Geschichte“ wieder eine unglaublich bewegende und warmherzige Geschichte geschrieben, die einen als Leser beeindruckt und bewegt. Sage hat schon viel in ihrem Leben mitmachen müssen und wird durch Josef Webers Geständnis auch mit der eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Sie wird in ein moralisches Dilemma katapultiert, das ihre eigenen Probleme in den Hintergrund schiebt und ihr trotz aller Schwierigkeiten neues Selbstbewusstsein gibt, was ich sehr faszinierend fand. Picoult beschreibt die ganze Geschichte äußerst glaubwürdig. Sie setzt sich in dem Buch nicht nur mit Sage und ihrer Familie auseinander, die jüdischen Glaubens ist, aber diesen Glauben fast nie praktiziert hat. Sie zeigt auch, dass dieses Buch sehr viel Recherche voraussetzt, denn die Passagen über den Holocaust sind derart detailliert und gleichzeitig glaubwürdig geschildert, das die Autorin vermutlich viel Zeit investieren musste, um diese so gestalten zu können. Jodi Picoult hat ein besonderes Talent für Bücher, die noch lange in einem nachhallen. Sie verbindet auf wunderbare Weise einen spannenden und flüssigen Schreibstil mit tiefgehenden Themen, die einen beim Lesen sehr bewegen. Für mich ist das ein absolutes Ausnahmetalent und so kann ich auch „Bis ans der Ende der Geschichte“ nur uneingeschränkt allen weiterempfehlen.

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Ich habe mich von dem Cover und dem Klappentext irreführen lassen und hatte eine „schöne“ und fröhliche Geschichte erwartet und auf keinen Fall eine Buch, dass sich mit dem Thema Holocaust beschäftigt. Das hätte ich gerne vorher gewusst. Ansonsten ist die Geschichte zwar sehr schwer verdaulich, aber wirklich großartig erzählt. Man erfährt das Ganze aus drei Perspektiven: Die Jetztzeit von Sage und die Vergangenheit von Leo sowie Sages Großmutter. Dabei kommen immer abwechselt Sage und Leo zu Wort. Das gefällt mir sehr gut. Und das Buch macht wirklich wieder einmal auf erschreckende Art und Weise deutlich, wie grausam der Holocaust war und zwingt den Leser sich damit auseinander zu setzten. Und ein so schweres Buch wollte ich eigentlich gerade gar nicht lesen, Wer aber darum weiß und sich bewusste dafür entscheidet, dem kann ich das Buch sehr empfehlen.

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"Was ergibt es für einen Sinn, Gefühle aufs Papier zu bringen, die viel zu komplex, zu gewaltig, zu überwältigend sind, um in ein Alphabet gepresst zu werden?" (s. S.429) Die Frage aus dem Buch kann auch ich nicht beantworten, aber ich weiß, dass Jodi Picoult es in diesem Buch geschafft hat, komplexe, gewaltige und überwältigende Emotionen und Gedanken in ein Alphabet zu pressen. Ihr Schreibstil war wunderschön und ich habe gefühlt jeden zweiten Satz angestrichen, während Tränen über mein Gesicht liefen. Die Lebensgeschichte von Josef und auch von Minka haben mir beide das Herz gebrochen, weil sie so fesselnd und ehrlich geschrieben waren. Minka ist eine Jüdin, die zu Zeiten des Nationalsozialismus in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Oft saß ich nach einem Kapitel einfach da und musste weinen oder habe einfach in die Leere gestarrt, weil ich diese Zeit schrecklich finde und kein Wort finden könnte, dass den Schmerz von Minka und auch allen anderen Juden beschreiben könnte. Minka schrieb als junges Mädchen eine Geschichte mit der Protagonistin Ania. Allein diese Idee finde ich schon hervorragend, denn der Leser kann ebenfalls die ganze Geschichte von Ania lesen. Diese ist genauso fesselnd und spannend, wie die eigentliche Geschichte rund um Sage Singer. An sich ist die Atmosphäre im Buch, neben den Kapiteln zur NS-Zeit, sehr ruhig. Es gibt nicht viel Spannung, weshalb mir bei einem 576-Seiten manchmal etwas die Lust am Lesen fehlte bzw. hat es mich nicht immer komplett umgehauen und es war ein wenig langweilig. Doch dafür das es eine "ruhige" Geschichte ist, wird es vor allem zum Ende hin sehr, sehr spannend. Ich habe das letzte Kapitel zweimal gelesen, weil ich nicht fassen konnte, wie das ganze geendet hat, doch um das zu erfahren, müsst ihr das Buch selber lesen!

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