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Rezensionen zu
Erkenne dich selbst

Richard David Precht

Geschichte der Philosophie (2)

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Alleine schon der Ansatz, nicht direkt mit Inhalten, Inhalten und noch einmal Inhalten „in medias res“ einzusteigen, sondern den Leser gerade auch emotional (durch eine ausführliche, treffende und prägnante Bildbeschreibung) im Wortsinne “farbenfroh“ in die „Stimmung“ der Renaissance hineinzunehmen, zeigt bereits zu Beginn des neuen Werkes von Precht dessen großes Talent zum „erzählen“. Einerseits durchgehend auf der Höhe seiner Themen, biographisch und in den Grundaussagen die großen Geister der Philosophie von der Renaissance bis zum deutschen Idealismus immer sehr sorgfältig beschreibend und dem Leser die „Verästelungen“ manches Denkens und mancher Denker überaus verständlich nahbringend, das ist das eine, dass dieses Werk mehr und mehr zu einem Standard der Philosophiegeschichte werden lässt. In dem alles, was Rang und Namen hat (und durchaus weit darüber hinaus bis hin zu eher ungekannten philosophischen Systemen und deren „Er-Denker“ (wie z.B. North Whitehead) seinen Platz findet. Mehr aber auch, eine Haltung dem Objekt gegenüber, dass sich schon im Inhaltsverzeichnis dokumentiert (in dem keine Namen genannt werden, sondern die Struktur nach „Denkschulen“ und den handfesten Auswirkungen dieser, seit Beginn der Menschheit, vielfältigen Frage nach dem „Glück des Lebens“ und / oder nach einem „geglückten Leben“ in der Lebenspraxis und den Lebensumständen des Menschen). Dass hier Martin Luther eben auch philosophisch gewürdigt und aufgenommen wird, ist da nur konsequent. Denn grundlegend bereits besitzen Religion und Philosophie eine große Teilmenge in der Beschäftigung mit dem, was ein „gutes Leben“, ein „geglücktes Leben“ und was den „Sinn des Lebens“ an sich angeht. Das bis zur Aufklärung hin Philosophie zudem an sich untrennbar mit der Gottesfrage (und deren sehr verschiedener Beantwortung dieser) dann verbunden war, liegt in der Zeit selbst begründet. Noch eines aber leistet Precht, und das ist, neben dem Informationsgewinn des Lesers, ganz praktisch auch mit dem Leben in der Gegenwart verbunden. Denn am Ende ist alles mit allem verknüpft, wie die Ideen-Geschichte einzelner Philosophen durch die Zeiten hindurch immer wieder aufgenommen, neu gesponnen, anders beantwortet wurden und dabei durch aus Grundgedanken z.B. eines de Spinoza (Renaissance) über den Barock und den Idealismus bis heute noch in gewissen Teilen (vielleicht von manchen der „großen Geistern“ selbst gar nicht beabsichtigt) die Kultur prägen. Das nämlich „Philosophie“ zu nicht knappen Anteilen als „Selbstfindung“ betrieben wurde, dass auch damals in Person Spinozas einer, „der sich nicht anpasste“, schon notgedrungen andere Wege gehen musste und dies in der Person selbst wohl bereits angelegt war. Und dass „Philosophie unabdingbar glücklich macht“. Da sind klare Parallelen zu ziehen hin zur „positiven Psychologie“ unserer Tage und dem nachdrücklichen Hinweis an nicht wenigen Orten, dass Glück nur „Innen“ finden zu können und nicht „Außen“, wie es die Lebensweise der Gegenwart eher zu meinen scheint. Wie auch der „monistische“ Grundgedanke de Spinozas sich längst wieder aktualisiert hat und die lange scheinbar geltende Form des Dualismus zwischen „Seele und Leib“ eben nicht so unendlich feststehend begründet mehr im Raume steht, wie lange Jahrhunderte zuvor („Erkenntnis“ ist für Spinoza ein „körperlicher“ Vorgang“). Tiefe Gedanken, die, am Ende, einen nicht unerheblichen Teil der Grundlegung Sigmund Freuds dann beeinflussen („der Mensch ist kein Herr im eigenen Haus“). Philosophen als „Wegweiser“ für kulturelle Ausprägungen, für andere Denker und deren sich zuwendende und zugleich abgrenzende „neue“ Philosophen, das zeigt an jeder Stelle im Werk auf, dass Precht das große Ganze im Blick hat und eine Ideengeschichte verfasst, mit welcher dem Leser breite Zusammenhänge in bester Form nähergebracht werden. Dies zudem in einer Sprache, die es auch dem Laien ermöglicht, hochkomplexe und abstrakte System wie das von Whitehead zu verstehen und sich „eine Meinung“ zu bilden. Prechts Bände zur Philosophiegeschichte sind eine sprachlich glänzende Lektüre mit hohem Informationsgewinn, in denen alle Ebenen (von der Person über die Entwicklung deren Werkes hin zur Rezeption des Werkes) sich bestens und fundiert abbilden. Eingebettet immer und immer wieder in die „Zeit selbst“, die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, auf die jede konkrete Philosophie je reagiert (Philosophie findet ja nicht im „luftleeren Raum“ statt) und in nicht wenigen Teilen diese Entwicklungen auch befördert, verändert, Neuansätze aus dem Denken in die Tat hinein generiert. Ohne oberflächlich zu werden oder als „sprachverliebt“ gekennzeichnet zu verbleiben, denn Sprache ist auch in diesem Werk in bester Form „Transportmittel“ und nicht Selbstzweck. Eine hervorragende, überaus zu empfehlende Lektüre.

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